Ich komme jetzt zum Schluss, wobei ich weiß, dass ich eigentlich noch ein bisschen mehr hätte sagen müssen.
Unser Antrag ist sehr gut. Wir haben ihn gemeinsam mit den Fachverbänden und Organisationen bei der Anhörung noch einmal ergänzt. Er ist der bessere Antrag. Darum kann ich nur dafür werben, dass Sie ihm alle zustimmen. Die anderen Anträge lehnen wir ab, weil wir uns immer für das Bessere entscheiden.
Vielen Dank, Herr Kollege. Sie haben die Großmut des Präsidiums reichlich in Anspruch genommen. - Auf ähnliche Großmut hofft wahrscheinlich der Kollege Dorendorf für die CDU-Fraktion. Bitte sehr!
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kulturlandschaft, Ökosystem, Wirt
schaftsfaktor, Rohstofflieferant, Wasserspeicher, Kohlenstoffsenke, nationales Sinnbild, Erholungs- und Freizeitraum oder schlicht Lebensgrundlage - das alles ist unser Wald. Ein Viertel der niedersächsischen Landesfläche ist bewaldet, und kaum ein anderer Landschaftsraum hat eine solche Bandbreite an Funktionen zu bieten.
Besonders herausragend ist die Bedeutung des Waldes für den Klima- und Umweltschutz. Der deutsche Wald ist unsere größte und wichtigste Kohlenstoffsenke. Pro Jahr bindet die wirtschaftliche Waldnutzung rund 127 Millionen t Kohlenstoff. Das ist fast ein Sechstel der jährlichen Emissionen in Deutschland. Damit tragen Wald- und Forstwirtschaft erheblich zum Klimaschutz bei.
Gleichzeitig ist der Wald durch den Klimawandel aber auch akut belastet. Klimaveränderungen sind schon heute deutlich spürbar. Wir erleben mehr und heftige Extremwetterereignisse wie Starkregen und Stürme. Niederschlagsmuster verändern sich. Die Winter werden nasser, die Sommer dagegen heißer und trockener. Für den Wald als standortgebundenes und langlebiges Ökosystem sind diese Veränderungen eine große Herausforderung. Die Wälder in Niedersachsen haben in den letzten
Dazu kommt der Borkenkäfer, der in Bäumen unter Trockenstress und Bruchholz ideale Bedingungen vorfindet und deswegen zur Plage geworden ist. Die Fichtenbestände sind besonders stark betroffen. Mittlerweile leiden aber auch Buche, Esche und Lärche unter den Wetterextremen und dem Schädlingsbefall. Wenn Sie heute durch den Nationalpark Harz fahren, sehen Sie, wie ein Fichtenforst aussieht, der sich selbst und dem Borkenkäfer überlassen wird: Baumleichen, soweit das Auge reicht.
Der Wald steht unter Stress. Das hat nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Folgen. Wegen des Borkenkäferbefalls und des Windbruchs sind die Waldbesitzer gezwungen, Millionen von Festmetern Schadholz zu entnehmen. Das führt zu einem solchen Überangebot, dass der Markt für Rundholz völlig zusammengebrochen ist. Die Verkaufserlöse decken vielerorts nicht einmal mehr die Aufarbeitungskosten. Das setzt Forstbetriebe wirtschaftlich massiv unter Druck. Dazu kommt eine enorme Arbeitsbelastung. Denn neben der Schadholzaufbereitung müssen die Schadflächen auch wieder aufgeforstet werden. Das wird den forstlichen Alltag noch viele Jahre prägen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, den Wald zu schützen, ihn an den Klimawandel anzupassen und als Kohlestoffsenke zu erhalten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Die Leistung der Waldbesitzer, gerade der privaten Waldbesitzer, darf deshalb nicht einfach nur abgegolten werden, sondern wir müssen Anreize und Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die Wälder erhalten und weiter ausgebaut werden.
Unser Entschließungsantrag beinhaltet dazu drei Bausteine: erstens die finanzielle Förderung, zweitens die nicht monetäre Förderung der Forstwirtschaft und drittens die Förderung von Beschäftigung, Ausbildung und Know-how.
Wir wollen, dass der wertvolle Beitrag der Forstwirtschaft zum Klima- und Umweltschutz entsprechend vergütet wird, u. a. durch eine CO2- und Wasserabgabe zugunsten des Waldes und durch die Übernahme der Kosten für Schadholzräumung und Wiederbewaldung.
Wir wollen die Fördermittel für Forstwirtschaft erhöhen und am Schadensumfang orientieren - das hat Kollege Hausmann schon gesagt - und das Antragsverfahren schneller und weniger bürokratisch gestalten.
Wir wollen die Niedersächsischen Landesforsten finanziell dabei unterstützen, den klimaresistenten und standortgemäßen LÖWE+-Waldbau fortzusetzen.
Wir wollen die Versorgung mit Saat- und Pflanzgut klimatoleranter Baumarten sicherstellen und die Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern, Klengen und Baumschulen finanziell fördern.
Wir wollen mehr finanzielle Mittel bereitstellen, um eine flächendeckende Standortkartierung im Privatwald zu erreichen.
