Protokoll der Sitzung vom 20.02.2015

Ich möchte Ihnen einmal ein Beispiel nennen, wie das heute funktioniert. Mir liegt nämlich eine E-Mail der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen vom 27. Januar an eine Gemeinde im Landkreis Oldenburg vor. Dort heißt es am 27. Januar:

„Hallo Frau …,

wie besprochen“

- gerade eben telefonisch angekündigt -,

„habe ich folgende Personen vom 03.02.2015“

- keine sieben Tage später -

„in die Gemeinde … verteilt“.

Es folgen die Namen, die Geburtsdaten und das Herkunftsland von sieben Personen. Von Religionszugehörigkeit, Sprache, Familienbeziehungen, Vorerkrankungen steht da nichts.

„Mit freundlichen Grüßen …

Landesaufnahmebehörde“

So verteilen Sie die Flüchtlinge auf die Kommunen. Sie stellen den Kommunen Flüchtlinge vor die Tür, ohne die Kommunen mit vernünftigen Informationen auszustatten. So geht es nicht, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Wenn eine Rückführung eines Antragstellers nach der Dublin-III-Verordnung feststeht, dann möchten wir, dass der Antragsteller in die Landesaufnahmeeinrichtung gebracht wird.

(Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Auch wir bedauern den aktuellen Zustand der Dublin-III-Verordnung. Aber sie ist nun einmal Rechtslage. Wir haben uns gestern darauf verständigt, dass wir hier zu einem gemeinsamen Antrag kommen wollen. Darum werden wir uns in den nächsten Wochen bemühen.

Mein letzter Punkt: Die Antragsteller aus sicheren Herkunftsländer und dem Kosovo sollen in den Aufnahmeeinrichtungen verbleiben und nicht auf die Kommunen verteilt werden.

(Glocke der Präsidentin)

Bei einer Ablehnungsquote von 99,7 % - wenn eine Ablehnung des Antrages programmiert ist - ist es den Kommunen nicht zuzumuten, vorübergehend Wohnraum, Unterstützung usw. vorzuhalten.

(Angelika Jahns [CDU]: So muss das sein, genau so!)

Letzter Satz, Frau Präsidentin: Die Aufnahmeeinrichtungen in Niedersachsen haben 2 600 Plätze. Schon jetzt leben dort 3 674 Menschen. Wir fordern Sie auf: Machen Sie endlich ein Konzept! Wo sollen zusätzliche Aufnahmeeinrichtungen entstehen? Wann sollen sie entstehen? Was kostet das? Und wann können sie in Betrieb gehen? - Dann haben Sie uns fest an Ihrer Seite. Aber Sie sind jetzt gefordert, endlich ein Konzept auf den Tisch zu legen.

Vielen Dank.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Vielen Dank. Das war ein ausgesprochen langer Satz, Herr Focke.

(Zuruf von der CDU: Das kann er! - Björn Thümler [CDU]: Aber ohne Kommas!)

Jetzt hat für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Frau Kollegin Polat das Wort.

(Unruhe)

- Auch für Frau Kollegin Polat bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit und etwas mehr Ruhe im Plenarsaal. - Bitte!

Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich muss mich schon wundern, Herr Focke, über dieses Engagement im Bereich der Flüchtlingspolitik.

(Ansgar-Bernhard Focke [CDU]: Bei Ihnen lässt es zu wünschen übrig!)

Wir haben in den letzten zwei Jahren Strukturen wieder aufgebaut, die Sie über zehn Jahre radikal abgebaut hatte, gerade in der Flüchtlingssozialarbeit.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Jörg Hillmer [CDU]: Wo denn? Werden Sie einmal konkret!)

- Herr Hillmer, 2013, als wir die Regierung übernahmen, gab es im ganzen Land noch gerade einmal zwei Flüchtlingssozialarbeiter.

(Jörg Hillmer [CDU]: Und jetzt?)

Meine Damen und Herren, wir haben mit dem Haushalt 2014 - u. a. über die politische Liste von Rot-Grün - diese Zahl drastisch erhöht.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Björn Thümler [CDU]: Auf vier! Drastisch!)

Im ganzen Land gibt es jetzt flächendeckende Flüchtlingssozialberatung - auch in Ihrem Landkreis, Herr Focke. Fragen Sie einmal die Wohlfahrtsverbände! In jedem Landkreis gibt es Flüchtlingssozialarbeit, immer kofinanziert vom Land. Das ist der eine Punkt.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Zur Sa- che!)

Der zweite Punkt: Die Integrationsleitstellen, die Sie nicht ausfinanziert hatten, die Ihrem schwarz

gelben Haushalt zufolge zu Zeiten unserer Regierungsverantwortung auslaufen sollten, haben wir noch bis zum Ende des Jahres ausfinanzieren können. Wir haben sie jetzt zu Koordinierungsstellen für Migration und Teilhabe weiterentwickelt, mit denen das Land flächendeckend versorgt ist. Die professionelle Unterstützung durch diese Koordinierungsstellen, die bei den Kommunen angesiedelten sind, tritt neben das Engagement der Ehrenamtlichen in der Fläche. Wie wichtig diese Struktur ist, hat der Gemeindebund aktuell noch einmal dargestellt.

Der dritte Punkt ist die Sprache.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Wieder nicht zur Sache!)

Das Land ist für die Bildungspolitik verantwortlich. Sie haben die Sprachförderung abgebaut.

(Jörg Hillmer [CDU]: Was? - Ulf Thiele [CDU]: Entschuldigung, woher haben Sie das denn? Was ist denn das für ein Nonsens? Frau Polat, wer hat Ihnen diesen Unsinn aufgeschrieben? - Ansgar-Bernhard Focke [CDU]: Füh- ren Sie sie wieder ein! Sie sind an der Regierung!)

- Wir haben die Sprachlernklassen vervierfacht, Herr Focke. Das ist die Wahrheit.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Zurufe von der CDU und von der FDP - Glocke der Präsidentin)

Wir erleben im Moment - - -

(Zuruf von Ansgar-Bernhard Focke [CDU] - Unruhe)

Einen Moment bitte, Frau Kollegin! - Herr Focke, hier werden keine Dialoge geführt. Die FDP hat gleich noch die Möglichkeit zu reden.

Herr Kollege Seefried und auch Herr Kollege Oetjen möchten Ihnen eine Frage stellen. Frau Kollegin Polat, möchten Sie die Fragen zulassen?

Nein.

Nein. Damit hat jetzt Frau Kollegin Polat wieder das Wort. - Herr Kollege Oetjen, Ihre Kurzinterven