Protokoll der Sitzung vom 20.02.2009

2. Habitatverlust -- maßgeblich durch Entwässerung und den nachfolgenden Grünlandumbruch und die Nutzungsumwandlung in Maisfelder - ist eine der Hauptgefährdungsursachen für Wiesenvögel. Wie groß ist der Grünlandverlust innerhalb derjenigen Vogelschutzgebiete, in denen Wiesenvögel laut Standarddatenbogen wertgebend sind/waren, seit 1980?

3. Welche kurzfristig wirksamen Schutzmaßnahmen plant das Umweltministerium, um den massiven landesweiten Bestandsrückgang der Wiesenvogelarten zu stoppen und den Trend umzukehren, und welche konkreten Kooperationen bestehen hierzu mit dem Landwirtschaftsministerium?

Die niedersächsische Gesamtkulisse der EU-Vogelschutzgebiete umfasst insgesamt 71 Gebiete mit zusammen 677 579 ha. Das entspricht ca.

12,8 % der Landesfläche Niedersachsens. Die EU-Vogelschutzgebiete wurden in mehreren Tranchen zwischen 1983 und 2007 über das Bundesumweltministerium an die EU-Kommission gemeldet.

In 26 Gebieten mit einer Gesamtfläche von 415 637 ha zählen die für Niedersachsen charakteristischen und hoch spezialisierten Wiesenvogelarten Kiebitz, Uferschnepfe, Brachvogel, Rotschenkel und Bekassine zu den wertbestimmenden Brutvogelarten.

Aufgrund der sehr hohen Bedeutung Niedersachsens für Wiesenvögel und angesichts ihrer bundes- und landesweit immer noch starken Gefährdung wird der Bestandssicherung, der Bestandsentwicklung und dem wirksamen Schutz dieser Vogelgruppe große Aufmerksamkeit geschenkt.

Der Grünlandanteil der EU-Vogelschutzgebiete wurde jeweils zum Zeitpunkt der Gebietsmeldung im Standarddatenbogen festgehalten. Die jährlichen Veränderungen des Grünlandanteils wurden seitdem allerdings nicht bilanziert.

Landesweit hat sich im Jahr 2008 der Anteil des Dauergrünlands an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche im Vergleich zum Basiswert aus 2003 um 4,97 % bzw. unter Berücksichtigung der neu hinzugekommenen Obstbaum- und Baumschulkulturen um 4,62 % verringert. Dabei wird Dauergrünland definiert als Flächen, die durch Einsaat oder auf natürliche Weise (Selbstaussaat) zum Anbau von Gras oder anderen Grünfutterpflanzen genutzt werden und mindestens fünf Jahre lang nicht Bestandteil der Fruchtfolge des Betriebes sind.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1: In 26 der 71 gemeldeten Vogelschutzgebiete in Niedersachsen befinden sich wertbestimmende Vorkommen einer oder mehrerer der für Niedersachsen typischen Wiesenvogelarten Kiebitz, Uferschnepfe, Brachvogel, Rotschenkel und Bekassine. Die Namen dieser Gebiete, ihre jeweilige Gesamtgröße sowie ihr Grünlandanteil zum Zeitpunkt der Meldung sind in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt:

EUVSG Name

Gesamtfläche (ha)

Grünland (ha)

V01 Niedersächsisches Wattenmeer 259 892 15 594

V37 Elbeniederung 34 010 13 944

V06 Rheiderland 8 685 7 730

V18 Unterelbe 16 715 7 522

V64 Marschen am Jadebusen 7 712 6 047

V35 Hammeniederung 6 296 5 415

V09 Ostfriesische Meere 5 922 4 678

V65 Butjadingen 5 444 4 554

V40 Diepholzer Moorniederung 12 648 3 415

V27 Unterweser 4 715 3 147

Niederungen der Süd- und Mittelradde und der Marka 4 377 2 920

V39 Dümmer 4 630 2 547

V16 Emstal von Lathen bis Weener 4 574 2 424

V04 Krummhörn 5 776 2 363

V07 Fehntjer Tief 2 313 2 151

Emsmarsch von Leer bis Emden 4 019 2 111

V46 Drömling 4 219 2 067

V14 Esterweger Dose 6 441 1 481

Wümmewiesen bei Fischerhude 1 688 1 317

V11 Hunteniederung 1 080 918

V45 Großes Moor bei Gifhorn 2 937 852

V47 Barnbruch 2 112 824

Untere Seeve- und Untere Ilmenau-Luhe-Niederung 871 740

V02 Wangerland binnendeichs 1 928 578

V15 Tinner Dose 3 955 277

Dalum-Wietmarscher Moor und Georgsdorfer Moor 2 678 214

Summe 415 637 95 829

Grünlandanteil in % 23%

Betrachtete Arten: Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine, Großer Brachvogel

Der Erhaltungszustand der Wiesenvogelbestände ist differenziert zu betrachten.

Der Populationsanteil und Erhaltungszustand der charakteristischen Wiesenvogelarten, die aktuell durch die Vogelschutzgebiete auf Grünland geschützt werden, können wie folgt bilanziert werden:

Kiebitz: Der niedersächsische Bestand dieser gefährdeten Art lag 2005 bei 25 000 Brutpaaren. Ca. 30 % der Vorkommen befinden sich innerhalb der gemeldeten Vogelschutzgebiete. Die Art hat in 19 Vogelschutzgebieten wertbestimmende Vorkommen. Der Erhaltungszustand des Kiebitz in 13 dieser 19 Gebiete wird insgesamt als gut bewertet.

Uferschnepfe: Der niedersächsische Bestand dieser stark gefährdeten Art lag 2005 bei 3 000 Brutpaaren. Mehr als 70 % der Vorkommen befinden sich innerhalb der gemeldeten Vogelschutzgebiete. Die Art hat in 17 Vogelschutzgebieten wertbestimmende Vorkommen. Bisher wurde in 13 dieser 17 Gebiete der Erhaltungszustand der Art bewertet. Gegenwärtig zeigt sich ein mittlerer bis schlechter Erhaltungszustand.