Dieser zugegeben etwas überspitzte Grundtenor, auch heute wieder in dem erneut vorgelegten Antrag, der bereits im April durch Sie zurückgezogen wurde, ist heute so ein bisschen zum Ausdruck gekommen. Kunst für umsonst wird immer wieder und gern diskutiert und natürlich nicht nur hier im Land, sondern bundesweit, europaweit. Museen sind heute ein selbstverständlicher Teil des modernen öffentlichen Raums. Angebote werden dort für ein möglichst breites Besucherfeld geboten und auch für Bildung. Die Eintrittsmodalitäten innerhalb der Museenlandschaft werden auf sehr unterschiedlichen Ebenen diskutiert.
Und bereits in Punkt 1 Ihres Antrages tauchen für mich Widersprüche auf, die Sie mit der Einbringung auch noch nicht ganz gelöst haben oder nicht aufgelöst haben. Sie sprechen von Museen, in denen Schüler und Schülerinnen in M-V freien Zugang nach einer Prüfung erhalten sollten. Da könnte man noch differenzieren, denn bislang ist es so, Sie haben es auch gesagt, dass gerade in staatlichen Museen und Schlössern unseres Landes der Eintritt, der freie Eintritt für unter 18-Jährige gilt …
… und die kulturelle Bildung und Teilhabe, insbesondere für junge, neue, interessierte Zielgruppen. Sie sind elementare Ziele der Kulturpolitik unseres Landes. Dieser Prüfauftrag in Punkt 1 ist damit eigentlich hinfällig, da wir hier eine für junge Leute äußerst vorteilhafte Praxisregelung haben, unabhängig davon, ob sie Landeskinder sind oder nicht.
Ich habe da eine Frage bezüglich der Schülerinnen und Schüler in dem Personenkreis, der von der Kostenfreiheit betroffen sein soll: Bezieht sich das nur auf Schüler aus Mecklenburg oder aus Mecklenburg-Vorpommern oder sollen auch Schüler und Schülerinnen aus anderen Bundesländern in diesen Genuss kommen, oder bezieht sich das – das könnte man vielleicht auch so sehen – allgemein auf Kinder und Jugendliche, vollkommen unabhängig vom Heimatort?
In Punkt 2 Ihres Antrages – und dieser Aspekt ist neu, das haben wir schon gehört – regen Sie an, mit kommunalen und privaten Trägern Verhandlungen über eine Erstattung von Eintrittsgeldern zu führen. Die Zahl, 260 Museen, kam schon, in öffentlicher als auch privater Trägerschaft. Und ich denke, wenn das Land die Kosten für die vollständigen Eintrittskosten für Schüler und Schülerinnen für alle Museen trägt, sind das erhebliche Kosten für das Land, mit einem Nutzen, kann man bei Kultur nicht sagen, aber mit einem Hintergrund, der noch geklärt sein müsste: Wie bringen wir diese Finanzen auf?
Es gibt ja auch Regelungen, dass bereits viele Museen mindestens einen reduzierten, wenn nicht sogar kostenfreien Eintritt für Kinder und Jugendliche innerhalb unseres Landes in ihrer eigenen Preiskalkulation anbieten. Daher sehen wir nicht die Notwendigkeit, unser bestehendes Eintrittssystem auf kommunale und private Museen auszudehnen. Letztlich wäre es dann so – das zeigen auch Beispiele aus anderen Ländern –, dass verminderte Eintrittseinnahmen durch Sponsoren oder durch den Träger ausgeglichen werden müssen. Und das geht dann meist tendenziell zu einer kommerziellen Ausrichtung. Das ist
nicht das Ziel. Und ob das der eigentlichen Zielrichtung, junge Menschen für mitreißende Kunst- und Kulturerlebnisse in den Museen zu begeistern, dienlich ist, das ist auch noch nicht ganz sicher. Ich wage es zu bezweifeln.
In den staatlichen Kultureinrichtungen unseres Landes agieren wir mit einer differenzierten Preisgestaltung, um eine angemessene Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und einer breiten Teilhabe zu ermöglichen. Diese Maxime gilt natürlich auch für kommunale Museen und private Museen, die ohne bezuschusste Ressourcen ihre laufenden Kosten decken müssen.
