Umso wichtiger ist es aber auch, klar, dass wir diese neuen Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger so gut
wie möglich, also bestmöglich aus- und fortbilden. In dieser Einschätzung stimme ich in der Tat mit Ihnen überein.
Und auch in noch einem anderen Punkt bin ich mit Ihnen einer Meinung. Sie betonen in der Begründung Ihres Antrages das Potenzial der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. Ja, Seiteneinsteiger tragen in der Tat in vielen Schulen zum guten Schulalltag bei und sie bringen mit ihren etwas anderen Berufserfahrungen und auch Ausbildungserfahrungen neue Perspektiven in den Schulalltag. Und das hat eben auch Vorteile, nicht nur Nachteile, wie oft auch berichtet wird. Das bestätigen mir viele Schulleiterinnen und Schulleiter in Gesprächen, das bestätigen mir auch Lehrerkollegien. Aber noch mal, Voraussetzung dafür, dass das gut klappt mit den Seiteneinsteigern vor Ort, ist natürlich, dass sie gut auf ihre Arbeit in der Schule vorbereitet werden.
Wir haben hier zum neuen Schuljahr schon einiges verändert und verbessert, Sie haben es erwähnt, und wir sind gerade dabei, die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die berufsbegleitende Qualifizierung der Seiteneinsteiger machen, zu verdoppeln. Die Ausschreibungen laufen, aber um das auch gleich zu sagen, auch wir sind der Meinung, dass wir im Bereich der berufsbegleitenden Seiteneinsteigerfortbildung auch strukturell noch etwas verbessern sollten
Doch zunächst einmal möchte ich sagen, was bereits getan wurde, weil, wie gesagt, in Ihrem Antrag das so ein bisschen aussieht, als ob wir nur so einen Kompaktkurs machen und dann nichts mehr. So ist das ja gar nicht. Lassen Sie mich also kurz darstellen, wie die berufsbegleitende Fortbildung der Neulehrerinnen und Neulehrer aussieht.
Anders als in den Jahren zuvor, Sie haben es auch erwähnt, stellen wir bereits in den Sommerferien jetzt den Kompaktkurs zur Verfügung, damit die neu eingestellten Seiteneinsteiger a) sich natürlich vorbereiten, aber b) auch, dass sie dann nicht fehlen, wenn die Schule losgeht. Übrigens ist der Starttermin, das ist nicht korrekt im Antrag, der 01.07. oder war der 01.07., und nicht der 01.06.
von, also zum Schulstart waren es 220. Doch natürlich ist dieser Kompaktkurs nur ein Teil der grundlegenden pädagogischen Qualifizierung, die alle Seiteneinsteiger/-innen, also egal, ob sie im Kompaktkurs waren oder nicht, im Laufe des ersten Jahres durchlaufen müssen. Sie umfasst insgesamt 180 Stunden, erstreckt sich über ein ganzes Jahr und läuft nach dem Kompaktkurs berufsbegleitend. Also auch die, die nicht im Kompaktkurs dabei waren, kriegen diese Module im Laufe des Jahres dann auch, müssen sie durchlaufen.
Wir haben von drei auf fünf Wochen diesen Kompaktkurs ausgedehnt, und insgesamt – das finde ich auch noch mal wichtig zu sagen – haben 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IQ M-V in diesem Sommer mit viel Engagement daran gearbeitet, dass an unterschiedlichen Standorten dieser berufsbegleitende, dieser Kompaktkurs überhaupt durchgeführt werden konnte.
Nach dem Kompaktkurs folgen über ein Jahr dann natürlich weitere Module, wo eben Praxis/Theorie des Lehrerberufes gelehrt werden. Und am Ende dieser einjährigen grundlegenden pädagogischen Qualifizierung erfolgt dann ein Abschlusskolloquium, wo festgestellt wird, ist diese Person geeignet, den Lehrberuf zu ergreifen, oder eben auch nicht. Wer sich bewährt, erhält ein Zertifikat mit der Unterrichtserlaubnis für M-V und hält dann damit auch die Option in der Hand, eine entfristete Beschäftigung im Schuldienst zu beginnen.
Doch damit ist diese Lehrkraft noch lange nicht fertig, das geht noch weiter, denn sie verpflichtet sich, in dieser Qualifizierungsreihe auch weiter sich fortbilden zu lassen und nach einer Prüfung dann auch mehrere Jahre noch Berufserfahrung zu sammeln, bevor die Lehrbefähigung erworben werden kann.
