Die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel ist beileibe nicht mit kultureller Jugendbildung beschäftigt - jedenfalls nicht schwerpunktmäßig - und würde sich sehr bedanken, wenn sie im Rahmen dieses Masterplans auf kulturelle Jugendbildung reduziert würde.
Sie meinen offenbar Jugendbildung. Davon sollten wir dann auch klar sprechen. Und damit, Frau Bührmann, sind wir im Bereich des Jugendförderungsgesetzes vom 15. Juli 1981, zuletzt geändert am 17. Dezember 1994, im Rahmen des KJHG. Zu dem Zeitpunkt hat die SPD in Niedersachsen alleine regiert. In diesem Gesetz steht - nämlich in § 3 Abs. 3 Nr. 2 -, dass solche Träger von der Förderung nach diesem Gesetz ausgeschlossen sind, die überwiegend kulturelle Jugendbildung durchführen.
Ich freue mich, dass Sie klüger geworden sind, liebe Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, und die Förderung offenbar verbessern wollen. Da werden Sie uns, sofern wir das haushaltsmäßig darstellen können, Ihnen sicherlich freundschaftlich gesonnen finden. - Aber das war der Masterplan der SPD im Jahre 1994.
Ich stelle heute fest, Sie haben meinen zahlreichen Reden zum Thema im Plenum gelauscht und haben an Weisheit gewonnen. Denn zu dem nunmehr vorgetragenen Wertesystem - das wird insbesondere in der Begründung des Antrag ausgeführt - kann es keinen Dissens geben. Wir sind uns sicherlich schnell darüber einig, wie wichtig eine vernünftige kulturelle Jugendbildung ist, dass sie in der Schule, natürlich auch in der Musikschule, sowie in außerschulischen Einrichtungen stattfindet, und wie wichtig es ist, dass die zahlreichen Verbände, die sich mit kultureller Jugendbildung beschäftigen, ihre Arbeit machen können.
Allerdings ist es leider so, dass das Handeln, das Sie in Ihrem Antrag verlangen, am Ende doch sehr unkonkret ist. Da wird vom Masterplan gesprochen. Da werden alle möglichen Kulturaktivitäten tabellarisch aufgezählt, auch wenn sie sich sicherlich nicht in gleicher Weise eignen, um mit Kindern und Jugendlichen auch jüngerer Jahrgänge bearbeitet zu werden. Da möchten Sie eine ressortübergreifende Arbeit - die das Kultusministerium, das Ministerium für Wissenschaft und Kultur und das Ministerium für Frauen, Familie, Soziales und Gesundheit aber schon leisten.
Dabei kommen wir dann zu der Erkenntnis, dass es schon ein Unterschied ist, ob sich kulturelle Jugendarbeit in Form eines lobenswerten Sommerferienprojekts der örtlichen Jugendhilfe vollzieht oder in der grundständigen Bildungsarbeit, für die ich, wie Sie wissen, beruflich stehe, nämlich in der langfristigen Aufbauarbeit, die notwendig ist, damit Jugendliche zu echten kulturhandwerklichen Fähigkeiten gelangen. Ich spreche nur einmal das Klavierspielen an. Es braucht schon seine Zeit, bis man das kann.
Im Übrigen habe ich gelesen, wie das Projekt zusammengefasst werden soll, dass Vernetzung aktiviert werden soll, dass Konzepte für die Qualitätssicherung erarbeitet werden sollen. Das sind ja alles ganz wohlfeile Vokabeln. Aber viel Inhalt ist nicht dabei.
Meine Damen und Herren, der Landesverband der Musikschulen, den Sie - auch darüber freue ich mich - als Akteur besonders hervorheben, hat von dem Masterplan aus der Zeitung erfahren. Sie haben das nicht mit denen vorher besprochen.
