Protokoll der Sitzung vom 03.06.2015

Frau Gerkan hat angeführt, dass das Bundesarbeitsgericht diese jahrzehntelange, bewährte Praxis der Tarifeinheit im Juli 2010 mit einem Urteil gekippt hat. Es kam nämlich zur Aufgabe des Grundsatzes der Tarifeinheit, das heißt, seit diesem Tage, 7. Juli 2010, war es das eigentliche Thema. Und Ihr Parteifreund, den Sie so in den höchsten Tönen loben – da sollten Sie vielleicht noch mal reinhören in die Bundestagsdebatten, das will ich Ihnen jetzt ersparen –, wird nämlich gerade auf dieses Urteil hin zitiert, dass er sich insbesondere freut und sich auf die Seite des DGB stellt – das wurde dort entsprechend vorgetragen –,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ich kenne die Debatten, Herr Renz.)

dass die Tarifeinheit wieder hergestellt werden soll.

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Dieser Ernst, der hat jetzt schon einen Sprung vollzogen, den Sie jetzt nachvollziehen wollen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Was war mit dem Chef des Marburger Bundes?)

Da sage ich Ihnen, Herr Holter, wenn das schon seit 2010 Thema war: Ich habe auch ewig gebraucht, um mal Pressemitteilungen aus Ihrer Fraktion zu finden zu diesem Thema, …

(Helmut Holter, DIE LINKE: Hätten Sie mich gefragt, hätte ich Ihnen das zur Verfügung gestellt.)

Sie hätten die auch nicht gefunden, weil es keine gibt.

(Gelächter bei Vincent Kokert, CDU)

Eine habe ich dann gefunden aus dem Oktober 2014, Überschrift: „Auf einen Kaffee mit MdL Henning Foerster“.

(Vincent Kokert, CDU: Oh!)

Der hat in der Kaffeerunde

(Vincent Kokert, CDU: War er da als Putzfrau verkleidet oder kam er selbst?)

einen Gewinner oder eine Gewinnerin eines Preisausschreibens ausgezeichnet und hat dann mehrere Punkte aufgezählt, worüber er sich mit ihr unterhalten hat beim Kaffee, unter anderem auch – eins von vielen – über das Gesetz der Tarifeinheit. Das waren Ihre politischen Aktionen – DIE LINKE Mecklenburg-Vorpommern – in den letzten vier Jahren zu diesem Thema.

(Zuruf von Henning Foerster, DIE LINKE)

Es gibt keine Anträge,

(Vincent Kokert, CDU: Dafür standen die Leute Schlange bei Henning Foerster.)

es gibt keine Reden – nichts zu diesem Thema.

Jetzt sage ich Ihnen noch eins: Dann kam der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2013. Schauen Sie bitte in die Wahlprogramme von SPD und CDU! Da werden Sie genau diesen Punkt finden, ich zitiere noch mal die SPD: „Wir treten für das Prinzip der Tarifeinheit ein.“ Das ist eine klare politische Aussage, eine ähnliche Aussage bei der CDU, auch hier wieder Thema. Dann gab es einen Koalitionsvertrag, November 2013, von den LINKEN nichts zu hören. Wir haben genau das Ziel im Koalitionsvertrag im Bund definiert,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wir haben mit dem Koalitionsvertrag nichts zu tun. – Zuruf von Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE)

von Ihnen nichts zu hören.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Jetzt wird es gesetzlich festgelegt.)

Ja, wir kommen noch zum Gesetz.

Frau Nahles hat es dann vorgestellt am 28.10.14. Von Ihnen war deutschlandweit nichts zu hören. Und dann kam für mich sozusagen der Höhepunkt, der die Scheinheiligkeit, die Sie hier an den Tag legen, was ernsthafte Politik betrifft,

(Vincent Kokert, CDU: Von „Ernst“ haben wir genug.)

so langsam auf die Spitze treibt. Dann kam nämlich die Bundesratssitzung am 6. Februar 2014, 2015 – Entschuldigung –, TOP 10: „Entwurf eines Gesetzes zur Tarifeinheit (Tarifeinheitsgesetz)“. Der wird dort eingebracht. So, jetzt lese ich Ihnen das gesamte Protokoll dazu vor.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh nee! – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Alles.)

Doch, das müssen Sie ertragen.

„Hierzu sind keine Reden angemeldet.“ Punkt.

(Zuruf von Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

„Wir kommen zur Abstimmung. Alle beteiligten Ausschüsse empfehlen, gegen den Gesetzentwurf keine Einwendungen zu erheben.“

(Vincent Kokert, CDU: Ei, jei, jei!)

So viel zum Thema LINKE-Politik,

(Vincent Kokert, CDU: Aha!)

auch im Bundesrat.

(Vincent Kokert, CDU: Aha!)

Dann möchte ich Sie erinnern und auch schon mal auffordern,

(Vincent Kokert, CDU: Da waren sie alle krank.)

weil der Bundesrat in der nächsten Woche ja noch mal tagt, sich an Ihre Arbeitsminister in Brandenburg zu wenden, dass Sie zumindest mal reden – dort stellen Sie nämlich jemanden –, dann wenden Sie sich bitte an die Arbeitsministerin in Thüringen, vielleicht darf die reden. Und wenn das immer noch nicht reicht, dann informieren Sie mal Herrn Ramelow, dass er das zur Chefsache macht,

(Vincent Kokert, CDU: Lieber nicht!)

dass er endlich mal zu diesem Thema spricht. Es ist nämlich nichts auf Länderebene bisher passiert, außer, dass am 01.06. in Sachsen-Anhalt Ihre Schwesterfraktion plötzlich einen Antrag stellte – die haben wahrscheinlich die Antragsfristen eingehalten – und die Landesregierung dort aufforderte, eine Bundesratsinitiative dagegen zu starten. Das macht noch in gewisser Weise Sinn, obwohl der Bundesrat gar nicht zustimmungspflichtig ist.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach so?!)

Aber okay, da können Sie es ja auch machen, weil Sie in der Opposition sind.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

So viel zum Thema, wann haben Sie sich wie gekümmert.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Kriegen Sie überhaupt mit, was Sie da vorn reden?!)

Jetzt ist die Bundestagsdebatte gelaufen, Erste Lesung gelaufen, Zweite Lesung gelaufen, am 22.05. Gesetz verabschiedet, und ab diesem Tag läuft dann die Maschinerie an. In unterschiedlichen Landtagsfraktionen der LINKEN melden sich einzelne Abgeordnete zu Wort. Das finde ich auch immer besonders witzig, wenn sich ein einzelner linker Abgeordneter aus Thüringen meldet. Die sind in der Regierungsverantwortung, die stellen den MP, aber ein Einzelner meldet sich und sagt: Das Gesetz ist schlecht.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Der MP hat sich schon öfter dazu geäußert. – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das ist der Herr Foerster aus Thüringen!)

Und hier? Hier gab es nicht mal Pressemitteilungen bei Ihnen zu diesem Thema.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)