Hier wollen wir für die Verbesserung der forstlichen Infrastruktur sorgen und die Holzlogistik unterstützen.
Wir wollen eine Holzbauoffensive für Niedersachsen initiieren gemäß dem Motto: Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz.
Wir wollen auf vorbelasteten Flächen eine weitere Öffnung des Waldes für Windenergieanlagen ermöglichen - natürlich mit Augenmaß.
Und wir wollen einen verwaltungsübergreifenden Krisenstab auf Landesebene etablieren, um im Katastrophenfall schnell handlungsfähig zu sein.
Wir wollen eine qualifizierte, laufende und neutrale forstfachliche Beratung und Betreuung mit kompetentem Fachpersonal sicherstellen.
Wir wollen die Forschungszweige Klimawandel, Naturschutz und Waldschutz an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt weiter ausbauen.
Und wir wollen prüfen, inwieweit die wissenschaftliche Arbeit an den forstlichen Hochschulen in Niedersachsen gefördert werden kann.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben unseren Entschließungsantrag eingebracht, um die gesell
schaftlichen, ökologischen und ökonomischen Zielsetzungen in der Forstwirtschaft in Einklang zu bringen - ganz im Sinne des Niedersächsischen Wegs. Die Waldbesitzer sind wirtschaftlich schwer gebeutelt. Vor ihnen liegt die Aufgabe, unsere Wälder in Zeiten des Klimawandels zu schützen, sie für die Zukunft fit zu machen und als Kohlenstoffsenke zu erhalten - eine Mammutaufgabe. Helfen wir ihnen dabei, sie zu schultern.
- Wenn sich die Fankurve da hinten beruhigt hat, darf ich Frau Kollegin Guth, AfD-Fraktion, aufrufen. Bitte sehr!
Vielen Dank. - Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Wald. Es ist vollbracht: Heute beraten wir abschließend über gesammelte Werke aus mehr als zwei Jahren Parlamentsarbeit. Der Senior dieser mittlerweile vier Anträge stammt aus dem März 2018 von der FDP. Alle Anträge eint der gleiche Tenor: Der Wald ist wichtig, und Forstbesitzer leisten tolle Arbeit. - Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir brauchen den Wald für den Klimaschutz, als CO2- und Wasserspeicher und natürlich auch als Ort für die Naherholung.
Und weil der Wald so wichtig ist, braucht der Landtag mehr als zwei Jahre, um irgendetwas zu verabschieden. Das könnte natürlich damit zusammenhängen, dass es die GroKo erst im April 2020 geschafft hat, einen Antrag zum Wald einzubringen - so wichtig war es dann wohl doch nicht. Lassen Sie uns raten, welcher der vier inzwischen vorliegenden Anträge angenommen wird! - Ich hätte da eine Idee, aber das werden wir gleich wissen.
Im Wesentlichen ist man sich einig. Der Wald hat Probleme: Sturmschäden, Dürre und zuletzt der Borkenkäfer. Teile des Harzes sehen aus wie Mondlandschaften. Es ist wirklich furchtbar, das zu sehen, wenn man da hochfährt. Das ist kein schöner Anblick. Die Begründung dafür ist ganz klar: Es ist der Klimawandel. Die Rolle der monokulturellen Bewirtschaftung und fehlender Schädlingsbekämpfung - teils mangels geeigneter Mittel, teils auf
Auch die Forderungen gleichen sich - wie sollte es auch anders sein? -: Wir wollen mehr für den Wald tun; wir brauchen Aufforstungsprogramme; wir wollen die Forstbesitzer unterstützten; wir brauchen mehr Wald für den Klimaschutz und weniger Bürokratie; wir müssen Förderrichtlinien anpassen und vieles mehr. Einiges davon wird zwischenzeitlich bereits angedacht oder sogar umgesetzt. Was mit den restlichen Forderungen passiert, werden wir im Laufe der Zeit sehen.
Bei vielen vernünftigen Forderungen findet sich im Antrag der GroKo zumindest ein Punkt, dem wir absolut nicht zustimmen können: Man fordert doch ernsthaft, Windenergieanlagen in den Wald zu bauen. Abgesehen davon, wie viel Platz ein Windrad benötigt, dass riesige Fundamente in den Boden eingebracht werden und natürlich auch Zuwegungen für schweres Gerät errichtet werden müssen: Jeder von uns hat wohl noch die Bilder von brennenden Windrädern und abstürzenden Rotoren im Kopf. Was so ein Ereignis im ohnehin viel zu trockenen Wald anrichten würde, mag man sich nicht vorstellen. Die Folgen für Vogel- und Artenschutz sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.
Deswegen lehnen wir den Antrag der GroKo trotz ansonsten vernünftiger Forderungen ab. Zumindest einem Antrag der FDP werden wir zustimmen.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Aus dem Plenum liegen mir keine weiteren Wortmeldungen vor, sodass jetzt die Landesregierung das Wort nehmen kann. Frau Ministerin Otte-Kinast, Sie haben das Wort. Bitte!
Vielen Dank. - Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren! Der Wald ist uns allen wichtig - das zeigen die vielen Anträge -, und der Wald ist im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung.