Protokoll der Sitzung vom 24.09.2015

(allgemeine Unruhe – Barbara Borchardt, DIE LINKE: Immer rum um den Bauch.)

Also ich denke, der Ministerpräsident von Bayern tritt in letzter Zeit häufiger mit merkwürdigen Vorschlägen in Erscheinung. Und auch dies ist etwas, wo ich denke, das Streikrecht erster und zweiter Klasse gibt es nicht.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Da finde ich es ziemlich zweifelhaft zu sagen, also für die Daseinsvorsorge doch bitte nicht.

Wir haben vorhin schon diskutiert, und gerade wenn Sie auf die Kinderbetreuung kommen, da haben wir leider so viele unterschiedliche Träger. Ich würde mich natürlich freuen, wenn das wieder eine kommunale Aufgabe ist

(Burkhard Lenz, CDU: Wer zahlt das denn zum Schluss eigentlich alles?)

und wir nicht darüber diskutieren, inwiefern eine Privatisierung das billiger macht. Denn niemand streikt freiwillig, alle haben Gründe. Und warum die Lokführer gestreikt haben, jetzt die Kita-Erzieherinnen oder auch Sky oder andere – die haben Gründe dafür. Die haben vorher …

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Die sozialen Standards in der Bundesrepublik Deutschland sind alle ohne Streiks gekommen, die fallen alle vom Himmel.)

So, und von daher, denke ich, brauchen wir jetzt hier nicht viel zu reden. Ich hoffe aber – und darauf habe ich keine Antwort bekommen – zu erfahren, wie sich jetzt die Landesregierung dazu positioniert. Ich habe zwar Herrn Brod

korb gehört in Vertretung von Frau Hesse, das ist bekannt, aber – …

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU)

Nun hört mir doch mal zu, liebe CDU!

(Unruhe bei Torsten Renz, CDU)

… Herr Brodkorb, Entschuldigung, ich hatte Sie nicht gesehen – dann ist schon zu fragen: Wie agiert jetzt die Landesregierung? Die Argumentation, dass das im Bundesrat wahrscheinlich sowieso nicht durchkommt,

(Torsten Renz, CDU: Das kommt gar nicht an.)

ist ein bisschen dünn.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: So wie die Rede von Herrn Renz.)

Es geht hier darum, wie die Landesregierung zu diesem Vorschlag steht. Ich habe das zwar gehört von Herrn Brodkorb für Frau Ministerin Hesse – ich finde es auch gut, dass sie sich eindeutig positioniert –, bei der CDU war das ein Schlingerkurs.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Ich würde das gerne hier noch mal hören. Sie haben ja noch ein bisschen Redezeit und vielleicht können Sie uns das kundtun.

Wir werden dem Antrag zustimmen, denn es gibt kein Streikrecht erster und zweiter Klasse.

(Torsten Renz, CDU: Oh, das ist Polemik!)

Ich denke, auch gerade zu DDR-Zeiten,

(Torsten Renz, CDU: Das ist Polemik!)

gab es so etwas nicht. Ich denke, das ist ein hohes Gut. Wir Bündnisgrünen werden immer dafür einstehen, dass es kein Streikrecht erster und zweiter Klasse …

(Torsten Renz, CDU: Blanke Polemik!)

Das ist es überhaupt nicht! Wir stehen dazu. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der SPD der Abgeordnete Herr Schwarz.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir als SPD sind natürlich auch gegen ein Zweiklassenstreikrecht.

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Herr Foerster, das sind wir. Trotzdem werden wir Ihren Antrag ablehnen. Ich glaube, Minister Brodkorb hat das hier umfassend dargelegt,

(Henning Foerster, DIE LINKE: Umfassend!)

warum wir ablehnen. Ich glaube, auch Herr Renz ist auf einige Punkte, die ich nicht hundertprozentig teile, eingegangen.

(Henning Foerster, DIE LINKE: Waren es drei oder fünf Sätze?!)

Wie die Mehrheiten im Bundesrat sein werden, Herr Foerster, das ist klar: Der wird keine Mehrheit finden.

Bleibt noch zu sagen: Die SPD steht zur Tarifautonomie. Der Streik ist ein legitimes Recht des Arbeitskampfes, aber es muss natürlich auch, ich sage mal, mit Augenmaß und mit Verantwortung mit diesem Instrument umgegangen werden. Es darf nicht dazu führen, dass sich Einzelne dadurch profilieren. Das Tarifeinheitsgesetz, was auf den Weg gebracht worden ist, hat seine Wirkung noch nicht entfaltet.

(Henning Foerster, DIE LINKE: Es wird kassiert in Karlsruhe. Das werden Sie erleben.)

Wir sollten sehen, wie es die Wirkung entfalten wird. Wir lehnen den Antrag ab. – Danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der NPD der Fraktionsvorsitzende Herr Pastörs.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Streikrecht in Deutschland ist, ins Verhältnis gesetzt zu den Möglichkeiten des Streiks in anderen europäischen Ländern, ein ähnlich strukturiertes, aber im Vergleich ein sehr wenig genutztes Mittel der Arbeitnehmerschaft, in einen Arbeitskampf zu treten. Das ist erst mal festzustellen, dass das zunächst einmal eine hohe Einsicht in die Verantwortung der Gewerkschaften in Deutschland ist. Das ist so.

Wir haben – im Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland – ganz klar in Deutschland eine ganz andere Streikkultur. Das hat uns in Deutschland historisch betrachtet einen großen Vorteil gebracht in den letzten 30/40 Jahren. Das Problem scheint mir auch nicht zu sein – und das ist leider in Ihrem mündlichen Beitrag, Herr Foerster, nicht so richtig deutlich geworden –, dass es hier ein Streikrecht erster oder zweiter Klasse gibt.

Ich glaube, das ist die falsche Diktion. Ich glaube, besser würde man es beschreiben mit: Es gibt die Notwendigkeit, in ganz bestimmten Bereichen unseres staatlichen Lebens dafür zu sorgen, dass der Betrieb weiterlaufen kann, wenn er weiterlaufen muss. Dann muss auch der Staat die Möglichkeit haben, gesetzliche Bestimmungen zu erlassen, sodass in ganz bestimmten Bereichen – ich denke an Krankenhäuser, ich denke durchaus auch an wichtige Transportaufträge, die der Staat sicherzustellen hat – der Verkehr funktioniert und so weiter. Dann muss man darüber reden.

Wenn man das aber sozialistisch-links überfrachtet, indem ich sage „Erste-Klasse-Streikrecht und ZweiteKlasse-Streikrecht“, dann bringe ich in die Diskussion von vornherein so viel Ideologie, die einer vernünftigen Lösung vielleicht abträglich sein könnte. Insofern verstehe ich das Ansinnen der LINKEN sehr gut. Ich möchte einigen Punkten, die Sie genannt haben, überhaupt nicht widersprechen, weil das auch für die Nationalopposition

vernünftig klingt. Dennoch ist das Wesentliche für uns nicht das, was Sie hier vorgetragen haben, sondern das Wesentliche, worum sich DIE LINKE kümmern sollte – ihr seid doch die Vertreter der „immer vorwärts“ – …

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wir brauchen doch keine Ratschläge von Ihnen, Herr Pastörs. – Peter Ritter, DIE LINKE: Das können Sie sich sparen, Herr Pastörs.)

Ich rede nicht mit dem Flegel Herrn Dr. Nieszery,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Karl Martell.)

sondern ich rede gerade zu Herrn Foerster,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Dummes Gerede da vorne!)