Protokoll der Sitzung vom 12.07.2018

im Gegenteil: Wir unterstützen das ausdrücklich.

Was wir aber nach wie vor klar ablehnen, sind Ihre Pläne für das Gymnasium.

Sie planen, dass das zieldifferenzierte Lernen am Gymnasium zur Ausnahme wird.

(Zurufe von der CDU)

Um es deutlich zu sagen: Man kann nicht von Inklusion sprechen, wenn eine einzelne Schulform davon mehr oder weniger ausgenommen wird.

(Beifall von der SPD – Zuruf von Helmut Sei- fen [AfD])

Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,

(Zuruf von der SPD: Aber nicht für die christli- chen Parteien!)

und das heißt ganz klar, dass auch die Gymnasien in der Pflicht sind.

Da Sie uns beim Thema Inklusion immer ideologisches Handeln vorgeworfen haben, will ich diesen Vorwurf einmal zurückgeben.

(Zurufe von der CDU)

Sinngemäß zu sagen, an allen Schulformen gebe es inklusiven Unterricht, aber an den Gymnasien nicht, ist Zündstoff für die Schullandschaft und für die Gesamtgesellschaft,

(Beifall von der SPD – Zuruf von Josef Hoven- jürgen [CDU])

weil das zu Gräben zwischen Inklusionsbefürwortern und Inklusionsgegner führt. Ich bin mir sicher, dass die Akzeptanz für die Inklusion durch diese Maßnahmen nicht größer wird. Man gewinnt den Eindruck, Inklusion sei eine Last.

(Zuruf von Dr. Marcus Optendrenk [CDU])

Frau Ministerin, ich sage Ihnen ehrlich, dass ich in der Fragestunde gestern Ihre Begründung für die Entscheidung wenig überzeugend fand. Ihnen musste viermal dieselbe Frage gestellt werden, damit Sie sich an einer Erklärung zumindest versuchten.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin damit nun auch beim Thema der personellen Ausstattung. Sie versprechen in den Eckpunkten neue Stellen, mit denen Sie die Qualität sichern wollen. Stellen sind aber nicht mit Menschen gleichzusetzen.

(Zurufe von der CDU: Ah!)

Der Haushalt 2018

(Zurufe von der CDU)

unterstreicht das: Derzeit sind 6.000 Stellen nicht besetzt. Stellen auszuweisen, ohne Personal zur Verfügung zu haben, hilft bei der Ressourcenfrage nicht weiter.

(Zurufe von der CDU)

Wir wissen ebenfalls, dass der Markt leergefegt ist, aber umso mehr vermissen wir zündende Initiativen der gesamten Regierung – etwa im Wissenschaftsausschuss. An den Universitäten müssen deutlich mehr Studienplätze geschaffen werden, und Ihre Lehrerwerbekampagne scheint auch nur mäßig Früchte zu tragen. Bei dem einzigen greifenden Mittel, der Attraktivierung des Lehrerberufs durch Anhebung aller Stellen auf A13, kommen Sie nicht voran.

(Zuruf von Henning Höne [FDP])

Hier erinnere ich Sie an Ihre Versprechen, liebe Kolleginnen und Kollegen der regierungstragenden Faktionen.

Erstens. Das Gymnasium ist die Schulform der Sekundarstufe, die den größten Zuspruch erfährt. Ausgerechnet hier wollen Sie nun das zieldifferente Lernen quasi abschaffen. Sie nehmen damit nicht nur Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine Lebenserfahrung, nein, Sie

nehmen diese Erfahrung auch allen übrigen Schülerinnen und Schülern.

(Josef Hovenjürgen [CDU]: In welcher Welt sind Sie eigentlich zu Hause?)

Der Grundgedanke der Inklusion ist, dass alle Menschen etwas aus dem Umgang miteinander lernen. Das ist ein Gewinn für alle.

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Zweitens. Sie stellen Qualitätsstandards auf, die derzeit nicht einzuhalten sind. Ja, wir wissen um die personellen Engpässe. Aber Ihre Ideen, dagegen anzugehen, sind leider wenig überzeugend.

Da Sie Ihren Redebeitrag mit einem Pressezitat begonnen haben, möchte ich meinen Redebeitrag ebenfalls mit einem Pressezitat schließen. Ich zitiere ich die Überschrift der „taz“ vom 7. Juli 2018:

(Zuruf von der FDP: Der „taz“?)

„NRW dreht schulische Inklusion zurück“. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Glück auf!

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Für die GRÜNEN erteile ich unserer Kollegin Beer das Wort.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte an Frau Kollegin Müller-Rech anschließen, damit hier nicht nur eingeschränkt zitiert wird. In Art. 24 der UN-Behindertenrechtskonvention heißt es unter Punkt 2 d, von den Vertragsstaaten sei sicherzustellen, dass „Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird, um ihre erfolgreiche Bildung zu erleichtern“.

(Beifall von der SPD)

Das steht da. Bei der Verwirklichung geht es darum, dieses Recht sicherzustellen.

(Zuruf von Josef Hovenjürgen [CDU])

Werte Kollegen und Kolleginnen, zu der von Ihnen beantragten Aktuellen Stunde sage ich: Ja, es gab – da beißt die Maus keinen Faden ab – große und berechtigte Unzufriedenheit im Inklusionsprozess. Es gab berechtigte Enttäuschungen, gerade bei den Gesamtschulen. Steuerungsnotwendigkeiten sind sichtbar geworden.

Ich sage auch: Ja, es wäre in der Tat weiser gewesen, wenn das, was wir als Fraktionen federführend mit den kommunalen Spitzenverbänden über die Konnexität ausgehandelt haben, im Vorfeld geklärt worden wäre; denn auch das hat eine negative Kommunikation ausgelöst und den Inklusionsprozess belastet.

(Klaus Voussem [CDU]: Das war ein guter Rat!)

Alle diese Punkte habe ich in vielen Gesprächen mit Beteiligten besprochen. Sie sind auch für unsere Reflexion und die Planung der notwendigen Schritte wichtig.

Aber das, was wir jetzt erleben, ist Ihre Verantwortung, Frau Gebauer.

(Lachen von der CDU)

Das ist Ihr Chaos, das derzeit in den Schulen angerichtet wird.

(Lachen von der CDU und der FDP)

Das ist in der Tat Ihre Verantwortung. Es ist Ihre Verantwortung.

(Lachen von der CDU und der FDP)