Protokoll der Sitzung vom 06.12.2007

Herr Recker, es war wohl ein Versprecher in Ihrer Rede, als Sie sagten, sie seien seit 1995 in der Regierungsverantwortung. Stellen Sie sich einmal vor, das wäre so und Sie würden immer noch so argumentieren: Dann merken Sie, wie unsinnig das ist.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Welche Signale senden diese Landesregierung, diese Regierungskoalition mit diesem Haushalt 2008 aus? Ich glaube, diese Signale …

(Ralf Witzel [FDP]: Verlässliche!)

Herr Witzel, ich bin ja viel von Ihnen gewohnt. Wenn Sie das jetzt ernst gemeint haben, wenn Sie das Wort Verlässlichkeit verwenden, dann hören Sie jetzt aufmerksam zu! Dann merken Sie, dass man das höchstens ironisch auffassen kann, was Sie gerade gesagt haben.

(Beifall von der SPD)

Beginnen wir mit dem Gesamtetat. Ich nehme nur Ihre Zahlen, damit jetzt nicht wieder Verwirrung entsteht, wer welche Zahl wo zitiert oder gelesen

hat. Ich nehme nur die Zahlen, die in Ihrem Haushalt stehen.

(Vorsitz: Vizepräsident Edgar Moron)

Der Gesamtetat Bildung wächst um 40 Millionen € im Vergleich zu 2007. 38 Millionen € davon werden zur Förderung der Privatschulen verwendet.

(Beifall von CDU und FDP)

Ich möchte an dieser Stelle überhaupt nicht die Bedeutung von Privatschulen schmälern. Überlegen Sie aber bitte, ob das ein richtiger Akzent, ein richtiges Signal ist,

(Ralf Witzel [FDP]: Ja, klar!)

insbesondere vor dem Hintergrund, dass Sie im letzten Jahr schon 22 Millionen € draufgelegt haben! Jetzt hat Frau Pieper-von Heiden von einem rasanten Zuwachs von Schülerzahlen gesprochen. In Ihrem Haushalt steht die Zahl 77, Frau Pieper-von Heiden.

(Beifall von der SPD)

Ich möchte jetzt nicht polemisch werden und berechnen, was Sie für 77 Privatschüler pro Kopf und wie viel für die Schüler pro Kopf an öffentlichrechtlichen Schulen ausgeben. Das möchte ich gar nicht tun. Denken Sie darüber nach und überlegen Sie, ob dass das richtige Signal für dieses Schulsystem, für dieses Bildungssystem

(Norbert Killewald [SPD]: Das Hauptschule- stärken-System!)

in Nordrhein-Westfalen ist!

Zweites Signal: Lehrerstellen. Noch einmal: Ihre Zahlen, Ihre Signale, Ihre Akzente. Ich habe Ihre Zahlen aus den Haushalten 2005 bis 2008 herausgesucht. Ich lese sie einfach einmal vor: Förderschule von 2005 auf 2008: minus 95 Stellen, Realschule: minus 825 Stellen,

(Zurufe von der SPD: Aha!)

Grundschule: minus 817 Stellen

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Aha!)

und jetzt ganz aufmerksam zuhören –, Hauptschule: minus 2.344 Stellen,

(Zurufe von der SPD: Aha! – Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Entlarvt!)

Gymnasium: plus 3.520 Stellen. Ich wiederhole die beiden letzten Zahlen noch einmal, die Zahlen der Stellen nur für den originären Unterricht: Hauptschule – minus 2.344 Stellen, Gymnasium – plus 3.520!

(Bernhard Recker [CDU]: Jetzt die Schüler- zahlen!)

Das sind Ihre Signale im Schulsystem, im Bildungssystem. Daran müssen Sie sich messen lassen.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Daran sollten Sie denken, wenn Sie hier mit diesen Luftzahlen arbeiten. Gucken Sie in Ihren eigenen Haushalt! Dann sehen Sie, welche Akzente Sie setzen.

Herr Kollege Große Brömer, gestatten Sie eine Zwischenfrage von Frau Freimuth?

Dann wollen wir Sie mal freigeben, Frau Freimuth.

Vielen Dank, Herr Präsident! Lieber Kollege! Könnten Sie uns auch die entsprechenden Schülerzahlen zu diesen Stellenzahlen, die Sie gerade genannt haben, mitteilen? Ich glaube – das ist meine persönliche Anmerkung –, dass die Schüler-Lehrer-Relation wichtig ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns diese Information ergänzend geben könnten.

(Beifall von der FDP)

Herr Kollege Große Brömer, gestatten Sie gleichzeitig noch eine Zwischenfrage von Frau Kastner? Dann haben wir alles abgearbeitet.

Bitte schön.

Vielen Dank für die Freigabe. Ich möchte mich der Frage von Frau Freimuth anschließen.

Ach so. Dann beantworten Sie beide.

Gut, Antwort für beide Fragestellerinnen.

Herr Große Brömer, ich unterbreche Sie, damit wir uns mal allmählich daran gewöhnen, uns an die Geschäftsordnung zu halten. Es gibt immer zwei Fragen zu einem Sachverhalt, und das war’s dann. Es gibt

schon wieder neue Fragen. Die werde ich nicht zulassen. – Bitte schön.

Für beide Fragestellerinnen die Antwort: Ich habe mir die Schülerzahlen nicht herausgeschrieben. Sie kennen sie sicherlich aus …

(Heiterkeit von der CDU)

Entschuldigung, ich habe gedacht, wenigstens die Zahl aus Ihrem Haushalt hätten Sie im Kopf.

Zur Begründung: Wenn Sie glauben, dass im Gymnasialbereich 3.520 Lehrerstellen mit Zuwachs bei den Schülerzahlen als Äquivalent begründbar ist, dann schauen Sie noch einmal ganz kritisch im Haushaltsplan nach und diskutieren dies noch einmal ganz gründlich!

(Beifall von der SPD)

Daran kann es nicht liegen.

So, es geht um die Signale, die Sie senden. Ich bin jetzt beim dritten Signal und dem Stichwort Weiterbildung.

Meine Damen und Herren, Herr Witzel hat eben noch einmal diese Verlässlichkeitsformel gebracht. Davon spricht er gerne. Sie tun aber etwas anderes. Wenn irgendjemand in diesem Lande, meine Damen und Herren, nach einem Beispiel für Vertrauensverlust und für Unglaubwürdigkeit der Politik sucht, dann empfehle ich nur, sich das Handeln der Regierungskoalition im Bereich Weiterbildung vor Augen zu führen.

Im Frühjahr 2005 haben beide jetzigen Regierungskoalitionsfraktionen einen Antrag gestellt. Darin haben sie vehement die Priorität Weiterbildung – dabei stand Herr Kaiser an der Spitze; das kann ich Ihnen nicht ersparen, Herr Kaiser – sowie die Wiederherstellung des Ansatzes auf dem Niveau des Jahres 2000 gefordert. Das war im Frühjahr 2005 vor den Landtagswahlen.