Protokoll der Sitzung vom 16.12.2009

Da hätte ich mir von Ihnen tatsächlich auch nur ansatzweise eine Aussage erwünscht, dass man sagen kann, das sind die Vorschläge hier in der Aktuellen Stunde, wie die FDP damit umgeht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Und, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, sehr geehrter Herr Minister Seidel, ich weiß, dass es gravierende Unterschiede bei wirtschaftspolitischen Überle

gungen auch zwischen der SPD und der CDU in diesem Land gibt, aber eins ist, glaube ich, uns allen gemeinsam: Wir versuchen tatsächlich, mit konkreten Vorschlägen – und da kann man auch darüber streiten, ob die immer hundertprozentig die Zustimmung des einen oder anderen finden –, wir versuchen, mit konkreten Vorschlägen dieses Land voranzubringen. Und wenn man das sieht, wie schwer wir es uns auch teilweise machen, die Aussagen auf der einen Seite vor dem Hintergrund der finanziellen Schwierigkeiten dieses Landes, ich denke jetzt nur mal zum Beispiel an eventuelle Hilfen für Hegemann auf der einen Seite, das sind konkrete Ansätze, wie man hier Wachstum beschleunigen kann, denn die Voraussetzung für Wachstumsbeschleunigung ist erst einmal, die Unternehmen, die es hier im Land überhaupt gibt, zu erhalten, Herr Kollege Roolf.

(Michael Roolf, FDP: Und die, die kommen wollen, nicht zu vergraulen.)

Aber so weit kommen wir nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Michael Roolf, FDP: Und die, die kommen wollen, nicht zu vergraulen, Herr Schulte.)

Herr Kollege Roolf, mir ist nicht bekannt – und ich weiß ja, worauf Sie anspielen, aber ich werde dieses Wort jetzt hier nicht in den Mund nehmen,

(Zuruf von Michael Roolf, FDP)

mir ist ja bekannt, worauf Sie anspielen –, aber mir ist nicht bekannt, dass es tatsächlich irgendeine Entscheidung in diesem Land gegeben hat, die konkret eine Investition verhindert hat, völlig egal, ob es Dong Energy oder irgendein anderes Unternehmen ist.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Es sind letztendlich die betriebswirtschaftlichen Überlegungen, die jeder Unternehmer für sich selber treffen muss. Und das, was Sie wollen, ist ja nicht politische Unterstützung für den einen oder anderen Investor.

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Was Sie wollen, ist, dieses Land zu einer Bananenrepublik zu machen,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

denn anders lässt sich nämlich nicht die Aussage deuten, dass Sie sich hier tatsächlich im Vorfeld, bevor also Verwaltungsverfahren endgültig beschieden sind, schon hinstellen und sagen, es ist letztendlich das Land, das einen Investor vergrault hat. Es ist nicht das Land, das diesen Investor vergrault hat,

(Zuruf von Hans Kreher, FDP)

weder diesen noch einen anderen. Denn wenn dem so wäre, dann würden woanders in der Bundesrepublik Deutschland nicht ähnliche Entscheidungen getroffen, wo andere Standorte tatsächlich nicht …

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Zuruf von Hans Kreher, FDP)

Herr Kollege Roolf, Ihre zum Glück doch relativ kurze Rede hat im Grunde nur eins offenbart: Der FDP fehlt jegliche Demut gegenüber der Realität. Und das Einzige, was Sie uns hier heute geboten haben, sind Allgemeinplätze ohne jegliche inhaltliche Perspektive.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Und, Herr Kollege Roolf, wir kommen noch zu dem sogenannten Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Deswegen möchte ich hier jetzt auch nicht auf die Ausführungen von Herrn Minister Seidel eingehen. Ich denke mal, dazu gibt es einen gesonderten Tagesordnungspunkt, und da wird das dann noch mal ausgiebig besprochen werden, ob das überhaupt – auch gerade für Mecklenburg-Vorpommern – Chancen für das Wachstum bringt.

