Dann will ich nur noch sagen, dass wir den Ausländeranteil an niedersächsischen Hochschulen innerhalb eines Jahres von 7,2 % auf 7,8 % gesteigert haben. Unsere Hochschulen haben 700 Kooperationsabkommen mit Universitäten und Fachhochschulen im Ausland. Wir haben im vergangenen Jahr die internationale Managementakademie GISMA in Hannover angesiedelt und bieten
hier auch die erste internationale Frauenuniversität in Deutschland an. Das sind beachtliche Erfolge, die auch außerhalb Niedersachsens zur Kenntnis genommen werden. Wir motivieren unsere Hochschulen, mit Bildungsmessen z. B. in China aufzutreten, damit mehr Studierende aus China kommen.
Wir werden die Internationalisierung unseres Hochschulsystems und unseres Schulsystems weiter voranbringen. Ihr Antrag ist dazu ein Diskussionsbeitrag. Die Karawane ist schon ein bisschen weiter gezogen. Das mag Sie aber nicht daran hindern, sich uns anzuschließen. Wenn dabei der eine oder andere gute Gedanke herauskommt, Frau Mundlos, sind wir gerne bereit, ihn aufzunehmen. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich finde es natürlich grundsätzlich zunächst einmal positiv, Frau Mundlos, dass wir das Thema „Internationalität unserer Bildungseinrichtungen“ hier im Landtag behandeln. An dem, was hierzu schon von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern gesagt worden ist, ist auch nicht zu zweifeln. Gerade deswegen - das hat der Minister eben sehr plastisch und deutlich gesagt - hat die SPD-geführte Landesregierung seit geraumer Zeit vielfältige Aktivitäten entwickelt, die dem Erfordernis der internationalen Ausrichtung unserer Bildungseinrichtungen entsprechen. Wir begrüßen die Gelegenheit, dieses hier noch einmal darstellen zu können. Insofern geht das Szenario, das Sie hier entwickelt haben, Frau Mundlos, völlig an der Wirklichkeit vorbei. Das ist hanebüchen.
Das Schlimme ist, dass auch Sie selbst das wissen. Wenn Sie wider besseres Wissen hierbei genauso wie bei den anderen Themen im Landtag ein solches Katastrophenszenario entwickeln, dann ist das Ihr Problem. Wundern Sie sich nicht, dass die Menschen im Lande Sie nicht mehr Ernst nehmen angesichts der Art und Weise, in der Sie so etwas hier darstellen.
terstellen. Die Menschen wissen, was diese Landesregierung positiv leistet. Die breite Zustimmung zu unserer Politik beweist dies.
Auch bei diesem Thema hätten Sie lieber die Kirche im Dorf lassen sollen; denn selbst in dem von Ihnen zitierten Stuttgarter Appell der RobertBosch-Stiftung wird festgestellt: „Diese Empfehlungen zur Internationalisierung unserer Hochschulen sind keineswegs neu.“
Niedersachsen hat das schon seit einiger Zeit aufgenommen. Das wurde durch den Beitrag des Ministers gerade deutlich.
Wenn ich Ihre Polemik einmal beiseite schiebe und mich dem sachlichen Teil Ihres Antrags widme, dann sehe ich durchaus Chancen, dass wir in dem Sinne, in dem Frau Litfin das dargestellt hat, zu Gemeinsamkeiten kommen; denn richtig ist an dem von Ihnen hier vorgelegten Antrag, dass wir diese Internationalität entwickeln.
Wir sind dabei. Ich halte dies für ganz besonders wichtig vor dem Hintergrund der Shell-Studie, in der über die Einstellung unserer Jugendlichen einiges gesagt wird. Wenn nahezu einem Viertel unserer Jugendlichen eine tendenziell ausländerfeindliche Einstellung vorgeworfen wird - auch wenn die Macher der Studie sagen, dass das nur eine technische Zahl sei -, dann erscheint es mir umso notwendiger, dagegen zu arbeiten. Wer das Ausland kennt, wer im Ausland war, wer dort gelebt hat, der setzt sich über Vorurteile hinweg, der ist weltoffener als diejenigen, die nur zu Hause herumschmoren.
Eine Entwicklung hin zu mehr Internationalität bei gleichzeitiger Beibehaltung der positiven deutschen Ansätze und auch unserer bewährten Praxis bietet die Chance, Toleranz und Verständnis auch und gerade für das Ausland und für Ausländer bei unserer Jugend zu entwickeln.
