Protokoll der Sitzung vom 26.01.2017

Es muss auch in Deutschland möglich sein, Ausländern, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen,

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU und Jochen Schulte, SPD)

aber an Kampfhandlungen terroristischer Organisationen teilnehmen, die deutsche Staatsangehörigkeit wieder zu entziehen.

(Beifall Dirk Lerche, AfD)

Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde von Unionsseite auf Bundesebene bereits erarbeitet. Die Verabschiedung im Kabinett wird aber derzeit vom Koalitionspartner verhindert. Von dieser Regelung mag nur ein kleiner Teil von Menschen betroffen sein. Nach den Anschlägen von Paris, Nizza und Berlin dürfen wir uns aber nicht mehr

darauf verlassen, dass diese kleine Zahl von betroffenen Terroristen keine Anschläge verüben wird. Und wir müssen deshalb Regelungen erarbeiten, die es uns erlauben, diese Menschen nicht wieder nach Deutschland einreisen zu lassen.

(Nadine Julitz, SPD: Darum geht es doch nicht!)

Unser Koalitionspartner wollte keine Überweisung Ihres Antrages in den Innenausschuss. Wir werden Ihren Antrag deshalb mit Blick auf den Koalitionsvertrag ablehnen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der AfD und CDU – Ministerpräsident Erwin Sellering: Nehmen Sie in der richtigen Reihe Platz, junge Frau! – Ann Christin von Allwörden, CDU: Ich weiß, wo mein Platz ist, Herr Ministerpräsident.)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Bernhard Wildt für die Fraktion der AfD.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Landtag! Werte Gäste und liebe Bürger des Landes! Ich bin jetzt ein kleines bisschen verwundert über die Ausführungen sowohl des Ministers als auch von Frau von Allwörden und ich muss sagen …

(Thomas Krüger, SPD: Wenn Sie den Antrag abgeschrieben haben, sind Sie doch nicht verwundert!)

Und wir haben den Antrag auch nicht abgeschrieben, sondern

(Heiterkeit bei Simone Oldenburg, DIE LINKE: Geklaut.)

wir sind den Mitgliedern der CDU zu Hilfe geeilt,

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

denn die Basis der CDU wird leider nicht mehr gehört von den Funktionären. Es versackt dann letzten Endes doch wieder. Sie sind zwar unserer Meinung,

(Ann Christin von Allwörden, CDU: Nein, Sie sind unserer Meinung!)

trauen sich aber dann doch nicht, das durchzusetzen gegen die SPD.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und es wäre natürlich sehr viel ehrlicher, Sie würden das auch Ihren Mitgliedern richtig erklären.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Leider muss ich Ihnen sagen, die Mitglieder der CDU – ich habe gestern schon von der Insel Rügen gesprochen, ich tue es heute noch mal –, zumindest auf der Insel Rügen kommen die Mitglieder der CDU lieber zu mir und zu meinen Kollegen als zu Ihnen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und das, muss ich sagen, sollte Ihnen, Herr Caffier, schlaflose Nächte bereiten.

(Lorenz Caffier, CDU: Überhaupt nicht.)

Offensichtlich verfügen wir über eine bessere Vertrauensposition als Ihre eigenen Abgeordneten. Offenbar ist es so, dass die Mitglieder der CDU eher vermuten, dass wir ihre Interessen durchsetzen als Sie selbst.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Nadine Julitz, SPD: Es geht ihnen auch um die Sache. – Zuruf aus dem Plenum: Haben Sie auch Beispiele dafür?)

Herr Abgeordneter Wildt, es geht hier jetzt aber in der Debatte eigentlich nicht darum, wer hier welches Vertrauen genießt, sondern es geht um einen Antrag. Ich bitte Sie, doch jetzt zur Sache zurückzukehren.

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Ja, das ist richtig, es geht um einen Antrag. Und wir bitten natürlich gerade die Kollegen von der CDU, diesem Antrag zuzustimmen, Rückgrat zu zeigen und dafür zu sorgen, dass wir das Thema auch im Bundesrat noch mal positionieren können.

Unsere inhaltlichen Ausführungen hat Kollege Komning ja schon sehr deutlich gemacht. Wir gehen davon aus, dass die Staatsangehörigkeit die Zusammengehörigkeit in unserem Land stärken soll und dass gerade eine doppelte Staatsangehörigkeit oder Mehrfachstaatsangehörigkeit tendenziell dem erst mal entgegensteht.

(Nadine Julitz, SPD: Beweise!)

Die Ausführungen von dem Herrn Minister waren sehr umfangreich. Das war sehr gut, dass er das noch mal so dargestellt hat. Es geht ja in der Tat nur um einen kleinen Aspekt der doppelten Staatsangehörigkeit, nämlich nur …

Ach da sitzen Sie, Entschuldigung.

(allgemeine Heiterkeit)

Es geht tatsächlich ja nur um die Optionspflicht. Und wir möchten auch nicht wieder zurück in irgendwelche vorsintflutlichen Zeiten, sondern in das Jahr 2014. Das ist ja gerade mal erst zwei Jahre her. Ich bitte Sie, ich weiß nicht, woher Sie den Mut aufbringen, das ganze Thema so zu skandalisieren. Es geht um einen Rückschritt, wenn Sie so wollen, um zwei Jahre, um genau einen Fehler, der dort gemacht wurde, wieder zu korrigieren. Das kann nun wirklich kein Teufelszeug sein. Und ich denke, es ist ja schon in der Presse richtig gesagt worden, mit der AfD stünde tatsächlich eine Partei bereit, die genau diesen Weg gehen würde

(Vincent Kokert, CDU: Da sind wir aber froh.)

und die die CDU auch durchaus unterstützt an dieser Stelle.

Ja, da sind Sie sogar froh. Schön.

Deswegen bitte ich doch noch mal ausdrücklich, das ganze Thema intensiv zu verfolgen. Schon gestern kam

ja gerne das Beispiel – es werden immer wieder Beispiele gebracht, ich sage es noch mal, die Frau, die im Feuerwehrklub ist, und so weiter –, ich kann auch ein Beispiel bringen …

(Jeannine Rösler, DIE LINKE: Klub?)

Ja, Kamerad wollte ich jetzt nicht sagen.

Ich kann auch gerne mal ein Beispiel bringen.

(Martina Tegtmeier, SPD: Es gibt genug Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr.)

Ja, richtig.

(Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

Und zwar geht es um einen türkischen Freund, einen türkischen Arbeitskollegen, der zwei Söhne und eine Tochter hat. Er sagte mal zu mir: Bernhard, ich traue mich gar nicht, es dir zu sagen. Du bist ein konservativer Deutscher. Meine beiden Söhne sind Türken, haben die türkische Staatsangehörigkeit, ich selber auch. Meine Tochter und meine Frau haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Und das ist ein wunderbares Beispiel. Sie sehen daran, wie Sie ganze Familien in Schwierigkeiten bringen, die sich nicht mehr richtig loyal ordnen können, zu welchem Staat sie denn nun eigentlich gehören. Der Hintergrund war, dass sie den Militärdienst in der Türkei eben oder in Deutschland damals noch nicht ableisten wollten und deswegen lieber die türkische Staatsangehörigkeit behielten.

(Martina Tegtmeier, SPD: Das ist ja eher ein Gegenbeispiel.)

Das heißt, das Thema Staatsangehörigkeit spielt tatsächlich eine große Rolle,