Ihr Vorschlag in der Antragsbegründung, den Wegfall der Einnahmen bei kommunalen und privaten Museen durch interne Einnahmen, Erhöhung der Preise für Gastronomie, mehr Umsatz im Museumsshop, freiwillige Eintrittsspenden und eine pauschale Landesförderung auszugleichen, ist wenig überzeugend. Es sollte auch berücksichtigt werden, dass Eintrittsfreiheit nur einen Aspekt darstellt, wenn wir über die Teilhabe von jungen Menschen an Museumsangeboten sprechen. Und diesen Teilaspekt, da wiederhole ich mich gern, erfüllen wir durch eine Vielzahl von staatlichen Museen und Schlössern, die bereits freien Eintritt gewähren.
Auch einen Blick ins europäische Ausland könnte man wagen. Wir haben Frankreich und Großbritannien als gern aufgeführte Beispiele gefunden. In Frankreich sind die staatlichen Museen, also nicht alle, für unter 18Jährige grundsätzlich kostenlos, für EU-Bürger sogar bis zum 26. Lebensjahr. Darüber liegend, also im Alter, muss für einen Museumsbesuch gezahlt werden und dieser Eintritt ist gar nicht so gering. Und da sich die staatlichen Museen in großem Maße auf die großen Städte, wie beispielsweise Paris, konzentrieren, ist das schon eine Eintrittspreisgestaltung ab 17 Euro pro Person – nicht ganz günstig. Okay, Schwerin ist nicht Paris, aber man muss sich ja das ganze System anschauen und nicht nur in bestimmten Dimensionen gucken.
Oder das zweite Beispiel, Großbritannien, dort ist ein Museumsbesuch für Erwachsene, auch für erwachsene Personen kostenlos. Das ist so, aber nur für Dauerausstellungen, denn auch britische Museen müssen natürlich ihre Wirtschaftlichkeit im Blick behalten und nach dem Brexit möglicherweise umso mehr. So sind Sonderausstellungen grundsätzlich kostenpflichtig.
Meine Damen und Herren, wir sehen an diesen Beispielen, so einfach ist es nicht, dass ein Eintritt an einer Stelle einfach aufgehoben wird. Die Museen sollten sehr genau abwägen, wie sie die Mindereinnahmen auf anderem Wege wieder refinanzieren. Deshalb ist ein zweijähriges Pilotprojekt mit dem Verzicht auf Eintrittsgelder an einem Tag oder mehreren Tagen in der Woche keine Option. Nochmals, ein alleiniger Eintrittsverzicht ist kein Allheilmittel für eine größere Beteiligung und ich glaube, auch bei jüngeren Besuchern und Besucherinnen nicht.
Gleichwohl – das haben wir gehört durch die Frau Ministerin – arbeitet das Land in der Arbeitsgruppe „Eintrittspolitik in Museen“ der Kultusministerkonferenz mit. Wir bleiben somit in der Diskussion mit anderen Bundesländern zu diesem Thema. Deshalb werden wir Ihrem Antrag nicht zustimmen. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zugegebenermaßen wundere ich mich ein bisschen über die Debatte, also da hatte ich mir doch mehr erhofft bei einem so wichtigen Thema. Ich dachte immer, Bildung in Mecklenburg-Vorpommern sei kostenlos für alle Kinder, obwohl man natürlich für jeden Wandertag und jeden Projekttag Geld bezahlen muss, obwohl ja eigentlich ein Wandertag – wie war das, „Lernen am anderen Ort“ – irgendwie auch Bildung ist,
Und wer ein Museum besucht, muss dafür auch Geld ausgeben. Wenn man Bildung kostenfrei haben will, dann sollte man das konsequent machen, und dann gehören die Museen auch dazu, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Der nächste Punkt: Wir reden ständig über Kinderarmut, wir reden ständig über Bildungsarmut, neuerdings reden wir hier auch ständig über die sogenannte soziale Spaltung. Sehr gut, dass wir darüber reden! Und ja, dann gehört das Thema Kostenfreiheit auf jeden Fall zur Lösungssuche dazu. Das Thema Kostenfreiheit bei Museen gehört auch dazu. Natürlich ist das nicht das Allheilmittel und die eine Lösung,
aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, das wissen Sie auch, dass das ein Totschlagargument ist. Zu sagen, bei den Museen den Eintritt kostenfrei zu machen, das kann ja nun nicht die Lösung sein, um mehr Schülerinnen und Schüler, mehr Kinder und Jugendliche in die Museen, Theater, Ausstellungen und Galerien zu bekommen. Stimmt, es ist nicht die eine Lösung,
aber es ist eine Lösung von vielen, und mit dieser einen Lösung beschäftigt sich dieser Antrag, so, wie es ja auch vernünftig ist.
