Protokoll der Sitzung vom 15.09.2016

Frau Löhrmann, bis vor wenigen Tagen – Ihre Position ändert sich ja im Moment täglich …

(Marc Herter [SPD]: Wie ist eigentlichen Ihre Position, Herr Laschet?)

Lieber Herr Kollege Herter, ich verstehe ja die Verzweiflung, dass Sie nicht mehr weiterwissen. Die Opposition wird Ihnen die Antwort geben.

(Lachen von der SPD – Beifall von der CDU und der FDP)

Aber noch einmal ganz ruhig. Bisher ist die Position der Landesregierung: Wir wollen G8 besser machen und rufen dafür alle paar Tage, alle paar Wochen, alle paar Monate runde Tische ein. Jetzt

(Michael Hübner [SPD]: Was denn jetzt?)

verfällt man in pure Panik. Ich will die Frau Präsidentin bei ihren Begegnungen … Oh!

(Heiterkeit von der SPD – Zuruf von der SPD: Das ist der Herr Präsident! – Marc Herter [SPD]: Gutes Timing! – Weitere Zurufe)

Ich bin jedenfalls sicher, dass der amtierende Präsident des Landtags eine gewähltere Sprache hätte, wenn er in eine Schulklasse ginge. Da bin ich sicher. Das ist ein Mensch mit Stil.

(Beifall von der CDU)

Das alles findet in diesen Tagen statt. Diesmal ist entweder der Bund oder Frau Merkel schuld. Der UNO-Generalsekretär ist schuld, dass die Inklusion schiefläuft. Wer ist schuld daran, dass G8 seit sechs Jahren falschläuft?

(Christian Lindner [FDP]: Schwarz-Gelb! – Zu- rufe von der SPD und den GRÜNEN)

Frau Löhrmann, Sie werden es ahnen:

(Michael Hübner [SPD]: Was hat sie denn da- mit zu tun?)

Schuld ist nach Aussage der Ministerpräsidentin eine Ministerin, die vor sechs Jahren im Amt war. Die ist schuld.

(Stefan Engstfeld [GRÜNE]: Das ist sie! – Zu- ruf von Andreas Bialas [SPD])

Wir malen das jetzt mal in die Zukunft – Sie haben das auf die alte Schulministerin bezogen –: Unterstellen wir einmal, ich hätte im nächsten Mai die Chance, einen Schulminister vorzuschlagen.

(Lachen von der SPD – Britta Altenkamp [SPD]: Das ist unwahrscheinlich!)

Lassen Sie uns mal …

(Weitere Zurufe)

Entspannen Sie sich. Entspannt euch.

(Christian Lindner [FDP]: Namen, Namen, Na- men!)

Ja, ich gebe dir einen Namen. Wir erfinden jetzt mal einen Namen. Wir sagen …

(Zuruf von der SPD: Schemmer! – Weitere Zu- rufe von der SPD)

Wir könnten Christian Lindner sagen, aber ich habe einen besseren Vorschlag.

(Heiterkeit von der SPD – Stefan Zimkeit [SPD]: Der schafft es ja nicht in den Bundes- tag!)

Wir sagen mal: Im Mai 2017

(Michael Hübner [SPD]: Was würde Herr Papke dazu sagen?)

wird Frau Mikat Kultusministerin.

(Zurufe von der SPD: Ah!)

Danach ist sie fünf Jahre im Amt. Im Jahr 2022 wird sie dann wiedergewählt, und im Jahr 2023 findet eine Landtagsdebatte statt, in der die Opposition sagt: In der Schule läuft etwas schief. Dann erklärt Frau Mikat: An all dem ist Frau Löhrmann schuld. – So ungefähr ist das. Sie sind seit sechs Jahren Ministerin dieses Landes. Sie sind verantwortlich für die Politik.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Unser Problem ist nur: Wir wissen gar nicht mehr, wen wir jetzt adressieren sollen. Am Dienstag erklärt die amtierende Schulministerin im „Kölner Stadt-Anzeiger“, „als Ministerin habe sie einen Auftrag vom Runden Tisch und vom Parlament.“

„Ehe von dort kein klares Votum ergangen ist, sehe ich weder die Notwendigkeit noch die Legitimation, davon abzuweichen und aktionistisch das Bestehende über Bord zu werfen.“

(Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: Genau!)

Das war die Idee, G8 besser zu machen, über die Sie eben gelacht haben. Klare Aussage am Dienstag im „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Am Mittwoch schreibt dpa: Frau Löhrmann sagt jetzt, dass wir etwas völlig Neues machen müssen, und sie schlägt vor, „jedem Kind eine an seine individuellen

Voraussetzungen angepasste flexible Schulzeit zu ermöglichen.“

(Michele Marsching [PIRATEN]: Bravo! Sehr gut!)

Und sie sagt dazu: Das sage ich als – als was eigentlich? – selbst ernannte oder designierte Spitzenkandidatin der Grünen.

Die Frau Ministerpräsidentin äußert sich inzwischen mal als SPD-Landesvorsitzende, die demnächst einen Leitantrag für den Parteitag mit neuen Vorschlägen vorbereitet, mal als Ministerpräsidentin zur Regierungspolitik. Inzwischen habe ich das Problem, dass ich mit vier Personen rede: einer Ministerpräsidentin, einer SPD-Landesvorsitzenden, einer grünen Spitzenkandidatin und einer Schulministerin.

(Heiterkeit von der CDU – Prof. Dr. Rainer Bovermann [SPD]: Dann sollten Sie mal zum Arzt gehen!)

Ich stelle mir ernsthaft die Frage: Wie viele Personen sind Sie und wie lange noch?

(Heiterkeit und Beifall von der CDU und der FDP)

Rot-Grün behauptet, dass Investitionen im Mittelpunkt stehen. Komisch ist nur, dass es überall an Investitionen zu fehlen scheint: Schulinfrastruktur, Schulleiter- und Lehrerstellen, Forschung und Entwicklung, Breitbandausbau, Auto- und Landesstraßenbau – das habe ich heute mal alles weggelassen, da sind uns die Mängel ja weitgehend bekannt.

(Zuruf von Norwich Rüße [GRÜNE])

Sie machen ein Programm „Kein Kind zurücklassen“, ändern aber an den Zuständen nichts. Sie rufen ein Programm ins Leben: „Kein Abschluss ohne Anschluss“, machen aber eine unternehmensfeindliche Politik, schaffen die wenigsten Lehrstellen und sorgen so für eine höhere Arbeitslosigkeit. Wobei: Der Anschluss wäre ja gewährt, wenn wir die Arbeitsplätze hätten.

(Vereinzelt Beifall von der CDU)

Jetzt, wo man merkt, wo das Problem liegt, wird die Strategie geändert und man sagt: Nein, wir haben ja nie gesagt, dass der ganze Landeshaushalt diesem Ziel dienen soll. Wir haben seit 2010 nur Modellprojekte initiiert und schauen mal, ob die funktionieren. – Und die haben 1,9 Milliarden € gekostet!

Das ist jetzt der neue Dreh. Jetzt erklären Sie jedem Journalisten vor jedem Hintergrund und in jeder LPK: Es ging immer nur um Modellprojekte. Wir hatten nie der Anspruch, mit dem Landeshaushalt, mit all den Milliarden Euro das Projekt „Kein Kind zurücklassen“ durchzusetzen.

Modellprojekte – das habe ich Ihnen eben schon gesagt – hätten Sie gar nicht machen müssen. Dass