Protokoll der Sitzung vom 14.12.2011

Weder in der Regierungserklärung noch bei den bisherigen Beiträgen der Koalitionsfraktionen sind die Worte „Umwelt“, „Naturschutz“, „Klimaschutz“ oder „Landwirtschaft“ gefallen.

(Torsten Renz, CDU: Aber bei den GRÜNEN, ne?)

Ja, das ist ja keine Koalitionsfraktion.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wir haben das auch gesagt.)

Gerade ist die Kyoto-Nachfolgekonferenz in Durban mit einem Kompromiss zu Ende gegangen, der uns aber keineswegs vorwärtsbringt. Er hält lediglich nur den gesamten Prozess vom sofortigen Sterben ab.

(Egbert Liskow, CDU: Da sind wir aber nicht für zuständig.)

Das habe ich Ihnen auch nicht vorgeworfen. Hören Sie doch erst mal zu!

Die einzige Hoffnung besteht darin, dass sich viele Partner finden, die nicht auf ein Abkommen warten, das erst in zehn Jahren in Kraft treten soll. In der Regierungs- erklärung ebenso wenig wie im Koalitionsvertrag finde ich die Anbindung an diese welt- und menschheitsbedrohende Realität.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Was machen wir denn mit der Energiepolitik, Frau Dr. Schwenke?)

Mecklenburg-Vorpommern hat endlich – hören Sie zu, Herr Nieszery – volle Segel in Richtung erneuerbare Energien gesetzt. Endlich, und mit Worten vor allen Dingen. Die Nagelprobe kommt ja vor allen Dingen dann, wenn der Haushalt auf dem Tisch liegt. Sie bündeln die Kompetenzen in einem Ministerium, das ist ein richtiger Schritt. Auch die Forschungskapazitäten müssten gebündelt werden in einer Fakultät an einer Hochschule.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das müssen die Hochschulen schon selber entscheiden.)

Aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass wir die Energiewende schaffen werden in Mecklenburg

Vorpommern,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das stimmt.)

schon bald, und zwar bei Strom und Wärme. Aber das Klima zu schützen und damit die Erde zu schützen, verlangt viel mehr. Dafür brauchen wir den sozialökologischen Umbau von Wirtschaft und ganzer Gesellschaft, und zwar auch in Mecklenburg-Vorpommern.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Da sind wir doch dabei, Frau Schwenke.)

Im Energiesektor gehören außer dem Ausbau der erneuerbaren Energien dringende Maßnahmen beim Energiesparen und zur Erhöhung der Energieeffizienz dazu. Ineinandergreifende Konzepte vom Wirtschaften, vom sozialen Zusammenhalt und vom Umgang mit den natürlichen Ressourcen sind notwendig, ineinandergreifende,

(Jochen Schulte, SPD: Da sind die Kollegen doch bei! – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist nichts anderes, Frau Schwenke.)

um die Potenziale des Landes bestmöglich nutzen zu können. Zunehmender Verbrauch an Ressourcen, klimaschädliche Emissionen, aber auch die zunehmende soziale Spaltung gefährden ein menschenwürdiges Leben.

Die bisherigen Methoden der sozialen und wirtschaftlichen Stabilisierung sind für die Zukunft untauglich. Das beweist nicht zuletzt die gegenwärtige Weltfinanzkrise, die in Wahrheit eine Systemkrise des Kapitalismus ist.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Beifall vonseiten der Fraktion der NPD – Vincent Kokert, CDU: Na endlich!)

So weiterzumachen wie bisher, nur ein bisschen sozialer, ein wenig ökologischer und ein wenig demokratischer,

(Zurufe von Torsten Renz, CDU, und Udo Pastörs, NPD)

gefährdet die menschliche Zivilisation, auch in Mecklenburg-Vorpommern.

Das mögen für Sie große Worte sein, aber ob Sie es nun wollen oder nicht, bei jeder Maßnahme, die ergriffen werden soll, müssen wir uns fragen:

Machen wir weiter bei der zügellosen Versiegelung

des Bodens oder wird zumindest gleichviel wieder entsiegelt?

Stellen wir sicher, dass neu gebaute Häuser dem

Passivhausstandard genügen oder zumindest nach Süden ausgerichtet und so für Solaranlagen nutzbar sind?

Wie kommen wir voran bei der energetischen Sanie

rung der großen Altbausubstanz?

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Forsten wir auf, anstelle immer neue Bäume abzuhol

Wo passen Tierhaltungsanlagen in den regionalen

und natürlichen Kreislauf? Wie groß dürfen sie sein?

Schaffen wir Bedingungen, die das Umsteigen auf

kollektive Verkehrsträger attraktiv machen oder stärken wir den Autoverkehr?

Vergeben wir öffentliche Aufträge nur dann, wenn

auch der ökologische Fußabdruck von Dienstleistungen und Produkten nachweisbar ist und vor allem den zukünftigen Anforderungen entspricht?

Machen wir den sozialökologischen Check bei der

Vergabe von Fördermitteln?

Wie unterstützen wir Unternehmen, die sich solchen

Herausforderungen stellen, und wo sind die Nachteile für diejenigen, die sich aufgrund vermeintlicher Wettbewerbsvorteile den ökologischen Herausforderungen nicht stellen?

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Der Markt macht es eben nicht!

Wie gleichen wir Eingriffe in die Natur aus? Machen

wir das, indem wir einen Flächenpool schaffen, der dann zum Beispiel auch für Baden-Württemberg nutzbar ist?

Und wie sorgen wir dafür, dass unsere Kinder und

Jugendlichen von Beginn an begreifen, dass es um ihre Zukunft geht und darum, dass sie eine bewohnbare Erde haben?

Viele weitere Fragen müssten gestellt werden. Bei Ihnen vermisse ich nicht nur die Antworten, sondern auch die Fragen. – Vielen Dank.