Protokoll der Sitzung vom 06.04.2017

(Beifall und Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD – Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

und zwar in einer Größenordnung wählen, dass wir über 50 Prozent kommen.

(Heiterkeit und Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir brauchen Sie nicht, Herr Koplin! Wir brauchen Sie nicht! Wenn Sie sich ansehen, was Sie auf den Zettel geschrieben haben: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das ist seit vielen Jahren unsere Position. Und wenn wir es durchsetzen könnten, dann würden wir es machen.

(allgemeine Unruhe – Zuruf von Eva-Maria Kröger, DIE LINKE)

Das Thema „gebührenfreie Bildung von der Kindertagesstätte bis zum Studium“ – dafür brauchen wir Sie nicht.

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Alles klar.)

Das ist unsere Position, die würden wir sofort realisieren,

(Zuruf von Jeannine Rösler, DIE LINKE)

wenn wir politisch die entsprechenden Mehrheiten hätten.

(Thomas Krüger, SPD: Sehr richtig! – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Stimmen Sie unserem Antrag zu!)

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Schulen – wofür brauchen wir Sie? Das kriegen wir alleine hin, und so weiter und so fort.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Na, anscheinend ja nicht?! Seit 1998 kriegen Sie das nicht hin!)

„Staatlich geförderte Familienarbeitszeit“ – ich möchte im Grunde nur darauf hinweisen, was unsere Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig als Konzept an der Stelle vorlegt. Da gibt es konkret ausgearbeitete Konzepte,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Gab es schon 2013, haben Sie nicht umgesetzt.)

die wir sofort umsetzen würden, wenn uns das politisch möglich wäre. Auch das Thema „Angleichung der Renten West an Ost“ –

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Haben Sie auch nicht geschafft.)

dafür brauchen wir Sie auch nicht.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Aber Sie schaffen es doch nicht alleine, Herr Heydorn.)

Unser Ministerpräsident Erwin Sellering vertritt diese Position seit ewigen Zeiten.

(Tilo Gundlack, SPD: Aber mit euch schaffen wir das auch nicht. – Zurufe von Marc Reinhardt, CDU, und Torsten Renz, CDU)

Und jetzt gucken wir uns mal an, Frau Oldenburg, wie Sie hier agieren. Das ist eine spannende Geschichte. Ihr Subtext, den Sie vermitteln, ist doch folgender: Nach dem Motto „Jedes Mal, wenn Wahlen kommen, schreibt die SPD das Thema ‚soziale Gerechtigkeit‘ auf den Zettel“ – das stimmt doch so nicht. Sie wissen doch, wie Politik funktioniert.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ach, Sie versprechen das nur!)

Politik funktioniert so, dass man Kompromisse machen muss.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Ach so?!)

Und wenn wir uns im Grunde genommen angucken, wie die Kompromisse für uns in zwei Legislaturperioden der Großen Koalition auf der Bundesebene ausgesehen haben, dann waren die auf der einen Seite zufriedenstellend, aber auf der anderen Seite waren sie nicht zufriedenstellend, weil wir einen Großteil unserer sozialen Gerechtigkeitskernforderungen nicht in dem Umfang haben umsetzen können, wie wir es hätten machen können, wenn wir die absolute Mehrheit gehabt hätten.

(Torsten Renz, CDU: Wie viel haben Sie bei der letzten Bundestagswahl eigentlich gehabt? Bei der letzten Bundestagswahl waren Sie unter 20 Prozent.)

Deswegen kann ich Ihnen noch mal empfehlen: Helfen Sie uns! 50 Prozent SPD bei der nächsten Bundestagswahl und Sie werden sehen, es rappelt im Karton.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir ziehen diese Dinge zügig durch.

(Sebastian Ehlers, CDU: Es wackelt die Heide.)

Koalitionen bedeuten politische Kompromisse. Das ist so. Also: SPD wählen, desto weniger politische Kompromisse!

Also, jetzt muss ich doch mal darauf aufmerksam machen, dass wir hier eine Landtagsdebatte führen und keinen Wahlkampf machen sollten.

(Marc Reinhardt, CDU: Was?! – Heiterkeit bei Tilo Gundlack, SPD: Er redet doch nur.)

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! Aber ich habe gedacht, der Antrag ist so angelegt, dass es hier um Bundestagswahlkampf geht.

(Zuruf von Tilo Gundlack, SPD)

Und da habe ich mir dann vorgestellt, dass ich dazu auch gerne meinen Beitrag leisten wollte.

Aber gucken wir mal weiter. Frau Oldenburg tätigt die Aussage, dass die Armen immer zahlreicher werden.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja.)

Da muss man sich ja die Frage stellen: Woran liegt das? Das ist immer eine Frage der Bewertung. Das haben wir hier schon öfter gehabt: Die LINKEN orientieren sich an einer Armutsdefinition, die auch bei der Europäischen Union angewandt wird, die nur auf das Thema Einkommen kapriziert, …

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Die auch die AWO im Übrigen nimmt.)

AWO, Paritäter – das machen die alle.

… die aber nur das mediane Einkommen, den Mittelwert, in den Fokus nimmt.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Ja.)

Und jetzt muss man Folgendes sehen: Danach wird die Armut in Griechenland immer geringer. Die Armut in Griechenland wird damit immer geringer, weil das mediane Einkommen nach unten geht. Und was passiert bei uns in Deutschland?

(Zuruf von Jochen Schulte, SPD)

Das mediane Einkommen geht nach oben, das geht nach oben, stark nach oben.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Sie verwechseln das arithmetische Mittel mit dem medianen zum wiederholten Mal.)

Die Facharbeiter, die Minister Glawe erwähnt hat, partizipieren in erheblichem Umfang. Die Einkommen in der Mitte steigen, Herr Koplin, und das ist der Grund dafür, dass Sie sich hier hinstellen und sagen können, die Armut wird immer größer.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Das sind verschiedene sozioökonomische Niveaus. Sie verwechseln Äpfel mit Birnen.)

Auch das sozioökonomische Pendel, was Sie anführen, arbeitet im Grunde nach diesen Gesichtspunkten und fließt mit den Daten, die es ermittelt, in die mediane Einkommensermittlung ein. Das ist der Punkt. Das heißt also, die Armut, die Sie hier beklagen, taucht deswegen in diesem Umfang auf, weil das Einkommen in der Mitte größer wird. Das hat nichts mit großen Einkommen und Vermögen am anderen Ende zu tun – dass das nicht gerecht ist, da sind wir uns ja mit Ihnen einig –, die spielen bei dieser Betrachtung der medianen Einkommen eine völlig untergeordnete Rolle, weil sie quasi teilweise sogar wegfallen. Es ist immer wichtig, was passiert in der Mitte. Und in der Mitte – das muss man sagen – passiert das, was Harry Glawe gesagt hat, es geht den Leuten besser. Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen.