Was nämlich im Namen des Kampfes gegen rechts geschieht, das erscheint immer von vornherein erst mal als richtig,
denn nichts tut so gut wie das Gefühl, gegen rechts zu kämpfen, und dann steht man garantiert auf der richtigen Seite.
Der österreichische Schriftsteller Franz Werfel schrieb einmal, dass neben dem Geschlechtstrieb kein Bedürfnis das Handeln des Menschen so sehr bestimmt wie die Sehnsucht nach moralischer Überlegenheit. Wenn das aber stimmt, dann ist leicht zu verstehen,
Er belohnt den Kämpfer mit einem maßlosen, ja, mit dem denkbar größten moralischen Sieg überhaupt, denn es geht ja irgendwie immer gegen Hitler, gegen Nazis und gegen den Holocaust.
denn als es den Faschismus noch wirklich gab, konnte er das Leben kosten. Heute kostet er nicht mehr als ein Lippenbekenntnis unter Gleichgesinnten
(Unruhe vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Thomas Krüger, SPD: Und wir sorgen dafür, dass es so bleibt.)
Die Kämpfer gegen rechts bilden das edle Geschlecht der aufgeklärten Gesellschaft. Man kann es auch anders ausdrücken: Hier findet ein Ablasshandel statt. Die moralische Überlegenheit kann man einfach erwerben, indem man dem Kampf gegen rechts beitritt.
Wir haben außerdem ein Problem mit der Ausuferung und Inflation der Begrifflichkeiten. Zu den bemerkenswertesten und meistgepriesenen Initiativen gegen rechts gehörte eine Initiative von Regensburger Kneipenwirten, die da unter dem Motto „Wir bedienen keine Nazis“ Schilder über ihre Theken gehängt haben,
hier trinken nur anständige Leute und alle anderen sollen bitte draußen bleiben. Es ist in einem Atemzug zu nennen mit der Aktion „Kein Kölsch für Nazis“,
(Unruhe vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Thomas Krüger, SPD: Sie verteidigen gerade Rechtsextremismus.)
In Köln haben in diesem Jahr 150 Kneipiers auf dem AfD-Parteitag in Köln unter diesem Motto Bierdeckel ausgegeben.
(Simone Oldenburg, DIE LINKE: 25 Jahre war er bei euch. – Thomas Krüger, SPD: Und wir dürfen uns dafür schämen.)
Die Beispiele zeigen, der Kampf gegen rechts braucht immer neue Nahrung. Er muss immer neue Objekte finden, die sich für Ableitungen und Übertragung eignen oder eben passend gemacht werden. Da es aber echte Nazis, Rechtsextremisten, Antisemitisten und Rassisten nicht in ausreichender Zahl gibt,
geraten auch Akteure und Strömungen ins antifaschistische Visier, die sich nur schwer unter den Begriff „rechts“ bringen lassen.
Da steht gar der konservative Flügel der CSU unter Faschismusverdacht und Thilo Sarrazin liegt auf einer Linie mit Jean-Marie Le Pen, Herrn Putin, Trump, Pegida oder der Identitären Bewegung.