Protokoll der Sitzung vom 16.12.2015

Und nirgendwo …

Wissen Sie, also wissen Sie, Herr Kollege Holter, erst machen Sie als Opposition in der Haushaltsdebatte totale Arbeitsverweigerung – ich finde es schon schwierig, dass in der Sternstunde des Parlamentes nicht einmal mehr der große Oppositionsführer redet, sondern Sie schicken hier Frau Rösler nach vorne – und jetzt keifen Sie die ganze Zeit dazwischen! Nutzen Sie Ihre Redezeit, stellen Sie Ihre Konzepte vor! Bisher haben Sie nur schlechtgeredet, was wir Ihnen auf den Tisch gelegt haben. Das ist die Wahrheit, meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Peter Ritter, DIE LINKE: Haben Sie bei der Ersten Lesung nicht zugehört, oder was?)

Ich finde, man kann nirgendwo eindrucksvoller sehen als in Mecklenburg-Vorpommern, wie der Unterschied in der Haushaltspolitik ist. Ich habe jetzt keine Lust, die anderen Bundesländer, wo Sie an der Regierung beteiligt sind, aufzuzählen. Das können Sie selber machen, das können Sie sich ansehen, Sie können sich auch die Haushaltslage ansehen. Da sehen Sie, mit welchen katastrophalen Ergebnissen man dort zum Teil zu kämpfen hat.

Sie werfen uns immer vor – so wird das ja behauptet, aber wahrscheinlich haben Sie da Erfahrungen aus Ihren Bundesländern oder aus Ihrer Regierungszeit –, dass der Haushalt einfach so vom Finanzministerium aufgestellt, danach von der Staatskanzlei abgenickt und dann den Regierungsfraktionen mit der Ansage auf den Tisch geworfen wird: Bitte sofortige Zustimmung ohne Änderungswünsche! Ich sage Ihnen, das ist Gott sei Dank in Mecklenburg-Vorpommern anders, weil die Regierungsfraktionen sehr, sehr frühzeitig in die Erarbeitung des Haushaltes eingebunden sind.

(Zuruf von Jeannine Rösler, DIE LINKE)

Für meine Fraktion gilt, Sparen verlangt Mut und Disziplin, aber es ist trotzdem kein Verzicht auf politische Gestaltung.

(Peter Ritter, DIE LINKE: So ist es.)

Wenn Sie dort ein anderes Zeichen dazwischensetzen, dann, lieber Herr Holter, ist das Ihr Problem. Unser Problem, das von den Regierungsfraktionen ist es jedenfalls nicht. Ich sage Ihnen, welche fünf Prämissen wir als CDU uns auf die Fahnen geschrieben haben. Das haben wir, glaube ich, mit dem Koalitionspartner ganz vernünftig hingekriegt, obwohl er zum Teil auch andere Prämissen gesetzt hat.

Erstens. Wir fördern Forschung, Entwicklung und Innovation.

Zweitens. Wir stärken den Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandort.

Drittens. Wir setzen auf Infrastrukturausbau und unterstützen die Kommunen, Frau Kollegin Rösler.

(Jeannine Rösler, DIE LINKE: Aber nicht genug.)

Viertens. Wir kümmern uns um die innere Sicherheit.

Und fünftens. Wir investieren so viel Geld in die Bildung, wie wir es seit zweieinhalb Jahrzehnten nicht mehr getan haben.

Das ist der politische Wille, der heute in Zahlen gegossen bei Ihnen auf dem Tisch liegt.

(Beifall Egbert Liskow, CDU)

Da hätte ich von Ihnen als Opposition erwartet, dass Sie Ihrer verfassungsrechtlichen Aufgabe nachkommen und hier eigene Konzepte vorlegen!

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sie liegen doch vor, unsere Änderungsanträge! – Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist so ein Blabla! Mal ein konkretes Beispiel! Bla, bla, bla.)

