Frau Hemme, Sie hatten Herrn Pfeiffer angesprochen. Herr Pfeiffer hat von Medienverwahrlosung als Grund für schlechte Schulleistungen der Jungen gesprochen. Das ist völlig richtig. Wir haben jetzt ein neues Schulgesetz. Wenn wir wollen, dass Mädchen und Jungen ihren Fähigkeiten entsprechend individuell gefördert und gefordert werden, dann müssen wir auch darauf achten, was man tun muss, damit Jungen später bereit sind, auch Familienarbeit mit zu übernehmen, sich anders zu qualifizieren, und wie man ihre weiblichen Fähigkeiten unterstützen kann. Über Modelle, die wir brauchen, müssen wir nachdenken. Das ist Aufgabe der Politik.
Vieles, was Sie in Ihrem Antrag schreiben, können wir unterstützen. Gleichberechtigung ist noch nicht vorhanden; wir müssen noch viel tun, um sie auf
Genauso muss man sich überlegen, wie auch Männer in den Grundschuldienst zu bekommen sind. Das würde ich befürworten. Ich betone aber noch einmal: Es geht aus meiner Sicht nicht um eine Männerquote. Die Neue Presse ließ diesen Eindruck aufkommen. Aber ich habe das nicht als Forderung nach einer Männerquote gesehen, sondern als Anregung.
Natürlich weiß ich, dass mehr Frauen im Grundschuldienst sind. Es sind mehr da, weil die Ausbildung kurz ist, weil Familie und Beruf besser miteinander vereinbart werden können und weil die Männer wegen der besseren Bezahlung lieber in den Gymnasialdienst eintreten. Das ist auch richtig. Über all diese Punkte müssen wir reden und müssen uns überlegen, wie wir es so erreichen können, dass überall Frauen und Männer gleichgewichtig vertreten sind.
Auch bei der Schulpolitik sollten wir überlegen: Wie kriegen wir es hin, dass Mädchen und Jungen so gefördert und gefordert werden, dass sie später gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben? Genau das wollen auch wir.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Hemme, ich gebe Ihnen in allem Recht, nur nicht in dem Punkt, was die Regierungsbank angeht. Ich bedauere das schon und klage das an. An dieser Stelle möchte ich eine norwegische Politikerin zitieren, die sinngemäß gesagt hat: Erst, wenn unfähige Frauen auf Regierungsbänken und an der Spitze von Konzernen angekommen sind, ist Gleichberechtigung erreicht.
(Beifall bei den GRÜNEN, bei der CDU und bei der FDP - Gesine Meiß- ner [FDP]: Das dauert nicht mehr lan- ge!)
Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Niedersachsen nach wie vor nicht erreicht ist. Sie sind z. B. auf dem Arbeitsmarkt erheblich benachteiligt. Trotz besserer Schulabschlüsse ist ihr Anteil an Führungspositionen verschwindend gering.
Vor diesem Hintergrund verwundert es einen natürlich, dass Minister Busemann die Diskussion über eine Männerquote im Primarbereich aufmacht: Da zeigen Jungen in der Schule also schlechtere Leistungen als Mädchen, weil sie von Frauen unterrichtet werden. - Da staunt das Publikum, und die Grundschullehrerinnen wundern sich, dass ihr Kultusminister ihnen unterstellt, sie würden Jungen nicht ausreichend fördern.
Dabei haben gerade die Grundschullehrerinnen im Rahmen der IGLU-Studie eindrucksvoll bewiesen, dass die von ihnen, also die hauptsächlich feminin unterrichteten Grundschulkinder wesentlich besser abschneiden als die älteren Schüler, bei denen häufig Männer in die Erziehung eingreifen.
Mit der Logik des Kultusministers müsste man doch aus dieser Tatsache schließen, dass unterrichtende Männer schlechtere Schulergebnisse von Schülern provozieren.
Wissenschaftlich ist nicht geklärt, ob die negativere Leistungsentwicklung von Jungen tatsächlich damit zusammenhängt, dass sie von Frauen unterrichtet werden. Ich bezweifle den vom Kultusminister hergestellten Zusammenhang zwischen weiblichem Unterricht und geschlechtsspezifischen Leistungsunterschieden.
Denn schon seit langem sind die meisten Erzieherinnen der Jüngsten in Kindertagesstätten und Grundschulen Frauen. Warum schaden sie denn gerade in der letzten Zeit Jungen so sehr? - Wir können doch kaum annehmen, dass sie sich gerade jetzt in Jungen diskriminierende Monster verwandelt haben sollen.
