Heute beschäftigen wir uns mit dem Zustand der B 110 zwischen Johannishof und der Zecheriner Brücke und den aktuellen neuen Erkenntnissen. Nicht genug, dass diese Straße sowohl im Oktober 2016 wie im Januar 2017 teilweise unter Wasser stand und nur sehr eingeschränkt noch befahrbar war, teilweise sogar ganz gesperrt werden musste, nein, es kommt noch hinzu, dass man – ich kann Sie nur einladen, das mal selbst zu testen –, wenn man über diesen Straßenabschnitt fährt, sich in einem ganz normalen Pkw schon vorkommt, als würde man auf einem schlingernden, etwas verwässerten Untergrund fahren. Das ist spürbar für den individuellen Pkw, der darüberfährt, oder für den Fahrer des Pkws.
Woran liegt das? Darüber streiten die Experten. Fakt ist, dass das Gebiet um die B 110, um den Damm der B 110, renaturalisiert wurde, also wiederverwässert. Davon hatten wir gestern Ausführliches gehört. Inzwischen ist die Landespolitik da, wie wir auch gestern gehört haben, ja ein Stück klüger geworden und ist von der Devise „Wiederverwässerung um jeden Preis“ abgekommen. Das war mal anders, da wurde auf Teufel komm raus wiedervernässt, und ein Opfer dieser Politik ist auch der Damm um die B 110.
Wer den Effekt der Wiedervernässung, der auch diesen Straßenteil betrifft, mal probieren oder zu Hause für sich nachvollziehen möchte, dem kann ich nur folgendes einfaches Beispiel anraten. Die meisten von Ihnen werden Filterkaffee trinken. Lassen Sie den Kaffeesatz mal richtig austrocknen in der Filtertüte und geben dann Wasser dazu. Was passiert? Es passiert nicht das, was man erwarten würde, nämlich eine schlammige Vermischung, sondern eine nur grobkörnige Absonderung von kleinen Teilchen der Festmasse und ansonsten schwebt das Wasser über dem abgetrockneten Teil.
Und das Gleiche passiert bei einer Wiedervernässung. Das, was Sie sich da am Filterkaffee vorstellen können, können Sie sich bei der Wiedervernässung ähnlich vorstellen. Und dann darf man ja wohl mal fragen, welche Auswirkungen das auf eine darüberliegende Straße haben muss.
(Minister Dr. Till Backhaus: Das sind aber eigenartige Theorien, die Sie da haben! – Patrick Dahlemann, SPD: Das ist aber Kaffeesatzleserei, was Sie jetzt machen. – Zuruf von Elisabeth Aßmann, SPD)
Fakt ist jedenfalls, dass der Grundwasserspiegel an dieser Stelle, in diesem Bauabschnitt der B 110, um 1,5 Meter gestiegen ist. Das ergibt ein Gutachten, das das Umweltministerium selbst mal in Auftrag gegeben hat. Insofern werden Sie das wohl kaum anzweifeln wollen. Dass das dann aber, ich zitiere jetzt, „keine Auswirkungen“ auf die darunterliegenden Schichten haben soll und auf die Straße darüber, das wiederum erschließt sich nicht so ohne Weiteres. Man denke sich nur das Kaffeefilterbeispiel von eben und stelle sich vor, darüber liegt jetzt eine Straße.
Immerhin – man muss auch Positives anerkennen – ist inzwischen durchgesetzt, dass die Fahrbahn an der B 110, an diesem Damm, in drei Abschnitten in den kommenden drei Jahren um jeweils 800 Meter ausgebessert und mit einer neuen Asphaltschicht versehen werden soll, und dabei wird die Straßendecke um zehn Zentimeter angehoben. Ich weiß nicht, wer von Ihnen in den beiden Überflutungszeiten mal an diese Brücke gefahren ist, so, wie ich das getan habe. Das Wasser stand weit mehr als zehn Zentimeter hoch auf der Straße, sodass ich bezweifle, dass eine Anhebung um zehn Zentimeter hier eine grundlegende Verbesserung bringen wird. Ob das also ausreicht – zehn Zentimeter Erhöhung und neue Asphaltschicht –, um die Grundbrüche in der Straße zu verhindern, das steht in den Sternen.
Ein neues Gutachten zum Zustand des Baugrundes will das Umweltministerium nach meinen Informationen nicht in Auftrag geben. So hat jedenfalls auch der „Nordkurier“ vom 21. März 2018 berichtet, ich zitiere: „Derzeit sind neue Baugrundgutachten nicht notwendig“. So werden Sie da wörtlich zitiert. Dass etwas getan werden muss, gerade im Bereich Zecheriner Brücke/Zustand der B 110, darüber sind sich also alle einig, darüber herrscht großes Einvernehmen, aber was getan werden muss, wann etwas getan wird und wie es getan werden soll, darüber wird nur geredet und leider nicht hinreichend gehandelt.
