Fischerei kann hierzulande aber noch mehr. Sie ist, wenn sie entsprechend durchgeführt wird, ein Beitrag zu einer umweltfreundlichen und gesunden Ernährung. Als nachhaltige Fischerei kann sie einen Beitrag zur Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise leisten. Es ist aber notwendig, über die Zukunft der Kutter- und Küstenfischerei in Mecklenburg zu sprechen und sich auch viele Gedanken darüber zu machen, insbesondere darüber, wie man den notwendigen Wandel herbeiführt.
Der Fischerei geht es aktuell wirklich miserabel. Das haben wir gehört. Auch Sie, sehr geehrter Herr Minister Backhaus, haben in Ihrer langen Amtszeit den Niedergang der einst so starken Fischerei in MecklenburgVorpommern erlebt. Natürlich hat das auch mit Fangquoten zu tun und dem diese Entwicklung zum Teil verursachenden Verdrängungswettbewerb zwischen industriellem Fischfang und gewerblicher Küstenfischerei. Und deswegen ist dieser Hinweis auf Russland völlig fehl am Platze. Das sind ja nicht die Fische, die wir hier mit unserer gewerblichen Küstenfischerei fischen werden in Zukunft, sondern es geht bei dem versiegenden Fischbestand natürlich darum, warum diese Fischbestände versiegen. Und das hat viel mit den Laichdingen zu tun. Das haben wir gehört.
Bei versiegenden Fischbeständen kommt man also um Fischschutz, auch um Fangquoten sicher nicht herum, denn wer würde schon den Ast absägen, auf dem er sitzt. Wir wissen, dass es nicht die richtige Strategie ist, sich hinter EU und Bund zu verstecken, weil die Regeln ja von denen kommen. Vielmehr müssen wir fragen: Hätte es in den letzten 25 Jahren auch hier im Land noch weitere Handlungsspielräume gegeben, die Fischerei auf dem Weg in die Zukunft stark zu machen?
Mittlerweile fehlen entscheidende Vermarktungs- und Hafenstrukturen. In unserem Bundesland gibt es nicht mal mehr einen Fischereiverband – das haben wir auch gehört –, der ein wichtiger Ansprechpartner für den Wandel wäre. Deswegen müssen wir auf die einzelnen Fischer zugehen, die es noch gibt. Die Fischerei hat aus unserer Sicht nur dann eine Zukunft, wenn es gelingt, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu entwickeln. Das ist sicher schwierig genug, wir haben es schon gehört. Und wenn die Fischerei sich breiter aufstellt, hilft das sicher.
Beginnen wir mit den wichtigsten Rahmenbedingungen. Dazu gehören rechtliche und administrative Bedingungen, die es Fischunternehmen erlauben, ökonomisch nachhaltig zu handeln, und dazu gehört ein sinnvolles Landeshafenkonzept. Auch muss es ausreichend Flächen geben, um der Fischerei nachzukommen. Und am wichtigsten: Der Ostsee muss es gut gehen. Das ist aktuell nicht der Fall. Mittlerweile ist der Zustand der Ostsee auch ein limitierender Faktor oder vielleicht sogar der limitierende Faktor für die Entwicklung der Fischbestände. Die Fischer mit ihren geringen Quoten für Hering, haben wir gehört, und Dorsch spielen dabei kaum noch eine Rolle. Der Klimawandel und die Überdüngung sind Hauptursache für den Rückgang der Fischbestände.
Auf die Regulierung der Überdüngung hat unser Landwirtschaftsminister Einfluss. Mecklenburg-Vorpommern muss dringend im Ostseeschutz aktiver werden. Hier ließe sich lokal vieles erreichen, zum Beispiel im aktuell arg geschundenen Greifswalder Bodden, der Kinderstube des Herings. Oft stand in der Vergangenheit die Steigerung der Fangeffizienz im Vordergrund. Zukünftig wird es darauf ankommen, die Umweltauswirkungen der Fischerei kontinuierlich zu reduzieren. So können zum Beispiel neue nachhaltige Fanggeräte helfen, den Beifang zu verringern und natürlich ein gemeinsames Miteinander von Robben und Fischerei zu ermöglichen.
Das Land kann sich dabei auch auf die fundierte wissenschaftliche Expertise des Thünen-Instituts stützen. Ich kann es auch nicht mehr betonen als der Landwirtschaftsminister, das ist eine wichtige Einrichtung, und zwar nicht nur für uns, sondern überhaupt für die Frage, was macht man denn, wenn sozusagen die Entwicklungsbedingungen für eine Fischart nicht mehr ausreichend existieren. Dann brauchen wir Forschung und müssen die Ursachen für die sinkenden Fischbestände klar auf den Tisch legen.
