Protokoll der Sitzung vom 13.09.2018

Ich werbe noch mal für Ihre Zustimmung und danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor und ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 7/2577. Wer dem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Danke schön. Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Damit ist der Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 7/2577 bei Zustimmung der Fraktionen von SPD, CDU, DIE LINKE, Teilen der Fraktion der AfD, bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen der Fraktion der AfD und Gegenstimmen der Fraktion der BMV angenommen.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 25: Beratung des Antrages der Fraktion der AfD – Touristisches Potenzial der Megalithanlagen endlich nutzen!, Drucksache 7/2561.

Antrag der Fraktion der AfD Touristisches Potenzial der Megalithanlagen endlich nutzen! – Drucksache 7/2561 –

Das Wort zur Begründung hat für die Fraktion der AfD der Abgeordnete de Jesus Fernandes.

(Andreas Butzki, SPD: Steinpolitischer Sprecher. – Peter Ritter, DIE LINKE: Megalithpolitischer Sprecher. – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Wertes Präsidium! Werte Abgeordnete! Liebe Gäste! Meine Fraktion möchte heute mit Ihnen ein Thema anschneiden, das hier im Landtag wahrscheinlich eher selten angesprochen wurde. Es geht um die jungsteinzeitlichen Denkmäler und wie wir damit umgehen. Wir möchten heute den Antrag stellen, dass die Megalithanlagen und ähnliche Bodendenkmäler in Mecklenburg-Vorpommern stärkere Beachtung finden und seitens des Landes besser beworben werden.

Aber lassen Sie mich erst mal erklären, worum es geht.

(Andreas Butzki, SPD: Das ist griechisch, Megalith, ne?!)

Vor etwa 12.000 Jahren klang die letzte Kaltzeit hier in Europa aus. Über Greifswald beispielsweise erstreckte sich vor circa 12.000 Jahren eine Eisdecke von ungefähr 300 Metern Höhe. Um sich das mal vorstellen zu können, das ist ungefähr 2,5-mal so hoch wie der Greifswalder Dom. Der Berliner Fernsehturm verschwand unter einer 200 Meter dicken Eisschicht.

(Susann Wippermann, SPD: Der war noch gar nicht da.)

Und selbst in Hannover gehen Glaziologen von einer 100 Meter dicken Eisschicht aus. Aber die Region hatte Glück, die lebensfeindliche Kälte verschwand bald wieder. Sie war nur ein Augenblick in der Erdgeschichte.

(Thomas Krüger, SPD: Gott sei Dank!)

Dank der sonnenbedingten globalen Klimaerwärmung änderte sich die Lage. Es wurde plötzlich wärmer und das Eis schmolz. Mit dem schmelzenden Eiswasser strömten Sand, Kies und Geröll nach Norddeutschland.

(Andreas Butzki, SPD: Das ist ein Quatsch!)

Milliarden Tonnen von Gesteinsmassen schoben die Gletscher vor sich her.

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD)

Skandinavische Findlinge fanden sich bis zu 1.000 Kilometer weiter südlich. Mit dem Verschwinden des Eises begannen sich auch hier die ersten Menschen niederzulassen.

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU)

Im Neolithikum circa ab 4.000 vor Christus bis zur Bronzezeit etwa 2.000 vor Christus wurde unser Mecklenburg-Vorpommern geprägt durch verschiedenste Megalithkulturen. An der Küste des Nord- und Ostseeraums traten verschiedenste Kulturäußerungen auf: Ackerbau, das geschliffene Beil und die Riesensteingräber. Ernst Sprockhoff vermutete, dass Einwanderer aus Irland über das Meer kamen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach du Scheiße, auch das noch!)

Wenn Sie jetzt noch den Bogen zu Chemnitz …

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Einen Moment! Einen Moment, Herr Abgeordneter!

