Protokoll der Sitzung vom 28.11.2019

(Josef Neumann [SPD]: Einfallslos!)

um Gutes zu tun, um Menschen zu helfen. Und Sie stellen es so dar, als würden wir die Mittel kürzen und Menschen zurücklassen. Das ist falsch. Ich finde es schade, dass Sie das so darstellen. Aber das ist Ihre Entscheidung.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Letzter Punkt: Wir stellen für den Bildungsscheck NRW, die Potenzialberatung, die Beratung zur beruflichen Entwicklung und die Fachberatung zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen weitere 19 Millionen Euro zur Verfügung.

Aus Sicht der NRW-Koalition kann ich nur sagen: Unterstützen Sie diesen Haushalt. Stimmen Sie mit uns zu. Es ist für die Menschen. Es ist gut für unser Land. – Ich danke Ihnen.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Vielen Dank, Herr Kollege Schmitz. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht Herr Kollege Mostofizadeh.

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Im Sozialausschuss haben wir zahlreiche Anträge zum Regierungsentwurf gestellt, und Herr Schmitz, ich hätte erwartet, dass heute etwas dazu kommt, weil Sie im Ausschuss nichts dazu gesagt haben.

Es kam aber kein Wort dazu, und deshalb müssen Sie sich nicht wundern, dass wir den Einzelplan nicht nur ablehnen, sondern auch sehr erstaunt darüber sind, dass diese Regierungskoalition sich selbst feiert und keine Worte darüber verliert, wie eine alternative Arbeitsmarktpolitik aussehen kann. Das hat nur sehr überschaubar etwas mit einer sachlichen Auseinandersetzung zu tun.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Ich will ein paar Punkte anführen, die aus meiner Sicht von zentraler Bedeutung sind. Natürlich ist es gut, dass wir ein Gesetz auf Bundesebene haben, das sich um den sozialen Arbeitsmarkt kümmert. Da finde ich Ihre Einordnung für Nordrhein-Westfalen aber einigermaßen abenteuerlich. Wir haben einen sehr hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen, und zwar jenseits der Grenze von 300.000 Personen. Sie sagen, wir hätten eine relativ niedrige Arbeitslosigkeit und seien ganz zufrieden damit.

Nein, ich bin nicht zufrieden damit – gerade weil ich aus einer Region komme, in der die Sockelarbeitslosigkeit viel zu hoch ist und die Menschen schon viel zu lange ohne Perspektive sind. Wir versuchen, den Menschen eine neue Perspektive zu vermitteln und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Man kann damit nicht zufrieden sein, Herr Kollege Schmitz.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Der Kollege Neumann hat, wie ich finde, völlig zu Recht gesagt, dass man sich angesichts der Millionen- und teilweise Milliardenbeträge fragen muss, ob eine Ideologie dahintersteckt und nicht nur der Grund, dass gespart werden soll.

Bei den Betreuungsvereinen wären 2 Millionen Euro nötig, um sie wieder auf ein vernünftiges Maß zu bringen. Genau das haben wir, wie auch die Kolleginnen und Kollegen der SPD, beantragt. Es wurde im Ausschuss von der Regierungskoalition aus CDU und FDP kommentarlos abgelehnt. Sie hätten doch heute mal erklären können, warum Sie das für falsch halten. Wir haben eine Gegenfinanzierung auf den Tisch gelegt.

(Zuruf von Marco Schmitz [CDU])

Auch beim Thema „inklusiver Arbeitsmarkt“ gibt es natürlich gute Ansätze im Bundesteilhabegesetz. Aber bundesweit ist Nordrhein-Westfalen leider im negativen Sinne spitze: Bei der Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung liegen wir deutlich über dem Durchschnitt. Da müssen wir doch Akzente setzen und nicht sagen, dass wir mit der stagnierenden Arbeitslosigkeit ganz zufrieden sind.

Menschen mit hoher Qualifikation, die eine Behinderung haben, werden in Nordrhein-Westfalen aber offensichtlich schlechter integriert, als es nötig ist. Das muss uns stören, da müssen wir ansetzen, und da müssen wir Gegenprogramme auf den Weg bringen.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Und ich stimme dem Kollegen Neumann auch zu, was die anderen Anbieter und das Budget für Arbeit anbetrifft. Wir haben im Ausschuss Vorschläge gemacht, denen Sie nicht gefolgt sind. Und heute sagen Sie, dass Sie ganz zufrieden mit der Gesamtsituation sind. Ich finde, das kann man nicht sein.

Herr Minister, ich will auch an Punkte anknüpfen, bei denen ich finde, dass Sie in Ansätzen nicht auf dem falschen Weg sind. Das gilt für das Thema „Wohnungslosigkeit“ und für die Bekämpfung von Obdachlosigkeit insbesondere von Frauen. Ich finde das Programm richtig, mit welchem 20 Gebietskörperschaften – es sind ja Kreise und Städte – in besonderer Weise gefördert werden.

Aber wir brauchen mehr. Wir brauchen auch im ländlichen Raum Zufluchtsmöglichkeiten für Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind – gerade für Frauen. Deswegen haben wir einen entsprechenden

Antrag im Ausschuss gestellt. Der wurde kommentarlos abgelehnt, und auch heute haben Sie nichts dazu gesagt, Herr Kollege Schmitz. Da hätte ich mir deutlich mehr Austausch und eine fachliche Debatte gewünscht. Aber offensichtlich ist die Regierungskoalition dazu heute weder bereit noch in der Lage.

