Protokoll der Sitzung vom 07.12.2011

Lassen Sie mich abschließend noch all jenen herzlich Dank sagen, die an diesem Gesamtkunstwerk mitgearbeitet haben, nämlich einer große Zahl von Mitarbeitern aus den Ministerien, der Landtagsverwaltung und - ich glaube, das kann man sagen - dem Gesetzgebungs- und Beratungsdienst, ohne den die Beratungen auf keinen Fall zu einem formal glücklichen Ende hätten geführt werden können.

Ich bitte im Sinne des Ausschusses für Haushalt und Finanzen um Zustimmung.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Aller.

(Jens Nacke [CDU]: Sollen wir ohne Aussprache abstimmen? - Gegenruf von Stefan Schostok [SPD])

- Gibt es solche Bestrebungen? Sagen Sie Bescheid, und dann machen wir das so.

(Heiterkeit)

Aber mir liegen Wortmeldungen vor. Von daher gehe ich davon aus, dass die Zusammenfassung von Herrn Aller dem Haus noch nicht ausreicht.

Wir beginnen jetzt mit den Haushaltsplanberatungen für die Jahre 2012 und 2013. Ich eröffne die

Allgemeinpolitische Debatte (über Regierungs- und Haushaltspolitik)

Der Ältestenrat ist davon ausgegangen, dass die Landesregierung in diesem Beratungsteil eine Redezeit von 15 Minuten nicht überschreitet. In der Reihenfolge bekommt zunächst die stärkste Oppositionsfraktion, dann die Regierungsfraktionen, dann die übrigen Oppositionsfraktionen und am Ende der Finanzminister das Wort, es sei denn, Sie melden sich in anderer Reihenfolge.

Ich erteile jetzt dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Herrn Schostok, das Wort. Bitte!

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dies ist zum Glück der letzte Haushaltsplanentwurf von CDU und FDP und der von ihnen getragenen Landesregierung, mit dem wir uns hier befassen müssen.

(Beifall bei der SPD - Ulf Thiele [CDU]: Das ist auf jeden Fall die letzte Haushaltsrede von Ihnen!)

Am 20. Januar 2013 wird es im Landtag eine neue Mehrheit geben.

(Beifall bei der SPD)

Seit zehn Jahren hören wir von Herrn McAllister - zuerst als Fraktionsvorsitzender, dann als Ministerpräsident - seinen Lieblingssatz: Dies ist ein schöner Tag für das Land Niedersachsen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Bezogen auf den 20. Januar machen Sie einen Fehler. Ich sage Ihnen: Der 20. Januar 2013 wird der erste wirklich schöne Tag für die Zukunft des Landes und der erste Tag einer wirklich transparenten, zukunftsgerechten und nachhaltigen Finanzpolitik, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD)

Dann ist Schluss mit einer unseriösen Haushaltspolitik, bei der Sie verschleiert und getrickst haben,

was das Zeug hält. Dann ist Schluss mit einer Haushaltspolitik, die einzig und allein Ihrem Machterhalt dient und nicht einer nachhaltigen Sanierung des Haushalts. Dann ist Schluss mit einer Haushaltspolitik, die von geschickt gestrickten Legenden lebt und nicht eine seriöse Planung für die Zukunft des Landes im Blick hat.

(Beifall bei der SPD - Zustimmung von Enno Hagenah [GRÜNE])

Dann ist diese Landesregierung am Ende, eine Regierung, die sich die politische Frechheit herausnimmt und dem Parlament einen Haushalt vorlegt, der am 16. Dezember, also in nur zehn Tagen, keine ausreichende finanzielle Grundlage mehr haben wird.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Johanne Modder [SPD]: So wird das sein!)

Dann werden nämlich im Haushalt 2012/2013 bis zu 1,04 Milliarden Euro fehlen. Diese Summe fiele als Deckungsmittel weg, sollte der Staatsgerichtshof entscheiden, dass Kreditermächtigungen aus den Rücklagen der Vorjahre nicht als Einnahmen für diesen Haushalt genutzt werden dürfen, und zwar schlicht deshalb, weil dies nicht mit unserer Verfassung vereinbar ist, meine Damen und Herren.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Ich will es gleich vorwegnehmen: Die SPD-Fraktion weigert sich, ernsthaft und im Detail über einen Haushalt zu beraten und zu beschließen, der keine gesicherte Grundlage hat.