Verhältnisse, zu deren Reparatur sich Schulen nur sehr bedingt eignen. Denn es ist doch so: Die Erziehung und Ausbildung von Jungen überlassen Männer gerne den Frauen, jedenfalls solange man dabei schlecht oder gar nicht verdient. Vom Erziehungsurlaub machen Männer keinen Gebrauch. Im Alltag ihrer Söhne sind sie allenfalls am Wochenende vorhanden. Sie sind rar auf Elternabenden, Elternsprechtagen und Eltern-Kind-Ausflügen. Auf Eltern-Kind-Nachmittagen im Kindergarten habe ich eigentlich niemals Männer gesehen. Wickeltische in Herrentoiletten suchen wir vergeblich. Vielleicht könnten Sie sich da auch einmal für eine Quote einsetzen.
Männer stehlen sich nämlich mehrheitlich aus der Erziehung ihrer Kinder. Die Verweiblichung des Schulbetriebs ist nur eine Folge dieses Desinteresses. Jetzt, wo die Söhne versagen, wird dies hoffentlich zum Thema, aber auf andere Art, als Sie sich das vorstellen.
Als Konsequenz aus der Misere eine Quote für Männer an Grundschulen zu fördern, heißt doch, mehr Probleme zu schaffen, als zu lösen. Selbstverständlich ist es sinnvoll, Kindern männliche Pädagogen als Rollenvorbilder zur Seite zu stellen. Dies jedoch in Form einer Männerquote tun zu wollen, ist eindeutig zu kurz gedacht. Da muss man doch erst einmal junge Männer von der Attraktivität des Grundschullehrer- und Erzieherdaseins überzeugen; denn offensichtlich sind sie das nicht. Der Anteil an Frauen beim Lehrernachwuchs ist weiterhin steigend. Beim Lehramt an Grundund Hauptschulen liegt er bei 85 %, im Sonderschulbereich bei 82 %. Damit sind männliche Lehrkräfte in diesen Schularten absolute Mangelware und als Geschlecht im Regelfall als Schulleiter und Hausmeister anzutreffen.
Im Erzieherinnenberuf sind Männer geradezu mit der Lupe zu suchen. Dies ist dem vergleichsweise geringen Verdienst und den kaum vorhandenen Karrieremöglichkeiten geschuldet. Zudem sind die dort arbeitenden Frauen bei den üblichen Öffnungszeiten, die bis jetzt in den Kindertagesstätten gelten, geradezu zur Teilzeitarbeit verpflichtet.
rufen. Bei der desolaten Lage der Kinderbetreuung in unserem Land sind dies nämlich Berufe, in denen Berufstätigkeit und Kindererziehung für viele Frauen noch halbwegs vereinbar erscheinen.
Wer also künftig mehr Männer in diesen Berufen sehen will, muss bessere Arbeitsbedingungen anbieten. Das beinhaltet eine deutlich bessere Bezahlung und mehr Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs. Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich die Landesregierung zu entsprechenden Schritten entschließen könnte; denn schließlich käme dies auch allen dort arbeitenden Frauen zugute. - Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der erste Satz Ihres Antrages, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPD, trifft vollständig zu. Nach wie vor ist das Ziel der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Niedersachsen nicht erreicht.
Aus diesem Grund hat Ministerpräsident Christian Wulff in seiner Regierungserklärung betont, die Gleichstellung von Frauen und Männern sei weiterhin eine gesellschaftliche Herausforderung ersten Ranges.
Noch immer seien die Chancen von Männern und Frauen unterschiedlich verteilt. Noch immer gebe es Rollenklischees, Doppelbelastungen, Vorurteile und Diskriminierungen. Es ist richtig: Wir brauchen mehr Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Betreuung von Kindern zwischen zwei und vierzehn Jahren wird angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland die größte Herausforderung der kommenden Jahre sein. Experten sind sich einig: Jeden Euro, den wir in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf investieren, bekommen wir vierfach zurück.
reicht werden. Größtes Hindernis und größter Hemmschuh für den Ausbau der Betreuungsangebote ist dabei die schlechte Haushaltslage der Kommunen. Wir dürfen gespannt darauf sein, wann und wie die Bundesregierung hier tätig werden wird.
Hätten Sie, meine Damen und Herren von der SPD, 1990 Ihr Wahlversprechen gehalten, 100 % der Personalkosten in Kindertagesstätten zu übernehmen,
hätten Sie statt teurer Gesamtschulen, Integrierter Gesamtschulen mehr freiwillige Ganztagsbetreuung in Schulen eingerichtet, wären wir heute einen großen Schritt weiter.
Auf die kommunale Frauenbeauftragte brauche ich wohl nicht näher einzugehen, nachdem sie bereits während des letzten Plenarabschnitts Gegenstand der Debatte war.