Protokoll der Sitzung vom 20.09.2007

(Beifall von CDU und FDP)

Das ist, meine Damen und Herren von der Opposition, genau der Unterschied. Wir sind nicht nur bereit, mutige Reformen im Interesse der Menschen Nordrhein-Westfalens zu organisieren, sondern wir halten auch Wort, wenn es darum geht, in diesem Land zu einer neuen Prioritätensetzung zu kommen. Für uns hat Priorität, endlich mehr in die Köpfe unserer Kinder zu investieren, und wir tun es dann auch. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall von CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Prof. Pinkwart. – Für die CDU-Fraktion hat Herr Dr. Hachen das Wort.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ohne auf den von Herrn Bovermann zitierten Weihrauch weiter eingehen zu wollen, lassen Sie mich eingangs feststellen, dass die vorliegenden Reformeckwerte mit der Zielsetzung einer nachhaltigen Verbesserung der Ausbildungsqualität einen soliden und verlässlichen Rahmen für die Neuordnung der Lehrerausbildung darstellen.

(Beifall von CDU und FDP)

Mit diesen Eckwerten beenden wir die bisher unübersichtliche Rechtslage mit dem Nebeneinander der Stufenlehrerausbildung aus dem Jahr 2000, der schulformbezogenen Ausbildung aus dem Jahr 2002 und der verwirrenden Vielfalt der Modellversuche zu Bachelor und Master. Herr Bovermann, die Reformorientierung, die Sie angesprochen haben, benötigt auch eine Richtung, und die haben wir jetzt.

(Beifall von der CDU)

Da heute Morgen im Verlaufe dieser Debatte schon vieles zu den Eckpunkten gesagt worden ist, will ich mich mit meinem Beitrag auf einige Einzelaspekte beschränken:

Zunächst ist es unser Ziel, junge Lehramtsbewerber besser und professioneller auf die Herausforderungen vorzubereiten, denen sie sich in ihrer täglichen Arbeit gegenübersehen. Es ist wohl unstrittig, dass sich das Anforderungsprofil an Lehrerinnen und Lehrer durch die gesellschaftlichen Entwicklungen stark verändert und erweitert hat. Es wird deshalb die große Herausforderung für die Hochschulen sein, den Rahmen, den diese

Reform setzt, so zu füllen, dass zukünftige Lehrer besser darauf vorbereitet sind. Für eine verbesserte Ausbildungsqualität ist neben der eigenständigen inhaltlichen Gestaltungszuständigkeit der Lehrerbildungszentren vor allem die gesicherte Finanzierungsgrundlage der Ausbildung in diesen Zentren von fundamentaler Bedeutung.

(Karl Schultheis [SPD]: Das stimmt!)

Gut, danke schön; da sind wir uns einig. Wichtige finanzielle Grundlage hierfür ist doch, Herr Schultheis, die Zusage der Landesregierung, 100 Millionen € zur Verfügung zu stellen.

(Beifall von CDU und FDP)

Dabei, Herr Bovermann, gibt es – Frau Ministerin Sommer hat eben schon darauf hingewiesen – keine Verlierer. Vereinbart wurde – das will ich noch mal betonen – auch eine Ergänzung der Zielvereinbarungen für die lehrerausbildenden Universitäten. Es wird noch zu klären sein, ob ein weiterer Indikator zu der leistungsorientierten Mittelvergabe für diese Hochschulen hinzukommen kann oder ob dieser wesentliche Aspekt der Qualitätssicherung anders gestaltet wird.

(Karl Schultheis [SPD]: Vielleicht über ein Vetorecht der Landesregierung!)

Zu der Sicherung der Ausbildungskapazität bei gleichzeitiger Hochschulfreiheit, die Sie gerne ins Feld führen, Herr Schultheis, möchte ich noch kurz Stellung nehmen. Im Rahmen der Ziel- und Leistungsvereinbarungen sind mit den lehrerausbildenden Hochschulen verbindliche Festlegungen der Aufnahmekapazitäten für die Lehrerausbildung getroffen worden. Diese orientieren sich am landesweit prognostizierten Bedarf und gewährleisten so eine ausreichende Versorgung der Schulen mit Lehrerinnen und Lehrern.

Darüber hinaus werden die Bestrebungen von Fachhochschulen, insbesondere in Kooperation mit Universitäten Lehrerausbildungsmodelle für das Berufskolleg zu entwickeln, von der Landesregierung unterstützt.

Wir freuen uns sehr über die positive öffentliche Resonanz, die dieser Reformentwurf erfahren hat. Ich freue mich auch sehr – das sage ich ganz offen – über die seltene Erfahrung einer, wenn auch nur marginalen Übereinstimmung in der Sache mit Ihnen, Frau Beer.

(Beifall von der CDU)

Mit Ihrem Vorwurf der Dummheit will ich mich allerdings nicht auseinandersetzen.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Das war die „Bild- Zeitung“, die Ihnen das vorwirft!)

Aber, Frau Beer, wir stimmen mit Ihnen in der besonderen Betonung der Gleichwertigkeit verschiedener Lehrämter überein.

