Protocol of the Session on January 21, 2010

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Deswegen war der Vorwurf ein bisschen daneben.

Ich darf Ihnen auch sagen, dass sich die Kreistagsfraktion der Sozialdemokraten im Landkreis Celle mit diesem Thema beschäftigt hat. Wir haben uns nicht gegen die Ansiedlung des Schlachthofes in Wietze ausgesprochen. Wir wollen aber nicht - darauf hat die Kollegin Stief-Kreihe hingewiesen; das ist, glaube ich, auch das Kernproblem -, dass dabei am Ende eine Emslandisierung unserer Region herauskommt, die sich übrigens nicht im Os

ten Niedersachsens befindet; vielmehr liegt sie in der südlichen Lüneburger Heide, und das ist eigentlich zentral in Niedersachsen, lieber Kollege Deppmeyer. Eine solche Entwicklung wollen wir vermeiden. Wir wollen, dass die Kommunen - das ist aus den Antworten, die wir auf die Kleinen Anfragen von der Landesregierung bekommen haben, deutlich geworden - wesentlich mehr Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten bekommen, damit vermieden werden kann, dass sich das alles sozusagen wieder auf einem Klump entwickelt und einige wenige den Nachteil zu tragen haben. Darum geht es im Kern bei der Debatte, die wir im Landkreis führen. Deswegen fordern wir die Landesregierung auf, bessere Möglichkeiten für die Kommunen zu schaffen. Das ist ja eigentlich das Credo dieser Landesregierung. Sie sollte sich auch in diesem Bereich daran halten.

(Beifall bei der SPD - Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Das ist doch nicht das Thema bei uns!)

Herr Kollege Oetjen möchte erwidern. Ich erteile ihm das Wort für anderthalb Minuten.

Herzlichen Dank, Herr Präsident. Ich weiß, dass sich die Kollegin Stief-Kreihe aufgrund ihrer Erfahrungen im Landkreis Emsland in der Thematik auskennt und dass sie durchaus eine differenzierte Position vertreten kann. Es bleibt trotzdem dabei: Auf die Argumente, die der Kollege Deppmeyer in die Diskussion eingebracht hat, ist sie in keiner Art und Weise eingegangen, nämlich dass es durchaus sinnvoll ist, den Nordosten Niedersachsens in diesem Sinne zu entwickeln. Darauf hat sie keine Antwort gegeben. Das habe ich ihr vorgeworfen, und dazu stehe ich auch.

Ganz herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Der nächste Redner ist Herr Minister Ehlen. Bitte schön, Sie haben das Wort, Herr Minister.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Ich nehme eigentlich mit großer Verwunderung wahr, dass hier der Eindruck erweckt wird - ich mache

auch der Kollegin Stief-Kreihe ein bisschen zum Vorwurf, dass sie sich so geäußert hat -, es würden Genehmigungen am Rande des Rechts ausgesprochen. Frau Kollegin, das stimmt von vorne bis hinten nicht.

(Beifall bei der CDU)

Auch unsere Gemeinden und Landkreise richten sich danach, was heute geltendes Recht ist.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Ich darf Sie auch daran erinnern, dass das, was heute im Bereich der Geflügelhaltung geltendes Recht ist, größtenteils unter sozialdemokratischer Verantwortung in diesem Hause auf dem Weg gebracht worden ist.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Deshalb müssen die Handreichungen, die wir geben, auch ernst genommen werden. Alles, was im Rahmen der Genehmigungsverfahren passiert, geschieht auf der Grundlage des geltenden Rechts. Zu dem geltenden Recht gehören Tierschutz und Umweltschutz genauso wie das, was mit Immissionen usw. zu tun hat; auch das muss da abgearbeitet werden. Ich glaube, wir tun gut daran, die Gemeinden und Landkreise nicht zu verunsichern, sondern darin zu bestärken, dass sie auf diesem Wege weitermachen. Was sollen sie denn sonst machen?

(Karin Stief-Kreihe [SPD]: Ja, eben, was sollen sie denn sonst machen?! - Christian Meyer [GRÜNE]: Mehr Handlungsbedarf bekommen!)

Man muss natürlich auch sehen, dass der Auftrag besteht, nach Recht und Gesetz zu genehmigen. Für die Genehmigung sind die Landkreise zuständig.

Ich glaube auch, wir tun gut daran, die Diskussion über Massentierhaltung zu versachlichen. Ein 40 000er-Stall ist ungefähr so, als wenn ein Landwirt 33 Kühe mit Nachzucht hält. Ist das Massentierhaltung?

