Protokoll der Sitzung vom 14.06.2000

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur 111. Plenarsitzung des Landtags Rheinland

Pfalz.

Zu Schriftführern berufe ich die Abgeordneten Christine Schneider und Astrid Schm.itt. Frau Schneider führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Dr. Dieter

Schiffmann, Christine Müller sowie Staatsministerin Frau

Dr. Rose Götte. Drei Kolleginnen Lind Kollegen haben mir angekündigt, dass sie später erscheinen.

. Meine Damen und Herren, zur Tagesordnung weise ich darauf hin, dass die Absicht besteht, die Tagesordnungspunkte 17 bis 20, bei denen es sich um Schulthemen handelt, in der morgigen Plenarsitzung nach der Fragestunde und der Aktuellen Stunde aufzurufen. Dagegen erheben sich keine Einwände.

Die Beschlussempfehlungen zu den.Punkten 4 und 5· der Tagesordnung- Drucksachen 13/5885/5887- sind zwischenzeitlich verteilt. Mit der Feststellung der Tagesord hung ist gleich

zeitig die Frist zwischen der Verteilung der Beschlussempfehlungen und der zweiten Beratung abzukürzen.

Zu Punkt 24 der Tagesordnung ist Folgendes anzumerken: Der Antrag- Drucksache 13/5888- wurde von den Fraktionen der SPD und F.D.P. eingebracht. Auch in diesem Fall ist die

Frist zwischen der Verteilung der Drucksache und der Beratung des Antrags abzukürzen. Wenn es dagegen keine Einwände 'gibt,-

(Bischel, CDU: Wir wollen einmal nicht so sein!)

-Das ist außerordentlich großzügig!

--dann ist die Tagesordnung so-festgestellt.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE

.. , a) ,.Auswirkungen der Steuem!form auf die rheinland

pfälzische Wirtschaft und die landesfinanzen"

auf Antrag der Fraktion der CDU

-Drucksache 13/5849

· b) ,.Urteil des Verfassungsgerichtshofes Rheinland-Pfalz

zur Subsidiaritätsklausel in der.Gemeindeordnung und Auswirkungen auf die Kommunen"

auf Antrag der Fraktion der F.D.P.

- Drucksache 13/5850

Zu dem ersten Thema der Aktuellen Stunde erteile ich für die antragstellende Fraktion Herrn Abgeordneten Herbert Jullien das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt wohl kaum jemande.n in Bund und Land, der nicht die Notwendigkeit und _Dringlichkeit einer durchgreifenden Steuerreform erkannt hat und ihre Umsetzung so schnell wie möglich fordert. Diese Steuerreform ist dring~nd geboten und zwingend notwendig, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, um damit vorhandene Arbeitsplätze

zu sichern und neue zu schaffen und vor allem, um für alle Steuerzahler, ob Kapitalgesellschaften, Personenges_ellschaften, Einzelunternehmen und vor allen Dingen für Arbeitneh

mer, eine spürbare Steuerentla~tung herbeizuführen·.

Mit diesem Anspruch und mit diesem Ziel vor Augen hat die rotgrüne Bundesregierung im Jahr 1999 ein Steuerentlastungsgesetz auf den Weg gebracht und nunmehr im Bundestag das so genannte Steuersenkungsgesetz verabschiedet. Bereits heute und an dieser Stelle kann gesagt werden, dass dieses Steuerentlastungsgesetz eher als ein Steuerbelastungsgesetz zu bezeichnen ist und das Steuersenkungsgesetz eigentlich nur Großunternehmen, Konzerne und Kapitalge-· sellschaften begünstigt, aber nicht das herbeiführt, was eigentlich mit dieser Steuerreform erreicht werden sollte, näm

lich eine spürbare Entlastung für mittelständische Betriebe und Unternehmen. (Beifall der CDU

ltzek, SPD: Das müssen Sie einmal erklären!

Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erklären Sie das einmal!)

Meine Damen und Herren, gab es nicht schon g~nug Probleme mit dem Steuerentlastungsgesetz, wie beispielsweise die

Halbierung des Sparerfreibetrags von 12 000 auf 6 000 DM

und von 6 000 DM auf3 000 DM, die Begrenzung des Verlustabzugs, die Halbierung des Vorsteuerabzugs, so wird nun. I

mehr mit diesem Steuersenkungsgesetz ein Bereich beschritten, bei dem von vornherein die Verfassungsmäßigkeit dieses Gesetzes angezweifelt werden muss.

Meine Damen unä Herren, in dieser Steuerreform zeigt sich der geballte steuerliche Sachverstand dieser rotgrünen Bundesregierung. Der Ansatzist eigentlich gut und begrüßenswert, nämlich 25 % Körperschaftssteuer für Kapitalgesellschaften, aber- oh Schreck- wie sieht es dann mit den mittelständischen Unternehmen aus?- Hier bleibt es bei der bisherigen Besteuerung nach dem Einkommensteuergesetz.

Nun gibt es die Überlegung, über ein so genanntes Options· modelleine Möglichkeit zu schaffen, von dem selbst unser ei-. gener Finanzminister nicht überzeugt ist. Er hat zu diesem Optionsmodell in aller Klarheit und Deutlichkeit gesagt, es sei konfliktträchtig, zu bürokratisch, anfällig für den Missbrauch und zu beratungsintensiv. Herr Finanzminister, genau diese Punkte teilen wir mit Ihnen. Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn es nicht nur bei diesen Worten und Ankündigungen bleiben würde, sondern wenn Sie di~s auch im Vermittlungsausschuss so umsetzen könnten.

Sie sollten bitte bedenken, dass über 85 % aller Unternehmen Einzelbetriebe bzw. Personengesellschaften sind und in

so.weit gerade für·diese Gesellschaften eine entsprechende steuerliche Vergünstigung notwendig ist.

(Beifall. der CDU- ltzek, SPD: Lassen.Sie sich das einmal vorrechnen!)

Herr Kollege ltzek, wer davon spricht, dass dieses Gesetz mittelstandsrreundlich ist, dem will ich dies nur einmal am Beispiel der Veräußerungsgewinne aufzeigen. Ein Gesetz, das vors'ieht, dass Großunternehmen, Konzerne und Kapitalgesellschaften ihre Veräußerungsgewinne steuerfrei belassen können, während dies nicht für Einzelunternehmen und für Personengesellschaften gilt, ist kein mittelstandsfreundliches Gesetz, meine Damen und Herren. Es ist genau das Gegenteil, nämlich eine Politik für Großbetriebe und Konzerne und im

Ergebnis eine mittelstandsfeindliche Politik, meine Damen und Herren.

(Beifall der CDU)

Herr Finanzminister, ich habe Sie soeben schon einmal angesprochen. Sie sind Vorsitzender der Finanzministerkonferenz.

Ich kann nur hoffen, dass Sie das umsetzen, was Sie bereits zu dem' Optionsmodell und zu den Veräußerungsgewinnen bei Kapitalgesellschaften gesagt haben. Ich hoffe, dass dies nicht Ihre Zustimmung finden wird und dass Sie alles daransetzen