Verbraucher legen aber zu Recht ihren Fokus auf Qualität und Sicherheit. Gerade Reifen sind besonders sicherheitsrelevant als alltäglich genutzte Gegenstände für nahezu jegliche Mobilität.
Die Marktanteile von runderneuerten Autoreifen sind bei Pkw dementsprechend gering und liegen derzeit bei unter 5 %. Der Grund dafür ist, dass die Qualitätssicherung in der Produktion runderneuerter Reifen sehr teuer ist, da sie jeweils auf die Reifengröße abgestellt ist.
Es gibt aber ca. 200 verschiedene Autoreifengrößen, weshalb runderneuerte Reifen auch nur in wenigen Größen hergestellt werden. Viele Hersteller haben deshalb schon vor Jahren die Herstellung von runderneuerten Pkw-Reifen eingestellt oder sind sogar pleitegegangen.
Aus diesem Grund lohnt sich derzeit wirtschaftlich nur die Herstellung von runderneuerten Lkw-Reifen, die durch den höheren Preis eine deutlichere Ersparnis bringen und daher schon einen Marktanteil von ca. 40 % haben.
Aber wir müssen noch einen anderen Aspekt betrachten, der auch schon genannt wurde: Runderneuerte Reifen haben einen um ca. 30 % höheren Verschleiß und sind daher kaum für Langstrecken- und Vielfahrer geeignet.
Genau durch diesen höheren Abrieb oder das dabei erzeugte Mikroplastik, das runderneuerte Reifen erzeugen, verwundert mich der jetzige Antrag der Grünen generell, denn die Grünen hatten im April 2018 mit Drucksache 17/2389 einen Antrag eingebracht, der die Reduzierung von Mikroplastik zum Gegenstand hatte und hier sogar den Abrieb von Autoreifen als einen der Hauptverursacher von Mikroplastik ausmachte.
Mit Ihrem neuen Antrag nun zu fordern, dass die öffentliche Hand nur noch runderneuerte Autoreifen anschaffen und die Hersteller zur Produktion ebensolcher verpflichtet werden sollen, verwundert aufgrund des deutlich höheren Abriebs runderneuerte Reifen doch sehr.
Diesen deutlichen Widerspruch im Antrag der Grünen können wir sehr gerne im Fachausschuss besprechen, denn einer Überweisung stimmen wir natürlich gerne zu. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Kollege Terhaag. – Als nächster Redner hat nun für die Fraktion der AfD Herr Abgeordneter Keith das Wort. Bitte sehr.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Nach Strohhalmen, Reitböden und Kunstrasen nehmen Sie sich also jetzt die Autoreifen vor, Herr Rüße. Grüne, Auto und Verkehr – da ahnt man schon, dass dabei nichts Gutes herauskommt.
Dieser Antrag liest sich, als wäre er an einem Sonntagnachmittag bei einem leckeren Cappuccino in einem Szenecafé in Köln, vor der Tür das Lastenfahrrad abgestellt, geschrieben worden. Damit lässt sich dann vielleicht auch erklären, Herr Rüße, warum in Ihrem Antrag keine einzige Quelle angegeben worden ist.
Trotzdem habe ich mir die Mühe gemacht und einige Reifenhändler, Kfz-Mechaniker und Kfz-Meister besucht und sie um ihre Meinung gebeten.
Sie wissen schon noch, wer das ist und welche Berufe sie darstellen? – Das sind nämlich die Berufe aus der Autoindustrie, die Sie am liebsten abschaffen würden.
Die meisten Aussagen klangen gleich: Runderneuerte Reifen würden nicht den Qualitätsanforderungen normaler Reifen entsprechen, würden vom Kunden nicht nachgefragt, wären für Pkws eher ungeeignet; bei Maschinen oder Lkws sähe das anders aus.
Einen ganz wichtigen Satz habe ich mir aufgeschrieben: Hinsichtlich der Geschwindigkeit, des Bremsverhaltens und beim Aquaplaning können runderneuerte Reifen einfach nicht mithalten.
Dann habe ich mir die Mühe gemacht, mir die Fachzeitschriften genommen und mich ins Thema eingelesen.
Diese Aussagen decken sich fast zu 100 % mit fast allen Aussagen in den entsprechenden Fachzeitschriften.
Wenn man aber natürlich wie Sie, lieber Herr Rüße, und Ihre Partei den Bürgern ohnehin ein Tempolimit aufzwingen möchte, kann ich natürlich verstehen, dass Sie so argumentieren, wie Sie das eben getan haben.