(Christina Bührmann [SPD]: Das ist falsch! Das ist eindeutig falsch! - Ich weiß das von dem Landesgeschäftsführer. Aber darüber können wir uns ja nachher noch un- terhalten. Als wir hier die Zielvereinbarungen für die kommu- nalen Theater diskutiert haben, haben Sie kritisiert, dass darin ein Schwerpunkt auf die Förderung des Kinder- und Jugendtheaters gelegt werden sollte. In dieser Hinsicht haben Sie mittlerweile offenbar eine Kehrtwende vollzogen. Die kulturelle Jugend- hilfe ist in der Tat so hoch einzuschätzen, wie Sie es hier angedeutet haben. Aber Sie müssen uns auch unsere Wege gehen lassen. - Vielen Dank. (Beifall bei der FDP - Zustimmung bei der CDU)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kulturelle Bildung führt Menschen an Kunst und Kultur heran, soll Begeisterung für die verschiedenen kulturellen Aktivitäten wecken und zum Machen und Mitmachen anregen. Übergeordnetes Ziel kultureller Bildung ist dabei die Stärkung der Orientierungsfähigkeit. Oder, um Oliver Scheytt, den Präsidenten der Kulturpolitischen Gesellschaft, zu zitieren: Wir sollten die kulturelle Bildung forcieren, damit jeder Einzelne so medienund kulturkompetent wird, dass er im Meer der Medienüberflutung und der kulturellen Vielfalt und Angebote nicht ziellos umhergetrieben wird oder havariert, sondern vor Anker gehen oder auch sicheren Boden unter den Füßen bekommen kann.
Der vorliegende Antrag der SPD geht im Ansatz daher in die richtige Richtung. Aber er geht aus grüner Sicht nicht weit genug. Das eigentliche Problem ist nicht das Fehlen eines Masterplans, der im Zweifelsfalle ohnehin in der Schublade landet, sondern das Problem liegt doch darin, dass die, die kulturelle Bildung bereits heute anbieten, angesichts der Kürzung der Landeszuschüsse ihre Angebote reduzieren müssen. Von daher ist die Lage natürlich nicht so rosig, wie Sie sie geschildert haben, Herr Riese.
Von daher ist es auch erst einmal konsequent, wenn die SPD jetzt angekündigt hat, den Masterplan zumindest in ihrem Haushaltsantrag finanziell zu unterfüttern.
Zweitens finde ich den vorliegenden Antrag unzureichend, weil er unter kultureller Bildung nur Bildung von Jugendlichen versteht. So, liebe Frau Bührmann, habe ich jedenfalls sowohl den Antrag als auch Ihre Ausführungen in der Tat verstanden.
Lernens nicht umgesetzt werden soll. So wie er jetzt formuliert ist, müsste der Antrag korrekterweise in der Tat den Titel „Kulturelle Jugendbildung“ tragen.
Drittens geht der Antrag von einem sehr klassischen Bildungsangebot und einem sehr klassischen Bildungsverständnis aus, wobei ich zugestehen muss, dass die Ausführungen, die Sie hier gemacht haben, oder die genannten Projekte etwas breiter ausgewählt waren, als Ihr Antrag vermuten lässt.
Kulturelle Bildung kann jedenfalls nach grünem Verständnis nicht eingegrenzt werden auf Kunstund Musikunterricht in den Schulen oder Kurse in Musik- und Kunstschulen, so wichtig diese Angebote sind und so sehr wir kritisieren, dass CDU und FDP in diesen Bereichen drastische Kürzungen umgesetzt haben, statt diese Bereiche zu stärken.
Kulturelle Bildung muss auch Menschen erreichen, die in ihrer Schullaufbahn nicht zu den Gewinnern des Systems zählen und für die der Besuch etwa einer Musikschule jenseits ihres Vorstellungshorizonts und erst recht ihres finanziellen Horizonts liegen. Kulturelle Bildung jenseits klassischer Bildungsangebote hat wie kaum ein anderer Bildungsbereich die Möglichkeit, über geeignete Angebote auch bildungsferne Schichten zu erreichen. Denken Sie etwa an die Musik, die - unabhängig vom Milieu - zu jeder Kultur gehört, oder denken Sie an Projekte der Soziokultur. Deshalb haben wir in unserem Antrag zum Thema Kreativpotenzial bereits ein Modellprojekt vorgeschlagen, um genau die Menschen zu erreichen, die von klassischen Angeboten kultureller Bildung nicht angesprochen werden. Hier liegt aus unserer Sicht der größere Handlungsbedarf. Von daher sind wir gespannt auf die Diskussion im Ausschuss.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Frau Bührmann, eigentlich hatte ich gehofft, dass wir heute einer Meinung sind. Denn viele Dinge, die Sie aus Ihrem Entschließungsantrag zu einem Masterplan vorgestellt haben, kön
Aber dass Sie von einer „Entmachtung der Kulturverbände“ gesprochen haben, hat mich doch sehr gestört. Wir haben sie nicht entmachtet! Wir haben die Verwaltung vereinfacht und ihnen Chancen gegeben. Wir haben mit ihnen Zielvereinbarungen abgeschlossen, die erst einmal von 2006 bis 2009 laufen. Diese sollten wir dann weiter hinterfragen.
