Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Frau Prüssner, ich hatte bei Ihrem Vortrag ein bisschen das Gefühl, dass Sie das selbst nicht so richtig glauben, was Sie hier erzählen; denn ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Sie uns hier als Frau in dieser Debatte allen Ernstes erzählen wollen: Die Besten kriegen den Job. - Damit teilen Sie uns eigentlich ziemlich deutlich mit, die Frauen müssten sich nur ein kleines bisschen mehr anstrengen - oder sie sind dann wohl doch zu blöd, um all die Ämter zu übernehmen, in denen heute noch die Männer sitzen.
Meine Damen und Herren, schauen Sie sich einmal um: Kabinett, Staatssekretäre, schauen Sie sich diese Seite des Hauses an, schauen Sie sich
die Liste an, die die FDP aufgestellt hat! Offensichtlich sind in Ihrer Partei nur 10 % der Frauen gut genug, um auf den ersten zehn Plätzen der Landesliste zu erscheinen.
Diese Botschaft haben wir hier eben bekommen. Frau Prüssner, ich glaube Ihnen nicht, dass Sie das in Wirklichkeit ernst meinen.
Meine Damen und Herren, ich stelle hier teilweise große Erregung - übrigens vor allen Dingen bei den Herren der Schöpfung - fest,
wenn wir über das Betreuungsgeld und auch über die Abschaffung des Ehegattensplittings reden. Natürlich ist das nicht schön, meine Herren. Das kann ich mir schon vorstellen; denn Sie wissen ja, was Ihnen blüht, wenn mehr Frauen berufstätig werden: Da bricht zu Hause die Versorgung weg! Das hat Mann natürlich nicht so gerne.
Frau Helmhold, darauf muss ich natürlich antworten. Es ist tatsächlich so. Ich glaube aus vollem Herzen tatsächlich daran, weil ich meine - - - Meine Güte: Der Vergleich mit der Kanzlerin macht es doch klar! Frauen sind in vielen Positionen, in die Frauen auch wollten.
Ich weiß, dass wir es schwerer haben. Das weiß ich. Ich bin ja selbst eine Frau, die es nicht einfach hat. Ich bin übrigens auch schon 25 Jahre verheiratet und habe zwei Kinder. Es ist in der Tat so. Ich weiß ja um dieses Dilemma. Aber es gibt auch - das verschweigen wir auch immer mehr - Frauen, die einfach in ihrer Familie zu Hause sein wollen. Die wollen gar nicht in Führungspositionen.
Die wollen sich diesen Stress gar nicht antun. Ich glaube fest daran, dass die Besten den Job kriegen sollen. Wenn es eben bisher noch nicht klappt, dann möchte ich gerne daran arbeiten.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu Anfang möchte ich kurz fragen: Wie gehen Sie denn mit Ihren Frauen in Führungspositionen um, Frau Helmhold? Was ist denn aus Frau Steiner geworden?
(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Unruhe bei der SPD und bei den GRÜNEN - Glocke der Präsidentin)
Karrieren kann man nicht per Erlass vorschreiben, Frauen in den Chefetagen auch nicht. In den vergangenen Jahren hat sich das Frauenbild drastisch geändert. Das dürften auch Sie mittlerweile mitbekommen haben. Durften früher Frauen nämlich nur mit Genehmigung ihrer Männer berufstätig sein, ist das heute eine Selbstverständlichkeit.
Frau König, ich unterbreche Sie für einen Moment. - Ich meine, zur Demokratie gehört auch, dass man sich Meinungen anhört, die einem nicht passen. Das ist vorhin auch umgekehrt der Fall gewesen. Hören Sie also bitte auf, die Rednerin zu stören. - Frau König!
