Die Digitalisierung, nur das Modernste vom Modernen, bietet uns heute die Möglichkeit, Daten in einer Form an den Verbraucher zu bringen, wie wir
es in der Vergangenheit nicht hatten. Wenn wir heute Autos selbstständig auf Straßen fahren lassen können, dann kann man sich leicht vorstellen, dass es auch möglich ist, die Angebote der Landwirte mit den Wünschen der Verbraucher zu vernetzen. Wenn jemand beispielsweise gerne Fleisch von Tieren, die auf der Weide gehalten wurden, kaufen möchte, kann er bestimmte Begriffe eingeben und das Ganze googeln. Er wird dann erfahren, in welcher Entfernung er bei welchem Direktvermarkter oder bei welchem Einzelhändler die gewünschten Produkte bekommen kann. So können wir modernste Technologien nutzen, um dem Verbraucher entgegenzukommen und um Märkte entstehen zu lassen, die wir Landwirte natürlich gerne bedienen wollen.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die der Produktion. Auch hier sind ähnlich gravierende Fortschritte erzielbar - sowohl in der pflanzlichen Produktion als auch im Hinblick auf tiergerechte Haltungsformen. Beispielsweise kann man bei der Überwachung der Tiergesundheit mit der Datenflut, die man heute erfassen kann, sehr frühzeitig erkennen, ob ein Tier eventuell gesundheitliche Probleme hat. Das ist bereits heute in der Rinderhaltung, in der Milchviehhaltung bei den modernen Ställen schon sehr weit verbreitet, befindet sich jedoch noch insgesamt in den Anfängen. Dem wollen wir aber weiter zum Durchbruch verhelfen. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Das Auge des erfahrenen Tierhalters wird dadurch nicht ersetzt. Aber eben dieses Auge kann längst nicht alles erkennen, was uns moderne Technologie über das Tier mitteilen kann. Das kommt also dem Tierwohl zugute.
Im Pflanzenbau erlaubt heute schon die digitale Erfassung Einzelpflanzenbehandlung. Wenn man sich einmal vorstellt, dass man das einzelne Beikraut behandeln bzw. wegspritzen kann - die Technologie funktioniert schon, sie ist aber noch teuer und nicht praxisreif -, dann kann ich einerseits den Geldbeutel des Landwirts sehr schonen und auf der anderen Seite durch Einsparungen in Größenordnungen von 80 bis 90 % des chemischen Pflanzenschutzmittels natürlich auch die Ökologie schonen. Es ist also eine Win-win-Situation auf beiden Seiten.
Wir hatten es hier schon einmal angesprochen: Im Bioanbau - das hat Minister Christian Meyer einfließen lassen - werden schon Maschinen entwickelt, die einzelne Unkräuter und Beikräuter in den
Boden drücken, also ist auch hier übergreifend die moderne Technologie eine Möglichkeit, deutliche Fortschritte zu erzielen, teilflächenspezifische Applikationskarten zu erstellen. Wir haben es gerade bei uns im Betrieb gemacht, indem dann die Grunddünger wie Phosphor, Kalium und Magnesium in bestimmten Bereichen, wo diese geringer vorhanden sind, stärker ausgebracht werden und die anderen weniger. Es lässt sich leicht nachvollziehen, dass man damit auf der einen Seite Einsparungen erzielen kann. Auf der anderen Seite kann man damit Überdüngung an bestimmten Punkten und damit die Gefahr von Austrägen ins Grundwasser sowohl bei der Grunddüngung als auch bei der Innendüngung verhindern. Damit kann man also die Belastung vermeiden und die Effizienz steigern.
Meine Damen und Herren, die Potenziale in der Ernte- und Lagerlogistik lassen sich leicht nachvollziehen, wenn man derart moderne Technologien einsetzt. Auch hier gilt es, unnötige Verluste zu vermeiden.
Wenn wir das alles wollen, dann schlagen wir vor, das Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) auf mindestens 40 Millionen Euro wieder aufzustocken. Auf dieser Höhe lag es unter der schwarzgelben Regierung. Zwischenzeitlich ist es von RotGrün auf 10 Millionen Euro reduziert worden. Grundvoraussetzungen, die wir bundesweit benötigen und an denen wir mitwirken müssen, sind, dass Datenautobahnen auch im ländlichen Raum geschaffen werden. Schnelle Internetverbindungen sind eine Grundvoraussetzung. Forschung und Entwicklung muss vorangetrieben werden. Die Sensortechnik, die schon viel kann, muss aber weiter verfeinert werden. Wir brauchen Geodaten und agrometrologische Wetterdaten. Auch der Einsatz von Drohnen, so wurde mir gesagt, mit denen man durch Absetzen von feindlichen Tieren gezielt Schädlinge bekämpfen kann, kann gerade im Biolandbau hilfreich sein. Auch hierbei hat man bereits Versuche gemacht, um auch in diesem Bereich etwas zu erreichen.