Das ist der Weg, der im Moment beschritten wird. Und ich habe es schon gesagt, aber ich sage es an dieser Stelle gern noch mal, der Weg, wie wir die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger so qualifizieren, dass sie zu guten und selbstbewussten Lehrkräften werden können, muss weiter intensiviert und verbessert werden. Wir haben uns bereits auf den Weg gemacht. Wie gesagt, wir haben die, wir verdoppeln gerade die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am IQ für die Qualifizierung. Wir haben den Kompaktkurs vorgezogen und erweitert auf fünf Wochen, und wir führen gerade einen intensiven Dialog mit den Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern selbst, um auch mal zu erfahren, was brauchen die eigentlich, um zu selbstbewussten, guten Lehrern zu werden. Das läuft gerade übers Ministerium. Ich glaube, gestern gab es gerade ein Treffen wieder.
Und außerdem werde ich in den nächsten Wochen auch öffentlich den Dialog suchen und führen, wie wir bei der Seiteneinsteigerqualifizierung weiterkommen können. Zum Beispiel bin ich jetzt am Samstag bei der GEW – in Rostock, glaube ich, ist die Veranstaltung –, um das auch öffentlich zu diskutieren mit Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern, denn das 200-Millionen-Schulpaket, was im Entwurf des Haushaltes, des Doppelhaushaltes, ja abgebildet ist, muss aus meiner Sicht auch unbedingt Maßnahmen enthalten, um bei den Seiteneinsteigern weiterzukommen. Wie wir das am besten hinkriegen, möchte ich gerne in den kommenden Wochen und Monaten mit den Beteiligten besprechen.
Ich sage es aber gern schon an dieser Stelle, ich habe durchaus Sympathie für das, was auch die Position der LINKEN ist heute in dem Antrag, dass wir zu strukturellen Veränderungen kommen, das heißt zum Beispiel zu einem berufsbegleitenden Referendariat. Auch Sie haben es gerade erwähnt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie sehen also, wir haben das gleiche Ziel. Dieser Antrag bringt uns diesem Ziel aber nicht genügend weiter, denn aus meiner Sicht ist er zu eng gefasst.
Wertes Präsidium! Liebe Abgeordnete! Leiwe Mäkelborger un Vörpommern! Der vorliegende Antrag bringt ein wichtiges Anliegen zum Ausdruck, die Qualifizierung von Seiteneinsteigern. Seiteneinsteiger werden bei uns zunehmend erforderlich, um dem sehenden Auges selbstverschuldeten Lehrermangel hier im Lande zu begegnen. Deshalb hat auch die Landesregierung Interesse an einer möglichst schnellen Lösung. Es geht primär darum, Unterrichtsausfall – so hoffe ich jedenfalls – nicht zu kaschieren, sondern abzufangen und deshalb die Seiteneinsteiger auch schnellstmöglich vor die Klassen zu kriegen.
Aber schnellstmöglich, darf das auch heißen, zur Not eben auch ohne den sogenannten Kompaktkurs, der die Seiteneinsteiger überhaupt erst mit dem allernötigsten Minimalrüstzeug ausstatten soll, mit dem sie im Schulalltag vor die Klasse treten können? Meine Damen und Herren, das geht gar nicht. Die Mehrzahl der 220 Seiteneinsteiger, die derzeit ohne dieses Rüstzeug ausgestattet sind, steht vor den Klassen. Das ist kein Zeichen von Fürsorgepflicht.
So eine Vorgehensweise führt bei diesen neuen Kollegen schnell zur Situation einer Überforderung, und das auch wieder sehenden Auges. Es wird dabei so getan, als gäbe es die Thematik der Lehrergesundheit gar nicht.
Dieser Kompaktkurs mit seinen jetzt 181,5 Stunden und der sich anschließenden einjährigen grundlegenden pädagogischen Qualifizierung kann natürlich kein Lehramtsstudium von fünf Jahren mit anschließendem Referendariat ersetzen.
Um also notwendige Handlungskompetenzen zu ermitteln, gibt es anschließend die modularisierte Qualifizierung, die über einen Zeitraum von drei Jahren angesetzt ist, die Frau Ministerin hat das eben erwähnt. Erst die erfolgreiche Absolvierung dieser drei Qualifizierungskurse ist derzeit für die Erlangung der unbefristeten Lehrbefähigung auf Dauer erforderlich.
