Protokoll der Sitzung vom 09.06.2016

(Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE]: Die Wahr- heit schmerzt, Herr Kollege!)

Ich weiß, dass Sie es mit der Wahrheit im Moment …

(Zurufe von Michael Hübner [SPD], Norwich Rüße [GRÜNE] und Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE])

Meine lieben Freunde von den Grünen, ich verstehe die Aufregung; denn ich lese die Umfragen ja auch. Deswegen verstehe ich auch die Aufregung bei der SPD.

(Vereinzelt Beifall von der CDU)

Aber es hilft nur eines, nämlich sich ganz gelassen mit den Fakten zu befassen.

(Demonstrative Zustimmung von der SPD – Michael Hübner [SPD]: 40 % ist ja fast jede zweite! – Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE]: Das ist die konservative Gelassenheit! – Wei- tere Zurufe)

Wenn an jeder zweiten Schule berichtet wird, es laufe nicht vernünftig, wenn 62 % der Befragten meinen, sie hätten faktisch keine Vertretungsreserve, wird daraus deutlich: Es wird fehlgesteuert.

Wenn zu große Klassen reformiert werden und wir gleichzeitig Inklusion haben wollen, weiß man, dass das nicht gut gehen kann und dass es zu dem führt, was der VBE beschreibt: Die Zunahme der Krankenstände steigt ins Unermessliche, weil die Lehrerinnen und Lehrer überfordert sind.

Die Umfrage macht zutiefst deutlich, dass sie sagen: Wir sind gefrustet. Wir machen unseren Job gerne, aber die Rahmenbedingungen sind so, dass wir ihn nicht mehr gut machen können.

(Beifall von der CDU und Michele Marsching [PIRATEN] – Heike Gebhard [SPD]: Wenn Sie drangeblieben wären, wäre das System zu- sammengebrochen! – Gegenruf von der CDU: Och, Frau Gebhard!)

Eines will ich noch einführen zum Zahlenjonglieren. Jeder Journalist weiß, meine Damen und Herren von Rot-Grün: Im System unserer Schulen sind 180.000 Köpfe beschäftigt.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Mehr!)

Wenn 1.000 von da nach dort geschichtet werden, hat das keinen systemischen Effekt.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Wir hätten nichts ma- chen sollen? Meine Güte!)

Deshalb sind Sie entlarvt: Sie werfen mit vielen Tausenden Stellen immer um sich, aber Sie wissen, dass Sie das Gesamtsystem dadurch nicht nachhaltig verbessern.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Keine neuen Lehrer einstellen? Das ist ja unglaublich!)

Deshalb sind das alles Beruhigungspillen; das zeigt, dass Sie das System nicht im Griff haben.

(Michele Marsching [PIRATEN]: Sagt derje- nige, der Lehrerstellen streichen wollte! Kann man machen, ist aber Kacke! „Kacke“ heißt das Wort!)

Ich will einen Aspekt aufnehmen, der vom VBE vorgeschlagen worden ist. Wir negieren die Vielzahl der Probleme nicht. Die Inklusion in Grundschulen unterzubringen, ist eine große Herausforderung. Es geht natürlich nicht, dass jede zweite Grundschule dafür keinen Förderpädagogen hat, aber gleichzeitig Inklusion machen soll. Andere haben Glück und haben einen Förderpädagogen. Dass das zu Unzufriedenheit führt, ist doch überhaupt keine Überraschung.

Zweitens. Wir haben die Situation, dass Rot-Grün jetzt das große Dienstrechtsänderungsgesetz verabschiedet. Es ist aber so klein, dass nicht einmal eine Aussage zu den Perspektiven für die ungerechte Besoldung bei Grundschullehrerinnen und -lehrern getätigt wird.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Was denn? Unglaub- lich! Zuhören bildet!)

Wir wissen um alle Probleme. Deshalb ist deutlich zu machen: Der Vorschlag von Udo Beckmann, dem Vorsitzenden des Verbandes Bildung und Erziehung, dass wir einen Masterplan Grundschule brauchen,

(Michael Hübner [SPD]: Aha!)

ist durchaus bedenkenswert.

(Michael Hübner [SPD]: Was soll da drinste- hen?)

Ich halte ihn für beachtlich und auch für vernünftig.

(Beifall von Josef Hovenjürgen [CDU])

Ich habe, weil Frau Löhrmann manchmal taktisch nicht ungeschickt ist, eigentlich damit gerechnet, dass sie heute mit einem solchen Vorschlag gekommen wäre. Das ist sie leider nicht. Aber ich als Opposition rege an:

(Zuruf von der SPD: Sind Sie jetzt die ganze Opposition?)

Lasst uns über einen Masterplan Grundschule ernsthaft nachdenken. Das ist es wert. Die Zahl der Probleme ist so großartig,

(Eva Voigt-Küppers [SPD]: Großartig? Wie bitte?)

es ist eine so große Zahl an Problemen, dass wir daran müssen. Es geht nicht mit Einzelmaßnahmen. Mit den Einzelmaßnahmen sind Sie gescheitert. Deshalb ist die Bilanz Ihrer Politik: Nie zuvor sind so viele Kinder zurückgelassen worden wie unter RotGrün. – Schönen Dank.

(Beifall von der CDU – Widerspruch von der SPD und den GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Kaiser. – Für die FDP-Fraktion spricht der Abgeordnete Lindner.

(Zurufe von der SPD: Oh!)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich habe nur fünf Minuten. Das ist nicht viel.

(Zurufe von den GRÜNEN: Oh!)

Trotzdem hätte ich gern etwas Redezeit an Frau Kollegin Hendricks abgetreten.

(Heiterkeit von der FDP und der CDU – Mi- chele Marsching [PIRATEN]: Das war immer- hin unterhaltsam!)

Denn die Orientierungs- und Konzeptlosigkeit der rot-grünen Koalition in dieser Frage kann ich nicht besser deutlich machen, als sie es getan hat.

(Beifall von der FDP, der CDU und Michele Marsching [PIRATEN])

Um eines ganz klar zu machen: Niemand seitens der Opposition behauptet, die Situation an allen Grundschulen in Nordrhein-Westfalen sei katastrophal.

(Eva Voigt-Küppers [SPD]: Aha! – Weitere Zu- rufe von der SPD und den GRÜNEN)

Das behauptet niemand. Dass aber, verehrte Anwesende, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Grundschulen noch nicht unter der Last rot-grüner Politik

zusammengebrochen sind, liegt am Engagement der Lehrerinnen und Lehrer, auf deren Rücken Sie Ihre ideologischen Projekte vorantreiben.

(Beifall von der FDP und der CDU – Vereinzelt Beifall von den PIRATEN)

Wenn hier eine Umfrage mit repräsentativem Charakter vorgestellt wird, wird sie von Ihnen herabgewürdigt als ein Beitrag zum Personalratswahlkampf.

(Hendrik Schmitz [CDU]: Unverschämtheit! – Zuruf von der CDU: Unglaublich!)

Was ist das für eine Respektlosigkeit gegenüber der Mitbestimmung im öffentlichen Dienst?

(Beifall von der FDP und der CDU – Jochen Ott [SPD]: Die FDP, die Partei der Mitbestim- mung spricht da, Respekt! – Heiterkeit von der SPD – Weitere Zurufe)