Protokoll der Sitzung vom 09.12.2020

(Zuruf von Henning Foerster, DIE LINKE)

Den Arbeitnehmern oder Auszubildenden bleibt es unbenommen, derartige Kurse in ihrer Freizeit zu besuchen. Dann spielt es auch gar keine Rolle mehr, wie viele Stunden oder Tage diese Veranstaltungen in Anspruch nehmen.

Ein Hauptgrund der Gesetzesänderung war ja, dass gewisse Kurse, namentlich der politischen Bildung, zu wenig angeboten und nachgefragt wurden, weil eine Mindestdauer von drei Tagen vorgeschrieben war. Offenbar war hier oftmals nicht genug Substanz vorhanden, um diese drei Tage auszufüllen,

(Der Abgeordnete Peter Ritter pfeift.)

und das Interesse der Arbeitnehmer hielt sich auch in Grenzen.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Es gibt eine Statistik, dass sich die Zahl der Teilnehmer dort im einstelligen Prozentbereich nachweisen lässt. Dagegen waren die Mittel für die berufliche Bildung – und darum geht es in diesem Gesetz – in der eigentlichen Ausprägung und in der eigentlichen Übereinkunft mit der internationalen Arbeit der Arbeitsorganisation, die Mittel für die berufliche Weiterbildung waren oft schon im Mai erschöpft.

Legt man diese Zahlen zugrunde, so würde die in der Gesetzesänderung vorgesehene Erhöhung des Anteils der beruflichen Weiterbildung von 33 auf 50 Prozent auch nur bis zum Sommer reichen, die von uns vorgesehene Erhöhung jedoch auf 100 Prozent dagegen bis zum Jahresende. Unser Änderungsantrag sieht deshalb in Paragraf 9 Absatz 1 die Förderung politischer und ehrenamtsbezogener Weiterbildung nicht mehr vor, und dies nicht nur aus ökonomischen Erwägungen, sondern auch, um eine Unvereinbarkeit mit Paragraf 9 Absatz 2 zu vermeiden. Dort ist nämlich festgelegt, dass Weiterbil

dungsveranstaltungen nicht partei- oder verbandspolitischen Zielen dienen dürfen. Und wohin fehlgeleitete politische Bildung führt, das haben wir am heutigen Tage in diesem Haus mehr als anschaulich feststellen und erleben dürfen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Bei den Redebeiträgen Ihrer Fraktion, oder was?!)

Nee, ich rede insbesondere auch von Ihren Genossen, lieber Herr Ritter,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das glaube ich nicht. Meine GenossInnen sind alle klug!)

und den Genossinnen, genau.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Schauen wir uns die gegenwärtigen Akteure und Ziele von Veranstaltungen der politischen Weiterbildung an, so sehen wir ein einseitiges politisches Spektrum dominieren. Dieses hat sich vielfach dem sogenannten Kampf gegen rechts verschrieben und zielt damit auch ganz unverhohlen gegen die größte demokratische Oppositionspartei unseres Landes. Und das ist,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Die da wäre?)

und das ist …

(Peter Ritter, DIE LINKE: Die da wäre?)

Ja, das ist die AfD. Die Frage stellt sich gar nicht, Herr Ritter.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Demokratische Oppositionsfraktion?!)

Selbstverständlich.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das halte ich aber für Fake News, Herr Schneider!)

Herr Ritter, ja, da können Sie schreien, so viel Sie wollen, das wissen Sie ganz genau!

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ich muss lauter reden, sonst hört man das hier nicht!)

Darüber brauchen wir auch an der Stelle gar nicht zu diskutieren,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Doch, doch!)

obwohl, ich habe genug Zeit, können wir gerne machen. Wir können auch draußen Kaffee trinken gehen –

(Peter Ritter, DIE LINKE: Nee, um Gottes willen, Herr Schneider!)

mit dem nötigen Abstand – und dann können wir das diskutieren, Herr Ritter.

(Zuruf aus dem Plenum: Was soll denn das?!)

So, also damit …

(Heiterkeit bei Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ich würd ihn zum Kaffee einladen!)

Glühwein dürfen wir ja nicht trinken.

(Heiterkeit bei Thomas de Jesus Fernandes, AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Selbst wenn!)

Damit kann die Wahrung politischer Neutralität überhaupt nicht mehr garantiert werden.

(Beifall Horst Förster, AfD – Zuruf von Nikolaus Kramer, AfD)

Selbst bei Weiterbildung für ein Ehrenamt ist gerade in letzter Zeit eine deutliche politische Einflussnahme feststellbar. Man denke nur an die Bundesprogramme „Demokratie leben!“ und „Zusammenarbeit durch Teilhabe“, die zum Teil eine ähnlich einseitige Ausrichtung haben.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das stört Sie, ne?!)

Es stört mich überhaupt nicht, es geht um politische Neutralität.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Was steht hier auf meiner Maske?)

Und wenn Ihnen politische Neutralität, lieber Herr Ritter, vollkommen egal ist, uns ist es das nicht.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Partnerschaft der Demokratie!)

Vollkommener Unsinn, einfach Zuhören lernen!

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das Bildungsfreistellungsgesetz geht auf ein,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

geht auf ein Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation von 1974 zurück. Dort wird neben der beruflichen auch von allgemeiner politischer und gewerkschaftlicher Bildung gesprochen. Damit war aber nur die Vermittlung von Sachwissen gemeint, Herr Ritter, nicht die politische Propaganda, mag sie auch noch so verdeckt geschehen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ich habe gar nichts gesagt!)

Da die Kulturhoheit bei den Ländern liegt, können diese ja eigene Regelungen erlassen. Bayern und Sachsen gewähren zum Beispiel keinen Anspruch auf Bildungsurlaub. Manch andere Länder haben solch einen Anspruch erst in jüngerer Zeit eingeführt, zuletzt Thüringen 2016.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation erlaubt durchaus landesspezifische Anpassungen. Für unser Land sollte Bildungsurlaub der Förderung beruflicher Weiterbildung dienen, und das gerade vor den Herausforderungen der ganzen Sachen, die Sie verord