Anders sieht es allerdings aus, wenn Sie zum Beispiel ein Auto mit entsprechender Geschwindigkeit benötigen wie zum Beispiel die Polizei. Sie finden es laut Ihrem Antrag „erstrebenswert“, wenn das Land NRW seine Fahrzeugflotte mit recycelten Reifen bereift.
Im Ernst? – Wenn Polizeiautos mit Gebrauchtgummi bereift sind, dauert die Verfolgung von Straftätern
Ich muss schon sagen: Ihre Abneigung gegen die Sicherheitskräfte nimmt hier mittlerweile kuriose Züge an.
Wie begründen Sie das alles? – Sie behaupten, weil so viele Lkws und Pkws unterwegs sind, werden immer mehr Reifen gebraucht und immer mehr Altreifen entsorgt. Das ist richtig. Aber dann frage ich Sie auch ganz ehrlich: Warum haben Sie unserem Antrag, den Güterverkehr verstärkt von der Straße auf Schiff und Schiene zu verlegen, abgelehnt?
Sie beklagen wegen der Auswirkungen auf Landnutzung und Artenreichtum zu Recht den Anbau von Kautschukbäumen in Ländern wie Thailand. Werter Herr Rüße, werte Grüne, bevor Sie Monokulturen in Thailand kritisieren, habe ich einen anderen Vorschlag: Begreifen Sie endlich, welche verheerenden Folgen die Vermaisung unserer Äcker wegen Ihres Energiepflanzenirrsinns hat. Wegen dieses Irrsinns verschwinden ganze Vogelarten hier bei uns, mitten in Deutschland.
Dass den Grünen ihre Doppelstandards nicht peinlich sind und sie sich immer noch als eine Umweltschutzpartei aufspielen, ist in diesem Fall wirklich nur dreist.
Der ADAC hat seit 2011 keine runderneuerten Reifen mehr getestet. Warum? – Ich zitiere aus der Begründung: „Die von uns getesteten Produkte gibt es nicht mehr, viele Hersteller sind pleite.“
Ich sage Ihnen, warum sich das Produkt nicht durchgesetzt hat: Autofahrer wollen mit einem sicheren Gefühl unterwegs sein. Bei Reifen will man keine recycelte Ware. Autoreifen sind eben kein Toilettenpapier.
Aber Sie wären nicht die Grünen, wenn Sie das auch akzeptieren würden. So wollen Sie Reifenhersteller jetzt verpflichten, runderneuerte Reifen zu produzieren. Schon allein wegen dieses Eingriffs in die freie Marktwirtschaft werden wir Ihrem Antrag nicht zustimmen.
Die Lösung der Zukunft im Umgang mit Altreifen wird es nicht sein, Firmen zu zwingen, ein Produkt herzustellen, das nicht nachgefragt wird.
Vielmehr gilt es, innovative Firmen zu fördern, die aus Altreifen weitere sinnvolle Nachfolgeprodukte herstellen. Schon heute sind Granulate und Gummimehle aus Altreifen in der Bauchemie, im Straßenbau und auf Sportanlagen nicht mehr wegzudenken.
Wir als AfD-Fraktion setzen hier auf Innovation, nicht auf Zwang. All das hätten Sie auch in Ihrem Antrag beim Cappuccino in dem Szenecafé in Köln berücksichtigen können, aber darum geht es Ihnen nicht.
Ihnen geht es um etwas ganz anderes: Sie wollen das Autofahren am liebsten ganz verbieten und benutzen dieses Thema als Türöffner für die Abneigung gegenüber dem Individualverkehr. – Ohne uns.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Keith. – Für die Landesregierung hat nun Frau Ministerin Heinen-Esser das Wort.
Herzlichen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erst einmal danke ich allen meinen männlichen Vorrednern für den tiefen Einblick, den ich heute Abend zum Thema „Reifen im Allgemeinen und im Besonderen“ gewonnen habe.
Deshalb gebe ich Ihnen jetzt auch mal einen kurzen Einblick in meine Lebensgeschichte: Runderneuerte Reifen waren das Einzige, was ich mir während meines Studiums leisten konnte; das muss ich ganz offen zugeben.
Alle, die so etwa in meinem Alter sind, wissen: Damals waren runderneuerte Reifen gerade für junge Menschen genau das, was sie sich leisten konnten und womit sie gefahren sind.
Im Zuge des Wohlstands etc. wurden die runderneuerten Reifen in der Tat immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Es gab negative Berichte, Reifenplatzer, Sicherheitsgründe etc.; das ist von meinen Vorrednern alles schon richtigerweise genannt worden.