Im Gesetz steht schließlich auch so etwas wie Bildungsauftrag. Dann nehmen wir ihn doch auch wieder wahr. Dann machen wir das Kita-Wesen nicht zum Sozialfall, sondern nehmen es wieder aus dem Sozialministerium heraus und geben es an das Kultusministerium, damit dort im Wege einer ganzheitlichen Betrachtung wieder eine vernünftige Hinführung der Kleinen zur Grundschule stattfindet.
(Plaue [SPD]: Sagen Sie mal, erinnern Sie sich eigentlich an Ihre Rede, die Sie vor einem Jahr gehalten haben? - Frau Goede [SPD]: Nein!)
finden müssen. Es wird immer wieder beanstandet, dass die Grundfertigkeiten nicht vermittelt worden sind. Das beginnt in den Klassen 1 bis 4 in der Grundschule.
Wir fordern nicht ohne Grund die Wiedereinführung des Grundschullehramts. Vom Einheitslehrer - das wissen Sie; das müssen wir nicht ausdiskutieren - halten wir nicht allzu viel. Wir meinen wirklich, dass - ich sage das einmal so salopp - eine Abkehr von der Spiel- und Spaßpädagogik und von der Sitzkreispädagogik stattfinden muss.
- Das mögen Sie alle nicht so gerne hören. Ich meine jedenfalls, dass die Kinder in der Grundschule leistungsbereiter sind, als wir es oft gemeint haben. Man darf auch dabei wieder einmal miteinander über Leistung reden.
(Beifall bei der CDU - Wernstedt [SPD]: Das kann man nicht alles aus PISA lesen! - Frau Goede [SPD]: PI- SA behauptet genau das Gegenteil von Ihrer Mottenkiste!)
Rechnen, Schreiben und Lesen müssen sitzen. Das muss durch Üben und Wiederholen im Unterricht passieren, bis es sitzt.
Das bedeutet auch Konsequenzen für die Stundentafel. Mit vier Stunden Deutsch in der Grundschule werden Sie das nicht schaffen, Herr Plaue. Da muss schon mal draufgesattelt werden.
Wenn Sie die Verlässliche Grundschule als Erfolgsmodell bezeichnen, kann ich nur sagen: Sie akzentuieren dieses Erfolgsmodell mit mehr Betreuung. Wir sagen: Wir begegnen dem mit der Forderung nach mehr Unterricht. Mehr Unterricht ist die Forderung der Stunde, nicht Betreuung.
(Beifall bei der CDU - Frau Dr. An- dretta [SPD]: PISA gelesen und nichts verstanden! - Zuruf von Frau Harms [GRÜNE])
Der letzte Punkt, bei dem wir gerne einen Eingriff sehen würden, ist die Schulstruktur. Dazu kann ich
nur sagen - DIPF hat es uns gesagt -, wir brauchen keine Orientierungsstufe. Wenn wir von der Abschaffung reden, dann aber bitte nicht im Wege einer Luftnummer, wie wir es vor vier Wochen erlebt haben, sondern mit konkreten Maßnahmen. Das Ganze umzuetikettieren und wieder als Förderstufe laufen zu lassen, ist ein Weg, den wir nicht mitgehen können.
Meine Redezeit ist abgelaufen. Dann kann ich nur noch sagen: Abkehr von allen integrativen Modellen. Integrative Modelle fördern das Mittelmaß, aber nicht die Spitze und tun nichts für die Schwachen.
Sie können sich doch jederzeit melden und reden, Frau Kollegin. Das ist doch in diesem Hause ganz einfach.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die PISA-Untersuchung hat offensichtlich Recht: Das Leseverständnis ist in Deutschland nicht sehr gut entwickelt. Das ist gerade durch den Beitrag - -
(Die Übertragungsanlage im Plenar- saal verursacht ein Störgeräusch - Zu- rufe von der CDU-Fraktion: Wir kön- nen nichts hören!)
Es piept schon wieder. - Das Leseverständnis ist in Deutschland offensichtlich tatsächlich nicht hinreichend entwickelt. Das wurde gerade durch den Beitrag des Kollegen Busemann deutlich. Denn er hat PISA offensichtlich nicht gelesen oder aber nicht verstanden.
Es geht nicht darum, uralte Rezepte wieder aus der Mottenkiste herauszuholen. Sein Beitrag weist klar darauf hin, dass er von Grundschulpädagogik keine Ahnung hat, wenn er das als „Spiel- und Spaßpädagogik“ oder als „Sitzkreispädagogik“ bezeichnet. Er sollte wirklich einmal in die Grundschulen gehen und sehen, wie dort tatsächlich gearbeitet wird, bevor er solche Sprüche von sich gibt.
Die PISA-Untersuchung hat aber noch etwas anderes sehr deutlich gemacht - das ist bereits angedeutet worden -: Es gibt in Deutschland einen sehr engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenz. Das ist tatsächlich die dümmste Kombination, die man sich leisten kann. Das ist in der KMK sehr deutlich gemacht worden. In keinem anderen Industrieland ist es nun einmal so, dass die soziale Herkunft so entscheidend ist wie in Deutschland.
Kanada, Finnland, Südkorea, Schweden und Japan schaffen es, herkunftsbedingte Nachteile auszugleichen. Wer jedoch in Deutschland aus der Unterschicht kommt, hat offensichtlich viel geringere Chancen, zum Abitur oder zu höheren Bildungsabschlüssen zu kommen.
Das ist nun einmal so. In allen anderen Ländern, in denen Spitzenleistungen erzielt werden - bessere als in Deutschland -, gibt es Ganztagsschulen.
Die Kinder werden in den meisten anderen Ländern nicht wie in Deutschland bereits als Zehnjährige auf verschiedene Schulformen verteilt. Diese frühe Auslese ist offensichtlich der falsche Weg.
Wir werden mit der von uns geplanten Schulreform genau diesen Erkenntnissen folgen, Frau Litfin, indem wir das gemeinsame Lernen aller Schülerinnen und Schüler in der Form der Förderstufe bis zur sechsten Klasse beibehalten und
den Aspekt des Förderns und Forderns - Herr Busemann, vielleicht sollten Sie zuhören - entwickeln. Wir wollen natürlich Leistung; das ist keine Frage. Aber wir wollen auch Leistung, die nicht nur mit Anstrengung entwickelt wird, sondern auch mit Spaß und Freude. Schule soll auch Spaß machen und Leistung bringen. Beides ist der entscheidende Punkt.
Mit dem Förderplan, den wir ab der dritten Klasse entwickeln, soll deutlich gemacht werden, wo die Schwierigkeiten oder Probleme der Kinder liegen und worin ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten liegen. Das ist das Rezept, das wir anbieten. Wir wollen das Fördern in den Mittelpunkt stellen. Darum heißt es auch „Förderstufe“. Das ist kein Etikettenaustausch, sondern dahinter steckt ein eindeutig anderes Konzept.
Mit den Mitteln, die wir in den nächsten Jahren für die fünften und sechsten Klassen einsetzen werden - bis zu 30 Millionen DM jährlich -, tragen wir entscheidend dazu bei, das Bildungsniveau zu heben. Wir haben mit der Bildungsoffensive bereits Maßnahmen ergriffen, um die Richtung zu beschreiten, die PISA uns aufgezeigt hat,
mit dem Ganztagsprogramm, das wir in die Wege leiten werden, und dann mit Ganztagsangeboten an 270 Standorten genau in die gleiche Richtung ge