Also, Herr Ritter, wenn Sie solche Wörter gebrauchen, dann wenigsten so, dass man es nicht versteht.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Das ist jedenfalls nicht parlamentarisch.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ich korrigiere: So ein Mist!)

Sie haben weiter das Wort, Herr Abgeordneter.

Zusammen mit hier sesshaften Menschen begannen sie, mit den umherliegenden Findlingen und Steinen schöpferisch tätig zu werden. Sie bauten Gräber und Kultstätten und drangen damit in das Landesinnere vor.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehen Sie! Geht doch! Verschiedene Kulturen können doch was schaffen.)

Bis heute haben Tausende dieser Relikte überdauert.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das hält bis heute. Völkerverständigung ohne Ende.)

Es gibt zahlreiche Fragen und kaum Antworten auf die Bedeutung und den Zusammenhang großer Steineinlagen quer über Europa hinweg, von Stonehenge bis nach Gozo auf Malta, von der Bretagne bis nach Pommern.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD)

Romantiker wie Caspar David Friedrich malten die sogenannten Hünengräber und Schriftsteller wie der verpönte Ernst Moritz Arndt schrieb in seinen Märchen darüber.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Hier erzählt nur einer Märchen, und das sind Sie! – Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU)

Wer einmal solche Großsteingräber besichtigt hat, der ist davon fasziniert. Man steht vor einer Anlage, die eine unvorstellbare Zeit überdauert hat. Man lässt seiner Fantasie freien Lauf: Was diese Steine wohl schon gesehen haben?

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU)

Wer hier auf dem Land aufgewachsen ist, der kennt es noch: Wenn man im Sommer mit Freunden oder den Eltern zu solchen Anlagen hingewandert ist – die Anlagen stiften Identität und sind häufig ein Zwischenstopp beim Spaziergang mit der Familie. Fragt man aber Leute von außerhalb oder in Städten,

(Andreas Butzki, SPD: Wie der Stein gehärtet wurde.)

dann wissen viele nicht, worum es geht. Viele wissen nicht einmal, dass es hier im Land solche Anlagen gibt.

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Damit kommen wir zu den Punkten 2 und 3, meine Damen und Herren. In Niedersachsen, Schweden, Spanien oder Dänemark sieht das alles ganz anders aus. Dort werden schon seit Jahren staatlicherseits Karten, Wanderrouten und historische Hintergründe bereitgestellt. Man kann sich GPS-Daten herunterladen oder zum Geocaching gehen. Seit einigen Jahren wird dem auch seitens höchster Stelle ein besonderer kultureller Wert beigemessen. Der Europarat nahm die Megalithkultur 2013 in sein Kulturroutenprogramm auf. Die Route der Megalithkultur steht nun auf einer Höhe mit dem Netz der Hanse, dem Jakobsweg oder der Europäischen Keramikstraße. Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern allerdings nicht, sie befindet sich natürlich wie immer auf dem Holzweg.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Wie in der Steinzeit. – Peter Ritter, DIE LINKE: Die ist ja auch noch nicht 3.000 Jahre alt.)

Hier in Mecklenburg-Vorpommern wird die Megalithkultur nur durch private Initiativen überhaupt noch der Öffentlichkeit bereitgestellt.

(Burkhard Lenz, CDU: Da waren Sie aber noch nicht auf Rügen.)

Googelt man zum Beispiel „Megalith MecklenburgVorpommern“, wird man gute Internetseiten von ein paar privaten und ehrenamtlichen Archäologen finden. Man kann diesen Menschen nur dankbar sein, dass sie die Katalogisierungsarbeit des Denkmalschutzamtes übernehmen oder wenigstens geringe Werbung für Touristen bereitstellen. Auf der landeseigenen Internetseite für Tourismus findet man zwar ein paar wenige Artikel über Findlinge und Großsteingräber, die stehen aber in kei

nem Zusammenhang zu einem eigenen touristischen Konzept oder einer Rubrik.