Fischereibetriebe sind Wirtschaftsunternehmen. Dementsprechend gehören Ökologie und Wirtschaftlichkeit in unserer Zeit und in Zukunft untrennbar zusammen. Ein gesünderer Wirtschaftsbetrieb kann gelingen, wenn sich die Unternehmen breiter aufstellen. So sind der Einsatz neuer Fanggeräte – ich hatte schon darauf hingewiesen –, Tourismusfahrten und die Nutzung der Fischkutter als Forschungsplattform denkbar. Die Fischer könnten für bestimmte Aufgaben, für bestimmte Ökosystemdienstleistungen eine gewisse Grundfinanzierung von der Öffentlichkeit erhalten, vergleichbar mit dem Agrarsektor. Darauf hat aber der Minister auch schon hingewiesen, dass offensichtlich die Bedingungen sich dafür verbessert haben. Allerdings ist das momentan mit teilweise uralten Schiffen kaum machbar. Also muss man da auch investieren in Zukunft.
Während in der EU über die Möglichkeit der Förderung von Neubauten gesprochen wird, sollte hier im Land ein Konzept für den Fischkutter der Zukunft erarbeitet werden. Und da gibt es auch Ergebnisse vom Forschungsinstitut Thünen. Und nicht zu vergessen – das wurde auch angesprochen –, es ist wichtig, den Nachwuchs in der Fischerei zu erhalten. Wir brauchen eine moderne Ausbildung.
Lassen Sie mich abschließend sagen, ich bin der Meinung, alle guten Gedanken, die für die Rettung der Küstenfischerei gemacht werden, sollten zusammenarbeiten. Und wir sollten da nicht gegeneinander uns immer vorwerfen, was nun eigentlich der richtige Weg ist. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Bei dem Thema darf ich für die Kollegin Sandy van Baal sprechen. Schöne Grüße an die Kollegin und weiterhin gute Besserung!
(Beifall Marcel Falk, SPD, Dr. Harald Terpe, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, René Domke, FDP, und Minister Dr. Till Backhaus)
Und wir sind dann heute wieder bei einem spannenden Thema. Ich glaube, es ist schon sehr viel gesagt worden, was die aktuellen Gegebenheiten, die aktuellen Probleme bei dem Thema tatsächlich betrifft. Und wir stellen alle gemeinschaftlich fest – da habe ich auch gar keinen Dissens hier im Haus festgestellt –, die Kutter- und Küstenfischerei ist aktuell einfach hart gebeutelt.
Die Fischbestände, insbesondere Dorsch und Hering, sind in der westlichen als auch in der östlichen Ostsee massiv eingebrochen in den letzten Jahren. Das ist soweit auch völlig korrekt festgestellt, und der Minister hat auch noch mal auf den Sauerstoffgehalt in der Ostsee hingewiesen. Und das ist leider etwas, wo man relativ wenig machen kann, denn um das zu ändern, da hängt es doch einfach stark ab vom Wetter. Also wenn man sich das Ganze mal so anguckt, wir haben ja die Senken innerhalb der Ostsee, und wir brauchen einfach mal über einen längeren Zeitraum eine ganz klare Wetterlage, Wind von Osten, was das Wasser rausdrückt aus der Ostsee, und dann brauchen wir noch mal genau die entgegengesetzte Wetterlage über einen längeren Zeitraum, was wieder frisches sauerstoffreiches Wasser von der Nordsee in die Ostsee reindrückt. Das ist leider eine geographische oder geologische Gegebenheit, an der man relativ wenig machen kann.
Aber vielleicht gibt es da auch noch mal andere Innovationen, und trotzdem müssen wir mit den Gegebenheiten arbeiten.
Und wenn wir darüber nachdenken, was frisst denn jetzt der Kormoran, ob der jetzt nun tatsächlich das frisst, was ihm vor den Schnabel fällt oder auch nicht, auch da gibt es ja Forschung, da wird ja auch untersucht, was findet man so in den Speiballen der Kormorane. Und das ist in der Tat überwiegend Dorsch und Hering, gerade in der Ostsee. Das ist festgestellt worden. Natürlich frisst er auch andere Sachen, aber das ist etwas, was uns durchaus zu schaffen macht.
Und wenn man da mal ein bisschen überlegt, wenn es gerade der Kormoran, aber auch die Robbenarten sind, mit denen wir in Nutzungskonkurrenz stehen, das ist ja eine ganz klare Sache: Will ich jetzt den absoluten Naturschutz und will ich alles so naturbelassen, wie es ist? Oder aber kämpfen wir hier quasi als Menschen um die gleichen Ressourcen wie diese Tiere? Dann ist das doch die gleiche Diskussion wie beim Wolf und wie beim Biber. Da geht es auch um Landnutzung. Da geht es darum, dass der Wolf die Schafe reißt, die wir eigentlich wirtschaftlich nutzen wollen. Und da müssen wir uns einfach mal klar werden und uns ehrlich machen, was wollen wir. Wollen wir auch weiterhin unsere Lebensgrundlage festhalten? Und wollen wir ein Management dieser Tiere, mit der wir in Nutzungskonkurrenz stehen, erwirken oder nicht?