Der Stuttgarter Appell geht in die gleiche Richtung, wenn dort ausgeführt wird, dass es gelingen muss, Offenheit für das Fremde und Neue, Risikofreude und geistige Beweglichkeit, solide Sprachund Fachkenntnisse sowie soziale Kompetenzen zu befördern und der Persönlichkeitsbildung und Verantwortungsethik wesentlich mehr Raum als bisher zu geben.
Interessanterweise haben Sie diesen Ansatz des Stuttgarter Appells in Ihrem Antrag überhaupt nicht berücksichtigt. Warum eigentlich nicht, Frau Mundlos? Auch das ist doch eine zentrale Forderung, genauso zentral wie die Aussage in dem Appell, dass eine internationale Orientierung, die Beherrschung fremder Sprachen, eine solide Allgemeinbildung, das Wissen um die eigene Herkunft und soziale Schlüsselqualifikationen vorausgesetzt werden sollten.
Sie rennen in Ihrem Antrag nur dem Fetisch „Fremdsprachen“ hinterher. Natürlich ist das Erlernen von Fremdsprachen wichtig, aber das Erlernen sozialer Verantwortung ist mindestens genauso wichtig. Ich finde es entlarvend für Ihr Bildungsverständnis, dass Sie genau diesen Aspekt des Stuttgarter Appells weggelassen haben.
Bezüglich Ihrer Forderungen hat sich der Minister schon im Einzelnen geäußert und gesagt, was wir leisten. Das Fremdsprachenkonzept wird Ende 2001 vorgelegt, mit der Verlässlichen Grundschule werden wir ab Klasse 3 den Englischunterricht einführen, und zwar vielleicht sogar generell, also in allen Grundschulen des Landes. Die Lehrerfortbildung in diesem Sektor läuft insbesondere im Rahmen der regionalen Lehrerfortbildung.
Damit komme ich zu Ihrer Forderung nach dem Erlernen einer weiteren Fremdsprache bis zur 10. Klasse. Herr Minister Oppermann hat darauf hingewiesen, dass das, was Sie hier sagen, ein bisschen im Widerspruch dazu steht, dass Sie ja auch eine stärkere berufliche Orientierung der Hauptschule fordern. Das finde ich natürlich grundsätzlich richtig, aber eine stärkere Orientierung auf die berufliche Praxis steht ein wenig in Widerspruch zu der Forderung, dass die Schülerinnen und Schüler an Hauptschulen dann auch noch eine zweite Fremdsprache lernen sollen. Deshalb wäre es gut gewesen, wenn Sie sich das vor der Abfassung des vorliegenden Antrags überlegt hätten.
Des Weiteren fordern Sie ein verpflichtendes Auslandssemester für diejenigen, die ein Fremdsprachenstudium für das Lehramt betreiben. Dies wird in der PVO Lehr 1 zurzeit nicht gefordert. Allerdings erwartet man von den betreffenden Studierenden in der Regel schon einen Auslands
aufenthalt. Von einer Verpflichtung dazu ist man abgegangen, weil man für die Studentinnen und Studenten keine Barrieren aufbauen wollte, die sich einen Auslandsaufenthalt finanziell nicht leisten können. Wenn wir europäische Programme zur Finanzierung entsprechender Aufenthalte nutzen könnten, dann könnte ich mir vorstellen, dass das vielleicht doch wieder möglich wäre.
Zum Stichwort „Schulpartnerschaften“, das Sie ebenfalls in den Forderungskatalog aufgenommen haben, kann ich darauf hinweisen, dass es im Lande Niedersachsen 1.500 Partnerschaften mit Schulen in 77 Ländern gibt. Ich finde, das ist eine gute Basis. Wir werden uns im Fachausschuss darüber unterhalten, wie dies konkret aussieht.
Zu den Aussagen zur Verkürzung der Schul- und Studienzeiten hat sich der Minister in hinreichendem Maße geäußert. Ich hätte mich im Übrigen gewundert, wenn die entsprechende Forderung in Ihrem Antrag nicht aufgetaucht wäre. Wundern tue ich mich darüber, dass Sie diesmal nicht gefordert haben, das einheitliche Lehramt für Grund-, Hauptund Realschulen abzuschaffen, weil Sie das sonst immer fordern.
