und ich bleibe dabei, dass Stillarbeit kein Unterricht ist. Ich schicke meine Kinder nicht 40 Kilometer zur Schule, damit sie dort Stillarbeit haben, sondern ich möchte, dass sie unterrichtet werden. Und das geht nicht nur mir so, sondern, ich denke, allen Eltern hier im Land.
Wir haben Lehrerneueinstellungen, mir liegen die Zahlen vor. 639 waren das im vergangenen Jahr, davon 30 Pro
zent Seiteneinsteiger, in diesem Jahr 651 Lehrer, davon 33,8 Prozent Seiteneinsteiger. Das ist also in etwa auch gleich geblieben, leicht steigende Tendenz. Unbesetzte Stellen zum Schulanfang letztes Jahr 30, jetzt 107, plus drei Viertel der Referendariatsstellen noch nicht besetzt. Also die Situation hat sich erst mal überhaupt nicht verbessert.
Wir hatten ja schon im letzten Jahr eben gefordert, die dreimonatige Qualifizierungsphase für die Seiteneinsteiger vor Unterrichtsbeginn vorzuschalten, also vor Dienstantritt, und dann die Seiteneinsteiger zwei Jahre lang zu begleiten. Ein bisschen was hat die Regierung gemacht. Die Vorbereitungskurse sind von drei Wochen immerhin auf fünf Wochen verlängert worden und sie sollten zumindest vor Dienstantritt beginnen. Also schon am 01.06. waren 100 Stellen verfügbar, allerdings wurden die nicht komplett ausgenutzt. Es waren nur 86, die zu dem Zeitpunkt schon an dem Vorbereitungskurs teilnehmen konnten. Der Rest ist eben erst später gekommen und kann dann auch erst später an diesem Kurs teilnehmen.
So, das heißt, die Situation ist nach wie vor unbefriedigend. Da hilft gar nichts, daran herumzureden, wir müssen dort besser werden, und ich möchte noch mal zwei Sätze sagen, warum das so wichtig ist. Zwei Drittel der Lehrer gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand, in den wohlverdienten Ruhestand wohlgemerkt. Das heißt, wenn man nicht vollkommen realitätsfern ist, dann wissen wir, wir brauchen die Seiteneinsteiger in den nächsten Jahren auch weiterhin. Wir müssen auf die Seiteneinsteiger setzen, um überhaupt genügend Lehrer zu haben und den Unterricht ordnungsgemäß durchführen zu können.
Und wenn man sich darauf einstellen muss, in den nächsten zehn Jahren immer noch sehr viele, eine bedeutende Anzahl von Seiteneinsteigern, also von Lehrern ohne Lehrbefähigung, an die Schulen zu lassen, dann müssen wir ein ordnungsgemäßes Programm haben, um die Lehrer ohne Lehrbefähigung besser auszubilden. Und da greift noch mal unser Vorschlag, bitte drei Monate Qualifizierungsphase vor Dienstantritt und 24 Monate begleitend.
Einen Satz würde ich gerne schon, obwohl Sie ihn natürlich selber vorstellen werden, Ihren Änderungsantrag, würde ich gerne schon dazu sagen. Natürlich ist der Änderungsantrag, wenn man so will, noch einen Tick besser. Sie gehen da in Richtung Quereinsteiger,
dass also das Referendariat schon tatsächlich nachgeholt wird für diese Quereinsteiger. Das hatte ich auch schon vor einem Jahr gesagt, das ist noch besser, aber wir greifen mal nicht gleich nach den Sternen, weil wir genau wissen, das kann man so schnell jetzt nicht umsetzen.
Das müsste dann das Ziel sein, da hinzukommen, tatsächlich – so wie in Bayern übrigens – nur Quereinstei
ger einzustellen und keine Seiteneinsteiger mehr. Aber da wir das so schnell nicht schaffen, wenigstens erst mal die Qualifizierungsphase ausbauen.
Und, Frau Martin – und ich möchte jetzt da eigentlich an der Stelle auch noch mal Frau Hesse ansprechen, die ja das Ministerium bis vor Kurzem geführt hat –, ich erkenne das durchaus an, dass wir einen kleinen Fortschritt erzielt haben, von drei auf fünf Wochen, und ein paar mehr Stellen sind da. Also ich will auch an dieser Stelle fair bleiben wie meistens – nicht immer, aber meistens –, aber es reicht eben wirklich noch nicht aus.
Und deswegen lassen Sie uns bitte jetzt über diesen Antrag debattieren, meinetwegen auch gerne kurz, und ihn dann in den Ausschuss überweisen, damit wir einfach besser werden und dann zum nächsten Schuljahresbeginn – ich weiß, dass wir immer in Schuljahren denken müssen, dass es immer also eine ganze Weile wieder dauern wird –, aber dass wir zum nächsten Schuljahresbeginn einfach massive Fortschritte erzielen können. Das fällt nicht vom Himmel, aber wenn wir jetzt nicht anfangen, das vorzubereiten, gerade jetzt auch in den Haushaltsberatungen, dann werden wir im nächsten Jahr wieder da stehen, wo wir heute stehen. Und ich kann Ihnen versprechen, den Antrag stelle ich dann auch wieder,
Und... Ach so, einen Hinweis noch, in den Haushaltsmitteln ist da bisher wirklich zu wenig Geld eingestellt, nämlich nur die 39.600, und das ist wirklich zu wenig. Da ist irgendwas schiefgelaufen,
Auf jeden Fall haben wir ja noch die Beratung, wir haben ja auch noch die Gelegenheit, das jetzt zu verbessern. Und ich habe Ihnen das ja gestern schon ans Herz gelegt, das ist der Antrag Nummer eins, wo wir hoffen, dass die Opposition auch mal wieder eine gute Anregung geben kann
Ah, Entschuldigung. Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 61 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Das Wort hat für die Landesregierung die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Frau Martin.
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Auch ich muss jetzt,
habe die große Freude, als letzte Rednerin noch zu sprechen oder zum letzten Tagesordnungspunkt zumindest. Aber ich muss Sie auch noch ein bisschen quälen, auch weil ich glaube, dass der Antrag so ein bisschen verkürzt daherkommt. Insofern werde ich doch ein bisschen ausholen. Ich hoffe, Sie bleiben bei mir.
Wir wissen, das haben Sie auch schon gesagt, dass wir bis zum Jahr 2030 rund 80 Prozent unserer Lehrkräfte verlieren werden. Die werden alle in den wohlverdienten Ruhestand gehen, und bereits heute ist die größte Herausforderung ans Bildungssystem, aber auch an uns Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker, für die kommenden Jahre genügend und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer zu haben und zu finden.
Mit dieser Herausforderung übrigens stehen wir in Mecklenburg-Vorpommern nicht allein, das geht anderen Bundesländern genauso, dass sie händeringend Lehrkräfte suchen. Wir befinden uns also nicht – und auch das ist, glaube ich, nicht neu hier in diesem Hohen Haus – allein in dieser Welt, sondern befinden uns in einem starken Wettbewerb mit unseren Nachbarn Brandenburg, Schleswig-Holstein bis zu Berlin. Ich sage das alles, um noch mal deutlich zu machen, vor welchem Hintergrund wir heute über dieses Thema „Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger“ diskutieren und warum wir dieses Thema auch in den kommenden Jahren noch ernsthaft diskutieren müssen und wohl auch werden.
Denn wir werden sie in Zukunft brauchen, diese Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, um den Lehrbedarf an unseren Schulen decken zu können. Schon heute geht es nicht mehr ohne sie.