Jetzt haben sogenannte Umweltexperten des Projektes Nord Stream 2 den zuständigen Amtsvorsteher, Ihren Parteikollegen Karl-Heinz Schröder von der CDU, darüber informiert, dass die geschilderten Brüche und Risiken in diesem Bereich noch weiter zunehmen werden, weil der Verkehr in diesem Straßenbereich durch das Projekt Nord Stream 2, aber vor allem auch durch den Swinemündetunnel weiter zunehmen wird. In dem Zusammenhang kann ich nur hoffen, dass die Aussagen, die immer wieder getätigt werden, dass die Sperrung dieses Straßenabschnittes nach dem Swinemündetunnel bis zur Zecheriner Brücke für Schwerlastverkehr über 7,5 Tonnen aufrechterhalten bleibt und dass man da nicht Forderungen an anderen Seiten nachgeben wird, dort auch noch schwereren Schwerlastverkehr zuzulassen. Damit drohen an dieser Strecke wegen unzureichender Ausbesserung, wegen der Folgen der Wiedervernässung und wegen der zunehmenden Verkehrsströme aus verschiedensten Anlässen neue Überschwemmungen und eine zunehmende Entgrundung der Straßendecke.
Wenn man jetzt mal die Verkehrssituation auf Usedom Revue passieren lässt, kann man sich leicht vorstellen, was das bedeutet, wenn eine der beiden notwendigen Zufahrten zur Insel dauerhaft oder auf längere Zeit nicht zur Verfügung stände. Die ganze Misere in der Verkehrssituation wird noch deutlich schlimmer,
und das, obwohl Sie selbst in der Koalitionsvereinbarung, auf die Sie ja immer wieder hinweisen und mit der Sie immer belegen wollen, wie viel getan wird, ausgeführt haben – ich erlaube mir zu zitieren mit Einverständnis der Präsidentin –: „Die veränderten Mobilitätsgewohnheiten der Menschen, aber auch die verkehrlichen Rahmenbedingungen auf Usedom erfordern die Wiederherstellung der Bahnlinie Ducherow–Swinemünde/Heringsdorf über Karnin (‚Karniner Brücke‘). Das Land wird beim Bund weiterhin mit Nachdruck für diese neue Fernverkehrsverbindung eintreten.“
So viel die Koalitionsvereinbarung, umgesetzt ist davon aber bislang meines Wissens nichts. Diese gesamte Sanierungsarbeit der B 110 im Bereich der Zecheriner Brücke einschließlich der eventuell möglichen notwendigen neuen Bahntrasse in dieser Region hat keine – so jedenfalls Ihre Aussicht – Chancen zur Verwirklichung, weil der Bundesverkehrswegeplan das nicht vorsieht und andere Finanzierungen nicht vorliegen. Ich frage daher: Wie soll es weitergehen, um dieses Chaos zu beheben? – Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe zu Beginn auch überlegt, ob wir noch zur Zecheriner Brücke kommen, kurz haben Sie es ja zumindest gestreift. Ich bin ein bisschen überrascht, dass wir im Energieausschuss – ich glaube, über eine Stunde – berichten und am Ende es hier überhaupt keine Rolle spielt, sondern ziemlich stoisch gelassen weiterhin Parolen geschlagen werden, von denen ich schon im Energieausschuss unter
Bezugnahme auf Sachverständige deutlich gemacht habe, es gibt diese befürchteten Ängste nicht. Und da wird man sich fragen lassen müssen: Geht es mir eigentlich um ein Spiel mit Ängsten? Gefällt mir diese Angst sogar? Oder habe ich ein reelles Interesse daran, dass Sorgen und Nöte aufgeklärt werden? Habe ich ein reelles Interesse daran, dass die Straßenzufahrt über Zecherin eben kein Problem hat? Um in der Diskussion auch auf der Insel zu bleiben, habe ich den Eindruck, dass manchen die Antwort „Es gibt kein Problem“ gar nicht so gut in den Kram passt, das ist so wenig Menschen Angst machend/mitnehmend.
Meine Damen und Herren, zweite Behauptung von Ihnen war, es gäbe unter sachverständigen Fachleuten einen Streit darüber, wie der Zustand ist. Es gibt keinen Streit unter Sachverständigen. Benennen Sie hier bitte die Sachverständigen und dann gucke ich mir sehr genau an, wer das sein soll.
