Protokoll der Sitzung vom 07.07.2010

Die Damen und Herren Abgeordneten im Innenausschuss haben dann die kommunalen Vertreter erneut zweimal schriftlich und an insgesamt sechs Tagen persönlich zu Wort kommen lassen. Dass am Ende einer solchen Veranstaltung nicht alle Vorstellungen, die vorgebracht wurden, umgesetzt werden konnten, liegt dabei auf der Hand. Es gilt ja, eine Reform zu machen, die im gesamten Land Mecklenburg-Vorpommern auf Dauer starke und leistungsfähige Strukturen schafft. In allen diesen verschiedenen Anhörungs- und Diskussionsphasen wurden aber immer wieder zahlreiche Anregungen aufgegriffen, näher betrachtet und bewertet, intensiv das Für und Wider abgewogen. Viele neue Ideen haben jetzt ihren Niederschlag in dem Ihnen vorliegenden Gesetzentwurf gefunden.

(Toralf Schnur, FDP: Das sind so gut wie keine.)

Es ist doch ganz klar, jedes Modell einer neuen Kreisstruktur, auch das jetzige, hat nicht nur Vor- oder nur Nachteile, jedes Modell hat mehr oder weniger gute Seiten. Beim jetzt zur Abstimmung stehenden 6+2-Modell sind aber schlicht die Vorteile am größten und die Nachteile am geringsten. Deswegen ist dieses Modell für unser gesamtes Land Mecklenburg-Vorpommern auch das beste. Und infolge des jederzeit nachvollziehbaren und dokumentierten umfangreichen Abwägungs- und Diskussionsprozesses sowohl innerhalb der Regierung als auch innerhalb des Parlaments ist das Modell auch rechtssicher.

(Toralf Schnur, FDP: Das haben schon ganz andere gesagt.)

Meine Damen und Herren, für die Aufgabenzuordnung gilt genau dasselbe. Auch bei der Funktionalreform gibt es nicht die einzig richtige Lösung. Jeder Vorschlag – jeder! – stößt auf Befürworter und stößt auf Gegner. Ich will nicht verhehlen, dass ich mir persönlich und meiner Partei mehr Übertragungen gewünscht hätte. In einer solchen Situation sind in einer Koalition immer Kompromisse zu suchen. Wir haben in der Sache hart miteinander gerungen.

(allgemeine Unruhe – Toralf Schnur, FDP: Das kann man sich gar nicht vorstellen bei dem Ergebnis.)

Das Ergebnis, das jetzt auf dem Tisch liegt, ist ein guter Kompromiss.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Gabriele Měšťan, DIE LINKE)

Auch die Fähigkeit, Herr Ritter, im Dienst der Sache vernünftige Kompromisse schließen zu können,

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

gehört zum Team, zur Teamfähigkeit und zum Teamgeist. Das hat die Koalition bewiesen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das ist unglaublich! – Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Wenn also behauptet wird, die Regierung oder der Landtag oder beide hätten die Reform durchgepeitscht, man sei beratungsresistent gewesen, wir hätten keine alternativen Modelle diskutiert, es habe keinen Dialog ge geben oder Ähnliches, wie die in Zeitungen nicht nur in den letzten Tagen nachzulesenden Artikel, dann ist dieses schlicht Nonsens. Es ist nicht die Wahrheit. Im Fußball würde man sagen, es ist eine Schwalbe, und dafür würden Sie die Gelbe Karte bekommen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.)

Meine Damen und Herren, aber auch der Inhalt der beiden Gesetze ist ein ganz anderer als damals.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ihre Schwalbe fl iegt ziemlich tief, Herr Caffi er. – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja.)

Ich könnte hier zahlreiche Punkte nennen,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wie man an Nordvorpommern sieht, ist das ganz anders.)

will mich aber auf die großen Unterschiede konzentrieren.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja, ja, ja, ja, ja. – Peter Ritter, DIE LINKE: Ganz anders, ganz anders.)