(Beifall von den GRÜNEN)

Der wichtigste Aspekt, den ich ansprechen möchte, hatte ebenfalls einen Antrag von uns zur Folge: die Arbeitslosenzentren und die Erwerbslosenberatungsstellen. Auf Bundesebene ist das Gesetz zum sozialen Arbeitsmarkt jetzt da, und wir haben seit elf Monaten Erfahrung damit.

Wir werden uns sicherlich noch intensiv dazu austauschen; denn so rosig, wie es geschildert wird, ist es im Einzelnen leider nicht. Gerade die Integration im Bereich der nichtöffentlichen Anbieter funktioniert zumindest meiner Kenntnis nach sehr unterschiedlich, um es vorsichtig auszudrücken.

Nachdem es 2008 schon ein Fehler war, meinen Sie nun, im Bereich der Erwerbslosenberatungsstellen und der Arbeitslosenzentren wieder an der Substanz schrauben und sie umetikettieren zu müssen. Sie sagen, dass die Beratungsstellen jetzt ranmüssen, weil es beim Arbeitsschutz hapert. Das ist eine faktische Kürzung, weil sie sich nicht mehr um die Arbeit, die sie eigentlich machen müssten, kümmern können: sich um die Menschen zu kümmern, zu beraten und für soziale Integration zu sorgen.

Dass Sie das wieder machen, kann ich nur noch als Ideologie bezeichnen. Denn um die Kohle, die paar Euro, die da notwendig sind, kann es nicht wirklich gehen. Deswegen werden wir den Einzelplan in Gänze ablehnen.

Warum wir das im Gesundheitsbereich tun, diskutieren wir gleich noch.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

Vielen Dank, Herr Kollege Mostofizadeh. – Für die FDP-Fraktion spricht Herr Kollege Lenzen.

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die aktuell vorgelegte Sozialberichterstattung zeigt durch erfreuliche Entwicklungen, dass sich die NRW-Koalition von FDP und CDU auf dem richtigen Kurs befindet.

(Beifall von Ralf Witzel [FDP] und Marco Schmitz [CDU])

Wir haben es ja schon von dem Kollegen Schmitz gehört: Die Zahl der Erwerbstätigen und insbesondere die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

(Zuruf von Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE])

ist nicht nur in 2018 weiter gestiegen, sondern der Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort. Die gute Arbeitsmarktlage hat eben auch die Langzeitarbeitslosen erreicht und vermehrt dabei geholfen, wieder Fuß zu fassen.

An der Stelle machen wir mal einen kurzen Faktencheck. Herr Kollege Mostofizadeh, Sie sprachen von mehr als 300.000 Langzeitarbeitslosen. Sie haben recht: Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen lag noch zu Ihrer Regierungszeit und bei Amtsantritt der NRW-Koalition bei etwa 300.000. Aber wenn Sie sich die Daten von Ende Oktober dieses Jahres anschauen, dann stellen Sie fest, dass wir diese Zahl auf 240.000 gesenkt haben.

(Beifall von Ralf Witzel [FDP], Peter Preuß [CDU] und Marco Schmitz [CDU])

Die Zahl 300.000 war also noch ein Überbleibsel, das wir von Rot-Grün übernommen haben. Jetzt sind wir bei 240.000. Das bestätigt unseren Kurs einer Arbeitsmarktpolitik, die alle Menschen im Land mitnimmt.

Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte sind um 3,3 % gestiegen. Dabei ist auch die Ungleichheit der Einkommensverteilung zurückgegangen. Das relative Armutsrisiko ist spürbar auf 16,6 % gesunken. Und auch die Anzahl der Transferleistungsempfänger ist zurückgegangen.

(Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE]: Dann ist ja alles prima!)

Gerade für Menschen mit niedrigen Einkommen gibt es also auch in diesem Punkt Verbesserungen.

(Josef Neumann [SPD]: Paradies!)

Für uns ist Arbeit der Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe. Wir halten eine abgeschlossene Berufsausbildung für den besten Schutz vor Arbeitslosigkeit, und danach handeln wir als NRW-Koalition auch.

Deswegen haben wir die Landesförderung im Bereich der ESF-Programme neu ausgerichtet und den klaren Schwerpunkt darauf gelegt, mehr junge Menschen, Jugendliche in eine Ausbildung zu bringen, in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

So haben wir auch ein Ausbildungsprogramm auf den Weg gebracht, mit dem wir gerade Jugendlichen mit mehreren Vermittlungshemmnissen eine Chance geben. Seit Herbst 2018 haben wir dafür 1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen, gerade in den Regionen, in denen es eine ungünstige Bewerber-Stellen-Relation gibt.

Wir haben auch für 2020 beim Rückzug des Bundes die wichtige Arbeit der Berufseinstiegsbegleitung aus ESF-Mitten des Landes abgesichert. Mit der Fortführung und Ausweitung dieses bewährten Instruments

unterstützen wir Schülerinnen und Schüler mit schlechteren Startchancen beim Übergang in eine Ausbildung.

(Beifall von der FDP)

Wenn das nicht genug ist – man wollte ja hören, wie die NRW-Koalition aus FDP und CDU eine aktive Arbeitsmarktpolitik betreibt –, ließe sich das weiter fortsetzen. Lassen Sie uns das gerne tun.

Sprechen wir über das Thema „Erwerbslosenberatung und Arbeitslosenzentren“; das zählt ja auch mit zu den ESF-Programmen.