Protokoll der Sitzung vom 23.04.2015

Was ist jetzt beantragt worden?

(Julian Barlen, SPD: Die Abstimmung. – Beate Schlupp, CDU: Rederecht.)

Rederecht?

(Beate Schlupp, CDU: Rederecht.)

Rederecht.

Also jetzt hat noch einmal das Wort die Abgeordnete Frau Schlupp von der Fraktion der CDU.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Nach der Debatte, wie sie so stattgefunden hat, hat sich meine Fraktion entschlossen, doch – trotz einiger Zweifel, die wir haben, was denn das Ergebnis der Debatte im Ausschuss sein wird – einer Überweisung zuzustimmen,

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Oh! Ja!)

in der Hoffnung, dass uns eine Beschlussempfehlung erreicht im Landtag,

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD, Torsten Koplin, DIE LINKE, und Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

die den Antrag, den die Fraktion DIE LINKE hier gestellt hat, im Grundkonsens auch widerspiegelt und sich die Veränderungen wirklich nur auf die Dinge gegebenenfalls beschränken, die Herr Krüger hier in seiner Ausführung als noch hinterfragenswert bezeichnet hat. Unter diesen Bedingungen stimmen wir ebenfalls einer Überweisung zu.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von Minister Harry Glawe)

Ich schließe die Aussprache.

Im Rahmen der Debatte ist beantragt worden, den Antrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 6/3893 zur Beratung an den Agrarausschuss zu überweisen. Wer stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist der Überweisungsvorschlag von den Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und NPD angenommen.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 21: Aussprache zum Thema gemäß § 43 Ziffer 2 der Geschäftsordnung des Landtages – Nicht nur am GirlsʼDay: Berufsperspektiven für Mädchen und Frauen erweitern.

Aussprache zum Thema gemäß § 43 Ziffer 2 GO LT Nicht nur am GirlsʼDay: Berufsperspektiven für Mädchen und Frauen erweitern

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vorzusehen. Ich sehe

und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat die Abgeordnete und Vizepräsidentin Frau Gajek von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Danke, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hoffe, dass auch einige Herren, die dahinten stehen, mir jetzt lauschen.

(Torsten Renz, CDU: Ich lausche schon.)

Das ist gut, aber dahinten führen einige Herren noch eine rege Debatte.

(Heinz Müller, SPD: Wir lauschen andächtig.)

Vielleicht kann ich Sie ja überzeugen, dass der heutige GirlsʼDay ein wichtiger Tag ist, aber eben nicht nur heute.

Am heutigen GirlsʼDay – das ist der 23. April 2015 – öffneten wieder Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Die Mädchen lernen dort Ausbildungsberufe und Studiengänge im IT, Handwerk, in den Naturwissenschaften und der Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind, oder sie begegnen weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und auch aus Politik.

Zum GirlsʼDay lädt auch die Bündnisgrünen-Landtags- fraktion Schülerinnen aus unserem Bundesland ein, um über die politischen und politiknahen Berufe näher informiert zu werden und dieses Thema kennenzulernen. Ich weiß, dass auch andere Fraktionen heute Mädchen hier zu Besuch hatten.

(Patrick Dahlemann, SPD: Auch die Sozialministerin! Auch die Sozialministerin! – Peter Ritter, DIE LINKE: Ja, ist doch gut.)

Auch die Landtagsverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und versucht, Mädchen für unser Politikfeld zu begeistern.

(Patrick Dahlemann, SPD: Auch die Sozialministerin!)

Dass wir hier mehr Frauen brauchen, zeigt wieder unser Plenum heute. Ich denke, wir können gut daran arbeiten, dass wir den Frauenanteil auch hier im Parlament erhöhen.

(Patrick Dahlemann, SPD: Wir geben uns Mühe.)

Meine Fraktion geht mit sehr gutem Beispiel voran, auch DIE LINKE, aber gerade die CDU hat da noch sehr viel Nachholbedarf.

(allgemeine Unruhe)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, bei der Bildung haben Mädchen und Frauen die Nase vorn. Da sind wir sozusagen das starke, das ganz starke Geschlecht. In der Schule ziehen die Mädchen an den Jungen vorbei. Laut dem Nationalen Bildungsbericht erreichen junge Frauen im Durchschnitt höhere und bessere Schulab

schlüsse als junge Männer. Rund 55 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten sind weiblich, gut 51 Prozent der Hochschulabsolventen sind Frauen. Aber nach wie vor gelingt es vielen gut ausgebildeten jungen Frauen nicht, ihre schulischen und universitären Bildungserfolge in berufliche Erfolge umzumünzen.

Schauen wir uns an, wie junge Frauen bei der Berufswahl vorgehen, dann kommen wir einigen der vielschichtigen Ursachen für diesen Missstand näher. Zum einen finden sich in der dualen Berufsausbildung deutlich weniger Frauen als Männer. Die Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung belegen, dass Mädchen deutlich seltener Ausbildungsverträge im Bereich der dualen Ausbildung abschließen als Jungen. Junge Frauen entscheiden sich also seltener als ihre männlichen Schulkameraden für einen Ausbildungsberuf, der parallel in einem Betrieb und in der Berufsschule stattfindet und für den es sogar eine Ausbildungsvergütung gibt.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Und wenn sie sich für einen dualen Ausbildungsberuf entscheiden, dann häufig für einen Dienstleistungsberuf mit geringerer Vergütung. Das Spektrum der vermeintlich typisch weiblichen Ausbildungsberufe ist in MecklenburgVorpommern seit Jahren unverändert und wird angeführt von den Berufen wie Verkäuferin, Arzthelferin, Frisörin – das Thema hatten wir gestern – und Bürokauffrau. Kein einziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf ist unter den sogenannten Top Ten der Ausbildungsberufe von Mädchen in unserem Bundesland enthalten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Herr Renz,

(Torsten Renz, CDU: Ja.)

es ist kein Zufall, dass die Berufe im sozialen und pflegerischen Bereich, die von Mädchen besonders gern ergriffen werden, Berufe sind, die meist als schulische Ausbildung ohne Vergütung angeboten werden.

(Torsten Renz, CDU: Warum, meinen Sie, ist das kein Zufall? Wer steuert das?)

Oft muss sogar Schulgeld bezahlt werden. So entsteht schon während der Ausbildung eine finanzielle Schief- lage.

(Torsten Renz, CDU: Wenn Sie sagen, das ist kein Zufall, dann sagen Sie mal, wer das bewusst so organisiert!)

Diese Tendenz setzt sich nach dem Berufsabschluss häufig fort. Es ist kein Zufall, dass in den sozialen und pflegerischen Berufen deutlich geringere Verdienstspannen bestehen

(Torsten Renz, CDU: Ja, wer organsiert das denn so?)

als etwa im gewerblichen oder technischen Bereich, meine Damen und Herren.

(Torsten Renz, CDU: Sie werden auf das Thema jetzt wohl nicht mehr eingehen heute?)

Das hat ursächlich mit der Bewertung von Tätigkeiten zu tun. Ich werde darauf später eingehen.

(Torsten Renz, CDU: Ja, schon die Sozialministerin!)

Und, Herr Renz, üben Sie sich – na wie soll ich das sagen – …