Zweitens. Die 5. und 6. Klasse wird nicht mehr als selbständige Schule mit eigener Schulleitung geführt, sondern als eine Schulstufe an einer weiterführenden Schule. Damit entfällt für einen großen Teil der Kinder, nämlich für rund 70 % - gemessen an den jetzigen Übergangsquoten; da kann ich ja nur diejenigen nach § 7 nennen -, der zweimalige Schulwechsel. Auch das ist etwas, was in der Diskussion hier in Niedersachsen ständig eine Rolle spielt.
Diese Art der Schulorganisation gibt es in Niedersachsen - jetzt hören Sie bitte genau hin, Herr Busemann - bereits an 110 Standorten,
sich insbesondere im Bereich der Bezirksregierung Weser-Ems viele Schulträger für diese Art der Organisation entschieden.
(Plaue [SPD]: Hört, hört! Herr Buse- mann, Ihnen laufen die Leute weg! - Möhrmann [SPD]: Wo laufen Sie denn, Herr Busemann?)
- Ich nenne gleich noch ein paar Zahlen aus dem Landkreis Emsland, die auch sehr interessant sind. - Nach Klasse 6 soll der Elternwille frei sein, wie es jetzt auch der Fall ist.
Drittens. Künftig sollen alle Haupt- und Realschulen entweder nach dem bereits in Niedersachsen vorhandenen kooperativen Modell oder nach dem integrierten Modell - d. h. hier dann Sekundarschule, könnte in anderen Bundesländern aber auch Mittelschule oder Regelschule heißen - organisiert werden.
Die Zusammenführung von Haupt- und Realschule ist für die Schulträger interessant, da sich die Situation der Belastung durch die doppelte Ausstattung im Fach- und Verwaltungsbereich natürlich deutlich entspannt. Aber auch ein gemeinsames Sekretariat, eine gemeinsame Schulleitung und ein gemeinsames Kollegium bringen deutliche Synergieeffekte - das wissen Sie alle vor Ort - für das Land und für die Kommunen.
Die CDU hat diese Fortentwicklung in ihrer Regierungszeit übrigens selbst gefördert. Die Zahl der kooperativen Haupt- und Realschulen wurde durch Ihre Genehmigung in Ihrer Regierungszeit mehr als verdoppelt. Heute haben wir 168 verbundene Haupt- und Realschulen.
Jetzt komme ich zum Landkreis Emsland, Herr Busemann, weil Sie eine heftige Diskussion zur Hauptschule anmahnen.
Wir haben ermittelt - das wissen Sie wahrscheinlich selbst; deshalb haben Sie es auch nicht in Ihrer Pressemitteilung erwähnt -, dass im Landkreis Emsland noch eine einzige selbständige Hauptschule vorhanden ist,
kreis Cloppenburg noch ganze zwei selbständige Hauptschulen bestehen. Das heißt, dass auch die dortigen Schulträger eine Zusammenführung von Haupt- und Realschule wohl aus gutem Grund betrieben haben. Insgesamt - das bitte ich jetzt auch zur Kenntnis zu nehmen - gibt es in ganz Niedersachsen von zusammen 515 Hauptschulen noch 32, die selbständig sind und, das füge ich hinzu, frei stehend sind, die also nicht in einem Schulzentrum oder in Kooperation sind.
Angesichts dieser Schulentwicklung bei SPD- und CDU-geführten Gemeinden in Niedersachsen behaupten Sie, die SPD oder der Ministerpräsident würden die Hauptschule schlechtreden. Es geht hier um die Organisationsform. Ich hoffe, Sie haben das jetzt verstanden. Wir reden die Hauptschule nicht schlecht. Wir reden auch die Hauptschularbeit nicht schlecht. Nein, die Hauptschule macht sehr gute Arbeit. Aber die Entwicklung ist anders, und die müssen Sie zur Kenntnis nehmen.
Wir werden diese Entwicklung trotz guter Arbeit an den Hauptschulen nicht aufhalten, und Sie offensichtlich auch nicht. Deshalb haben wir in unserem Vorschlag diese zukunftsträchtige Entwicklung, die es in Niedersachsen gibt, aufgenommen. Dabei soll - das bitte ich Sie, Herr Busemann, auch zur Kenntnis zu nehmen - den Schulträgern die Wahl bleiben - das vernachlässigen Sie ja immer völlig - zwischen der kooperie
Wenn Sie behaupten, diese Entwicklung stehe im Gegensatz zu meiner Aussage, Niedersachsen sei ein Realschulland, dann kennen Sie offensichtlich immer noch nicht die jetzt vorhandene Schulstruktur. Das liegt daran - ich sage das noch einmal -, dass Sie nicht im Kultusausschuss sitzen und sich nicht mit der Schulstruktur in Niedersachsen auseinander setzen.
- Sie hauen hier doch zu. Sie treiben hier doch den großen Keil hinein. Ich setze mich gerne sachlich mit den Fragen auseinander.