Meine Damen und Herren, moderne, fortschrittliche Landwirtschaft kann die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistern: die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und gleichzeitig die Schonung unserer ökologischen Lebensgrundlagen. Wir sind im Besitz der wichtigsten Ressource überhaupt, die man dafür braucht, nämlich der weltweit am besten ausgebildeten jungen Landwirte. Das muss vor Ort auf den Höfen umgesetzt
Die Land- und Ernährungswirtschaft, meine Damen und Herren, ist heute der wichtigste Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Gleichwertige Lebensbedingungen im ländlichen Raum kann es nur mit einer modernen, fortschrittlichen Landwirtschaft geben. Die Menschen im ländlichen Raum, die Menschen auf unseren Höfen, haben es verdient, dass wir die Voraussetzungen dafür schaffen.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will es angesichts der Zeit und des Umstandes, dass der Plenarabschnitt am heutigen Abend irgendwann zu Ende gehen soll, relativ kurz machen. Ich möchte mich zunächst einmal bei der FDP-Fraktion für den Antrag bedanken, Herr Grupe. Es ist ja ein sehr umfangreiches Werk, das Sie da zusammengetragen haben.
Ich glaube, es besteht zunächst Einigkeit darüber, dass die digitale Transformation - so ist das Stichwort, habe ich mir noch einmal erläutern lassen - ein ganz wesentliches Thema in allen Lebensbereichen ist. Wir haben das verschiedentlich schon bei der Industrie und bei anderen Themen diskutiert, aber in der Landwirtschaft gilt es ganz genauso. Darüber besteht große Einigkeit.
Ich glaube, es besteht auch Einigkeit darüber, dass eine Grundvoraussetzung für das alles eine angemessene Breitbandversorgung im gesamten ländlichen Raum ist. Die Landesregierung hat im Jahr 2014 schon entscheidende Weichenstellungen über die ELER-Förderung vorgenommen. Auch im Wirtschaftsministerium sind dafür große Summen frei gemacht worden. Also bewegt sich an dieser Stelle etwas.
Ich habe mir sagen lassen, dass schon beim jetzigen Stand des AFP-Programmes Assistenzsysteme bei Stallneubauten gefördert werden können, darüber hinausgehende Digitalisierungen aber möglicherweise nicht durch die Mittel der Gemeinschaftsaufgabe des Bundes gedeckt seien.
Schon an dieser Stelle merken Sie, dass wir uns möglicherweise tief in die Details begeben. Deshalb würde ich schon im Vorfeld anregen wollen, dass wir im Ausschuss eine umfangreiche Unterrichtung durch die Landesregierung entgegennehmen und dann diskutieren.
Ich habe den Eindruck - ich müsste die Fundstellen gelegentlich vielleicht noch nachliefern -, dass Sie das AFP-Programm in dieser Legislaturperiode nun schon mehrfach bemüht haben. Bei allem, was irgendwie sinnvoll erscheint, sagen Sie: Das muss über AFP gefördert werden.
Wenn Sie da alles hineinschieben, werden Sie mit der Summe - ich glaube, Sie hatten hier irgendwo 40 Millionen Euro eingesetzt - wahrscheinlich nicht hinkommen.
Aber auch das werden wir, Herr Grupe, im Ausschuss sicherlich diskutieren und dann möglicherweise zu gemeinsamen Beschlüssen kommen - oder auch nicht. Wie gesagt, besteht aber Einigkeit darin, dass das in der Tat ein wichtiges Thema ist. Ich freue mich auf spannende Diskussionen im Ausschuss.
Vielen Dank, Herr Siebels. - Jetzt liegt doch eine weitere Wortmeldung vor: Helmut DammannTamke für die CDU-Fraktion. Bitte schön!
mit meinem Vorredner: Angesichts der fortgeschrittenen Zeit werde ich mich sehr kurz fassen und die Zeit nicht ausschöpfen.
Der Antrag ist sehr umfassend. Der Kollege Grupe hat ihn in nahezu allen wichtigen Details hier angesprochen. Deshalb will ich das alles nicht wiederholen.
Für uns ergibt sich aber ein ganz spannender Gesichtspunkt: Nach unserer Auffassung ist die Digitalisierung nach der Erfindung des Kunstdüngers von Justus von Liebig in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Erfindung des Verbrennungsmotors infolge der Erfindung der Dampfmaschine vermutlich die revolutionäre Entwicklung in der Land- und Ernährungswirtschaft schlechthin. Sie wird diesen Bereich in den nächsten Jahren vereinnahmen.
