Und das hat auch die Ursache in Ihrem krusen Familienbild, was Sie heute wieder deutlich gemacht haben.
3. Der Frauenanteil an den Hochschulprofessuren 2007 liegt in Mecklenburg-Vorpommern im unteren Drittel mit circa 15 Prozent.
4. Der Jungenanteil an den Abgängerinnen und Abgängern mit Hauptschulabschluss 2007 liegt in Mecklenburg-Vorpommern mit circa 68 Prozent nach Brandenburg auf Platz 2.
5. Der Frauenanteil an den Absolventinnen und Absolventen der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften 2007 in Mecklenburg-Vorpommern liegt im unteren Drittel mit circa 21 Prozent.
6. Der Frauenanteil an den absolvierten Habilitationen 2007 hat hier in Mecklenburg-Vorpommern den schlechtesten Wert von allen Bundesländern mit unter 20 Prozent.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, diese Statistiken geben vielfältig Auskunft über dringend notwendigen Handlungsbedarf auch hier in MecklenburgVorpommern und über Dinge, die bei uns positiv laufen und die wir natürlich fortsetzen sollten. Darüber hinaus zeigt seit 2008 die Internetplattform www.genderindex. de die Gleichstellung von Frau und Mann in 413 deutschen Kreisen und Städten.
Der Gender-Index ist ein bundesweites Messinstrument. Er wird anhand von 19 Indikatoren aus den Bereichen Ausbildung, Erwerbsleben und Partizipation ermittelt. Der Index wird ermittelt aus den Schulabgängern, den Erwerbspersonen, den Arbeitslosen, dem durchschnitt
lichen Bruttoverdienst und so weiter. Diese Angaben, nach Männern und Frauen in der Region aufgeschlüsselt, ergeben dann den sogenannten Gender-Index. Der Index, der daraus entsteht, zeigt die Unterschiede zwischen Frauen und Männern, und zwar immer bezogen auf die jeweilige Region. Je kleiner der GenderIndex, umso geringer sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Das heißt, es geht bei diesem Gender-Index lediglich um den Unterschied zwischen Männern und Frauen, und nicht um Aussagen zur absoluten Situation. Also bei der Arbeitslosenquote geht es zum Beispiel nicht darum, wie hoch diese Quote in einer kommunalen Gebietskörperschaft insgesamt ist, sondern darum, wie groß der Unterschied der Arbeitslosenquote von Frauen und Männern ist.
Dieser Gender-Index wurde von der Hans-Böckler-Stiftung zusammen mit dem Bundesamt für Bau- und Raumordnung erstellt und im November 2009 aktualisiert. Auf der Rangliste des Gender-Index 2007 stehen bundesweit die Landkreise Ludwigslust, Rügen und Nordwestmecklenburg auf den Plätzen 1 bis 3, der Landkreis Demmin hingegen auf Platz 122 der gesamtdeutschen Wertung.
Zudem veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit seit diesem Jahr monatlich den Bericht „Arbeitsmarkt in Zahlen – Frauen und Männer“.
Auch auf Landesebene ist eine geschlechterdifferenzierte Datenerhebung inzwischen Standard. Die Landesregierung hat 2002 in der zweiten Gleichstellungskonzeption festgeschrieben, dass personenbezogene Statistiken, die aufgrund von Landesrecht oder Entscheidungen des Landes erhoben werden, geschlechtsspezifisch erhoben werden müssen. Im Ergebnis dieses Vorgehens liegen immer mehr geschlechterdifferenzierte Daten zu den verschiedenen Politikbereichen vor.
