Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Hagenah, herzlichen Dank für diese Richtigstellung. Ich kann das nur unterstützen. Leider ist Herr Minister Bode in seinen Ausführungen sehr undifferenziert vorgegangen. Hinter mir hörte ich dabei jemanden raunen: Es hörte sich an wie eine
Wir hätten von Ihnen zumindest erwartet, dass Sie den Berufsbildungsbericht von 2010 kritisch gelesen haben. Dann hätten Sie feststellen müssen, dass sich die Übergangssysteme, die Sie hier so gelobt haben, als negativ herausgestellt und nicht bewährt haben. Deshalb fordern wir in diesem Bereich ein Umschwenken und ein frühes Fördern der Ausbildungsfähigkeit aller jungen Leute in Niedersachsen.
Meine Damen und Herren, die nächste Wortmeldung kommt von Frau König von der FDP-Fraktion. Bitte schön!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die vorliegende Antwort auf die Große Anfrage gibt sehr detailliert Aufschluss über die Anzahl und den Weg der jungen Menschen, die nach einem Schulabschluss nicht sofort eine Berufsausbildung beginnen konnten. Nicht immer ergeben sich Vermittlungsschwierigkeiten nur aufgrund von minderwertigen Abschlüssen - darüber sprachen wir bereits im Rahmen des vorangegangenen Tagesordnungspunktes. Grund sind oft auch die persönliche Einstellung oder diverse persönliche Probleme, die ich hier nicht näher erläutern möchte. Herr Minister Bode hat dazu schon einiges ausgeführt.
42 % der Schüler mit maximal einem Hauptschulabschluss waren in 2009 - und bis dahin reichen vorerst die Erhebungen, die wir lesen konnten - im Übergangssystem. Dazu kamen noch 23 % mit mittleren Abschlüssen. Letztere erhofften sich dadurch in der Regel bessere Chancen auf höhere Abschlüsse oder Ausbildungsplätze mit höheren Qualifikationsanforderungen. Für diese Systeme, also für die Förderung und Integration im Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich, stellt die Landesregierung 41 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind 14 700 Euro pro Kopf.
Meine Damen und Herren, daran kann man unschwer erkennen, wie wichtig uns diese Gruppe ist. Die Qualifizierungsoffensive Niedersachsen und der Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs, die gemeinsam mit den Kammern, Verbänden und Arbeitsagenturen umgesetzt werden, ergänzen das schulische Angebot der BBSen zur Stärkung der dualen Ausbildung, auf die wir sehr stolz sind und die wir vorrangig stützen und fördern. Im Rahmen von beiden Projekten generiert die Wirtschaft deutlich mehr als 3 000 neue Plätze und gibt somit seit dem Start dieser Initiative über 49 000 Auszubildenden eine Superchance für den Berufseinstieg.
2010 werden mehr als 58 000 neue - neue wohlgemerkt - Ausbildungsplätze geschaffen. Darauf möchte ich noch einmal das Augenmerk legen. Das ist immer wieder ein neuer Arbeitsplatz.
Damit hat sich der Ausbildungsmarkt seit 2005 kontinuierlich weiterentwickelt und wies vor der Krise im Jahr 2007/2008 mit knapp 60 000 neuen Verträgen den Höchststand seit 1992 aus. Ich bitte, das noch einmal zu bedenken. Die Zahlen sind nicht zurückgegangen, wie Herr Hagenah heute Morgen sagte, sondern bis zum Krisenjahr kontinuierlich nach oben gegangen. Danach gab es natürlich einen kleinen Einschnitt. Den machen wir jetzt wieder wett.
An dieser positiven Entwicklung hat auch das Krisenjahr, wie gesagt, nicht allzu viel geändert. Der Einbruch war mit 4,1 % nur halb so stark wie im Bund - im Bund waren es 8,2 % - und hat sich aufgrund der aktuellen Steigerung von 1,6 % wieder zurückentwickelt. Das ist im Übrigen das drittbeste Ergebnis in der Entwicklung. Das wiegt mehr als die Tatsache, weil wir insgesamt sowieso schon einen geringeren Rückgang hatten.
Die Veränderung der BBSen bietet bessere Voraussetzungen für die weitere Entwicklung. Das Berufsvorbereitungsjahr und die Berufseinstiegsklassen sind wichtige Neuerungen, die wir eingeführt haben. Dabei ist ganz besonders hervorzuheben, dass die Zustimmung der Wirtschaft und der Kammern zur Anrechenbarkeit der Lehrzeit ein großer Schritt in die richtige Richtung ist; denn damit verlieren die Absolventen keine Zeit. Für die Opposition ist das eine „Warteschleife“. Für mich
ist das eine wunderbare Chance, den Menschen eine Perspektive zu geben, die den Weg in die normale Arbeitswelt, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht gefunden haben.