Durften früher Frauen nur mit Genehmigung ihres Ehemannes berufstätig sein, ist das heute eine Selbstverständlichkeit. Ja, die weibliche Fachkraft ist geradezu erwünscht. Ich kenne viele Unternehmen, die gerne Frauen einstellen und diese auch fördern. Die Frauen sind immer häufiger bereit, dies auch zu tun, diese Verantwortung und diese enorme Belastung im Berufsleben, insbesondere in Führungspositionen, zu übernehmen. Dies jedoch anzuordnen, wie Sie das in Ihrem
Antrag fordern, ist nicht der richtige Weg. Das stellt intelligente Frauen - die sprechen Sie ja mit den Führungsrollen an - in eine Ecke mit Schwachen und Unterprivilegierten. Dagegen wehre ich mich hier explizit.
Frauen haben aber bereits in den Schulen und Universitäten ihren männlichen Kollegen den Rang abgelaufen. Wenn sich das so weiterentwickelt, müssen wir bald für unsere Söhne kämpfen.
Über die Studienanfängerinnen haben wir bereits mehrfach gesprochen. Natürlich wünschen wir uns auch mehr Frauen in Konzernführungspositionen. Im Mittelstand wird das allmählich normal.
In zwei Punkten haben Sie recht: Es darf keine unterschiedliche Bezahlung geben, und wir benötigen eine noch bessere Kinderbetreuung. Der erste Punkt ist Sache der Tarifparteien, und den zweiten Punkt entwickeln wir gerade in einem ziemlich enormen Tempo weiter.
Kinderbetreuung ist für alle Berufstätige das A und O. Hinzu kommt, dass viele Frauen alleinerziehend sind. Daher entscheiden sich Frauen auch wesentlich häufiger gegen eine zeitraubende und nervenaufreibende Karriere; denn dabei bleibt nur wenig Zeit für das weitere Leben. Wir haben heute viele Beispiele für die Förderung von Frauenprogrammen, die seit Langem laufen - neben neuen, die hinzugekommen sind.
Was gerne vergessen wird: Frauen können an allen Weiterbildungs- und Förderprogrammen teilnehmen, an denen auch Männer teilnehmen,
egal, ob es sich um Berufsweiterbildung oder um Existenzgründung handelt. Es stimmt, dass in vielen Seminaren mehr Männer als Frauen sitzen. Das konnte ich in den letzten Jahrzehnten schon selbst erleben. Aber es gab nie Ausschlussgründe für Frauen.
oder den Verkehrsbereich an! Dagegen werden Frauen als Architektinnen, Ärztinnen, Juristinnen, Betriebswirtinnen und viele andere mehr - ihre Zahl steigt deutlich an - immer mehr akzeptiert. Allein diese Tatsache zeigt, dass wir auf ganz natürliche Weise in naher Zukunft mehr Bewerberinnen für Führungspositionen fit machen. Konzentrieren wir uns also lieber darauf, das Zusammenspiel von Beruf und Familie zu verbessern, als Frauen in Sonderstellungen zu betrachten!
Das wird ihnen nicht gerecht. Das wollen wir auch nicht. Deswegen lehnen wir diesen Antrag selbstverständlich ab.
Leider stehen für eine Kurzintervention nur anderthalb Minuten zur Verfügung. Deshalb will ich nur auf zwei Punkte eingehen.
Erstens. Wenn Sie sagen, es sei eine Sache der Tarifparteien, für gleiche Bezahlung zu sorgen, dann sage ich nur: 80 % aller Niedriglohnempfänger sind Frauen. Da brauchen wir den Mindestlohn, und genau dagegen kämpfen Sie. Das ist doch völlig scheinheilig, wie Sie hier argumentieren.
Zweiter Punkt. Wenn Sie sagen, die natürliche Entwicklung sei in Zukunft so, dass wir Angst um unsere Söhne haben würden, dann kann ich nur sagen: Seit 20 Jahren sind die Mädchen in der Regel besser als die Jungs. Dann hätten wir diese natürliche Entwicklung schon seit 20 Jahren in den
Chefetagen haben müssen - oder spätestens dieses Jahr. Wie lange wollen Sie denn noch darauf warten?