Sie haben hier eine Broschüre vorgestellt. Broschüren sind zwar in gewisser Hinsicht sinnvoll, aber ich meine, dass das, was wir z. B. mit der Kontaktstelle Musik machen - nämlich Festivals zu organisieren und zu zeigen, was Kinder können, wie sie singen und tanzen können -, viel besser ist. Ich habe eben gelästert und gesagt „Buschtrommeln“. Aber selbst so etwas wirkt viel besser in der musischen und kulturellen Bildung als jegliche Broschüre. Ich finde es manchmal schwierig, wenn man so viel lesen muss.
Liebe Frau Bührmann, die von CDU und FDP gestellte Landesregierung ist erst seit 2003 im Amt. Seit diesem Zeitpunkt sind wir um einiges weitergekommen. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass es schön wäre, wenn wir das gemeinsam weiterführen würden; denn viele Dinge sind vorher nicht geregelt worden. Sonst wären wir beim Jugendkulturbarometer nicht an letzter Stelle.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, unsere Verantwortung gilt der Zukunft des Landes Niedersachsen und insbesondere der jungen Generation. Das haben wir heute schon mehrfach diskutiert, auch im Zusammenhang mit den Kindern, die in Förderschulen noch stärker gefördert werden müssen. Dazu gehört für mich und für die CDU auch die kulturelle Bildung. In der in Ihrem Antrag genannten Einschätzung der Bedeutung der kulturellen Bildung sind wir uns eigentlich einig - das sagte ich eben schon.
Aber ich möchte noch einige Punkte nennen, die wir im Laufe der kurzen Zeit erreicht haben: Nicht erst seit den PISA-Ergebnissen und den neuen Erkenntnissen der Hirnforschung wissen wir, dass unsere Kinder vom frühen Lebensalter an individuell und ganzheitlich gefördert werden müssen. Ich möchte Sie an die spielerische Neugier unserer
Kinder ab dem Säuglingsalter erinnern, die Geräusche, Klänge und Musik als faszinierend erleben. Körperliche Wahrnehmung, Bewegung und Tanz sind Teil der Erlebniswelt des Kindes. Vieles gerät dann in den ersten Lebensjahren in Vergessenheit, und viele Kinder werden nicht weiter gefördert. Das betrifft auch das gemeinsame Singen und Vorlesen oder den Besuch von Museum, Theater und Konzert.
Wenn Sie daran denken, wie umweltvergessen Kinder in Rollen schlüpfen können, wie sie malen und singen, ohne sich dabei stören zu lassen, dann wird klar, wie wichtig es ist, kulturelle Kinderund Jugendbildung weiter voranzutreiben.
Das alles, meine Damen und Herren, hat auch etwas mit Teilhabemöglichkeiten zu tun. Viele Eltern können ihre Kinder nicht fördern, müssen geschult werden oder haben nicht die finanziellen Mittel. Hierbei sind wir, so meine ich, in allen Bereichen auf dem richtigen Weg.
Kulturelle Kinder- und Jugendbildung setzt bei den Stärken, Interessen, Bedürfnissen und Erfahrungen der Kinder an. Daher ist es uns in der CDUFraktion so wichtig, dass jedem Kind ab der frühen Kindheit der Zugang zur kulturellen Jugendbildung ermöglicht wird. Wir wissen, dass Kinder, die sprachlich gehindert sind, oftmals in anderen Bereichen viel stärker sind. Auch deswegen ist das wichtig.
Seit unserer Regierungsübernahme haben wir vieles auf den Weg gebracht. Es gab natürlich auch einige Vorwürfe von Ihnen auf dem Weg der Neuordnung der Kulturförderung, Stichwort „DreiSäulen-Modell“ - kulturelle Bildung, kulturelles Erbe und Musikland Niedersachsen. Wir haben bereits gestern Abend davon gesprochen. Von der Stärkung der Aufgaben der Landschaftsverbände bis hin zu den angeblich dirigistischen Zielvereinbarungen mit den kommunalen Theatern haben Sie uns kritisiert. Trotzdem meine ich, dass unsere Projekte zielgerichtet sind. Sie eröffnen den Regionen in unserem Flächenland Niedersachsen alle Möglichkeiten. Sie geben Hilfe zur Selbsthilfe und lassen Eigenentwicklung in den Kommunen zu.