(Klare [CDU]: Wer wohl den Keil hi- neintreibt, wenn Sie den Unterschied zwischen einer Haupt- und Realschule und einer Sekundarschule nicht ken- nen und dummes Zeug reden!)
Niedersachsen ist ein Realschulland, und dabei bleibe ich auch, weil wir 1999 - das haben Sie erwähnt - zum Zeitpunkt der Großen Anfrage 441 realschulspezifische Angebote hatten. Das habe ich in der Antwort auf die Große Anfrage auch dargestellt.
Von diesen 441 Angeboten sind, Herr Klare, 167 organisatorisch zusammengefasste Haupt- und Realschulen - das wissen Sie ganz genau - und 30 Realschulzweige an kooperativen Gesamtschulen. Die ergeben zusammen die 45 % Realschulabschlüsse. Die habe ich letztes Jahr dargestellt.
(Klare [CDU]: Aber das ist doch et- was anderes als das, was Sie wollen! Er hat doch erklärt, dass er etwas an- deres will! Er will etwas anderes, und was Sie wollen, das weiß keine Sau!)
Frau Ministerin, ich muss sie kurz unterbrechen. Herr Kollege, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf. Wir brauchen gar nicht lange darüber zu reden. Sie wissen auch genau, warum. Damit ist das erledigt.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Diese 45 % Realschulabschlüsse, die wir im Augenblick haben, gründen sich auch gerade auf diese KGS-Form. Wir hätten sonst überhaupt kein Realschulland Niedersachsen.
Sie reden - damit erklärt sich wohl offensichtlich dieses ideologische Festhaken - immer über die selbständige Realschule mit eigener Schulleitung. Wir haben aber in Niedersachsen schon jetzt eine andere Schulstruktur. Es kommt doch darauf an, dass wir realschulspezifische Angebote für Jugendliche haben, und die werden sich in Niedersachsen mit der Umsetzung unseres Vorschlags vermutlich sogar ausweiten.
Sie lehnen, wie gesagt, in Punkt 1 Ihres Antrages die Verschmelzung von Haupt- und Realschulen zu Sekundarschulen ab. Da habe ich gedacht, Sie lehnten die integrierende Form ab. Aber in Punkt 3, Herr Busemann, wird mit einem Mal auch die kooperierende Form abgelehnt. Das heißt, im Emsland entsteht große Sorge.
Ich habe das gehört. Im Emsland entsteht große Sorge, dass sich die Orientierungsstufen und Haupt- und Realschulen, die dort zusammengeführt worden sind, mit einem Mal wieder aufspalten müssen und die 5. und 6. Klassen in die Hauptschulen integriert werden. Davon haben wir aber nur eine selbständige. Was machen wir denn da nur?
Ein profiliertes Realschulangebot ist für Eltern, Kinder und Schulträger ohne Frage interessant. Das wird wohl auch so bleiben, und es wird sich, wie gesagt, wohl sogar verbessern.
Viertens. Zur Sekundarschule will ich auch einiges sagen. Die Sekundarschule zeichnet sich in der Tat durch unterschiedliche Kursniveaus aus. Das ist in
der KMK-Vereinbarung so festgelegt worden. Da müssen Sie gar nicht von einer Einheitsschule reden. Das ist eine differenzierende Schulform. Festgelegt für bestimmte Fächer muss ab Klasse 7, ab Klasse 8 und ab Klasse 9 differenziert werden. Das sind bundesweit anerkannte Abschlüsse. Diese Schulform ist übrigens - jetzt komme ich dazu - in einigen CDU-geführten Ländern als Ersatz für Haupt- und Realschulen eingeführt worden sind; das sind Schulen, die dort als Regelschulen eingeführt worden sind.
Deshalb habe ich 1998 gesagt: Wir weiten Sekundarschulversuche nicht aus. Ich habe das nicht gesagt, weil ich etwas gegen Sekundarschulen habe, sondern weil es nicht sinnvoll ist, Sekundarschulversuche zu machen. Wir haben die Sekundarschule in der KMK als bundesweite Regelschulform anerkannt. Da muss man nicht mehr üben. Die kann man entweder einführen oder nicht. Einführen wollten wir sie zu dem Zeitpunkt nicht - damals gab es eine klare Beschlusslage -, das gebe ich zu. Das habe ich damals mit gutem Gewissen sagen können.
Wir haben jetzt die Schulstrukturdebatte aufgenommen, und Sie wissen, dass man immer, wenn man über die Orientierungsstufe diskutiert und sie anfasst, auch - das haben Sie in Ihrem Gesamtkonzept richtigerweise auch gemacht - über das gesamte Schulsystem diskutiert.
- Ja, richtigerweise haben Sie das gemacht, und wir haben das jetzt richtigerweise auch in unserem Vorschlag gemacht, Herr Klare. Wo besteht denn an der Stelle der Dissens? - Da besteht nirgends ein Dissens.