Diese vorliegenden Erkenntnisse zu Ungleichgewichten zwischen Männern und Frauen, wie zum Beispiel aus dem Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland, sind nicht neu und waren bereits die Grundlage für die strategische Ausrichtung der Umsetzung der Gleichstellung von Frauen und Männern in der aktuellen Strukturfondsförderung in MecklenburgVorpommern. Maßnahmen und Projekte sind initiiert worden, die insbesondere auf eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt abzielen, zum Beispiel die Regionalstellen zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt in den Planungsregionen, also das Projekt „Impuls“ mit dem Ziel, in den Regionen für die Umsetzung der Gleichstellung in allen Förderbereichen zu sensibilisieren, oder das Verbundprojekt von DGB und Vereinigung der Unternehmensverbände, die Landeskoordinierungsstelle Girls’Day Mecklenburg-Vorpommern mit den Schwerpunkten Netzwerkarbeit zur geschlechtergerechten Berufsorientierung und der Ausbau und die Verknüpfung des Netzwerkes „Schule Wirtschaft“, zudem das Projekt „Aufstiegschancen für Frauen und Unternehmen durch Frauen“, in Trägerschaft die Agentur der Wirtschaft.
Ziel ist es, mit diesem Projekt zuerst einmal Strukturen zur Förderung von Frauen in Unternehmen zu schaffen. Zudem haben wir das Verbundprojekt aller Hochschulen und der beiden Universitäten im Land „Karrierewege für Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft M-V“ mit dem Ziel, den Frauenanteil in der Wissenschaft zu erhöhen – die aktuellen Zahlen haben wir gerade gehört –, das Studienwahlverhalten für Frauen zu erweitern und den Übergang in die Wirtschaft zu verbessern. Und nicht zuletzt gibt es das Projekt „Teilzeitausbildung im Handwerk“ in Trägerschaft der Handwerkskammer Schwerin mit dem Ziel, die Möglichkeit der Teilzeitausbildung sowohl bei den Auszubildenden als auch bei den Unternehmen publik zu machen und Handlungsempfehlungen und Unterstützungen zu geben.
Neben dem vorhandenen bundesweiten Datenmaterial ist es für die gleichstellungspolitische Arbeit im Land hilfreich, eine länderspezifische Zusammenstellung und Kommentierung zu haben. Mit den Sonderheften „Frauen in Mecklenburg-Vorpommern im Spiegel der Zahlen“, die vom Statistischen Landesamt 1994, 1997, 2000 und 2005, damals auch mit Ihrer Unterstützung, Herr Holter, erarbeitet worden sind, liegt diese vor. Eine Fortschreibung nach fünf Jahren ist angesagt, doch dazu bedarf es zusätzlicher Mittel und Ressourcen. Hier setzt der vorliegende Antrag aller demokratischen Fraktionen zielführend an. Darüber hinaus ist es wichtig, für die Themenfelder, für die die vorhandenen Daten nicht aussagekräftig sind, spezielle Untersuchungen vorzunehmen, die in die Tiefe gehen. Auch das greift der vorliegende Antrag auf.
Im Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium bei der Umsetzung der ESF-Richtlinie A.3.1. „Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ und aus den Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und dem Kompetenzzentrum „Vereinbarkeit Leben in M-V“ wurde deutlich, dass wir zu wenig darüber wissen, welche Hemmnisse insbesondere für junge Mütter, aber auch Väter bestehen, um gleichberechtigt am Erwerbsleben teilzuhaben und einer existenzsichernden Beschäftigung nachzugehen.
Sie werden es nicht glauben, Herr Pastörs, aber wir haben zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern auch unter den Alleinerziehenden zwölf Prozent Männer.
stehen vor besonderen Schwierigkeiten, am Erwerbsleben teilzunehmen. Dies resultiert unter anderem aus der Einstellung von Unternehmen gegenüber Müttern oder Vätern, die mit den konkreten Erfahrungen zum Beispiel mit einem familienbedingten Krankenstand, Ausfall in der Elternzeit oder auch in der Pflegezeit zu tun haben. Auch unter dem Aspekt des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sollte dieser Problematik nachgegangen werden. Sie haben dazu heute Morgen schon den Hinweis von Frau Tegtmeier erhalten.
