Protokoll der Sitzung vom 09.11.2012

(Christian Lindner [FDP]: Nein!)

Als Generalsekretär der Bundes-FDP hat er an weiteren Einigungen zum Betreuungsgeld teilgenommen und es anschließend auch verteidigt. – Lieber Christian Lindner, wir alle haben die Zitate, mit denen man das belegen kann.

Nachdem er aus der Bundespolitik ausgeschieden ist, will er von all dem auf einmal nichts mehr wahrhaben. Es ist ganz einfach: Christian Lindner ist das Spiegelbild der FDP.

(Zurufe von der FDP)

Da können Sie schreien, wie Sie wollen. Unangenehme Wahrheiten wollen Sie offenbar nicht hören.

Die FDP ist bereit, jede inhaltliche Position zu vertreten – aber kurze Zeit später auch das genaue Gegenteil davon. Hauptsache, es dient dem Machterhalt! Diese Prinzipienlosigkeit hat der FDP auch das Label „Umfallerpartei“ gebracht.

(Zurufe von der FDP: Oh!)

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist zu Ende.

Meine Damen und Herren, in der CDU sieht es auch nicht viel besser aus. Nach jahrelangem Zickzackkurs vermeidet sie mitt

lerweile jede klare Aussage. Das wird von Herrn Tenhumberg wahrscheinlich gleich wiederholt.

Eine Hoffnung gibt es, meine Damen und Herren: Das ist die kurze Halbwertszeit dieses Gesetzes. Es soll einen Monat vor der Bundestagswahl eingeführt werden. Eine Hoffnung gibt es, nämlich dass wenige Wochen nach der Bundestagswahl eine neue rot-grüne Mehrheit diesen Unsinn ganz schnell wieder abschaffen wird. Das können wir Ihnen heute schon versprechen.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Für die CDU-Fraktion spricht der Kollege Kern.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der Aktuellen Stunde zum Betreuungsgeld möchten die Regierungsfraktionen offensichtlich den Bundeswahlkampf eröffnen und von ihrer eigenen Schwäche ablenken.

(Lebhafter Beifall von der CDU und der FDP – Zuruf von der CDU: Jawohl!)

Bei diesem egoistischen Spitzenkandidaten Peer Steinbrück, der bei Plenarsitzungen fehlt, um sich zu bereichern, ist das auch erforderlich.

(Lebhafter Beifall von der CDU und der FDP)

Zunächst einmal möchte ich Herrn Jörg daran erinnern, dass der erste Beschluss zur Einführung des Betreuungsgeldes in der Großen Koalition gefällt wurde.

(Beifall von der CDU und der FDP – Wider- spruch von der SPD – Armin Laschet [CDU]: Erfolg der Großen Koalition!)

Seit Monaten versuchen Sie hier, Bundesthemen auf die Landesebene zu projizieren, um damit von Ihrer eigenen schwachen Politik vor Ort abzulenken. Hauptsache, Sie werden nicht zur Verantwortung gezogen!

(Beifall von der CDU und der FDP)

Diese „Pontius-Pilatus-Methode“ werden wir Ihnen nicht durchgehen lassen.

(Vereinzelt Beifall von der CDU)

Dass Sie im Rahmen der U3-Betreuung die gesetzlichen Rahmenbedingungen ab dem 1. August 2013 nicht erfüllen werden, das geben Sie ja inzwischen öffentlich zu. Hiermit versuchen Sie nun, dem Bund die Schuld in die Schuhe zu schieben.

(Zuruf)

Bei der Abwahl von Peer Steinbrück als Ministerpräsident hatte Nordrhein-Westfalen die niedrigste Frauenbeschäftigung aller deutschen Bundesländer zu verzeichnen und war mit 11.800 U3-Plätzen

auch im wahrsten Sinne des Wortes das rote Schlusslicht aller Bundesländer.

(Beifall von der CDU und der FDP – Zuruf von der CDU: So ist es! Hört, hört!)