Zur Schulzeitverkürzung ist natürlich zu berücksichtigen, dass bis zum Abitur 265 Unterrichtswochenstunden zu realisieren sind. Der Wegfall des 13. Schuljahres hätte dann zur Konsequenz, dass die Schülerinnen und Schüler, auch die in den unteren Klassen, auch nachmittags Unterricht haben müssten.
In den weiteren Spiegelstrichen finden sich die Forderungen nach Stärkung des studienbegleitenden Fremdsprachenunterrichts, nach einem breiteren Angebot englischsprachiger Lehrveranstaltungen, nach Sicherung internationaler Anerkennung deutscher Abschlüsse. Das alles ist natürlich richtig. Der Minister ist schon darauf eingegangen. Wir werden das zu präzisieren haben; denn so, wie Sie das hier dargestellt haben, ist das ein bisschen platt.
In den weiteren Spiegelstrichen fordern Sie ebenfalls durchaus richtige Dinge, etwa die Erleichterung beim Zugang ausländischer Studierender, eine verstärkte Berufung ausländischer Wissenschaftler, die Anerkennung von Studienleistungen, die im Ausland erworben worden sind. Auch das sind Dinge, auf die wir uns verständigen können. Andererseits machen wir das ohnehin schon. Von daher
ist das im Sinne der Ausführungen von Frau Litfin: Wir reden einmal darüber und beschließen es, und dann ist das so weit okay.
Des Weiteren fordern Sie Auslandspraktika für alle Studiengänge ohne Verlängerung der Regelstudienzeit. Auch hier gilt das, was ich für das Auslandssemester bei den Fremdsprachenlehrern gesagt habe: Ohne eine entsprechende Finanzierung schaffen wir hier soziale Barrieren. Das kann so nicht sein.
Mit den Aktivitäten der Landesregierung sind wir auf dem richtigen Wege. In einigen Bereichen haben wir sicherlich noch mehr zu leisten. Darauf können wir uns gern verständigen.
Der CDU kommt das Verdienst zu, dieses Thema in den Landtag eingebracht zu haben. Allerdings trägt die CDU damit Eulen nach Athen oder, besser gesagt, Spatzen durch Hannover; denn das meiste von dem, was Sie in Ihrem Antrag fordern, leisten wir bereits. Aber wir sind gern bereit, uns auf einen Beschluss zu verständigen. Das dürfte kein großes Problem sein. In diesem Sinne sollten wir uns in den Ausschüssen unterhalten.
Wir sind damit einverstanden, dass der Antrag federführend im Wissenschaftsausschuss behandelt wird. - Schönen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Wulf, getretener Quark wird breit, nicht stark.
Sie haben einmal wieder nur nach der alten Masche gehandelt: Thema erkannt, die CDU hat Recht, das ist ein wichtiges und richtiges Thema. Jetzt kramen wir schnell nach Beispielen für Aktivitäten und stellen diese hier so dar, als existierte das bereits.
Ich stelle dazu fest, dass es einige Bereiche gibt, in denen bei Ihnen immer noch Defizite bestehen. Darauf wollten wir hinweisen. Da muss etwas geschehen. Da besteht dringender Handlungsbedarf.
Wenn Sie Ihren Jugend- und Schüleraustausch hier als so mustergültig hinstellen, dann frage ich mich im Übrigen, warum die Antwort des Ministeriums auf die Kleine Anfrage dann so oberflächlich und nichtssagend ist, indem es dort in jedem zweiten Satz heißt: Wissen wir nicht, haben wir keine Daten, können wir nicht beantworten.
Dass Sie die Robert-Bosch-Stiftung und auch die Stellungnahme dazu kennen, freut mich außerordentlich. Dann können wir in der Tat im Ausschuss über diese Punkte konstruktiv diskutieren.
Wenn Sie hier zum Ausdruck bringen, dass wir mit diesem Antrag offene Türen einrennten, dann hoffe ich nur, dass Sie dann auch am Ende hier stehen und sagen werden: Das wollen wir, das machen wir, und da stimmen wir zu. - Ich bin also gespannt, ob Sie sich auch noch in einigen Wochen hier hinstellen und das in der Form artikulieren werden.
Wenn Sie das so wollen, dann soll der Antrag zur federführenden Beratung und Berichterstattung an den Ausschuss für Wissenschaft und Kultur und zur Mitberatung an den Kultusausschuss und an den Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten überwiesen werden. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Das ist so beschlossen.