Aber, Herr Minister Seidel, eine Anmerkung möchte ich mir in diesem Zusammenhang dann doch gönnen, gerade vor dem Hintergrund, dass Sie erklärt haben, dass eine der ersten Maßnahmen der neuen schwarzgelben Bundesregierung die Erhöhung des Schonvermögens für Hartz-IV-Empfänger wäre. Da kann ich Ihnen nur einen Artikel aus der „Süddeutschen“ empfehlen vom 15.10., weil Sie ja auch eben gesagt haben, man sollte in diesem Zusammenhang nicht immer von Klientelpolitik sprechen. Dieser Artikel steht unter der Überschrift „Ausgekochte Klientelpolitik“. Und wenn Sie den Artikel lesen, dann wird Ihnen eins deutlich werden: Es sind 0,5 Prozent aller Anträge – bundesweit – auf Hartz IV, die überhaupt nur wegen des Schonvermögens abgelehnt worden sind, 0,5 Prozent aller Anträge!

(Zuruf von Torsten Koplin, DIE LINKE)

Und es ist nicht der Grund, dass man den Hartz-IVEmpfängern tatsächlich etwas Gutes tun wollte, indem man das Schonvermögen erhöht hat, sondern der einzige Grund dafür ist, dass die Lebensversicherungen und die Lebensversicherungskonzerne

(Michael Roolf, FDP: Oh! Oh!)

tatsächlich in den letzten Jahren weniger, …

Das können Sie nachprüfen, Herr Kollege Roolf. Wenn Sie mir das nicht glauben, gucken Sie nach!

(Michael Roolf, FDP: Hören Sie auf!)

... in den letzten Jahren weniger Versicherungspolicen für Lebensversicherungen verkauft haben,

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

weil das nämlich tatsächlich gerade bei denjenigen, die noch nicht Hartz-IV-Empfänger sind, die Befürchtung war, dass das angerechnet wird. Das muss ich jetzt auch an die Kollegen von der CDU sagen.

(Harry Glawe, CDU: Ja, wir sind hier.)

Sie sind hier. Ich weiß das, Herr Glawe, Sie sind ja auch nicht zu übersehen.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der CDU, im Grunde tun Sie mir ja teilweise schon leid – und das ist jetzt wirklich nicht hämisch gemeint –,

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Nein, überhaupt nicht. Bei Ihnen ist es das ja grundsätzlich nicht.)

im Grunde tun Sie mir teilweise leid,

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Donnerwetter!)

weil Sie sich in Berlin eine FDP als Koalitionspartner an den Hals gebunden haben – ich glaube nicht mal,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Eine Liebesheirat war das.)

dass das der Wunschpartner von vielen CDU-Kolleginnen und -Kollegen ist –, die eine Politik machen, die letztendlich mit vielem von dem, was Sie wahrscheinlich selber auch für richtig halten, gar nicht mehr übereinstimmt. Und ich denke mir, dass das soziale Gewissen – und das hoffe ich auch –, dass das soziale Gewissen in der schwarz-gelben Koalition in Berlin durch Sie, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der CDU, das meine ich wirklich ernst,

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Aber, Herr Schulte, mit dem Koalitionspartner ist das immer so eine Sache.)

durch Sie in der schwarz-gelben Koalition in Berlin wesentlich deutlicher noch ausgeprägt wird, als das bisher der Fall war.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Ich denke mal, das würde der Bundesrepublik Deutschland insgesamt guttun und sicherlich auch MecklenburgVorpommern. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Vielen Dank, Herr Schulte.

Das Wort hat jetzt der Fraktionsvorsitzende der Fraktion DIE LINKE Herr Holter.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Roolf! Worüber reden wir eigentlich? Reden wir über Wachstum? Reden wir über Beschleunigung? Reden wir über Chancen? Reden wir über Mecklenburg-Vorpommern?

(Michael Roolf, FDP: Über ein Gesellschaftsbild, Herr Holter.)

Das ist richtig. Aber Ihnen fehlt es an Ideen und an Inhalten, und was Sie hier vorgetragen haben, ist einfach eine landespolitische Geisterfahrt.