Und einige findige Fischervereine und Angelvereine, die machen auch Veröffentlichungen von entsprechenden Kormoranrezepten: Kormorane in Whiskysahnesoße oder Kormoran sauer eingelegt. Das kann man gut finden oder nicht, aber zumindest kann man ja darüber nachdenken, wenn man ein Kormoranmanagement betreibt.
Aber diese Lage, wie sie jetzt aktuell ist, dementsprechend niedrig sind halt auch die EU-Fangquoten, und gegen die EU-Fangquoten, da kann man wettern oder auch nicht. Natürlich ist es so, wenn da kein Fisch ist, dann muss man gucken, dass man das entsprechend hinbekommt. Und die Fangquoten führen dann leider auch zu einem Teufelskreis, der sich gerade für die Fischer immer weiter zu verschlimmern droht. Und wir sind jedoch froh, dass zumindest die Ausnahmeregelung zum Fang von Heringen mit kleinen Booten erhalten geblieben ist. Das komplette Fangverbot für Dorsch in der Ostsee für Angler ist für uns allerdings nicht nachvollziehbar.
In der Vergangenheit und auch noch in diesem Jahr war zumindest das Fangen von einem Dorsch pro Angler und pro Tag erlaubt. Das ist ein kleines Zugeständnis an die Angler, und dass bei dieser Quote kein Angler jetzt rausfährt, nur um irgendwie auf Dorsch zu gehen, das, denke ich, ist auch klar. Aber dass man dann doch mal einen an der Angel hat und den vielleicht auch behalten darf und mitnehmen darf, ich denke das sollte man auch den Freizeitfischern hier im Land, den Freizeitanglern entsprechend zugestehen.
Aber kommen wir zu unseren Küstenfischern. Viele Fischer haben bereits aufgegeben und weitere werden noch folgen. Und dieses Problem begleitet uns als FDP schon lange, lange vor der Zeit hier im Landtag. Auch in anderen Zeiten haben wir uns immer mit dem Thema beschäftigt, und es müssen alle Maßnahmen zum Erhalt der Fischertradition geprüft und unternommen werden.
(Heiterkeit bei Dr. Harald Terpe, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Soll ich jetzt? – René Domke, FDP: Nee, lass mal!)
Aber wir haben uns über die Tradition von Heizen mit Holz unterhalten, und ich glaube, auch die Fischerei als Nahrungsquelle für die Menschheit ist in einer genauso langen Tradition, und insbesondere in einem Land wie Mecklenburg-Vorpommern.
Die Kutter- und Küstenfischerei an der Küste MecklenburgVorpommerns ist ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Und darum begrüßen wir auch die Maßnahmen des Landes bisher, der Kutter- und Küstenfischerei hier zu helfen. Jedoch Abwrackprämien sind, glaube ich, der falsche Ansatz mit dem ganzen Management, was hier betrieben wird, um auch entsprechend den Fischbestand wieder hochzubekommen. Und ich hoffe, das wird Erfolg haben, denn es hat sich auch in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wenn man aktiv eingreift, wenn man aktives Management betreibt, können sich Bestände wieder erholen. Und dann haben sich die Bestände erholt, und dann stellen wir fest, dass wir in MecklenburgVorpommern gar keinen mehr haben, der irgendwie noch rausfährt und angeln geht.
Und die Freester Fischerteppiche, die wurden ja schon mal kurz angesprochen. Und das ist ja vielleicht gar keine so doofe Idee, anstatt irgendwie eine Abwrackprämie und Ähnliches zu zahlen, damit die Fischer aufgeben und nach Hause fahren, und dann Museen zu errichten. Warum macht man denn nicht so etwas Ähnliches, um diese Zeit zu überbrücken, bis dann vielleicht auch wieder Fisch ordentlich gefangen werden kann und Fischer hier im Land davon leben können?
Unsere Fraktion hat ja auch bereits ganz am Anfang dieser Legislatur einen Antrag hier eingebracht: „Perspektiven für die Erwerbs- und Freizeitfischerei – Betroffene nachhaltig unterstützen“. Damit haben wir angefangen in dieser Legislatur als FDP-Fraktion hier im Landtag. Damals haben wir festgestellt, dass wir besorgt sind über die schlechten Zustände der Bestände von Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee, dass anhand des in diesem Ausmaß bisher nicht gekannten Zusammenbruchs dieser genannten Bestände der Fortbestand der Betriebe, der Erwerbs- und Angelfischerei als akut bedroht anzusehen ist, und dass die Erarbeitung eines langfristigen, ganzheitlichen Konzeptes zur Zukunft der Erwerbsfischerei und Angelfischerei in der Ostsee, das einerseits den Erhalt der Fischerei und der Strukturen im Land zum Ziel hat und andererseits den notwen