Von 1991 bis 2006 verlor Mecklenburg-Vorpommern 60 Prozent seiner erwerbstätigen Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Bei den weiblichen Beschäf
tigten ist die Gruppe der Frauen zwischen 40 und 60 heute die weitaus stärkste, denn es fehlen vor allem Mütter und Frauen zwischen 20 und 40 Jahren.
Ich möchte noch einmal auf ein Problem aufmerksam machen, das ist nicht nur das Ergebnis von Abwanderung, sondern das ist auch Ergebnis des Pillenknicks aus den 70er-Jahren. Die waren einmal in den 90er-Jahren durchgewachsen, das heißt, wir hatten dort schon absolut gesehen weniger Frauen
im gebärfähigen Alter und das wiederholt sich natürlich auf einem entsprechenden Niveau nach 20 bis 25 Jahren immer wieder, sodass wir auch absolut gesehen, selbst wenn keine Abwanderung erfolgen würde, immer weniger Frauen im gebärfähigen Alter haben würden.
Stark angestiegen ist der Anteil Alleinerziehender an den Familienformen. Deren soziale Situation ist jedoch nicht homogen. Das betrifft sowohl das Alter der Kinder als auch das verfügbare Einkommen. Die größten Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt und mit der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung und Familienleben haben junge alleinerziehende Mütter ohne abgeschlossene Berufsausbildung mit Kindern unter zwölf Jahren, wie eine Studie des Kompetenzzentrums „Vereinbarkeit Leben in M-V“ ergab. In 60 Prozent der befragten Unternehmen war diese Gruppe überhaupt nicht vertreten, also Mütter, Frauen ohne Berufsabschluss mit Kindern unter zwölf Jahren waren so gut wie überhaupt nicht in einer Beschäftigung.
Auch der Bericht der Prognos AG zur Lebenssituation von Haushalten mit Kindern in Mecklenburg-Vorpommern macht deutlich, dass von den mit Abstand höchsten Kinderarmutsrisikoquoten jene Familien betroffen sind, in denen kein Elternteil einer Erwerbsarbeit nachgeht. Deshalb müssen wir herausfinden, woran es liegt, dass sie keine Erwerbsarbeit bekommen, und was wir dagegen machen können.
Und deshalb bitte ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen, stimmen Sie diesem überfraktionellen Antrag von SPD, CDU, DIE LINKE und FDP zu,
wodurch im Kontext mit den bereits genannten Berichten und Untersuchungen auch dem Antrag der Fraktion DIE LINKE, einen Gender-Report zu erstellen, letztlich Rechnung getragen wird und deshalb dem Antrag der Beschlussempfehlung des Sozialausschusses gefolgt werden kann. – Vielen Dank.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Stefan Köster, NPD: Ändern wird sich dadurch nichts. Träumen Sie mal schön weiter, Frau Dr. Seemann! Die Zahlen werden immer schlimmer.)
Im Ältestenrat wurde eine verbundene Aussprache mit einer Dauer von 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir zwei Vorbemerkungen: Die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer hinten auf der Tribüne konnten jetzt in ihrem Hiersein zweimal erleben, wie Parlamentarier miteinander umgehen. Im Tagesordnungspunkt vor dieser Debatte hat die Koalition in aller Eile ihre Abgeordneten vom Mittagessen hereingeholt, um einen Antrag der Fraktion DIE LINKE ablehnen zu können.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Raimund Frank Borrmann, NPD: Endlich mal ein offenes Wort.)
Im Gegenteil dazu erleben wir jetzt, dass es durchaus möglich ist bei diesem Tagesordnungspunkt, dass sich demokratische Fraktionen trotz Meinungsunterschieden zu einem gemeinsamen Handeln durchringen können, wenn der politische Wille vorhanden ist.
Und die zweite Vorbemerkung: Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frau Dr. Seemann hat eben nicht nur als Abgeordnete gesprochen,