An dieser Stelle verstehe ich zugegebenermaßen den vorliegenden Antrag nicht ganz. Soll mit Punkt 2 die derzeitige einjährige Grundqualifizierung verlängert werden oder die modulare Qualifizierung verkürzt werden? Oder soll das ein für Seiteneinsteiger speziell angepasstes Referendariat sein, was wirklich Sinn machen würde? Es steht nicht im Antrag.
Aber hier regt der Änderungsantrag der Fraktion der LINKEN genauso ein Referendariat von 18 Monaten an,
weshalb wir diesem Änderungsantrag auch zustimmen werden. So einen Vorbereitungsdienst halten wir nicht nur für fair, sondern notwendig, damit die Seiteneinsteiger bestmöglich für den Schulalltag ausgerüstet sind.
Liebe Kollegen von den Freien Wählern/BMV, nun zurück zu Ihrem Antrag. Wir würden ja empfehlen wollen, Ihrem Antrag eine Evaluierung der bestehenden Qualifizierungsmaßnahmen voranzustellen, in deren Ergebnis dann die im vorliegenden Antrag fehlenden inhaltlichen oder zeitlichen Änderungen eingefügt werden können, um damit die noch nicht vorhandene Klarheit zu schaffen. Aber das kann noch nicht erfolgen, da die ersten 51 Teilnehmer erst im Laufe des kommenden Jahres diese ersten Pakete durchlaufen haben.
Sehr geehrte Damen und Herren, sehen wir uns den Antrag der Freien Wähler/BMV zusammenfassend an, liegt uns hier eine leere Hülle ohne konkrete Maßnahmen vor. Es werden lediglich Zeitfenster für dann nicht mehr ausgeführte Maßnahmen beantragt, unter 1. drei Monate, ich nenne es jetzt mal, für einen Vorbereitungskurs anstelle des jetzigen Kompaktkurses. Und hier vermissen wir in diesem Punkt tatsächlich unter anderem – ich lasse das jetzt mal weg – Hinweise zur qualitativen und quantitativen Ausgestaltung dieses dreimonatigen Kurses, dieses jetzt auf drei Monate erweiterten Kurses.
Und diese Feststellung zur fehlenden Ausgestaltung gilt vollumfänglich im Übrigen auch für Punkt 2 Ihres Antrages. Allerdings haben Sie hier als Zeitfenster 24 Monate für berufsbegleitende fachliche Schulungen vorgesehen, wie schon festgestellt ohne Inhalt. In beiden Antragspunkten findet sich nicht eine konkrete Maßnahme, die die beantragte Offensive stützt beziehungsweise eine inhaltliche Komponente enthält, die eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Anliegen des Antrags erkennen lässt.
Meine Damen und Herren, ausreichend ausgebildete Lehrer an die Schulen zu bekommen, muss das langfristige Hauptziel bleiben. Die Kollegien dürfen im gegenseitigen Interesse und im Interesse unserer Kinder nicht mit Seiteneinsteigern überfrachtet werden.
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Marc Reinhardt, CDU: Und die Alternative? Kein Unterricht?)
Aber die Seiteneinsteiger, die zur Sicherung des kurzfristigen Bedarfs an die Schulen kommen, müssen die bestmögliche Ausbildung erhalten, damit nicht nur die Quantität, sondern vor allem auch die Qualität der Unterrichtserteilung gesichert wird. Hierzu ist unseres Erachtens eine klar strukturierte Qualifizierung erforderlich, mit Einführungskurs, Grundkurs, Aufbaukurs sowie abschließendem berufsbegleitendem Vorbereitungsdienst.
Sehr geehrte Damen und Herren, das Grundanliegen des Antrages ist richtig, aber die inhaltliche Ausführung ist mangelhaft, und wir können uns, all unser Wohlwollen zusammengenommen, nur enthalten. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Lieber Herr Wildt, es stimmt, es ist ja fast wortgleich, oder es ist wortgleich der gleiche Antrag wie im letzten Jahr. Trotzdem ist es für uns keine Belastung, so, wie es ja auch schon dargestellt wurde, es ist eigentlich immer wieder eine Freude, über Bildungsthemen zu diskutieren. Deshalb will ich...
Wo kommen wir also her, wo wollen wir eigentlich hin? Wer sich an das Ende der 90er-Jahre – das können ja eigentlich hier im Haus noch ziemlich viele – erinnert, Mitte der 90er-Jahre...