(Zuruf von der CDU: Nein! - Zuruf von Dr. Manfred Sohn [LINKE])

- Herr Kollege Sohn, man muss sich doch auch einmal fragen, worüber wir eigentlich reden. Wenn man das an der Zahl festmacht, dann klingt das natürlich viel. Aber ein normaler Bienenschwarm hat 40 000 Bienen. Ist das Massentierhaltung?

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Ich meine, wir müssen mit mehr Sachlichkeit in die Diskussion gehen.

(Unruhe)

Herr Minister, Herr Dr. Sohn bittet darum, eine Zwischenfrage stellen zu dürfen. Lassen Sie die zu?

Gern.

(Zuruf von der CDU: Wildpferde!)

Herr Ehlen, ich bin ja in der Landwirtschaft wenig bewandert; das gebe ich zu. Deshalb möchte ich von Ihnen ganz gern einmal die Auskunft haben, ob in der Natur, also ohne menschlichen Eingriff, Bienenvölker von mehreren Zehntausend Individuen und im Bereich der Vögel Schwärme von mehreren Zehntausend Tieren möglich sind.

Herr Kollege Sohn, in der Regel sind die wahrscheinlich nicht so groß, weil die Einheiten kleiner sind und die Lebensbedingungen in der freien Natur bei Wind und Wetter einen größeren Einfluss auf die Population haben, als wenn sich z. B. die Biene behütet in einem Bienenkorb in ihrem Bienenvolk entwickeln kann.

(Dr. Manfred Sohn [LINKE]: Das habe ich vermutet!)

- Ist so!

(Christian Meyer [GRÜNE]: Wollen Sie bald 40 000 Kühe in einem Stall halten?)

- Ich will hier aber noch ein Wort - dann höre ich auch auf zu kritisieren - in Bezug auf die Arbeitslosigkeit im Land Niedersachsen sagen. Meine Damen und Herren, wir haben die Wirtschaftskrise doch wesentlich besser als viele andere Bundesländer überstanden.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Bei uns hat sich die Arbeitslosigkeit im Januar 2010 gegenüber dem Vorjahr, Januar 2009, um 1,4 % erhöht. Die meisten anderen westdeutschen Bundesländer haben ein Mehr von 8 %. Das heißt, dass hier die Agrar- und Ernährungswirtschaft zur allgemeinen Stabilität beiträgt. Das klang doch auch in den Worten des Kollegen Deppmeyer an. Auch gerade der ostniedersächsische Raum hat diese Möglichkeiten der Stabilisierung und der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt dringend nötig.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Sitzungsleitung liegt keine weitere Wortmeldung zu dem Thema vor. Allerdings liegt ihr noch eine Wortmeldung zu einer persönlichen Bemerkung von Herrn Hogrefe nach § 76 unserer Geschäftsordnung vor.

Ich gehe davon aus, dass Ihnen der § 76 bekannt ist, Herr Hogrefe. Ich erteile Ihnen das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Meyer hat zum zweiten Mal versucht, mich hier in eine Ecke zu stellen, in die ich absolut nicht gehöre. Ich weise das zurück.

Herr Meyer, ich bin seit über 30 Jahren Landvolkmitglied und werde das bis an mein Lebensende bleiben. Von daher haben unser Minister Heiner Ehlen, der das auch ist, und mein Kollege Otto Deppmeyer, der im Landvolk eine ganz wichtige Funktion hat, meine Solidarität. Deshalb unterstütze ich hier das, was Herr Deppmeyer gesagt hat.

Zum Kreistag in Verden möchte ich hier feststellen: Da ging und geht es um einen Hähnchenmaststall mit 100 000 Mastplätzen. Das ist in der Tat eine Größenordnung, die gewerblich ist und die es bisher noch nicht gegeben hat. Da haben alle Kreistagsfraktionen beantragt, eine Anhörung durchzuführen, um die Debatte über das Thema zu versachlichen.

(Ursula Helmhold [GRÜNE]: Ist das noch eine persönliche Bemerkung?)

Diese Anhörung hat dann die Debatte über das Thema in der Tat sehr versachlicht.

Meine Damen und Herren, wenn Sie das hier auch machen würden, dann würde ich das unterstützen.

Das würde aber bedeuten, Herr Meyer, dass Sie Ihre polemischen Angriffe einstellen müssten.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Also stimmt das alles? - Ursula Helmhold [GRÜNE]: Das ist jetzt aber keine persönliche Bemerkung mehr!)

Das tun Sie dann wahrscheinlich auch wieder nicht. Deshalb stelle ich hier einmal fest:

(Rolf Meyer [SPD]: Sie wollten doch eine persönliche Bemerkung ma- chen!)