Gerade Alleinerziehende hatten mangels Betreuungsplätzen wenig Möglichkeit zu arbeiten. Es war unsere, die CDU-geführte Landesregierung, die durch erhebliche Anstrengungen den Ausbau innerhalb von fünf Jahren auf 86.000 Plätze – danke, Armin Laschet! – nach vorne getrieben hat.

(Beifall von der CDU)

Sie haben heute ein Defizit von 27.000 Plätzen und 15.000 genehmigten Provisorien im Land.

(Bernhard Tenhumberg [CDU]: Schande!)

Gleichzeitig werden Sie die Erzieherinnenausbildung ganz sicher nicht angemessen vorantreiben können. Deshalb sage ich an: Am 1. August 2013 wird es zu Qualitätsverlusten in den Tageseinrichtungen kommen. Ihre mangelnde Ausbaukompetenz wird auf dem Rücken nordrhein-westfälischer Kinder ausgetragen.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Experten, Psychologen und Kinderärzte weisen immer wieder auf die Wichtigkeit der festen Bezugsperson in der frühesten Kindheit hin. Das ist in der Regel die Mutter. Auch in der Enquetekommission „Chancen für Kinder“ ist deutlichst darauf hingewiesen worden. Kinder brauchen zur gesunden emotionalen Entwicklung eine feste Bezugsperson, insbesondere in den ersten Lebensjahren. Die Familie bleibt bei aller Notwendigkeit des Ausbaus von Betreuungsplätzen, die wir hier deutlich unterstreichen, weiterhin die wichtigste Plattform, um Kindern Bildung, Werte und Erziehung zu vermitteln.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Im KJHG steht explizit, dass es Aufgabe der Kindertagesstätten ist, die Elternhäuser ergänzend zu unterstützen, und nicht, sie zu ersetzen.

(Zurufe von der SPD: Oh, oh, oh!)

Die Familie steht zu recht unter dem besonderen Schutz der Verfassung.

(Zurufe von der SPD)

Deshalb, meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, sehen wir der Drohung von Frau Nahles wegen des neuen Betreuungsgeldes mit ganz großer Gelassenheit entgegen. Sie sagt ja, dass sie das Bundesverfassungsgericht anrufen will. Das Betreuungsgeld ist eine wichtige Anerkennung für junge Familien.

(Lachen von der SPD und den GRÜNEN)

Junge Frauen – gucken Sie sich die Marktuntersuchung an! – wünschen sich dieses Angebot in ganz großem Umfang. Wir können das Betreuungsgeld

durchaus als „Erziehungsgehalt“ bezeichnen. Mit den jetzigen Beiträgen sehe ich einen ersten Einstieg in eine neue Familienförderung.

Das Betreuungsgeld ist als familienpolitische Maßnahme festgeschrieben und muss nun in Gesetzesform gebracht werden. Es ist unverschämt von Ihnen, diese Koalitionsverhandlungen als „Kuhhandel“ zu bezeichnen.

(Zurufe von der SPD: Oh!)

In einer Koalition – auch in Ihrer – ist das Ringen nach gemeinsamen Lösungen ein ganz demokratischer Vorgang. Mit solchen populistischen Anträgen wie dem Ihren leisten Sie Politikverdrossenheit Vorschub. Wir wissen ja: Demut und Bescheidenheit sind nicht Ihre Sache.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Frau Löhrmann spricht im Zusammenhang mit dem Betreuungsgeld von einer „Antibildungsprämie“. Frau Löhrmann, nur ein Drittel der Bildung des Menschen findet in der Schule statt. Zwei Drittel finden im informellen Bildungsbereich, also dem Elternhaus, und im nonformalen Bereich statt. Es ist eine Dreistigkeit von Ihnen, zu unterstellen, dass sozial schwächere Eltern keine guten Eltern sind.

(Zuruf von der SPD: Das hat auch niemand gesagt!)

Meine Mutter hatte fünf Kinder, und ich stamme – das will ich offen sagen – aus materiell armen Verhältnissen. Ich hätte ihr damals dieses Betreuungsgeld gewünscht, und ich glaube, sie hätte es sehr verdient.