Protokoll der Sitzung vom 03.03.2017

Sie können Änderungsanträge stellen. Tun Sie das doch! Aber nein, Sie wollen das Problem aus der Welt reden, und Sie fordern, den Gesetzentwurf gar nicht erst einzubringen.

(Ulf Thiele [CDU]: Diesen nicht!)

Das ist die Ignoranz, meine Damen und Herren, die wir hier in den letzten Jahren häufig erlebt haben.

Herr Minister! Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Meine Damen und Herren, darf ich vielleicht ausreden?

Ich frage Sie ja, ob Sie eine Zwischenfrage zulassen wollen oder nicht. Also nein!

Ich möchte zu Ende ausführen, meine Damen und Herren.

Wir reden hier über die Situation, wie sie ist, und ich vermisse an dieser Stelle einen Vorschlag - Herr Grupe und Herr Oesterhelweg, Sie machen keinen einzigen Vorschlag -, wie wir mit dem Problem umgehen, das u. a. Sie in den zehn Jahren Ihrer Regierungszeit geschaffen haben.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Wir reden darüber, dass 98 % der Oberflächengewässer in keinem guten Zustand sind, und Sie haben nicht eine einzige Idee, wie man diese Situation verändern kann.

(Miriam Staudte [GRÜNE]: Ja, alles so lassen wie immer! - Helmut Dam- mann-Tamke [CDU]: Das stimmt doch nicht!)

Wollen Sie so weiter machen? Wollen Sie den Status quo einfach weiterhin so fortsetzen?

Wer ist denn die Klientel? Ich sage Ihnen eines: Die Klientel, um die es hier geht, ist unsere gesamte Bevölkerung.

(Lebhafter Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Herr Grupe, Herr Oesterhelweg, das ist jeder, der sich mit Wasser ernährt, der Wasser zum Leben und Wasser zum Trinken braucht. Das ist die Wahrheit. Das ist die Klientel, über die wir hier reden.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Wenn wir hier weiterdiskutieren wollen, dann legen Sie eigene Vorschläge auf den Tisch! Legen Sie eigene Gesetzentwürfe auf den Tisch! Schreiben Sie auf, wie das geht! Schreiben Sie auf, wie wir die Gülle, die Nährstoffe, so beseitigen, dass sie am Ende unser Trinkwasser, unsere Bäche und Flüsse nicht so belasten, dass man sie nicht mehr für die menschliche Ernährung oder als Tränkewasser für die Tiere nutzen kann, und dass sie nicht ins Meer gelangt. Dort trifft es die Fischer, die von der Fischerei leben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, meine Damen und Herren.

Legen Sie eigene Vorschläge auf den Tisch, und verweigern Sie sich dieser Diskussion nicht!

(Beifall bei den GRÜNEN)

Herr Minister, entschuldigen Sie noch mal!

Nein, ich will das ausführen.

Ich muss Sie aber fragen. Sie haben „nein“ gesagt, und jetzt bekommen Sie wieder das Wort. Bitte schön!

Danke.

Dann noch etwas zum Thema Statistik und zur Presseerklärung von Herrn Grupe: Das war entweder Ignoranz oder fachliche Unkenntnis.

(Hermann Grupe [FDP]: Na, na!)

Ich gehe aber von Ersterem aus, weil ich unterstelle, dass Sie an dieser Stelle fachlich sehr genau wissen, wovon Sie reden. Sie wissen genau, was

gemäß der Nitratrichtlinie gemeldet werden muss und wie viele unserer Grundwasserkörper dann als hoch belastet gelten. Deswegen bitte ich Sie: Setzen Sie nicht immer wieder falsche Zahlen in die Welt! 60 % der Fläche unserer Grundwasserkörper sind zu hoch mit Nitrat belastet.

(Hermann Grupe [FDP]: 60? Wollen Sie jetzt den Landwirtschaftsminister übertrumpfen? 38 ist die Zahl, und in Wahrheit sind es 15!)

- Ja, 60. Sie müssen aber auch mal lesen, was wir nach der Nitratrichtlinie melden müssen.