Alles nur zu kritisieren, was wir Ihnen vorgeschlagen haben, ist das Leichteste, was man sich vorstellen kann. Dann legen Sie uns ein paar hinterwäldlerische Anträge vor, Herr Kollege Ritter,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Hinterwäldlerische Anträge! Beispiele! Konkretes Beispiel!)

die sich ganz genau,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Beispiel!)

die sich ganz genau um zwei Prozent, um zwei Prozent des Landeshaushaltes drehen. Das sind Ihre Gesamtmaßnahmen, die Sie hier vorgelegt haben!

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist doch Quatsch! Sie kriegen keinen hinterwäldlerischen Antrag von uns.)

Das heißt, liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen, wir dürfen uns heute über 98 Prozent Zustimmung der Opposition zu unserem Haushalt bedanken. Herzlichen Dank, liebe Opposition!

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Zuruf von Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Übrigens, das Beste daran ist, dass wir über unsere Konzepte reden, und da weiß ich ja, dass Ihnen das die Zornesröte ins Gesicht treibt.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE und Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Bilden Sie sich mal nicht zu viel ein, Herr Kokert!)

Das machen wir ohne Zank und Streit nach außen. Diese Koalition macht das ohne Zank und Streit nach außen. Wir regeln das im Koalitionsausschuss, wir regeln das im Kabinett und wir regeln das bei den regelmäßigen Treffen, die wir als Koalition einfach haben.

(Zuruf von Regine Lück, DIE LINKE)

Deshalb neigen Sie ja,

(Peter Ritter, DIE LINKE: An den Ausschüssen vorbei! An den Ausschüssen vorbei!)

und deshalb neigen Sie ja dazu, quasi hilflos vor dem Haushalt zu stehen und nicht so richtig zu wissen, was Sie damit anfangen sollen, weil es ein guter Haushalt ist, weil er in der Öffentlichkeit ausdiskutiert ist, weil die meisten Menschen in unserem Land Ihre Panikmache eben nicht teilen. Und deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition, fordere ich Sie nachhaltig auf, Ihre sogenannten Haushaltspakete, die aus meiner Sicht bestenfalls vielleicht kleine Telegramme sind,

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich komme gleich noch dazu, Herr Kokert.)

doch zukünftig mal daraufhin zu überprüfen, welches Gewicht die denn in einem 7,8-Milliarden-Haushalt des Landes tatsächlich haben.

Meine Damen und Herren,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Was ist denn das mit 9.000 Euro für einen Elektromotor? Das ist noch nicht mal eine Briefmarke.)

und, meine Damen und Herren, nach Vorlage des Haushaltes hat das Finanzministerium für Fragen, Probleme und Anregungen der Abgeordneten aus den unterschiedlichen Wahlkreisen ein offenes Ohr gehabt. Und wissen Sie, dazu bekenne ich mich,

(Heiterkeit bei Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ja, ha, ha! Das offene Ohr war zu!)

dazu bekenne ich mich ganz ausdrücklich, dass der Haushaltsgesetzgeber,

(Jeannine Rösler, DIE LINKE: Ein offenes Ohr sollten Sie für Kinder und Jugendliche haben!)

dass der Haushaltsgesetzgeber nach Vorlage durch die Regierung auch noch eigene Akzente setzt.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Das hat doch Frau Polzin schon geschaffen gehabt. – Heiterkeit und Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Das Einzige, was Sie daran zu bemängeln haben, Frau Kollegin Borchardt, ist, dass Sie wahrscheinlich die Sorge haben, dass Sie bei der Übergabe der Fördermittelbescheide nicht eingeladen werden.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ja.)

Das ist, glaube ich, das Einzige, was Sie zu bemängeln haben,

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ja.)

denn ich glaube, alle Projekte, die wir Ihnen hier vorgeschlagen haben,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wie albern sind Sie denn? Wie albern sind Sie?)

sind sehr vernünftig,