Protokoll der Sitzung vom 10.06.2016

Lehrerinnen und Lehrer haben bei politischen Debatten im Unterricht

(Torsten Renz, CDU: Das war auch Schnappatmung eben.)

auch noch die Aufgabe, auszugleichen und zu moderieren, kurz, pädagogisch tätig zu sein.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Bürden wir ihnen hier eine Doppelrolle auf,

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

so sind es eben sehr ungleiche Voraussetzungen für die Darstellung kontroverser Positionen,

(Egbert Liskow, CDU: Das ist eine Sauerei.)

denn das Problem ist, sobald unterschiedliche Seiten einer Kontroverse sichtlich ungleich behandelt werden,

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

besteht die Gefahr, dass die Kontroverse eben nicht umfassend behandelt wird.

Ich zitiere dazu weiter aus dem Beutelsbacher Konsens:

(Vincent Kokert, CDU: Dann sagen Sie doch mal Ihre Meinung! – Andreas Butzki, SPD: Hat der Referent aufgeschrieben.)

„… wenn unterschiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen, Optionen unterschlagen werden, Alternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indoktrination beschritten“.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Diese Gefahr besteht bei der vorliegenden Vereinbarung, die das Bildungsministerium mit der Bundeswehr geschlossen hat, leider.

(Torsten Renz, CDU: Lassen Sie eine Frage zu, dann wird sich das aufklären!)

Letztlich ist auch das Überwältigungsverbot im Beutelsbacher Konsens berührt, denn bestimmte Standpunkte nicht darzustellen, ist gleichbedeutend damit, ihre Darstellung als unerwünscht einzustufen. Und genau das passiert mit der bestehenden Vereinbarung. Zahlreiche Akteurinnen und Akteure, die sich mit aktuellen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik intensiv befassen, müssen sich doch fragen, warum ihr Wissen im Gegensatz zu dem Wissen der Bundeswehr nicht gefragt ist, warum die Ergebnisse ihres Engagements weniger wert sind. Eine offene und vielfältige Gesellschaft kann und muss es sich leisten, zu dieser Vielfalt zu stehen.

Frau Berger, gestatten Sie eine weitere Anfrage des Abgeordneten Dahlemann von der SPD-Fraktion?

(Torsten Renz, CDU: Sie hat ja noch gar keine gestattet.)

Es gilt da das Gleiche.

(Vincent Kokert, CDU: Herr Dahlemann steht Ihnen näher.)

Hören Sie mir mal bis zum Ende einfach zu – Ihre Redezeit ist, glaube ich, viermal so lang wie meine –

(Torsten Renz, CDU: Woran liegt denn das?)

und dann gucken wir weiter.

Schule soll in wissenschaftliche Herangehensweisen und wissenschaftliche Problembetrachtung einführen. Wissenschaftlichkeit bedeutet immer, ausgewogene Betrachtung unterschiedlicher Standpunkte und Positionen, ein Diskurs, dessen Ergebnis nicht von vornherein feststeht, eine Kultur des engagierten Streits und der fairen Debatte.

(Torsten Renz, CDU: Der Einstieg war gut, aber jetzt fällt es ab.)

Was Ziffer II des Antrags anbelangt, möchte ich noch mal darauf eingehen, was mein Kollege, der Abgeordnete Johannes Saalfeld, bereits im Jahr 2013 zu dem Antrag der LINKEN schon gesagt hat. Den würde ich gerne noch mal in Erinnerung rufen.

(Torsten Renz, CDU: Die Zeit können wir einsparen. Lassen Sie lieber Zusatzfragen zu!)

„Öffentliche Mittel, gleich welcher Art“,

(Torsten Renz, CDU: Das kennen wir schon. Lassen Sie mich lieber was fragen!)

„sollten ausschließlich für zivile Forschungsprojekte an Hochschulen verausgabt werden.“

(Udo Pastörs, NPD: Blödsinn!)

„Dies ist ein Gebot des Humanismus und vor allem der Transparenz“,

(Udo Pastörs, NPD: Absoluter Blödsinn!)

„denn ich vermute, dass viele hier im Hohen Haus bei der Verabschiedung des letzten Landeshaushalts … davon ausgegangen waren, dass die bewilligten Mittel“, die den Hochschulen zur Verfügung gestellt werden, eben „nicht zur militärischen und wehrtechnischen Forschung eingesetzt werden.“

(Egbert Liskow, CDU: Reden Sie doch nicht so einen Müll da vorne!)

„Wäre stattdessen ein Haushaltstitel für solche fragwürdigen und umstrittenen Forschungsvorhaben explizit im Landeshaushalt eingestellt worden, dann hätten wir sicherlich eine veritable Auseinandersetzung hier im Landtag, in den Medien und in der gesamten Öffentlichkeit erlebt.

Die Gefahr, dass öffentliche Mittel des Landes direkt oder indirekt in drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte fließen könnten, ist in der Realität sehr groß, denn Drittmittelforschung profitiert immer von der staatlichen Grundausstattung vor Ort. Das fängt mit der Arbeitszeit von wissenschaftlichen Angestellten an, wenn sie einen Drittmittelantrag schreiben“ und endet mit der Nutzung vorhandener Geräte.

„Eine weitere Gefahr sehe ich in der gewollt engen Verzahnung von Lehre und Forschung an den Hochschulen. Die Inhalte der Forschung sollen ja in die Lehre übergehen. Ich bin aber davon überzeugt, dass Studierende, die sich explizit für wehrtechnische Lehre und Forschung interessieren, genügend Möglichkeiten in Deutschland haben, ihren Interessen nachzugehen.“

(Andreas Butzki, SPD: Genau.)

„Es gibt schließlich die beiden Bundeswehruniversitäten in München und Hamburg. Dagegen sind wir dem Vertrauensschutz derjenigen Studierenden verpflichtet, die an eine zivile Universität gegangen und nicht an wehrtechnischer Forschung interessiert sind.“

(Udo Pastörs, NPD: Diese Trennung ist gar nicht möglich. – Torsten Renz, CDU: Findet diese Trennung denn statt in Mecklenburg-Vorpommern? Dann bitte konkrete Beispiele!)

Da komme ich gleich noch drauf, Herr Renz.

„Meine sehr geehrten Damen und Herren, an immer mehr Hochschulen in Deutschland wird die Einführung einer Zivilklausel diskutiert.“

(Torsten Renz, CDU: In Baden-Württemberg auch?)

„Dies entspricht auch der akademischen Tradition“,

(Torsten Renz, CDU: In Baden-Württemberg auch?)

„sich nach Albert Einstein und Wernher von Braun mit Technologiefolgeabschätzungen unter ethischen Dimensionen des Forschungsbetriebes“

(Torsten Renz, CDU: Was ist mit Baden-Württemberg?)

„aktiv auseinanderzusetzen.“