Vernetzungen sind unerlässlich in der kontinuierlichen Arbeit, die zu leisten ist. Ich habe schon gesagt, dass die Straffung der Verwaltung wichtig ist, da die Mittel, die dadurch gespart werden - wie bei der Soziokultur oder in Kunstschulen durch ge
Gerade wurde schon erwähnt - von allen -, dass die Bundesakademie für kulturelle Bildung die Ausund Fortbildung stärkt und in den Mittelpunkt stellt. Sie ist für uns ein kulturelles Zentrum der gesamten Bildung.
Ich will die Förderungen nicht weiter erwähnen. Ich meine, wir sind auf einem guten Weg. Sie haben einen Antrag gestellt, dass wir die Mittel erhöhen sollen. Darüber werden wir im Ausschuss diskutieren.
Mit dem Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in den Kindertagesstätten, meine Damen und Herren, haben wir eine Grundlage für frühkindliche Bildung geschaffen. Das neue Kapitel der ästhetischen Bildung zeigt ganz deutlich, welchen Wert wir der kulturellen Bildung der Kinder beimessen.
Die Verleihung des Gütesiegels FELIX für das musikalische und kulturelle Profil ist bundesweit einmalig und läuft in den Kindertagesstätten hervorragend. Die Aktion „Singen mit Kindern“, die Festivals haben dazu geführt, dass Singen wieder „in“ ist. Wir singen hier ja auch manchmal, aber Kinder muss man stärker anregen und ihnen Gelegenheit zum Singen, zur bildnerischen Gestaltung, zu Tanz und Bewegung geben.
Die Weiterbildung von über 400 Erzieherinnen und Erziehern läuft gemeinsam mit dem Landesverband niedersächsischer Musikschulen und dem Landesverband niedersächsischer Volkshochschulen. Dies entspricht dem zunehmenden Bedarf in der frühkindlichen Pädagogik.
Ich freue mich, meine Damen und Herren, dass wir uns - über die Parteien hinweg - alle einig sind über die Bedeutung der kulturellen Bildung. Gerade sie eröffnet eine Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten, befähigt die Kinder, eigene Vorstellungsmöglichkeiten zu entwickeln und die Denkfähigkeit zu stärken. Wir wissen das alles, und wir wissen auch, dass wir die medialen Eindrücke zurückdrängen müssen. Wir müssen den Kindern beibringen, Wahrnehmungen zu strukturieren, ihre Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen. Dies sind wichtige Voraussetzungen zum Erlernen von Sprache. Sie ermöglichen eine aktive Teilnahme am kulturellen Leben.
Sie haben gerade den Musikunterricht angesprochen. Manchmal fehlen Musiklehrer. Aber ich hoffe, dass wir mit einem guten Programm der kulturellen Jugendbildung und der Bildung überhaupt viel eher an Musik- und Kunstlehrer herankommen.
Wir haben in unserem Land viele musikpädagogische Werkstätten. Wir haben 720 Bläser- und Chorklassen. Wir haben eine Vielfalt von Angeboten mit Ehrenamtlichen in der außerschulischen Jugendbildung und in der Kinder- und Jugendarbeit. Wir haben Kooperationen mit Musikvereinen, Musik- und Ballettschulen, Kinder- und Jugendtheatern, die wir weiter vorantreiben wollen. Vom Vorlesen angefangen bis zu Autorenlesungen in Kindergärten, Schulen und Bibliotheken haben wir die Leseförderung unserer Kinder in den Mittelpunkt gestellt und geben ihnen so einen Zugang zur Literatur. Der Friedrich-Bödecker-Kreis führt seit 50 Jahren Lesungen durch und wird auch von uns gefördert.
Die zeitgenössische Musik und die Unterstützung durch die Sparkassen-Stiftung und auch durch das Kultusministerium haben Sie schon angeführt. Wir sind der gleichen Meinung wie Sie: Wir sollten neue Projekte entwickeln.