Meine Damen und Herren, ich bin sicher: Sauberes Trinkwasser, saubere Bäche und Flüsse liegen auch im wohlverstanden Interesse der Landwirte. 98, 99 % der Landwirte wollen auch, dass die gute fachliche Praxis, wenn sie angewendet wird, am Ende nicht dazu führt, dass die Allgemeinheit geschädigt wird. Da bin ich mir völlig sicher.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Ich sage Ihnen eines: Ich bin der Letzte, der nicht mit den Landwirten redet. Ich habe diesen Beruf selber einmal gelernt, und ich glaube, dass es einer der schönsten der Welt ist.

(Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der SPD - Hermann Grupe [FDP]: Zuhören hilft! - Helmut Dammann- Tamke [CDU] meldet sich zu einer Frage)

Wir sollten ihn für die Ewigkeit erhalten, aber auch unsere Umwelt und unsere Lebensgrundlagen.

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Meine Damen und Herren, der Minister hat klar gesagt, dass er keine Fragen beantworten, sondern ausführen möchte. Das müssen wir akzeptieren.

Jetzt hat sich Herr Grupe zu Wort gemeldet. Herr Grupe, Sie haben noch 4:27 Minuten. Bitte schön!

Vielen Dank, Herr Präsident. - Herr Minister, Sie haben kritisiert, dass wir Sie auffordern, den Gesetzentwurf zurückzuziehen. Dieser Gesetzentwurf, so wie er diskutiert wird, zielt im Kern darauf

ab, auf diesen 80 000 ha, die das Landvolk berechnet hat, jegliche Düngung und jeglichen Pflanzenschutz zu verbieten.

(Gerd Ludwig Will [SPD]: Was ist denn Ihr Vorschlag?)

Wir sind gerne bereit, Änderungsvorschläge zu machen,

(Anja Piel [GRÜNE]: Dann los! Macht doch mal! - Weitere Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)

wenn wir Ihren Gesetzentwurf damit ins Gegenteil verkehren können. Aber wenn ein Gesetzentwurf vorgelegt wird, der im Kern einen völlig falschen Weg vorschreibt, dann halte ich es für einen absolut vernünftigen Weg, diesen Gesetzentwurf zurückzuziehen.

(Zustimmung bei der FDP)

Wir verweigern uns überhaupt nicht einer Lösung der bestehenden Probleme.

(Gerd Ludwig Will [SPD]: Wo ist denn Ihr Vorschlag? - Miriam Staudte [GRÜNE]: Wollen Sie jetzt noch Geld dafür, dass Sie das Wasser nicht ver- drecken? Hauptsache, die Kompen- sationsleistungen stimmen!)

Wir - das habe ich mehrfach ausgeführt - wollen die Dinge sehr gerne verbessern.

Sie haben nun angemahnt, wir hätten keine eigenen Vorschläge gemacht - das hat vielleicht mehr die Agrardebatte betroffen. Sie haben gefragt, wie wir diese Nährstoffmengen beseitigen wollen. Wir wollen nichts beseitigen - das ist ja keine Abfallbeseitigung -, sondern es geht um die Verwertung von Düngemitteln. Die wollen wir im Lande besser verteilen, Herr Minister. Wir beklagen seit Langem, dass diese Landesregierung in diesem Bereich völlig untätig ist.

In der Praxis ist schon eine deutlich bessere Verteilung gelungen. Aber dafür müsste in den Gebieten, in denen ein Mangel an Dünger herrscht, in denen wir 0,3, 0,4 Großvieheinheiten haben, dafür geworben werden, diese wertvollen Düngemittel aufzunehmen. Aber das ist in der Gesamtbevölkerung nicht so leicht durchzubringen. Das ist bei Kreistags- und Ortsratsabgeordneten auch nicht unbedingt leicht durchzubringen. An der Stelle sehen wir eine völlige Untätigkeit dieser Landesregierung. Der Berufsstand wird allein gelassen.

Aber wir kommen zu Fortschritten. Wir versuchen, die Probleme in der Sache zu lösen.