Die Landesregierung greift den Vorschlag der Baumert-Kommission nach einer gleich langen Ausbildungszeit für alle Lehrämter auf, weil die Baumert-Kommission uns gleichzeitig in unserer Auffassung bestärkt hat, dass das Anforderungsprofil für Lehrer je nach Schulform und Altersstufe der Kinder anders geartet ist und die Lehrerausbildung natürlich darauf reagieren muss. Deshalb verfolgen wir im Gegensatz zu Ihnen eben nicht das Ziel einer Einheitslehrerausbildung.

(Beifall von CDU und FDP)

Zentrale Inhalte und Schwerpunkte der Ausbildung sind für Grundschullehrer andere als für Lehrer an Gymnasien und Berufskollegs. Daher machen wir in unserem Entwurf deutlich, dass andere Gewichtungen in den Ausbildungsgängen keine Abstufung in der Wertigkeit der Lehrämter bedeuten.

Zuletzt noch ein Wort zu der kritisierten teilweisen Verlängerung der ersten Ausbildungsphasen: Zur Sicherung der Qualität und zur besonderen Akzentuierung des so wichtigen Grundschullehramtes – dazu ist heute Morgen schon einiges gesagt worden – war dies leider unumgänglich. Der scheinbare Widerspruch zum Bologna-Ziel, der Verkürzung der Ausbildungsdauer, relativiert sich, wenn man die Ausbildungsdauer für junge Lehrerinnen und Lehrer zusammenfassend und nicht ausschließlich auf die universitäre Phase beschränkt betrachtet.

Im Übrigen muss man darauf hinweisen, dass die inhaltlichen Vorgaben wie beispielsweise die Modularisierung erwarten lassen, dass sich die tatsächliche Studiendauer dann auch reduzieren wird.

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist zu Ende.

Danke, Herr Präsident. Ich komme dann zum Schluss. – Liebe Kolleginnen und Kollegen, wieder einmal haben wir mit dieser Reform konkrete Schritte zur Verbesserung der Ausbildung und damit der Lebenschancen junger Menschen in unserem Land auf den Weg gebracht. Diese konkreten Schritte betreffen die Chancen für die Lehramtsanwärter und Lehramtsanwärterinnen, vor allem aber auch für die Schü

lerinnen und Schüler, die ja von diesen Lehrern unterrichtet werden.

Es lohnt sich, diesen Weg zu beschreiten. Wenn es möglich ist, sollten wir das gemeinsam tun. Wir laden Sie herzlich dazu ein. – Ich danke Ihnen fürs Zuhören.

(Beifall von CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Dr. Hachen. – Jetzt hat Frau Abgeordnete Schäfer für die SPD-Fraktion um das Wort gebeten.

(Manfred Kuhmichel [CDU]: Das letzte Wort wird nichts mehr retten!)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte an dieser Stelle einen ausdrücklichen Dank aussprechen, und zwar an Herrn Prof. Baumert und die Expertenkommission für das vorliegende Gutachten.

Wenn man dieses Gutachten gelesen hat, kann man sich ein zweites Mal bedanken; denn Herr Prof. Baumert würdigt auch das, was im Vorfeld der Lehrerausbildung schon von der rot-grünen Landesregierung eingeleitet worden ist. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie hier ständig das Bild skizzieren, Sie müssten bei der Stunde null anfangen und vorher wäre nichts passiert.

(Zuruf von der CDU)

Ich zitiere aus dem Gutachten von Herrn Prof. Baumert:

„Die Modellhochschulen“

die wir mit dem Bologna-Prozess ins Leben gerufen haben –

„repräsentieren ein hohes Niveau der Reformorientierung in der Lehramtsausbildung: Sie haben mit der Umstellung auf die gestufte Studienstruktur auf kritische Punkte der bisherigen Ausbildungspraxis reagiert.“

(Beifall von der SPD)

Ich bedanke mich ausdrücklich für die Würdigung der eingeleiteten Reformprozesse durch Prof. Baumert.

Nun möchte ich noch auf drei andere Punkte eingehen, die hier in der Diskussion eine Rolle gespielt haben.

Erstens. Sie haben sich eben sehr kritisch zu meinen Äußerungen zu dem zehnwöchigen Praktikum verhalten, das Sie ja auch als Assistenz- bzw. Orientierungspraktikum eingeführt haben. Bei den Eckpunkten, die wir jetzt vorgelegt be

kommen haben, ist dieser Punkt relativ konkret. Ansonsten handelt es sich ausschließlich um Eckpunkte, bei denen man auf die weitere Ausführung gespannt sein darf.

Ich frage Sie jetzt einmal, wie Sie das eigentlich machen wollen, Herr Prof. Pinkwart. Das Semester beginnt doch immer noch am 15. Oktober.

(Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: Ja!)

Das ist noch so; das haben Sie noch nicht verändert. – Nach dem Abitur kommen die Sommerferien. Ich frage mich in der Tat, wo Sie dieses zehnwöchige Praktikum vor dem Studienbeginn am 15. Oktober unterbringen wollen. Wie soll das praktisch umgesetzt werden?

(Manfred Kuhmichel [CDU]: Das geht doch am Thema vorbei!)