Herr Backhaus, also der Landwirtschaftsminister gibt vor, dass hier in Mecklenburg-Vorpommern den Tierschutz betreffend alles in bester Ordnung sei. Dabei lässt er aber bewusst außer Acht, dass Mecklenburg-Vorpom- mern als Paradies für die Massentierhaltung, gerade aus Sicht ausländischer Landwirtschaftsbetriebe, galt. Glücklicherweise, muss man sagen, hinterfragen mittlerweile Anwohner hier in Mecklenburg-Vorpommern, zumindest in den letzten Jahren, den Bau und Betrieb derartiger Tierfabrikanlagen. Sie stellen sich bewusst oder unbewusst den liberal-kapitalistischen Auswüchsen entgegen. Regelmäßig finden jetzt im Landtag Aussprachen zu den Haltungsbedingungen von Nutztieren statt.
Ihnen ist bekannt, dass sich überall im Land breiter Protest mittlerweile gegen geplante oder bereits bestehende Tierfabrikanlagen regt, einerseits, weil diese eine immense Belastung für Anwohner mit sich bringen, und andererseits, weil in den Anlagen zumeist Tausende Tiere zusammengepfercht werden. Die GRÜNEN beantragen nun, die Haltungsbedingungen für Puten in der Nutztierhaltung zu verbessern. Den GRÜNEN geht es um eine Unterbindung des Schnäbelkürzens bei Puten sowie darum, die Verbesserung der Haltung und Züchtung von Putenrassen zu fördern.
Nach einem Artikel der „Schweriner Volkszeitung“ vom 24. September 2014 ist vielen Bürgern in MecklenburgVorpommern die artgerechte Tierhaltung wichtig. Bezugnehmend auf den Redebeitrag des Ministers Backhaus stellt sich erst recht die Frage, ob das System der Selbstverpflichtung, eine auf Freiwilligkeit setzende Vereinbarung beziehungsweise Regelung heutzutage überhaupt noch ausreichend ist. Ich persönlich kann viele Tierhalter zumindest verstehen, dass sie den Rechtsrahmen ausschöpfen, denn der Marktdruck ist barbarisch. Die NPDFraktion hält deshalb verpflichtende Regelungen für unausweichlich. Das engstirnige und dogmatische Auftreten der GRÜNEN hier im Landtag allerdings, aber auch außerhalb des Landtages macht es durchaus nicht einfach, einem Antrag der GRÜNEN zum Tierschutz zuzustimmen.
Zu den grundsätzlichen Forderungen der NPD für eine naturverbundene Landwirtschaft, deren Handeln auf der Grundlage ökonomischer und ökologischer Vernunft steht, habe ich hier an dieser Stelle schon häufiger ausgeführt. Die NPD-Fraktion unterstützt alle Maßnahmen, die geeignet sind, eine tierschutzgerechte, umweltschonende und flächengebundene Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern durchzusetzen und umzusetzen.
Wir stimmen dem Antrag der GRÜNEN zu, weil er im Kern nicht schädlich ist, vielleicht etwas verbessert, auch wenn die Damen doch eine sehr dogmatische und zum Teil ablehnende Haltung hier verlautbaren lassen. – Danke.
Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Insbesondere möchte ich Professor Dr. Tack für seine sehr fundierten und differenzierten Äußerungen hier danken.
Insgesamt möchte ich noch mal betonen, es geht hier im Antrag um Hochleistungszucht, es geht im Antrag darum, die Haltungsbedingungen für Puten in der Nutztierhaltung zu verbessern. Ich hatte zwischendrin den Eindruck, wir würden uns hier über das Thema Vogelgrippe unterhalten, aber wir konnten den Antrag dazu gar nicht einbringen, weil wir haben diesen Antrag bereits vor zwei Wochen, also gestern vor zwei Wochen einbringen müssen. So viel noch mal zur Klarstellung.
(Dr. Till Backhaus, SPD: Das hätten Sie doch jetzt noch dazusagen können, aber das haben Sie ja auch nicht gemacht. – Zuruf von Heinz Müller, SPD)
Uns ist es insgesamt wichtig, dass keine Hochleistungszucht zum Tragen kommt, weil wir Hochleistungszucht, also diese Big 6, Big 9 und wie sie auch alle heißen, als Qualzuchten verstehen,
Ja, die Bronze-Pute ist durchaus eine langsam wachsende und auch die Tiere nicht derartig stark stressende Zuchtform.
Dafür gibt es wirklich nur wenige große Konzerne leider Gottes. Sie wird leider auch nicht hier bei uns gezüchtet. Ich würde es gern sehen, dass die Bronze-Pute bei uns gezüchtet wird,
Es ist einfach wichtig, dass wir eine vernünftige Haltungsform und eine vernünftige Zuchtform haben. Dann ist es auch nicht notwendig, dass die Schnäbel der Puten gekürzt werden. Hier habe ich den Eindruck, dass Ursache und Wirkung miteinander vertauscht werden,
(Thomas Krüger, SPD: Seit 1870, hat Professor Tack gesagt. – Dr. Till Backhaus, SPD: Seit 1873 ist das untersucht worden.)
weil wenn die Puten so dicht gedrängt sind, also fünf Puten auf einem Quadratmeter, wenn sie zu wenig Beschäftigungsmaterial haben, wenn sie zu wenig UV-Licht haben und teilweise über ihrem eigenen Ammoniakkot stehen, dann ist es klar, dass das auch zu Atemwegserkrankungen führt.
Und dann zu sagen, weil die Puten so eng stehen und in ihrer Not gar nicht wissen, was sie sonst tun sollen, als ihre Artgenossen anzupicken, und die Artgenossen können gar nicht ausweichen, dann zu sagen, wir müssen den Puten die Schnäbel kürzen, das halte ich für eine Katastrophe an der Stelle. Da werden einfach Ursache und Wirkung miteinander vertauscht. Deshalb brauchen wir dringend in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung entsprechende Richtlinien zum Halten von Puten. Das kann nicht freiwillig passieren, meine Damen und Herren, weil ansonsten werden natürlich logischerweise die entsprechenden Massentierhaltungsbetriebe diesen freiwilligen Maßnahmen ausweichen.
Entscheidend ist einmal, dass wir bei den Bestandsdichten darunter kommen, dass wir kleinere Betriebe haben,
aber auch, was Sie richtigerweise gesagt haben, dass das Betreuungsverhältnis entsprechend stimmiger ist,
denn in einem Betrieb mit 31.000 Puten, bitte schön, kann ich doch nicht mehr jede einzelne Pute kennen.
Und wenn hier in Mecklenburg-Vorpommern das Schnabelkürzen nicht durchgeführt wird, das ist zwar hübsch und schön und gut, darauf hinzuweisen, aber auf der anderen Seite dann die Küken aus anderen Bundesländern zu beziehen, das finde ich hier auch ziemlich dreist,
(Dr. Till Backhaus, SPD: Dann haben wir wieder eine Sperrzone. Wir können ja die Mauer wieder hochziehen.)
so nach dem Motto: Ich mache mir meine Hände nicht schmutzig, aber von den anderen Bundesländern, von denen beziehe ich das, weil ich meine Haltungsbedingungen hier nicht ändern möchte.
Und insofern ist hier durchaus die Notwendigkeit gegeben, dass wir auch etwas zum Thema Schnabelkürzung prophylaktisch sagen