(Starker Beifall bei der SPD - Minis- terpräsident David McAllister lacht - Christian Dürr [FDP]: Das ist Arbeits- verweigerung! In der Schule habe ich dafür eine Sechs bekommen! - Zurufe von der CDU)

Alles, was wir heute und morgen hier diskutieren, die Vorschläge der Landesregierung und auch die schöne Liste der Wohltaten der CDU- und FDPFraktion, verliert dann seine Grundlage. Dieser Haushalt ist wirklich die Steigerung aller finanzpolitischen Zumutungen, die uns die CDU und die FDP in den letzten zehn Jahren mit ihrer Finanzpolitik geboten haben.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Deshalb, meine Damen und Herren von CDU und FDP, kann heute auch nicht der Tag für Detailberatungen des Haushalts sein. Aber es ist Zeit für eine Generalabrechnung.

Als Sie im Jahr 2003 Ihren ersten Haushalt vorlegten, haben Sie den Eindruck erweckt, die SPD-Regierung hätte zuvor alles falsch gemacht und eine hemmungslose Schuldenpolitik betrieben.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Gegenruf von Johanne Modder [SPD]: Ganz vorsichtig! Noch zehn Tage!)

- Sie haben etwas zu früh gejohlt; denn gleichzeitig haben Sie in den Jahren 2003 und 2004 die Schulden des Landes um 5,3 Milliarden Euro erhöht.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Ich werfe Ihnen nicht vor, dass Sie Schulden aufgenommen haben.

(Ulf Thiele [CDU]: Das haben Sie aber gerade gesagt!)

Das war angesichts der damaligen Einnahmesituation wohl unumgänglich. Aber ich werfe Ihnen vor, dass Sie nicht ehrlich waren und dass Sie die Gründe dafür nicht offengelegt haben.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Ulf Thiele [CDU]: Herr Schostok, das ist eine derart rück- wärts gewandte Rede, die Sie hier halten! - Gegenruf von Johanne Mod- der [SPD]: Rückwärts gewandt? Zehn Tage! - Gegenruf von Olaf Lies [SPD]: Das sagt der Richtige!)

In der Mipla 2003 war nachzulesen - das hat Minister Möllring auch intern eingeräumt -, dass die Ursache für die steigende Kreditaufnahme damals in den wegbrechenden Steuereinnahmen lag. Aber unter dem Deckmäntelchen, dass Sie stahlharte Sanierer seien, sind Sie munter darangegangen, im Haushalt tiefe Einschnitte vorzunehmen, und als Begründung dafür sollte wieder die SPD herhalten.

(Björn Thümler [CDU]: Wer sonst?)

Ich werfe Ihnen nicht vor, dass Sie zur Haushaltssanierung auch die Ausgabeseite in den Blick genommen haben. Auch das war unumgänglich. Aber ich werfe Ihnen vor, wo und wie Sie gespart haben, meine Damen und Herren.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Christian Dürr [FDP]: Wir erfahren ja von Ihnen nichts, weil Sie keinen Haushalt vorlegen!)

Ich sage Ihnen, wo Sie gespart haben. Sie haben im Sozialbereich gespart.

(Christian Grascha [FDP]: Wo hätten Sie denn gespart?)

Ich erinnere an die Streichung des Landesblindengeldes. Ich erinnere an die Streichungen im Pflegebereich. Auch bei schwerstkranken Kindern wurden Streichungen vorgenommen.

(Reinhold Hilbers [CDU]: Das haben wir doch besprochen! Bei der Wahr- heit bleiben!)

Auch an die Nullrundungen für die Behinderteneinrichtungen und an die Streichung beim Programm „Soziale Stadt“ will ich erinnern. Diese Liste ließe sich wirklich endlos weiterführen. Insgesamt haben Sie 165 Millionen Euro auf Kosten der Schwachen und der Schwächsten in unserem Land herausgebrochen.

(Starker Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Im Umweltbereich haben Sie das Landesamt für Ökologie zerschlagen. Man kann nach all den Streichungen, die in diesem Bereich vorgenommen worden sind, überhaupt nicht mehr von einem Umweltministerium reden.