Für die Jugendlichen, die auch dann noch keine Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in den Beruf vorfinden, werden daneben die Maßnahmen vorgehalten, von denen ich eben schon gesprochen habe. Ich persönlich kenne bei uns etliche Maßnahmen und nenne als Beispiele den Lernstandort Noller Schlucht, die Jugendwerkstatt Dammstraße, das Don-Bosco-Heim oder die DEULA in der Grafschaft Bentheim. Dort wird hervorragende Arbeit geleistet. Dort geht es nämlich nicht nur um Arbeitsausbildung, sondern auch um Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Kontinuität und Ähnliches, also um das, was auch eine große Rolle spielt.
Was die Weiterentwicklung der unversorgten jungen Menschen angeht, kann ich sagen, dass sie bis zum 30. September eines jeden Jahres wieder neu eingeladen werden. Das haben Sie eben auch nicht klargestellt. Sie haben vielmehr behauptet, diese jungen Menschen fallen dann irgendwo runter und wissen gar nicht, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie an einer Maßnahme teilnehmen wollen. Diese jungen Leute werden bis zum 30. September eines jeden Jahres eingeladen, um im Rahmen der Aktionen der Agenturen für Arbeit und der Kammern passgenau in Ausbildungs- und Qualifizierungsperspektiven eingesetzt werden zu können. Das ist sehr wichtig. Sie fallen mithin nicht in ein Loch, sondern werden weiter begleitet.
Liebe Frau König, für Sie gilt das Gleiche wie für Herrn Schneck. Die rote Lampe leuchtet bereits. Sie haben Ihre Redezeit schon eine halbe Minute überzogen. Kommen Sie bitte zu Ihrem letzten Satz.
Ich komme zum letzten Satz. - Wir bieten der jungen Generation vernünftige Perspektiven. Wir lassen niemanden zurück. Die junge Generation kann sich auf uns verlassen.
Meine Damen und Herren, es gibt den Wunsch auf eine Kurzintervention. Frau Korter von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen!
Vielen Dank, Herr Präsident. - Frau Kollegin König, Sie haben gerade noch einmal betont, dass die einjährige Berufsfachschule zu Recht nicht zum Übergangssystem gezählt werde, weil sie sozusagen das erste Lehrjahr ersetze.
Können Sie dem Parlament sagen, bei wie vielen jungen Menschen ein erfolgreicher Abschluss des ersten Ausbildungsjahres in der einjährigen Berufsfachschule von der Wirtschaft anerkannt worden ist, sodass sie in ein zweites Ausbildungsjahr gehen konnten? - Das wäre nämlich die Voraussetzung, wenn die Berufsfachschule kein Übergangssystem wäre. Das möchte ich doch ganz gerne wissen. Können Sie mir das sagen?
Herr Präsident! Frau Korter, wir machen das erst seit einem Jahr. Deswegen sind die Erhebungen noch nicht so schlüssig. Aber ich kann Ihnen schon sagen: Dadurch sind zumindest bis jetzt schon 11 000 neue Beschäftigungsverhältnisse entstanden.
Meine Damen und Herren, die nächste Rednerin ist Frau Weisser-Roelle von der Fraktion DIE LINKE. Bitte schön!
Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Große Anfrage der Grünen greift mit den Übergangssystemen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz ein wichtiges Thema auf, wie wir in der Diskussion heute Morgen und auch heute Nachmittag hören mussten.
Etwa ein Drittel aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger landet alljährlich in solchen Maßnahmen, weil sie nach dem Schulabschluss keinen Ausbildungs- oder Studienplatz finden. Man kann
es aber auch zuspitzen und sagen: Die Jugendlichen im Ausbildungssystem müssen nachsitzen. Betroffen sind etwa 30 000 Jugendliche jedes Jahr.
Meine Damen und Herren, so kann es nicht weitergehen, auch wenn Sie von der rechten Seite des Hauses versuchen, dieses schönzureden.
Heute Morgen haben wir zu einer ähnlichen Problematik bereits gefragt: Was macht die Landesregierung?
Es wird einfach die Statistik frisiert. Man rechnet 22 000 Jugendliche heraus, und schon haben wir noch nur noch 11 statt 33 % im Übergangssystem.
Er wurde auch schon benannt. Sie nehmen die Berufsfachschulen aus der Berechnung heraus und rechnen sich damit die Welt schön. Aber damit ist den Jugendlichen nicht geholfen.
Sie bieten uns hier einen statistischen Trick an und wollen uns und auch den jungen Leuten Sand in die Augen streuen.
Dabei steht dieser Trick durchaus im Widerspruch zur Fachwelt. Ich zitiere aus dem Bundesbildungsbericht des Jahres 2008, in dem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausdrücklich sagen, dass - ich zitiere - „Angebote, die auf eine anschließende Ausbildung als erstes Jahr angerechnet werden können“, ausdrücklich zum Übergangssystem zählen. Das haben wir vorhin schon gehört, aber Sie nehmen einfach nicht zur Kenntnis, dass Ihre Zahlen eine Fälschung der Statistik bedeuten.