Wir haben in der Tat als Straßenbauverwaltung ein Gutachten anfertigen lassen. Nun kann man ja sagen, mir gefällt das Ergebnis des Gutachtens nicht. Das sagt nämlich: Entspannung, es gibt keine Gefahr. Jetzt werde ich vermutlich nach dem, was mir der Gutachter aufschreibt – ein Baugrundsachverständiger mit geohydrologischen Kenntnissen, die er dafür benötigt –, auch einen Kollegen befragen können. Der wird am Ende die gleichen Bohrkerne ziehen, denn das ist passiert für dieses Gutachten. Da hat jemand auf langer Distanz lauter kleine Bohrkerne aus der Straße, aber auch aus den Randbereichen genommen und auf der Grundlage eine schlicht naturwissenschaftliche Schlussfolgerung gezogen. Und ein anderer wird aus den gleichen Bohrkernen zu keinem anderen Ergebnis kommen. Es gibt keinen Streit. Ich kenne kein weiteres Sachverständigengutachten oder keine Sachverständigenstellungnahme, die Abweichendes vorträgt.
Meine Damen und Herren, ich gucke jetzt gerne mal auf das, was ich Ihnen zurzeit an die Hand geben kann, weil wir die Sorgen vor Ort gehört haben, und das schon vor über einem Jahr, weil auch die Kolleginnen und Kollegen die leichte Welligkeit zur Kenntnis genommen haben, die im Übrigen auf vielen anderen Straßen gleichermaßen auftritt.
Weil wir genau das im Blick haben, haben wir diesen Baugrundsachverständigen in die Bütt geschickt, und genau das eben nicht nur aufgrund von Oberflächenbetrachtungen, sondern mit umfangreichen Bohrungen eruieren lassen. Und weil es auf der Insel zum Teil bis an die A 20-Sorge geht – das scheint ja ein Stück weit Ursache zu sein, dass man sagt, bei der A 20 ist es auch passiert, also ist das woanders auch möglich –, nehmen wir diese Ängste auch ernst. Aber dann gehört auch dazu, dass Ängstliche ernst nehmen, wenn es sachverständige gutachterliche Aussagen gibt, die einen beruhigen dürfen. Dann finde ich es nicht verwerflich zu sagen, wir nehmen auch zur Kenntnis, dass die A 20 ein erschreckend bedauerlicher, aber ein Einzelfall ist. Und umgekehrt nehmen wir bitte auch zur Kenntnis, dass wir in Norddeutschland leben. Da sind die Böden, wie sie sind.
Sie finden den Untergrund auf mehr als hundert Straßen in diesem Lande, den Sie auch hier finden. Sie finden in der Tat einen relativ festen Untergrund und kurz vor der Zecheriner Brücke werden dann Mudde und Torf darüber gefunden, völlig unstreitig, im Übrigen genauso – um auch das zu sagen, ich glaube, das habe ich auch schon hier gesagt, zumindest im Energieausschuss – wie bei der derzeit genutzten Landesstraße, die wir kurz vor Langsdorf in der Nähe von Tribsees nutzen, um den Autobahnverkehr umzuleiten. Auch dort werden Sie Strecken finden …
Nein, ein kleiner Ausflug von wenigen Sekunden ist erlaubt, die drei Minuten sind dann irgendwann schwierig.
Sie werden dort eine ähnliche Diskussion haben, dass Sie eine Unebenheit finden, weil Sie oberhalb des Geschiebemergels, des relativ festen Untergrundes, leichte Torf- und Muddeschichten haben, genau wie vor der Zecheriner Brücke.
Jetzt mag die Antwort ja nicht jedem gefallen, aber noch mal, im Energieausschuss umfänglich dargetan. Ich rege immer an, in den Fraktionen hin und wieder auch über Ausschussarbeit zu reden. Das hilft!
Dort liegt seit 1860 circa – es kann auch 1862 sein, legen Sie mich bitte nicht auf das Jahr hinterm Komma fest – eine Streckenführung auf die heutige Zecheriner Brücke vor, weil dort damals ein Fährverkehr bestand. Und weil das damals offenbar noch vernässt war, haben die Vorfahren von uns dort einen Damm errichtet, auf dem sie sich dann mit ihren Fuhrwerken, Pferden und vermutlich auch zu Fuß auf den Weg zur Zecheriner Brücke gemacht haben. Dieser Damm liegt deshalb seit über 100 Jahren – 150/160 sind es jetzt knapp – mit seinem gesamten Gewicht auf dieser Stelle und obendrauf kommen die Verkehre, die sich obendrauf bewegen. Dieser Damm hat immer eine leichte Bewegung nach unten gemacht, denn es gab eine relativ große Mächtigkeit von Torf und Mudde, aber – auch das ist ein wichtiger Unterschied – es gab nur einen Bruchteil der Mächtigkeit, also der Dicke, die Sie unter der A 20 an der Stelle, wo wir momentan
Über 160 Jahre Druck haben dazu geführt, dass Mudde und Torf, genau wie bei der Landesstraße vor Langsdorf im Übrigen und an anderen Stellen in diesem Lande auch, massiv verdichtet worden sind. Ein bisschen salopp – und das ist jetzt für Fachleute schon wieder erschreckend falsch –: Die Wasserpartikel, die da drin sind, die Luftpartikel in diesen Humusschichten sind quasi rausgedrückt und rausgepresst worden. Das ist im Übrigen etwas, was wir sogar in Bauverfahren heute noch technisch nutzen. Wenn Sie die B 321 sehen, nutzen wir das, indem wir mit sogenannten Vorbelastungsschüttungen das, was man jetzt über 160 Jahre gemacht hat, in sehr kurzer Zeit – Dreivierteljahr, anderthalb Jahre – und immer wieder Druck ausübend, versuchen, und zwar, die Schichten darunter zu bewegen, dass sie die Weichteile, dass sie die Flüssigkeit, dass sie die Luft rauspressen und ich dadurch eine Verdichtung dieses Humus erreiche.
