Protokoll der Sitzung vom 21.01.2000

Es geht weiter. Vielleicht können Sie heute einmal erklären, warum Sie eine Rücklage bilden.

(Mertes, SPD: Das ist doch erklärt. Vielleicht sitzen Sie auf den Ohren, wenn ich. auf etwas anderem sitze!)

• Nein, das ist nicht erklärt. Sie könnten vielleicht erklären, warum Sie die 280 Millionen DM nicht nutzen, um die Nettoneuverschuldung zu reduzieren, sondern sie in eine Rücklage zahlen und im Jahr 2001 - das ist das Jahr, in dem die Landtagswahl stattfindet· red~gieren. Das istganz neu.

(Mertes, SPD: Weil wir es wollen!)

·Ja, weil Sie es wollen. Herr Mertes, warum wollen Sie es? Es

ist" nämlich viel schöner, im Jahr 2001, kurz vor der Landtagswahl, sich hierhin zu stellen und zu sagen, wir sparen jetzt und reduzieren die Nettoneuverschuldung. Es ist viel schöner, dann die Prospekte von diesem Jahr zu zeigen und zu sagen: Das war unsere Prognose.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was man heute besorgen kann, dass sollte man nicht auf morgen verschieben. Das sollte vielleichtdie Maxime sein, gerade wenn man sich mit" dem Sparen profilieren will.

~ (Ministerpräsident Beck: Das Haushalts· ergebnis 2001 wird 2002 vorgelegt!)

-Aber die Ankündigungen kommen immer vorher. Sie kündi

gen heute schon an, was Sie im Jahr 2008, erreichen wollen. So kann es nicht gehen, HerrBeck.

·Meine Damen und Herren, ich glaube, dass das, was Sie als

Sparpolitik propagieren, und das, was Sie daraus machen,weit hinter dem, was Sie an Appellen vor sich hertragen, zurückbleibt. Ich habe lh~en einige Beispiele genannt. Ich könn. te das noch länger tun.

(Mertes, SPD: Nein, nein!)

-Dann müsste- ich Sie alle bitten, Ihren Taschenrechner zu

zücken.

lch.komme zum zweiten Punkt. Ich habe in den-letzte'n zwei Tagen aufgehört zu zählen, wie oft von den Vertretern der

F.D.P. und der SPD in der Debatte der Eindruck erw(;!ckt wurde, dass man mit diesem Sparhaushalt Schulden abbaut. Das ist doch mitnichten so. Man kann mit solchen Begrifflichkei

ten ein.bisschen spielen.

Frau Pahler ist mir dabei aufgefallen. Sogar Herr Zuber hat von dem Sparhaushalt, mit dem man Schulden reduziert, gesprochen. Das ist auch dieses Jahr nicht so. Im nächsten Jahr wird die Neuverschuldung wachsen, und zwar um einen beträchtlichen Betrag. Machen Sie keine paternkinsehen Dörfer, sondern sagen Sie: Wir versuchen und kündigen an, dass wir die Neuverschuldung reduzieren wollen. Wir fü~ren noch

·lange keine Schulden zurück. Ob Sie das 2008 können, steht auch noch in Frage.

' '

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, vielleicht hören wir noch etwas zu der Ausgleichsrücklage, die Sie bilden wollen. Meiner Mei

-nung nach ist das eine Strategie, mit der Sie den von uns ge

forderten Nachtragshaushalt aus anderen Gründen - das ha

be ich gestern zum Thema Bezirksregierung und Veranschlagung clavon erläutert- umg~hen wollerl.

Sie sollten sich einmal die HaushaltsfÜhrung des Bundes betrachten und sehen, was die Bundeshaushaltsordnung regelt und wie der Bund damit umgeht, wenn er Steuermehreinnahmen hat. Er reduziert -nämlich im laufenden Haushalts-.

jahr i~ Haushaltsvollzug seine Neuverschuldung. Vielleichterklärt uns Herr Mittler nachher, wie er es macht und wer in der Landesregierung - er selbst oder vielleicht der findige Staatssekretär Dr. Deubel- aufdie Idee kam, das alles zu verschieben. Dann kann man das zweimal gut verkaufen.

Meine Damen und Herren, man kann Verständnis dafür ha

ben, d~ss sich der Mond heute Morgeh 'verdunkelt hat. Sie wissen, es gab heute Morgen kurz nach 5.00 Uhr eine totale Mondfinsternis. Vielleicht haben Sie sie auch gesehen. Ich habe sie mir angeschaut, und ich· konnte es verstehen. Der Mond wu~ste schon, dass Sie heute mit Mehrheit diesen Lan

deshaushalt verabschieden wollen. Da konnte er sich nur noch zurückziehen.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die F.D.P.-Fraktion erteile ich Herrn Abgeordneten Kuhn das Wort.,

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Verdunkelu11g

des Mondes ist vorbei, wenn wir diesen Haushalt verabschieden werden. Er stahlt dann wieder in vollem Licht.

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

Das ist damit als Symbol nicht mehr zu gebrauchen.

Ich komme zunächst zur Haushaltsberatung. Ich möchte n·och

etwas zum Verfahren sagen. Es-gibt neue positive Elemente,

-die sich bewährt haben. Die Kurzintervention hat diese Haus

haltsberatungen belebt. Wir sollten sie als Instrument weiter pflegen. Unsere großen Befürchtungen, die-wir, was den Ablauf anbelangt, in den vergangenen Jahren hatten, sind, was das Verfahren angeht, nicht eingetreten. Wir sind auf einem guten Weg.

Ich möchte das, was der Kollege ltzek zum Einzelplan 04

- Ministerium der Finanzen - gesagt hat: um zwei Dinge ergänzen. Zunächst einmal' möchten wir als F.D.P.-Fraktion die Leistung des Finanzministerums. anerkennen, und zwar im Hinblick auf die Haushaltsführung in den letztem beiden Jahren durch den Minist~r und den Staatssekretär Dr. Deubel.

(Beifall derF.D;P. und der SPD). Diese Haushaltsführung war professionell und hat uns als Parlamentarier das Leben erleichtert. Dies unterstreicht auch das positive Abschlussergebnis. Was zu diesem positiven Ergebnis geführt hat, sollte -man herausstellen. Das Zinsmanagement des Finanzministeriums ist außergewöhnlich gut und _in d~J Bundesrepublik Deutschland vorbildlich. Dadurch sparen wir eine ganze Menge Geld. Ich spreche. ein großes Kompliment an das Finanzministerium -- fürdiese Leistungen aus. (Beifall der F.D.P. und der SPD)

Das· gilt natürlich auch für d.ie Konieptionierung des vorlie

genden Doppelhaushalts, den wir jetzt abschließen werden. _

Frau Thomas kann ich nicht direkt ansprechen, weil Sie nicht im Raum ist. Das wird nachher der Finanzminister tun. Es gibt einige krasse Fehlaussagen, die richtig gestellt werden müssen. Da sie nicht anwesend ist, werde ich das nicht tun, weil sie nicht die Chance zum Entgegnen hat.

(Zuruf aus dem Hause: Sie ist doch da!)

Die Aussagen in Richtun·g LBB- das haben Sie selbst gesehen