Statt nur noch fünf Großkreise, in die auch eine Stadt wie Rostock mit 200.000 Einwohnern eingekreist worden wäre, wird es künftig sechs Landkreise und zwei kreisfreie Städte geben.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Donnerwetter! – Peter Ritter, DIE LINKE: He!)

Es gibt keinen Landkreis, Herr Ritter, der 7.000 Quadratkilometer groß ist.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sechs Monsterkreise! Sechs Monsterkreise! – Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Der größte Landkreis, die Region um die Müritz, soll nach der von der beteiligten Kommune vehement geforderten Aufnahme der Hansestadt Demmin

(Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Toralf Schnur, FDP)

und der Gemeinden des Amtes Demmin-Land rund 5.074 Quadratkilometer sein.

(allgemeine Unruhe – Toralf Schnur, FDP: Ja.)

Ziel der Aufgabenübertragung der Kreise ist es eben nicht, dass das Land möglichst viel an Aufgaben und Personal abwälzen kann. Nicht die Menge steht im Vordergrund, sondern der Anspruch, den die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft an die Verwaltung haben. Diejenige Behörde soll eine Aufgabe wahrnehmen und durchführen, die dieses am besten und auch am kostengünstigsten kann. Dies hat hier seinen Eingang gefunden.

(Zurufe von Peter Ritter, DIE LINKE, und Toralf Schnur, FDP)

Ich denke, dieser Eingang wird auch Bestand haben, denn in Zukunft wird natürlich diese Übertragungsfrage ein weiterer fließender Prozess sein und ist nicht ausschließlich am heutigen Tag damit abgeschlossen.

(Toralf Schnur, FDP: Das geht den Bach runter, ja.)

Neben diesen maßgeblichen Unterschieden zum Verwaltungsmodernisierungsgesetz will ich hier auch kurz noch einen weiteren wesentlichen Inhalt benennen: Wir schaffen eine neue kreiskommunale Struktur, die auf Dauer die notwendige Leistungskraft besitzt,

(Toralf Schnur, FDP: Ach!)

auch mit den veränderten Rahmenbedingungen – das kann keiner wegdiskutieren, dass die sich verändern – zurechtzukommen.

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

„Wir schaffen jetzt“, und jetzt darf ich mal mit den Worten des Leitbildes zitieren, „nachhaltig tragfähige und effiziente Verwaltungsstrukturen und erhalten und stärken dabei die ganz überwiegend ehrenamtlich ausgeübte kommunale Selbstverwaltung.“ Zitatende.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das glauben auch nur Sie.)

Die Landkreise und auch die eingekreisten Städte können ganz erhebliche Einsparungen erzielen und dabei ihre Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger und für die Wirtschaft in einer besseren Qualität erbringen.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Nicht zuletzt das Gutachten des Landesrechnungshofes zeigt auf, dass in den bestehenden Strukturen,

(Toralf Schnur, FDP: Das war qualitativ kaum zu überbieten.)

gerade wegen der Kleinteiligkeit, die wir derzeit haben, viele Einsparungen nur dann nötig wären, wenn man erhebliche Qualitätseinbußen in Kauf nehmen würde.

Dies kann doch in diesem Hause nicht ernsthaft jemand wollen.

Meine Damen und Herren, kein heutiger Kreissitz wird zum Verlierer der Reform. Natürlich gibt es Städte, die künftig nicht mehr die Bezeichnung „Kreisstadt“ führen werden, und selbstverständlich wird dies auch vor Ort, dort, wo das nicht mehr ist, als Verlust empfunden. Aber auch weiterhin werden diese Städte doch Sitze von Teilen der Kreisverwaltung sein, werden Außen- oder Nebenstellen beherbergen.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Keiner der neuen Landkreise wird am Sitz der neuen Kreisverwaltung neue große Gebäude errichten können.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Die hierfür notwendigen überschüssigen Finanzmittel müssen sich die neuen Kreise ja erst einmal erwirtschaften.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Von mir als Innenminister wird es jedenfalls keine Kreditgenehmigung und schon gar keine Sonderbedarfszuweisung dafür geben.