Protokoll der Sitzung vom 07.12.2012

Neu ist allerdings, dass auch Informationen gegeben worden sind an die Untersuchungsausschüsse in anderen Landtagen. Es liegen also Ergebnisse vor.

Natürlich, Herr Nieszery, einige dieser Ergebnisse kenne ich und ich wiederhole mich: Was nützt mir das? Was nützt das den Menschen, die Interesse haben an Aufklärung? Nichts!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Was nützt es denn den Menschen? Was nützt es denn?)

Was spricht also gegen einen Bericht an den Landtag über die gegenwärtig vorliegenden Ergebnisse?

Und wenn Ihnen die Formulierung in unserem Antrag zu scharf ist und die Terminstellung zu zeitig, unterbreite ich Ihnen Namens meiner Fraktion jetzt mündlich folgenden Änderungsvorschlag zu unserem Antrag. Der Antrag soll lauten: „Die Landesregierung wird aufgefordert, den Landtag und damit vor allem die Öffentlichkeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern bis zum 31. Januar 2013 umfassend über den gegenwärtigen Aufklärungsstand zu

NSU-Aktivitäten in unserem Land sowie bereits abgeleitete Konsequenzen und ergriffene Maßnahmen zu unterrichten. Diesem Erfordernis wird insbesondere der Verfassungsschutzbericht 2011 nicht gerecht.“ Das ist also eine weitere Brücke, die wir Ihnen bauen.

Und, sehr geehrter Minister, wenn Sie hier vortragen müssen, es gebe nachweislich nach gegenwärtigem Erkenntnisstand keine M-V-Bezüge zum NSU-Komplex, dann ist auch das falsch. Ich will mal ein paar Dinge nennen:

der Mord in Rostock, die SoKo „Kormoran“

die Überfälle in Stralsund, Stichwort „Banken“

„Weisser Wolf“, NSU-Spende, Quellenbericht

Handydiebstahl Ostsee, Fund in Zwickauer Wohnung

Unterstützer besuchten rechte Konzerte in Mecklen

burg-Vorpommern

BKA-Fahndungsfoto des Trios bei Anklam

Die Urlaubsfotos des Trios sind Ihnen sicherlich alle bekannt.

Patrick Wieschke als Praktikant in der NPD-Fraktion

Mecklenburg-Vorpommern

Eisenecker, NPD-M-V-Funktionär, vertrat Zschäpe

Hammerskins in Stralsund und Banküberfälle in Stral-

Todesliste aus Zwickauer Wohnung, M-V-Politiker-

innen und -Politiker stehen auf dieser Liste

der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern

seit 1999 in die Fahndung einbezogen

Durchsuchung des Abgeordnetenbüros des Land

tagsabgeordneten Petereit

Das könnte man weiter fortführen. – Keine Bezüge?! Keine Bezüge?!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist doch alles bekannt.)

Das ist alles bekannt, natürlich! Das ist alles bekannt. Und warum weigern Sie sich dann, diese bekannten Dinge in einem Bericht zusammenzufassen

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Weil es schon bekannt ist!)

und dem Landtag vorzulegen?

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Also das ist ja wirklich das Letzte, oder?)

Das, was Sie hier vollziehen, Herr Nieszery, das ist das Letzte, das muss ich Ihnen wirklich sagen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Jaja, natürlich. Es ist gut, Herr Ritter!)

In meiner,

(Zuruf von Minister Harry Glawe)

in meiner Einbringungsrede bin ich bereits auf die gestrige Debatte eingegangen. In den Reden war von Schuld zu hören, die wir abzutragen haben. In den Reden war von Versagen der Sicherheitsbehörden zu hören. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Rede des Kollegen Ringguth. Es war also vom Versagen der Sicherheitsbehörden die Rede, welches wir aufklären müssen, und es war vor allem von der Erwartungshaltung der Hinterbliebenen und Freunde der Opfer zu hören. Sie erwarten von uns zu Recht, zu erfahren, wer die Mörder sind, wer wie ermittelt hat und welche Schlussfolgerungen gezogen werden, damit so etwas nicht wieder passieren kann.

Um diese Erwartungshaltung zu erfüllen, kann man nicht nur hinter verschlossenen Türen tagen. Sie verweigern sich dieser Hoffnung keine 24 Stunden nach den Reden und nach dem Gedenken gestern hier im Landtag.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Herr Ritter, setzen Sie das nicht in Verbindung! Setzen Sie das nicht in Verbindung!)

Das finde ich sehr bedauerlich, liebe Kolleginnen und Kollegen,

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

und ich bedauere auch zutiefst, dass Sie die von uns ausgestreckte Hand mit diesem Antrag nicht annehmen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nein, Sie treiben einen Keil! Das ist keine ausgestreckte Hand.)

Das führt uns dazu, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir über weitere parlamentarische Möglichkeiten nachdenken müssen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Na, dann mal los! Dann macht doch einen Untersuchungsausschuss!)

Ich habe,

(Michael Andrejewski, NPD: Wir stimmen zu.)

ich habe Änderungen in unserem Antrag mündlich vorgetragen.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Ich bitte Sie, dass Sie diesen Änderungen zustimmen. Namens meiner Fraktion fordere ich namentliche Abstimmung. – Danke schön.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Beeindruckend, beeindruckend.)