Der Prozess läuft bereits. Er ist in vielen Bereichen der Tierhaltung schon längst vollzogen. Er wird auch die Bewirtschaftung der Agrarkulturlandschaft in den nächsten Jahren ganz maßgeblich verändern.
Um sich einmal vor Augen zu führen, was das bedeutet: In Deutschland gibt es 12 Millionen ha Ackerland und 5 Millionen ha Grünland. Dazu kommen noch 11 Millionen ha forstwirtschaftliche Fläche. Diese gesamte Fläche bietet sich an, um im Zuge der Digitalisierung die Produktionsprozesse zu optimieren, und zwar in einer Gesamtwertschöpfungskette, die bis zum Verbraucher reicht und genau die Vorteile bringt, die der Kollege Grupe am Anfang seiner Rede dargelegt hat, nämlich dass der Verbraucher im Grunde genommen alle Informationen, die er im Zuge einer bewussten Kaufentscheidung haben möchte, auch bekommt.
Wir werden sicherlich eine ausführliche Unterrichtung im Ausschuss dazu bekommen; daran habe ich keine Zweifel. Aber Kollege Siebels, ich bin der Meinung, dass wir dazu ruhig auch ein paar Experten anhören sollten. Für uns stellt sich in diesem Zusammenhang die spannende, alles entscheidende Frage, ob die Regierungskoalition im Niedersächsischen Landtag die Kraft aufbringt, sich ganz klar für eine in die Zukunft gerichtete, innovative Landwirtschaft auszusprechen. Denn eines ist klar: Das Klischeebild vom Bauern, der mit der Mistforke im Stall steht, verlassen wir eindeutig, wenn wir diesen Antrag gemeinsam so auf den Weg bringen. Das wäre eine Weichenstellung dahin gehend, dass wir den Wirtschaftsbereich der Land- und Agrarwirtschaft in Niedersachsen nicht losgekoppelt von der allgemeinen wirtschaftlichen
Dass diese Entwicklung nicht nur Vorteile mit sich bringt, ist, glaube ich, uns allen klar. Verschiedene Gutachten gehen heute davon aus, dass in den nächsten 20 Jahren ca. 42 % der Arbeitsplätze aufgrund der Digitalisierung verloren gehen werden bzw. sie werden sich in andere Bereiche verlagern; sie werden in Zukunft für die Datenerfassung und -aufbereitung zur Verfügung stehen.
Die damit verbundenen Chancen sind gigantisch. Ich glaube, wir alle haben nicht ausreichend Fantasie, um das Ende dieser Entwicklung auch nur annähernd beschreiben zu können.
Fakt ist aber auch: Um die Möglichkeiten der Digitalisierung auch nur annähernd ausschöpfen zu können, brauchen wir insbesondere auch eine Stärkung der Forschung. Wenn wir in Niedersachsen als Agrarland Nummer eins hier weiter erfolgreich sein sollen, dann müssen wir insbesondere das Know-how der mittelständischen Wirtschaft, der gesamten Wertschöpfungskette, der Landmaschinenhersteller, aber insbesondere auch der Landwirte mitnehmen. Um zielgerichtet und gut zu arbeiten, wird dieses Thema auch einen ganz maßgeblichen Schwerpunkt in unserer Ausbildung darstellen müssen. Damit wir diese Ausbildung auch vernünftig an die Basis bringen können, wird es in der letzten Konsequenz an unseren agrarwissenschaftlichen Fakultäten in Zukunft auch entsprechende Lehrstühle geben müssen, die die mit der Digitalisierung verbundenen Themen an die Studierenden vermitteln.
Die Chancen sind, wie gesagt, riesig. Risiken gibt es auch. Ich bin gespannt, wie sich die Regierungsmehrheit im Niedersächsischen Landtag zu diesem Thema einlassen wird. Wir freuen uns auf die Beratungen im Fachausschuss.
Vielen Dank, Herr Dammann-Tamke. - Jetzt hat sich Hans-Joachim Janßen für Bündnis 90/Die Grünen gemeldet. Sie haben das Wort, Herr Janßen.
Mit Blick auf die 40 Millionen Euro, die Sie für das AFP einfordern, stellt sich für mich zunächst die Frage, wie Sie überhaupt auf diese Summe kommen. Haben Sie gewürfelt, oder sind Sie darauf gekommen, weil diese Summe früher einmal eingestellt war, nun aber gerade nicht?