Ich meine, Herr Wildt, Sie hätten ja auch mal einen Antrag schreiben können, der alle Lösungen beinhaltet, wie wir das hinbekommen.
Ich weiß nicht, wie viele Hunderte Seiten er dann gehabt hätte. Ich finde es ja gut, sich mit diesem einen Aspekt zu befassen, und dann gefällt es mir natürlich gar nicht, wenn die Ministerin in die Lage kommt, sagen zu müssen: „bei all den knappen Ressourcen, die wir für … Kunst und Kultur … haben“.
Das sollten wir uns mal auf der Zunge zergehen lassen: „bei all den knappen Ressourcen, die wir für … Kunst und Kultur … haben“! Was für ein trauriger Satz, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Da müssen wir dann also ordentlich nachlegen. Das macht aber nichts, die Haushaltsdebatte kommt. Wir haben alle die Chance, für Kunst und Kultur dann noch mal richtig was zu tun. Und natürlich, um auch das zu ergänzen, der kostenfreie Eintritt ist es natürlich nicht allein, sondern – und Frau Ministerin hat viele wichtige Punkte schon angesprochen – natürlich geht es auch darum, dass die Einrichtungen für sich werben können, dass die Einrichtungen Öffentlichkeitsarbeit machen, dass sie die Chance haben, die eigene Ausstellung vielfältig zu gestalten, Sonderausstellungen zu machen, beispielsweise Regionalgeschichte aufzubereiten, auch für Schülerinnen und Schüler.
Also ich muss ja jetzt nicht zuallererst über Heimatpflege sprechen, aber ich weiß ziemlich genau, dass das viele Mitglieder des Landtages durchaus bewegt. Auch das ist ja ein Aspekt vieler kleinerer Einrichtungen, die wir hier im Land haben. Es geht um Personal und es geht um Museumspädagogik, ein ganz wichtiger Punkt, wenn mit Schülerinnen und Schülern gearbeitet werden soll.
Ich habe als Rostockerin Glück, ich habe ja tolle Einrichtungen in meiner Heimatstadt, die noch die Ressourcen haben und sie von der Stadt auch bekommen, um museumspädagogische Arbeit zu machen. Und wer an solchen Projekten mit Schülerinnen und Schülern teilnimmt, weiß, wie großartig das ist, wenn sich mit einzelnen Ausstellungen oder Künstlerinnen und Künstlern aktiv und kreativ auseinandergesetzt wird, nicht nur hinlaufen und angucken und Bilder anstarren, sondern selbst kreativ sein, sich selbst mit der Kunst auseinandersetzen oder aber mit der Ausstellung vor Ort ganz aktiv arbeiten. Aber auch dafür braucht man Personal, dafür braucht man gut ausgestattete Museen oder aber finanziell gut ausgestattete Kommunen, damit diese wiederum die Einrichtungen vor Ort vernünftig finanziell unterstützen können. Solange das nicht der Fall ist – und das ist hierzulande nicht der Fall –, kann man sich nicht darauf begrenzen zu sagen, der kostenlose Eintritt ist dann aber auch keine Lösung. Also das ist nicht ganz ehrlich,
Wir finden den Antrag gut, wir werden ihn unterstützen und ich glaube, die Gründe liegen auf der Hand, viele habe
ich genannt. Früh übt sich, Bildung kennt kein Mindestalter, Kunst und Kultur inspirieren, sie regen die Fantasie an, sie bringen zusammen und sie fördern das Über-denTellerrand-hinaus-Denken. Und ich glaube, gerade Letzteres ist genau das, was wir heutzutage dringend brauchen. Das finden wir gut, das unterstützen wir. Alle anderen Forderungen halte ich für vorgeschoben. Erst recht, wenn ich mir anschaue, über welche Budgets wir heute sonst schon geredet haben im Landtag, dann muss ich sagen, das sollte es uns wert sein, da brauchen wir deutlich mehr Ressourcen für Kunst und Kultur im Land. – Recht herzlichen Dank.
Bevor ich die nächste Rednerin aufrufe, begrüße ich ganz herzlich auf der Besuchertribüne Bürgerinnen und Bürger aus Malchin und Stavenhagen. Herzlich willkommen!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ich fange so an, ich teile natürlich das Ziel Ihres Antrages, mehr junge Menschen in unsere vielen Museen zu locken und für Kunst und Kultur zu begeistern, allerdings ist der Weg dorthin aus meiner Sicht nicht zuerst mit freiem Eintritt zu beantworten. Ich habe gehört, ja, es gibt eine der Lösungen, aber für mich ist es eben nicht die prioritäre.