Protokoll der Sitzung vom 13.11.2008

(Beifall von CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Kollege Jarzombek. – Gibt es noch weitere Wortmeldungen? – Das ist nicht der Fall.

Dann kommen wir zur Abstimmung. Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags Drucksache 14/7830 einschließlich des Entschließungsantrags Drucksache 14/7907 an den Rechtsausschuss – federführend –, an den Hauptausschuss sowie den Ausschuss für Generationen, Familie und Integration; die abschließende Beratung und Abstimmung soll im federführenden Ausschuss in öffentlicher Sitzung erfolgen. Wer stimmt dem so zu? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist die Überweisung einstimmig so angenommen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt

3 Politischen Extremismus nicht hoffähig machen – Parlamentarische Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wahren

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 14/7824

Ich eröffne die Beratung und erteile für die CDUFraktion dem Fraktionsvorsitzenden Herrn Stahl das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die hessische Landtagsabgeordnete Carmen Everts hat am 3. November 2008 erklärt:

Die Linke ist eine in Teilen linksextreme Partei. Sie hat ein gespaltenes bis ablehnendes Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und ein problematisches Gesellschafts- und Geschichtsverständnis.

Das ist eine schwer wiegende Aussage. Ihr vorangegangen ist der Bruch des gegebenen Wortes der damaligen Spitzenkandidatin der SPD in Hessen. Trifft die Aussage der hessischen Landtagskollegin zu, dann ist das von großer Tragweite für die Zukunft der parlamentarischen Demokratie in Deutschland.

(Beifall von CDU und FDP)

Deshalb gehört die Auseinandersetzung darüber in die Mitte unserer Parlamente.

(Beifall von CDU und FDP)

Sie gehört auch in die Mitte des Landtags von Nordrhein-Westfalen, und sie gehört mit entsprechender Beachtung in die Mitte des Landtags von NordrheinWestfalen.

(Zuruf von Sylvia Löhrmann [GRÜNE] – Zuruf von der SPD: Sie interessieren sich doch gar nicht dafür!)

Wir Demokraten wissen: Ohne frei und geheim gewählte Parlamente gibt es keine Demokratie. Daher sind weder Kuba noch China, weder der Iran noch Zimbabwe, weder die ehemaligen sozialistischen Staaten des Warschauer Paktes einschließlich der DDR noch sonstige autoritäre Regime Demokratie.

Mit Blick auf die Partei Die Linke sage ich: Die Spitze der Partei Die Linke in Nordrhein-Westfalen ist der sogenannten antikapitalistischen Linken zuordbar. Herr Dreßen, Mitglied im Landesvorstand der NRW-Linken und dort Sprecher für die Aufgabenfelder Bertelsmann und Bürgerliche Ideologie – man merke auf –, positioniert sich zum Parlament wie folgt:

Bürgerliche Institutionen wie die Parlamente und kommunalen Vertretungen müssen produktiv genutzt werden. (…) Parlamente können öffentlichkeitswirksam eingesetzt werden,

in meinen Worten: nutzbar gemacht werden, missbraucht werden –

(…) auch gegen den Kapitalismus. (Zuruf von der CDU: Wie bei Rechtsradika- len!)

Wie bei Rechtsradikalen! – Um keine Missverständnisse darüber aufkommen zu lassen, was er meint, ergänzt Dreßen:

Mit Bezug auf die bürgerlichen Institutionen, nicht nur das Parlament, schrieb Lenin von der Notwendigkeit, am „Parlamentarismus teilzunehmen, aber nur, um den bürgerlichen Parlamentarismus ‚politisch’ zu erledigen“.

Herr Aust, offizieller NRW-Ansprechpartner der sogenannten Antikapitalistischen Linken, gibt die Kampagnenlosungen aus, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll – Zitat –:

Wenn Parlamente entscheiden, haben bundesdeutsche Kapitalfraktionen und ihre Agenturen (…)

merke: das sind wir alle; wir alle sind Marionetten dieser ominösen Agenturen –

bereits die Richtung vorgegeben.

In seinem Beitrag zur Programmdebatte der SPDLinken in NRW ruft Aust in Erinnerung,

daß für Rosa Luxemburg das Parlament und der parlamentarische Kampf lediglich Mittel von begrenzter Reichweite waren. (…) Wenn eine Linke jedoch davon abstrahiert und sich der Illusion hingibt, daß das Kreuz auf dem Stimmzettel die kapitalistischen Verhältnisse verändern werde,

dann wird DIE LINKE Gefahr laufen, den Weg der Grünen zu gehen.

Einer von Ihnen hat ja bereits die Konsequenzen gezogen.

(Beifall von Rüdiger Sagel [fraktionslos])

Herr Zimmermann, Sprecher der Linken in Nordrhein-Westfalen, gehört wie Sahra Wagenknecht zu den Erstunterzeichnern des Manifests der Antikapitalistischen Linken, genau wie seine Sprecherkollegin Schwabedissen. Beide wollen „die Frage von Eigentum und Macht“ gestellt wissen.

(Beifall von Rüdiger Sagel [fraktionslos])

Diesen Aussagen könnte eine Überfülle weiterer Aussagen an die Seite gestellt werden. Sie bezeugen: Die Linke will mehr oder weniger gewaltsam die sogenannten kapitalistischen Verhältnisse überwinden. „Kapitalistische Verhältnisse“ – so denunziert sie unsere demokratische Gesellschaftsordnung.

(Beifall von CDU und FDP)

Es ist deshalb unsere demokratische Pflicht, weiter nachdrücklich für die Beobachtung der Linken durch den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz einzutreten!

(Beifall von CDU und FDP – Zuruf von Rüdi- ger Sagel [fraktionslos] – Zuruf von der SPD: Herr Stahl, jetzt mal im Ernst!)

Meine Damen und Herren, vorgestern war in der „Rheinischen Post“ zu lesen: „Grünen-Chefin will Rot-Rot-Grün in NRW“.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Lesen Sie ei- gentlich immer nur die Überschriften?)

Für mich sind die Grünen eine demokratische Partei. Frau Schneckenburger, Chefin der NRWGrünen, wird in der „Rheinischen Post“ jedoch wie folgt wiedergegeben: „Die Grünen seien im Umgang mit den Linken ‚ein Muster an Orientierung und Stabilität.’“

(Manfred Kuhmichel [CDU]: Unglaublich!)

Welch ein würdeloser Kotau vor den Gegnern, wenn nicht Feinden der Demokratie. Welch eine Würdelosigkeit!

(Beifall von CDU und FDP)

Das riecht nach purer Machtgier. Das tut weh. Und das ist schade.

(Zuruf von Manfred Kuhmichel [CDU] – Karl Schultheis [SPD]: Man merkt, dass das weh- tut!)

Frau Kollegin Kraft, der Klarheit von Frau Schneckenburger weichen Sie aus. Sie winden sich wie ein Aal. „Auseinandersetzung suchen, nicht Zusammenarbeit“,

(Beifall von der SPD)

das ist Ihre stereotype Antwort auf die Gretchenfrage: Wie haltet ihr es mit der Linken?

(Beifall von der CDU)

Sie wollen die Tür für eine Koalition mit dieser antikapitalistischen, antiparlamentarischen Partei erkennbar offenlassen.

(Zuruf von Bodo Wißen [SPD])