Inzwischen ist aber ein Fünftel der Legislatur vergangen und es wird langsam Zeit, dass wir auch Taten sehen.
(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Nicht nur ankündigen.)
(Dr. Margret Seemann, SPD: Sie müssen das auch mal zur Kenntnis nehmen. – Egbert Liskow, CDU: Machen Sie doch mal!)
nun aber zu unserem Antrag: In der Begründung unseres Antrages, der Ihnen durch die Kollegin Gajek vorgestellt wurde, können Sie lesen: „Erste Ansätze zu einer Akademisierung der Erzieherinnen-/Erzieherausbildung, wie sie im europäischen Ausland die Regel ist, gehen über das Experimentierstadium kaum hinaus.“ Das wollen wir ändern.
die Anerkennung pädagogischer Vorkenntnisse und Qualifikation zu verbessern. Ebenso wollen wir, dass hier zusätzliche Kapazitäten der Hochschulausbildung geschaffen werden. Wichtig ist das auch aus einem Grund, der für unser Land stark an Bedeutung zunimmt: nämlich der grenzüberschreitende Austausch von Bildung und Ideen. Das gemeinsame Fundament Europas ist ein kulturelles. Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir die unterschiedlichen Wege zur beruflichen Qualifikation für Erzieherinnen und Erzieher, die es in Europa gibt, auch anerkennen.
Derzeit ist es leider häufig so, dass dies eine nicht unerhebliche Hürde darstellt. Ich möchte gern erläutern, weswegen es so wichtig ist, dass wir der grenzüberschreitenden Anerkennung der Abschlüsse stärkere Beachtung schenken. Dafür brauche ich gar nicht in weite Ferne zu schauen, ich kann Ihnen aus meinem Landkreis Vorpommern-Greifswald berichten. In seinem kürzlich veröffentlichten aktuellen Bildungsbericht formuliert der Kreis mehrere Ziele für die künftige Entwicklung in den Bereichen Bildung und Erziehung. Eines davon ist ein durchgängiger Erwerb der polnischen Sprache vom Kindergarten bis zur Hochschule
Die Bedingungen für Zuwanderung, vor allem aus den angrenzenden Regionen Polens, wie der Stadt Stettin und ihrem Umland, sollen erleichtert werden.
Bekanntlich beklagen wir alle die demokratische Entwicklung, die Mecklenburg-Vorpommern große Probleme bereitet
und haben dazu ja auch eigens eine Enquetekommission eingerichtet. Da müssen wir auch fragen, wie wir den negativen Aspekten der demografischen Entwicklung auch im Bereich der frühkindlichen Erziehung entgegenwirken wollen.
Ein Weg dazu ist, wie können wir die Zuwanderung derer begünstigen, die bereit und in der Lage sind, unsere demokratischen Lücken zu schließen.
Im aktuellen Bildungsbericht des Landkreises Vorpommern-Greifswald wird dies lobenswerterweise ausdrücklich erwähnt. Wenn sich das Leben in Grenzregionen positiv auf die regionale Entwicklung auswirken soll, brauchen wir bessere Bedingungen für den Fremdspracherwerb von Kindesbeinen an. Wir brauchen mehr Zweisprachigkeit in vielen Berufsfeldern. Anfangen müssen wir dabei aber bei der frühkindlichen Bildung und im vorschulischen Bereich, denn dass der Erzieher und die Erzieherin Bildungsberufe ausüben, wagt heute zum Glück niemand mehr zu bezweifeln.
Diese Förderung zweisprachiger Kompetenz durch möglichst viele Personen, die als Vorbilder agieren, muss die gesamte Bildungslaufbahn umfassen. Wie könnte das nun besser gefördert werden, als durch den internationalen Austausch? Genau da hakt es aber nun in der Praxis.
Wir haben in Europa große Unterschiede in den Ausbildungswegen von Erzieherinnen und Erziehern. Natürlich gibt es auch unterschiedliche Auffassungen vom Charakter der erzieherischen Tätigkeit. Das alles ist nichts Schlimmes. Was wir brauchen, ist nur etwas mehr Mut und Bereitschaft, den in anderen Ländern auf anderen Wegen erworbenen Abschluss und die Qualifikation auch unbürokratisch anzuerkennen.
An dieser Stelle erkennen wir übrigens am deutlichsten, weswegen es so wichtig ist, dass wir gleichzeitig auch die Ausbildung zum Erzieher und zur Erzieherin auf ein stärkeres wissenschaftliches Fundament stellen wollen. Denn wie sieht die Ausbildung in den Nachbarländern aus? Schauen wir nach Schweden: Da ist die vorschulische Erziehung ein akademisches Berufsfeld – zu absolvieren ist ein Hochschulstudium. Schauen wir nach Polen: Dort ist die vorschulische Erziehung ein akademisches Berufsfeld – zu absolvieren ist ein Hochschul- studium.
Die aktuelle Praxis in Deutschland wird in wissenschaftlichen Publikationen dagegen oftmals eher kritisch gesehen. Die Recherche führt da unter anderem zu folgenden Sätzen, ich zitiere Martin Textor, ein Pädagoge und Psychologe: „In Deutschland und Österreich erhalten die Erzieher/innen eine Ausbildung auf dem formal niedrigsten Niveau, dies betrifft auch die Eingangsvoraussetzungen.“ Zitatende. Kritisiert werden dort zum Beispiel: die fehlende Durchlässigkeit des Systems, die geringe Anzahl von Hochschulabsolventinnen, die eingeschränkte Möglichkeit am europäischen Arbeitsmarkt, die fehlende Verknüpfung von Ausbildung und Forschung.
Will eine deutsche Erzieherin in ein anderes europäisches Land ziehen, kann sie dort bestenfalls als Erzie- herassistentin arbeiten. Um das zu ändern, finden Sie die entsprechenden Hinweise in unserem Antrag.
Wie ergeht es aber andersherum ausländischen Erzieherinnen, die ihren Lebensmittelpunkt nach MecklenburgVorpommern verlegen und hier arbeiten wollen, zumal im gesamten Land Erzieherinnen fehlen?
Häufig bekommen die durch ihren Hochschulabschluss zweifelsohne sehr gut qualifizierten polnischen Erzieherinnen und Erzieher in Mecklenburg-Vorpommern gesagt, es fehle ihnen an der nötigen Qualifikation.
Gemeint ist dann die sprachliche Qualifikation. Hier sehen wir, wo der Wille ist, eine Barriere zu schaffen, findet sich auch ein Weg.
Denn eigentlich müssen wir uns doch fragen, wie wir die bürokratischen Hürden bei der Anerkennung ausländischer Erzieherabschlüsse abbauen können. Wo sind da die Anreize zur Verbesserung der mehrsprachigen Kompetenz? Wo ist die Anerkennung der fremdsprachlichen Kenntnisse? Wo ist der Wille, die Herausforderungen und Potenziale, die das Leben in Grenzregionen mit sich bringt, an diesem Punkt ernst zu nehmen?
(Michael Andrejewski, NPD: Wir schaffen Deutsch ab, das vereinfacht die Sache. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)
Wir legen mit unserem Antrag Vorschläge vor, wie wir den Beruf der Erzieherin und des Erziehers weiterentwickeln können. Wir fangen nicht bei null an. Viele positive Beispiele gibt es in den Nachbarländern. Dort können wir sehen, wo wir ansetzen können.
Wir wollen eine fundierte wissenschaftliche Basis an einer Stelle, an der ganz bedeutende Grundlagen gelegt werden, Grundlagen, die wesentlich sind für die Entwicklung aller Menschen und der Gesellschaft, in der sie leben.