Genau dieser Zustand ist erreicht. Der Gutachter sagt uns – und das weiß er aufgrund von Bohrungen rechts und links der B 110 auf Zecherin zulaufend –, dass die Mudde- und Torfschichten auf ein Drittel bis ein Viertel des eigentlich ursprünglichen Zustandes verdichtet sind. Und dann sprechen die Kolleginnen und Kollegen schlicht von „konsolidiert“. Die sagen, der Boden darunter ist konsolidiert. Das, was an ruckartigen Bewegungen passieren könnte, ist da längst rausgepresst.
Was geschieht jetzt gleichwohl, weshalb entsteht die Welligkeit? Die Böden darunter, wenn Sie einen Querschnitt der Straße sehen, haben Sie rechts und links Torf und Mudde, und Sie sehen richtig, wie es eine tiefe Senke macht, in der sich jetzt lauter Kiese und Sande befinden. Das sind die früher aufgeschütteten Dämme, die Stück für Stück nach unten verdichtet worden sind, auf denen auch heute noch ein Kies- beziehungsweise ein Sandwall obendrauf liegt, auf dem die Straße führt. Wenn Sie darauf schauen, dann stellen Sie fest, dass in dieser Humusschicht trotz Verdichtung natürlich die Zersetzungsprozesse fortgesetzt werden. Die führen dazu, dass Sie Bruchteile von Millimetern, indem eben ein weiterer Zersetzungsprozess stattfindet, Verlagerungen von Körnern in dieser Humusschicht haben. Und die führen dazu, dass Sie Millimeterbewegungen über die Jahre kriegen, wie wir es im Übrigen, noch mal, auf Dutzenden von Straßen in diesem Lande haben. Dann fräsen Sie regelmäßig die oberste Schicht ab, das machen Sie dann alle acht bis zehn Jahre, setzen eine neue drauf und erreichen darüber wieder die Glattheit, die Ebenheit der Straße.
Mir ist wichtig, weil ich diese Sorge vor Ort gehört habe – noch mal zugespitzt, Sachverständige schreiben hier 90 Seiten auf mit wunderbaren Fachbegriffen, die wir übersetzen müssen, die kurze zugespitzte Frage war: Gibt es eine ähnliche Gefahr des Grundbruches wie auf der A 20? –, die Antwort des Sachverständigen ist relativ schlicht: Nein, die gibt es nicht. Aufgrund der eben genannten Konsolidierung, aufgrund der ohnehin sehr viel geringeren Mächtigkeit, aber vor allen Dingen der eingetretenen Konsolidierung über 160 Jahre: „Aus geotech
nischer Sicht“, ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin, „ist … ein grundbruchartiges Versagen für den Straßendamm der B 110 infolge einer erhöhten Verkehrsbelastung“ – selbst wenn sie jetzt noch erhöht würde durch den Tunnelbau auf der Insel auf polnischer Seite – „und straßenbaulichen Erhaltungsmaßnahmen nicht zu besorgen.“ Punkt! Ein Grundbruch ist nicht zu besorgen. Punkt!
Ich fände es erfreulich, wenn wir alle diese Nachricht jetzt genauso fleißig verbreiten, wie die Sorge mit verbreitet wird, damit man ein Stück weit Menschen Angst, die sie ja berechtigterweise haben, nehmen und umgekehrt sagt, es gibt überhaupt keinen Grund, an der Stelle Sorge zu haben, sondern die Straße ist konsolidiert und liegt fest.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Grundbruch ist nicht zu besorgen. Die A 20 ist eine völlig andere Situation, da war vorher gar nichts. Da sind im Übrigen weit über 20 Meter Torf und Mudde und nicht nur 8 wie rechts und links von der heutigen Zecheriner Brücke.