Als Nächstes kommt die alleinerziehende Mutter, 32 Jahre, mit Kind. Dann kommt ein Ehepaar – das ist übrigens die einzige Nennung „Ehepaar“ –, Mann im Rollstuhl, er 24, sie 28, ohne Kinder. Danach kommt der alleinerziehende Vater mit Migrationshintergrund und drei Kindern.
(Heiterkeit und Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Hätten Sie lieber eine Katze gehabt, oder was?)
Was suggerieren Sie in den Schulen für ein Familienbild? Was transportieren Sie in die Köpfe von Kindern? Ich weiß gar nicht, ob die Eltern das überhaupt wissen, was da passiert mit ihren Kindern.
Und da möchte ich noch mal jemanden zitieren, und zwar einen Offizier, meine Damen und Herren, einen Offizier, der ganze Generationen geprägt hat und später noch Botschafter wurde. Und der sagte: „Das Wohl vieler überwiegt immer das Wohl von wenigen oder Einzelnen“, meine Damen und Herren. Und darum geht es hier. Wir wollen hier ein breitflächiges, normales Familienbild vermitteln und uns nicht,
und nicht Minderheiten über alles stellen und nicht mal als gleichwertig, meine Damen und Herren, das ist ganz wichtig.
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Selten so eine abartige Rede gehört!)
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 58 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Ums Wort gebeten hat zunächst die Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung Frau Drese.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich gebe zu, die Realitätsverweigerung der AfD-Fraktion wird nicht immer so leicht und so deutlich sichtbar wie bei diesem Antrag.
und wie eine Karikatur für Ihr klares Familienbild sitzen Sie hier im Plenarsaal. 14 Männer und keine Frau sind damit der lebende Beweis für das klare Familienbild der AfD.
Mit der Realität in Deutschland – in Mecklenburg-Vorpommern sowieso – hat dieses Familienbild aber nichts zu tun.
Die Zusammensetzung Ihrer Fraktion entspricht dem Familienbild des Kaiserreichs von 1871 und nicht unserer Gesellschaft im Jahr 2020.
Ihre Fraktion ist also die letzte, die uns hier über Familienpolitik belehren sollte, und das nicht, weil wir hier oder irgendwo in Deutschland eine Genderideologie propagieren, sondern weil die Menschen, die Familien in unserem Land ganz unterschiedlich, ganz individuell sind, aber doch oft in einem Punkt übereinstimmen:
Da, wo Menschen füreinander da sind, genau da beginnen familiäre Strukturen. Das Wesen von Familie besteht darin, dass Menschen bereit sind, füreinander einzustehen, füreinander zu sorgen und dauerhaft Verantwortung füreinander zu übernehmen.
Das Familienbild hat sich nicht nur in den letzten Jahren gewandelt. Geschlechterrollen und Familienmodelle haben sich historisch immer wieder verändert. Das, was als traditionelles Familienbild angesehen wird, ist gerade einmal 150 Jahre alt. Die heutige Vielfalt mit Patchwork-, Regenbogen- und traditionellen Familien, mit Alleinerziehenden und Pflegefamilien ist keine Folge einer Genderideologie, sondern orientiert sich an den realen Lebensverhältnissen der Menschen. Viele Menschen entscheiden sich heute für andere Lebensformen. Es kann und darf nicht Aufgabe der Politik sein, die Menschen zu bevormunden und ihnen zu sagen, wie sie zusammenzuleben haben,