Protokoll der Sitzung vom 14.09.2000

sung der Gewaltenteilung zu beantragen.

Ich kann miCh nur wiederholen. Ihr 206 Seiten langer Entwurf, der von einer Regulierungswut geprägt ist, die kaum nachzuvollziehen ist, macht im Großen und Ganzen nur eines deutlich: Sie sind ideologisch geprägt, statt sich an der Le

benswirklichkeit zu orientieren und an der Entwicklung eines modernen Schulsystems zu beteiligen.

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

Ich erteile Herrn Dahm zu einer Kurzintervention das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Kuhn, kh möchte noch die eine-ode(andere Anmerkung zu Ihrem Beitrag- vornehmen. -Wir wissen, dass die Sozialdemo

. krateri ein sehr etatistisches Bild der Gesellschaft vermitteln. Da Sie das genauso vorbringen und auf diese Staatsgläubigkeitsschiene und Ministerialbürokratie pqchen, reizt es mich, mich mit Ihnen ein bisschen auseinander zu setzen.

Sie sprechen von der organisierten Verantwortungslosigkeit im Zusammenhang mit Schulforen. Ich möchte Ihnen einmal etwas sagen: Ich habe gerade diese Woche im Kuratorium der Universität Mainz gesessen. Herr Friedrichs -den kennen Sie; er ist, glaube ich, von Ihrer Partei- hat ein Modell vorgestellt, wie Hochschulräte in Zukunft agieren sollen, dass s!e Verantwortung bekommen, beispielsweise über die Wahl der Hochschulleitungen, über die Haushaltsgestaltung und durch mehr Einfluss der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Ge

sellschaft in diesen Gremien. Genau das, was Sie an uns kritisieren und was wir für die Schulen vorschlagen, schlagen Ver

- treterIhrer Partei vor, dass man das an den Universitäten tun kann.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Diskussionspunkt ist, dass wir von dem übermäßigen Ein·

fluss der Ministerialbürokratie auf das Bildungssystem weg

kommen. Letztendlich muss es zu mehr_ Verantwortung für die unteren Einheiten kommen. Dies muss verantwortlich geschehen. Dazu muss man Rahmen setzen. Der Vorschlag Ihres Kollegen war, das Universitätsgesetz in dieser Richtung zu ändern.

Wir machen das in diesem Fall für das Schulgesetz. Wir legen Ihnen Vorschläge vor. Diese können wir diskutieren. Vielleicht ist nicht jedes Detail haltbar. Sie können gern auch noch mit mir diskutieren, solange ich da bin. Sie können nicht abstreiten, dass sich etwas ändern muss und die Institu

tionen in der Bildung reformiert werden müssen. Ich kann nur dafür plädieren, dass Sie das Thema so ernst nehmen, wie Sie in dieser Legislaturperiode auch die Vervvaltungsreform ernstgenommen haben.

(ZurufdesAbg. Dr. Weiland, CDU)

Ich kann nur appellieren, dass Sie in der nächsten Legislaturperiode vielleicht auf einem noch höheren und besseren Niveau- Sie lernen dazu- die Reform der Bildungsinstitutionen auf die Agenda setzen und wirklich eine Änderung vollzie

hen, die Sie im Detail in vielen kleinen Anträgen schon einmal versteckt haben. Es geht darum, dass auch die gesetzlichen Rahmen gesetzt werden, damit diese Re_form ihren Bestand hat.

Danke schön.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Kuhn das \'ilort.

Der Vorschlag von Herrn Friedrichs ist mir bekannt.

(Frau Bill, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sehen Sie einmal!)

Es wundert Sie nicht. Er ist aber nicht vergleichbar mit dem, was wir heute besprechen. Hier widerspreche ich Ihnen. Wir sollten uns in diesem Hause auch (;!inmal über das unterhalten, was Herr Friedrichs vorschlägt.

(Zurufe der Abg. Frau Themas, Frau Bill und Frau Grützmach er, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das, was Herr Friedrichs vorschlägt, hat eine ganz andere Zielrichtung. vVir haben ein Problem mitden Hochschulen dahin gehend, dass bei der jetzigen Struktur angedachte Wei

terentwicklungen oft erschwert werden. Ich möchte nicht ins Detail gehen.

Diese Neustrukturierung über einen Aufsichtsrat - oder wie Sie es auch immer nennen wollen - würde dazu führen, zu ganz klaren Entscheidungsprozessen zu kommen. Das ist das Ziel, und dabei haben wir heute ein Problem. Darin stfmmen. wir überein. Dann wären die Verantvvortungen auch klar. Das wollen wir auch in der Schule.

(Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Richtig!)

Was Sie vorschlagen, ist nicht praktikabel und wird nicht praktikabel sein. Sie müssen klare Verantwortlichkeitein auch in der Schule behalten, und dies ist nicht auf dem Weg möglich, die Schulleitungen letztendlich zu entmachten. Dann schaffen Sie nämlich genau das Vakuum dieser Unberechen

barkeiten, die wir vermeiden wollen. Ich sehe dies ganz ge

gensätzlich.

Herr Friedrichs will mit seinem Vorschlag die Klarheit der Ver

antwortung und die schnellere Durchsetzung von Modernisierungsprozessen erreichen. Wir brauchen in der Schule eine

. klare Verantwortung und selbstverständlich mehr Freiheit für die Schule. Darüber haben wir viereinhalb Jahre lang gesprochen. Wir haben klare Konzepte.

(Frau Themas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ziehen Sie doch einmalihre komische Brilleaus und die Lesebrille an!)

Lesen Sie es doch einm~l durch. Wir haben ganz klare Konzepte auf den Tisch gelegt, was die Weiterentwicklung unse

res Schulwesens anbelangt. Dies ist ein Fundament, das praktikabel und umsetzbar ist.

Das ist mein )Jroblem; das ich mit Ihrem Gesetzentwurf habe. Ich sehe im Geist eine Schullandschaft, die absolut heterogen wird und letztendlich zu Elternunzufriedenheit in einem Aus

maß führen wird, das Sie sich gar nicht vorstellen können. Das ist meine Befürchtung, die ich Ihnen soeben dargelegt habe.

Danke. (Beifall der F.D.P. und der SPD)

Ich erteile Herrn Bildungsminister Professor Dr. Zöllner das

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Deregulierung, Delegation und Auflösung von Reformstau sind Forderungen,-denen sich jeder gern anschließen würde. Das Problem in diesem Geschäft ist aber, inwieweit tatsächlich der An

spruch mit der Wirklichkeit der Realisation übereinstimmt und ob tatsächlich praktikable Vorschläge in dieser Richtung gemacht werden.

Der vorgelegte Gesetzentwurf der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stellt ohne Zweifel ein voluminöses Sch_ulgesetzwerk dar. Ob es aber tatsächlich Ihren Intentionen, denen ich bereit bin zu glauben und in vielen Bereichen folgen möc~te, entspricht, wage ich zu bezweifeln.

Sie haben ganz ohne Zweifel die Schulwirklichkeit in vielen D-ingen außer Acht gelassen. Gesamtstaatliche und gesell

schaftliche Rahmenbedingungen für ein öffentliches Schulwesen und die_ Entwicklung auch des speziellen rheinlandpfälzischen Sc~ulwesens selbst, das man heute nur dann ver