Protokoll der Sitzung vom 20.03.2013

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Kann Sie ja auch.)

Heute, fast ein Jahr später nach dem ersten Entwurf, liegen uns unzählige Stellungnahmen, eine Vielzahl von Beschlüssen kommunaler Parlamente und seit heute noch mal eine Aussage der CDU im Kreisverband Landkreis Rostock und nicht zuletzt,

(Vincent Kokert, CDU: Wenn eine einzelne Meinung nicht belegt worden wäre, hätte ich es nicht gesagt.)

und nicht zuletzt eine Volksinitiative mit mehr als 36.000 Unterschriften gegen dieses unsinnige Reformvorhaben vor.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Auch in den zahlreichen Debatten, die wir hier zu Recht, das haben Sie angemerkt, Frau Kuder, immer wieder geführt haben, haben Sie immer wieder betont, dass alles noch offen und nichts entschieden sei. Heute präsentieren Sie uns einen Gesetzentwurf, der immer noch die Schließung von elf Amtsgerichten vorsieht.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja und?)

Da stellt sich doch die Frage: Was ist denn aus den ganzen Stellungnahmen und den Parlamentsbeschlüssen geworden?

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Sie haben ja auch der Volksinitiative meines Wissens zugestimmt.

(Vincent Kokert, CDU: 16 Standorte sind daraus geworden, Herr Holter, aus 21.)

Sie können sich vorstellen, Herr Kokert und meine Damen und Herren, dass diese Frage eher rhetorischer Natur ist. Natürlich war uns klar, dass sich die Regierung von diesem absurden Reformvorhaben nicht abbringen lassen würde. Das kann ja auch nicht anders sein, weil das ja bereits – deswegen habe ich auch auf die beiden hinter uns Sitzenden verwiesen – im Koalitionsvertrag festgezurrt war, dass die Amtsgerichte den Kreisstrukturen, den neuen Kreisstrukturen anzugleichen sind.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Dass es jetzt nicht acht, sondern zehn Amtsgerichte geworden sind, hat nichts mit dem offenen Prozess zu tun, ganz im Gegenteil. Das liegt einzig und allein daran, dass man bei nur einem Amtsgericht pro Landkreis im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte aufgrund der Größe der jetzigen Gerichte ein Präsidialgericht hätte einrichten müssen. Und im Landkreis VorpommernGreifswald wären aufgrund geografischer Gegebenheiten Entfernungen bis zu 140 Kilometer im Gerichtsbezirk entstanden.

Wirklich losgelöst haben Sie sich von der Festschreibung im Koalitionsvertrag nie. Eine fundierte Analyse, immer wieder eingefordert – auch von den Gästen, die auf der Tribüne sitzen –, ob und inwieweit überhaupt ein Reformbedarf besteht, wurde nie durchgeführt. Und das ist der Punkt, den die Fachverbände und auch wir ganz maßgeblich kritisieren.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das haben die gar nicht mal bestritten in der Anhörung.)

Hier wurde von Anfang an, Herr Nieszery,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Die haben gesagt, es gibt Bedarf, genau.)

das Ergebnis vorgegeben.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nee. Nee, das stimmt nicht, Herr Holter, überhaupt nicht.)

Das sollte mittlerweile jeder und jedem klargeworden sein.

(Vincent Kokert, CDU: Das ist ja auch verändert worden.)

Nun hat man ja, Herr Kokert, die Anzahl der Zweigstellen von vier auf sechs erhöht,

(Vincent Kokert, CDU: Ja.)

die als solche auch im Gesetz festgeschrieben werden sollen.

(Vincent Kokert, CDU: Schön, dass Sie das feststellen, freut mich.)

Dies soll ein Zugeständnis an die Zweifler in den Reihen der Koalition sein.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Sie sind ja selbst in Demmin gewesen, wie wir aus den Medien entnehmen konnten. Ich kann aber auch …

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Das ist auch gut so, bloß die Schlussfolgerungen, die Sie ziehen, das sind nicht immer die richtigen, Herr Kokert.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ich fand, schon.)

Ich kann aber nur davor warnen,

(Vincent Kokert, CDU: Und die Zweigstelle in Demmin wollen Sie schließen?)

sich durch dieses vermeintliche Zugeständnis Sand in die Augen streuen zu lassen.

Nein, Demmin wollten wir nie schließen, damit das klar ist. Wir wollten ein eigenständiges Amtsgericht in Demmin.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Zweigstellen, Frau Kuder, das zeigen die letzten 20 Jahre, egal, in welchen Bereichen das war, Zweigstellen sind ein Tod auf Raten. Das muss man ganz deutlich so sagen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Was ist mit denen, die unter Gesetzesvorbehalt stehen?)

Nach der Gerichtsstrukturreform 1998 wurden in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt zehn Zweigstellen eingerichtet,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Mit dem Ziel, sie zu schließen, Herr Holter. Das wissen Sie doch.)

fünf von ihnen wurden innerhalb der folgenden beiden Jahre geschlossen, drei weitere in den folgenden beiden Jahren. Heute gibt es gar keine mehr davon.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nee, das war auch nicht gewollt.)

Erfolgsmodelle sehen anders aus.

(allgemeine Unruhe)

Ja, das ist aber die Erfahrung, die wir gemacht haben.

(Vincent Kokert, CDU: Jetzt haben sie Gesetzeskraft. Nehmen Sie das doch bitte mal zur Kenntnis! – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Zweigstellen bringen einige Probleme mit sich. Zweigstellen bringen einige Probleme mit sich und diese werde ich ja wohl noch nennen dürfen. Sie sind kompliziert zu verwalten …

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das hat auch einige Vorteile.)

Na, die nennen Sie mir mal, die Vorteile,

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)